Freitag, 6. Juli 2012

Zur Ortsnamenforschung: Beispiele aus der Steiermark

Historische Karte der Steiermark
Die Steiermark 1855 (Bild: Wikimedia.org)
Der Name eines Ortes kann einiges über seine geschichtlichen Ursprünge aussagen.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle besonders aussagekräftige Namensbestandteile ein wenig genauer betrachten. Ich werde dies anhand von Beispielen aus der Steiermark tun, da ich denke, dass die Mischung aus althochdeutschen und slawischen Elementen bis zu einem gewissen Grad durchaus repräsentativ für viele Gebiete in Österreich und Deutschland ist.

Slawische Ortsnamen:
Es gibt in der Steiermark eher wenige slawische Bezeichnungen die auf Rodungen hinweisen, denn als die Slawen einwanderten, gab es, im Gegensatz zur späteren bajuwarischen Einwanderungswelle, noch genügend aus der Spätantike herrührende Freiflächen, die sich zur Besiedlung eigneten.

las, lass = slaw.: lichte Stellen (Rodungen) -  z.B. Lassing, Lassnitz
sec, seck = slaw.: Holzschlag - Seckau, Seggau, Söchau
terbiti, trebit = slaw.: roden - z.B. Trieben
Glin = slaw.: Lehm, Ton - z.B. Gleinalm
Grad = slaw.: Burg - z.B. Graz
Greben = slaw.: Bergkamm - z.B. Gröbming

Im Hochmittelalter wurden dann viele der noch erhaltenen slawischen Ortsnamen mit einer deutschen Endung versehen. Spätestens im ausgehenden 13. Jahrhundert, waren die slawische Bevölkerungsreste auf dem Gebiet der heutigen Steiermark assimiliert.


Deutsche Ortsnamen:
Ca. ab 750 sind in der Steiermark größere Gruppen bajuwarischer Siedler nachweisbar, seit dem 9. Jh. gibt es überall in der Steiermark deutsche Ortsnamen.
Die ältesten überlieferten sind Nestelbach (Nezilinipah) und Bruck (Prucca), beide aus dem Jahr 860.

Ein typisches Kennzeichen für die deutsch-bajuwarische Herkunft eines Ortsnamens ist ein "-ing" am Ende. Dieses an einen Personennamen angehängte "-ing" soll ausdrücken, dass man der Besitzer eines bestimmten Stück Landes oder Dorfes ist - z.B. Eberhartingen oder Ruperting
Aber Achtung, es gibt auch Ausnahmen! Siehe z.B: Aiching. Denn wer heißt schon "Eiche"? ;)

riute, geriute = mhd.: Ein Stück Land das urbar gemacht wurde.
meiz. = mhd.: Holzschlag
swenden = mhd.: den Wald "verschwinden" lassen
(Orte mit obigen Namensbestandteilen sind typisch für das 13. Jh)

stoc = ahd.: Baumstumpf - z.B. Haimstock (Rodungsgebiet eines Haimo)
lewari = ahd.: Hügel - z.B. Lebring
Pistorf = Dorf das sich in bischöflichem Besitz befand ("Bischofsdorf")





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