Donnerstag, 14. März 2013

Ligaturen in römischen Inschriften und Graffiti

In offiziellen Inschriften des antiken Roms, aber auch in dilettantischen Graffiti, finden sich immer wieder sogenannte Ligaturen; also Abkürzungen bzw. Buchstabenkombinationen mit gemeinsamen Elementen.
Die seit dem 2. Jh. v. Christus gebräuchlichsten, sieht man im Bild rechts. Das Wichtigste dazu, möchte ich hier nun in aller Kürze zusammenfassen:

Das erste Zeichen bedeutet, wohl wenig überraschend, AV; das zweite TE und das dritte PF.
Bei der vierten Ligatur ist nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich, was sie darstellt. Man könnte eventuell meinen, das N wäre einfach schlampig ausgeführt worden. Doch die verlängerte, senkrechte Linie (Haste) stellt ein I dar - somit bedeutet die Ligatur NI.
Ähnliches gilt für das nachfolgende "Kreuz". Dabei handelt es sich um eine Ligatur von T und I. Dieses TI und wurde beispielsweise für die Abkürzung des Vornamens Tiberius verwendet. Man sollte sich demnach davor hüten, aus einer Inschrift vorschnell einen christlichen Kontext herauszulesen!
Das sechste Zeichen stellt keine römische Zwei dar, sondern es ist - wenn auch kaum zu glauben - ein E. Es wird, weil man es wohl besonders häufig in Gallien findet, auch als Gallisches E bezeichnet. 
Im kürzlich hier vorgestellten Buch über pompejanischen Graffiti ist dieses Zeichen übrigens sogar zweimal in jenem Schriftzug enthalten, der das Titelblatt ziert (Klick mich).
Das auf den Kopf gestellte und gespiegelte F, bei dem ich ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob man es überhaupt als Ligatur bezeichnen kann, nennt man Diagamma. Es wurde wie ein v oder w ausgesprochen.


Weiterführende Literatur:
Leonhard Schumacher | Römische Inschriften: Lat. /Dt | Reclam | Infos bei Amazon

5 Kommentare:

  1. hi hiltibold,
    weißt du zufällig, was diese vögel bedeuten, die man immer wieder auf antiken grabsteinen findet? ich glaube es handelt sich um fasane. herbert

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    1. Hallo auch,
      ich denke du meinst den Pfau ;)
      Der wurde als Symbol für das ewige Leben angesehen.
      Die frühen Christen haben ihn deshalb gerne auf Grabsteinen (aber nicht nur) abgebildet.
      Möglich ist, dass die Sache auch (sehr) entfernt etwas mit der Sage um Phönix zu tun hat.

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    2. danke für die antwort!
      jetzt wo du es sagst, es sieht tatsächlich wie ein pfau aus und weniger wie ein fasan :-)

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  2. Danke für den Post - einiges davon hätte ich in der Tat nie als Ligator erkannt!

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    1. Bitte.
      Das "Gallische E" ist ja beispielsweise besonders grauslich ;)

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