Dienstag, 15. Januar 2013

Die Unrast der Germanen

Oft liest man, unter anderem bei antiken Schriftstellern, dass es Kinderreichtum war, der die Germanen ab dem 2. Jahrhundert immer häufiger dazu trieb, bei den Nachbarn vorbeizuschauen.; soll heißen, das Siedlungsland wurde für die stark anwachsende Bevölkerung allzu knapp, so dass der vielköpfige Nachwuchs mit Raub im Land der Römer seinen Lebensunterhalt verdienen musste. 
So einfach scheint die Sache jedoch nicht zu sein, denn wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge verstarben damals zwei von drei germanischen Kindern bereits recht jung. In der Spätantike kam es sogar vermehrt zu Menschenraub durch die Germanen; ein Indiz dafür, dass man aufgrund einer rückläufigen  Bevölkerungszahl dringend Arbeitskräfte benötigte, 
Die Gründe für die zunehmende Unrast der Germanen, dürften demnach andere gewesen sein. Welche dies tatsächlich waren, wird man nie mit Bestimmtheit sagen können. Theorien gibt es freilich mehrere. Eine der interessantesten macht eine damals einsetzende, und heute gut nachweisbare, Klimaverschlechterung dafür verantwortlich. Damit ist übrigens, im Gegensatz zur modernen Lesart, eine Abkühlung gemeint (Warmphasen andererseits, waren und sind für das Gedeihen der Menschheit von Vorteil, da sie das Pflanzenwachstum fördern; selbiges bewirkt  auch CO2). 
Eine Abkühlung und der damit einhergehende zunehmende Niederschlag führt unter anderem dazu, dass der mancherorts ohnehin schon nicht leicht zu bearbeitende, lehmige Ackerboden für die Holzpflüge zu schwer wurde - eiserne Pflugscharen waren damals bei den Germanen noch nicht überall im Einsatz. Auch nimmt man an, dass der Grundwasserspiegel teils erheblich gestiegen sein könnte, sodass tiefer liegende Felder regelrecht absoffen. 
Kurz gesagt, durch die Klimaverschlechterung fiel es den Germanen immer schwerer sich selbst zu ernähren. Deshalb bediente man sich bei den römischen Nachbarn, deren Landwirtschaft deutlich effizienter arbeitete (wobei die römische Landwirtschaft zeitgleich allerdings immer häufiger mit Problemen zu kämpfen hatte, die über das schlechte Klima hinausgingen).


Ähnliche Blogbeiträge:

2 Kommentare:

  1. Wenn man bedenkt, dass das Kind von Windeby in seinen 14 Lebensjahren 11 Hungerwinter durchmachen musste, versteht man den Drang, sich fruchtbarere Gegenden zu suchen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das stimmt. Und es war nicht der einzige Tote aus dieser Zeit, bei dem man Mangelerscheinungen festgestellt hat. Das Leben dürfte für viele Menschen sehr hart gewesen sein.

      Löschen

Kommentare werden entweder automatisch oder von mir manuell freigeschalten - abhängig von der gerade herrschenden Spam-Situation und wie es um meine Zeit bestellt ist.