Donnerstag, 4. Oktober 2012

Wilhelm der Eroberer und gewisse Merkwürdigkeiten

1066 Harold Godwinson
Teppich von Bayeux: HIC RESIDET HAROLD, REX ANGLORUM - "Hier sitzt Harald, König der Engländer"
(Bild: Daniel R. Blume / PurpleHZ / Wikimedia.org)

Als sich der Normanne Wilhelm der Eroberer im Jahre 1066 England unter den Nagel riss, tat er dies vor allem mit dem Hinweis darauf, dass alleine er der rechtmäßige Thronerbe des angelsächsischen Königs Eduard des Bekenners sei. Eduard habe dem Normannen Wilhelm, der aus Sicht der Angelsachsen ein kulturfremden Ausländer war, angeblich Jahre zuvor den Thron versprochen. Dass Eduard kurz vor seinem Tod dann allerdings den Angelsachsen Harold Godwinson als Nachfolger bestimmte - was als König sein gutes Recht war - war nach Wilhelms Ansicht ein ungültiges Vorgehen. Nur ihm stünde die Krone zu, auch weil Harold angeblich Wilhelm bei einem Besuch in der Normandie die Treue geschworen und somit auf eigene Thronansprüche verzichtet hat.

Erstaunlich ist nun aber, dass sich Wilhelm von Poitiers, der Chronist von Wilhelm dem Eroberer, und ein anderer wichtiger Zeitzeuge, nämlich Wilhelm von Jumieges, in zentralen Punkten widersprechen; unter anderem wenn es darum geht, wo Harold besagten Eid geleistet haben soll.
Sehr seltsam ist auch, dass ausgerechnet der berühmte Teppich von Bayeux, den der Halbbruder von Wilhelm, Odo, in Auftrag gab, Harold als König darstellt und ihn auch so bezeichnet. Man sollte doch meinen, dass man einem Thronräuber, der sich die Königskrone durch einen Eidbruch unrechtmäßig angeeignet hat, solche Ehren nicht zukommen lassen würde...


Weiterführende Literatur:
Alheydis Plassmann | Die Normannen: Erobern - Herrschen - Integrieren | Kohlhammer | 2008 | Info bei Amazon

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