Montag, 14. Januar 2013

Das Bruchstück einer antiken Keramik (2300 Jahre alt?)

Die Fotos zeigen das Bruchstück einer antiken Keramik, genauer gesagt den Teil eines Henkels. Vielleicht gehörte dieser zu einer Amphore, vielleicht auch nicht. Bei der Unzahl an verschiedenen, Gefäßtypen möchte ich mich lieber nicht festlegen (Klick mich)
Zumindest der Fundort ist mir jedoch bekannt: Das berühmte Persepolis, welches 330 v. Chr. von Alexander dem Großen teilweise niedergebrannt wurde. Vielleicht stammt dieses Fragment aus genau jener Zeit? Oder ist es womöglich noch älter? Sollte sich ein Keramikfachmann hierher verirren - es darf auch eine Frau sein ;) - würde ich mich über zusätzliche Informationen sehr freuen.

Die Länge des Bruchstücks beträgt insgesamt 12,6 cm, der kreisrunde Querschnitt des Henkels 2,5 cm.
Das Wandstück ist zwischen 1,2 und 1,5 cm dick.

Das Bruchstück befand sich nicht unter der Erde, sondern war geraume Zeit Wind und Wetter ausgesetzt; das sieht man an den Bruchkanten, die teilweise rund geschliffen sind, und an den Resten von Flechten, die Teile der Oberfläche überziehen. Touristen und Bildungsreisende konnten Objekte wie dieses, bis in die 70er-Jahre hinein, einfach einsammeln und als Souvenir mit nachhause nehmen (was man natürlich nicht machen sollte).

Nachdem ich an einer Stelle den Schmutz mit Wasser und einer Zahnbürste entfernt hatte, sah ich plötzlich die möglicherweise weit über 2000 Jahre alten Fingernägelabdrücke des Töpfers. Für mich eine schöne Entdeckung.

4 Kommentare:

  1. Also so aus dem Bauch heraus (ohne direkten Augenschein ist das schwer zu beurteilen), würde ich nach Form, Farbe und Wandstärke auf ein Amphorenfragment römischer Herkunft tippen. Achaimenidische Keramik sieht anders aus, da ist der Ton i.d.R. heller, zudem sind dann meist die Henkel kleiner. Das hier sieht nach typisch römischer Massenware aus, also etwa 400-500 Jahre jünger als deine Schätzung.
    Die kleinen Wülste drauf stammen wahrscheinlich nicht von Flechten, sondern sind einfache Kalkablagerungen. Mit stark verdünnter Säure (wir haben Ameisensäure benutzt) bekommt man die am einfachsten weg, ohne dass die Keramik Schaden nimmt.
    Für genauere Angaben müsste man u.a. den Innendurchmesser und den Neigungswinkel haben (also das Fragment zuerst reinigen, dann so ausrichten, dass die Drehrillen an der Innenseite genau waagrecht sind). Allerdings bin ich kein Amphorenspezialist, eine genaue Bestimmung kann ich dir wohl nicht liefern.

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    1. Danke dir, das ist schon mal ein durchaus interessanter Erkenntnisgewinn!
      Es stimmt, viel von dem hellen Überzug dürfte eine Art Kalkablagerung sein. Dort wo ich das Bruchstück gesäubert habe, bestand die unterste Schicht aber aus einer Art von Flechte (zumindest sah das für mich danach aus).
      Die Magerung des Tons kommt mir auch irgendwie komisch vor; rötliche Flecken und seltsam glänzende Körner (bloß versinterter Sand, oder Glimmer?). Auch schwarze Pünktchen sieht man an einer Stelle des HEnkels (leider nicht auf den Fotos zu sehen): verkohltes Stroh?
      Das das römisch sein könnte ist interessant, da das Stück wohl mitten im Trümmerfeld von Persepolis lag. Punkto Siedlungsgeschichte nahm ich ja an, dass dort nach der Zerstörung durch Alexander nichts mehr los war, sondern lediglich im Umland gesiedelt wurde; möglicherweise ein Irrtum, wie es scheint :)

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    2. Zur Magerung: das kann gut sein, dickwandige Keramik wurde oft mit Sand und zerkleinertem organischem Material gemagert, weil man so eine bessere Brennbarkeit erzielen konnte.
      Zur Herkunftsfrage: ich kann nicht beschwören, dass die Scherbe römisch ist, da sich meine Erfahrung weitgehend auf Mitteleuropa beschränkt und der Nahe Osten ein riesiges Keramikspektrum aufweist, das regional sehr unterschiedlich ist. Allerdings spricht die Kombination von Form, Farbe und Ton schon für eine römische Amphore. Das wäre auch nichts Aussergewöhnliches, denn recht nahe bei Persepolis stand in römischer Zeit eine sassanidische Residenz (aus den Trümmern von Persepolis erbaut, die Ruinen waren also durchaus gut besucht) und die Sassaniden hatten eine Vorliebe für römischen Wein, auch wenn sie auf römische Politiker weniger gut zu sprechen waren ;)

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    3. "...die Sassaniden hatten eine Vorliebe für römischen Wein, auch wenn sie auf römische Politiker weniger gut zu sprechen waren ;)"

      Ich habe auch nie richtig verstanden, warum die europäische Oberschicht ausgerechnet Ludwig den XIV. nachgeäfft hat, wo doch gerade der eine der größten Landplagen war, die dieser Kontinent je gesehen hat...

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