Donnerstag, 20. Juni 2013

Dem römischen Soldaten "Mores" lehren


Kürzlich versuchte ich in einem Blogbeitrag aufzuzeigen, wie mittelprächtig es mitunter um die Disziplin römischer Soldaten (=disciplina militaris) bestellt war: Klick mich
Anhand einiger Beispiele möchte ich nun ergänzend hinzufügen, dass es innerhalb der Streitkräfte natürlich trotz allem eine Vielzahl an Regeln und Strafen gab, die dem "Überschwang" des miles Einhalt gebieten "sollten". 
Bei Nichteinhaltung dieser Regeln, oblag es dem Provinz-Statthalter Strafen zu verhängen; ihm unterstanden, bis in die mittlere Kaiserzeit hinein, auch die Truppen vor Ort (erst in der Spätantike kam es zu einer Trennung zwischen militärischem und zivilem Oberkommando). De facto konnte sich der Statthalter natürlich nicht mit jedem einzelnen Verstoß gegen das Militärgesetz befassen, so dass er vieles an die Truppenoffiziere delegierte (Legaten, Präfekten, Tribunen, Centurionen).

Die wahrscheinlich berüchtigste Strafe, die das römische Militärrecht kannte, war die sogenannte "Dezimierung". Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt (decem = 10), wurde bei dieser Form der Kollektivstrafe jeder zehnte Soldat einer Einheit (nach Losentscheid) hingerichtet. Dezimiert wurde im Falle von Feigheit vor dem Feind oder Meuterei. Der Vollzug der Strafe erfolgte normalerweise durch Steinigung oder durch das fustuarium (= Totschlagen mittels Knüppel, ähnlich dem Spießrutenlauf). Betrachtet man die Überlieferungen, so scheint diese grausame Form der Bestrafung allerdings in der Kaiserzeit nur noch sehr selten angewendet worden zu sein. Möglicherweise aufgrund der Tatsache, dass die römischen Kaiser ihre Macht in erster Linie dem Militär verdankten, mit dem sie es sich wohl nicht verscherzen wollten.
Die individuelle Todesstrafe war natürlich weiterhin gängige Praxis, z.B. im Falle von Fahnenflucht. Wer höhere Offiziere attackierte, musste unter Umständen ebenfalls mit einer Hinrichtung rechnen. Darüber hinaus wurde die Todesstrafe aber auch für Vergehen verhängt, über deren angebliche Schwere wir heutzutage nur noch den Kopf schütteln können. So büßte der miles beispielsweise mit seinem Leben, wenn er als Schauspieler auftrat (Schauspieler standen in der Antike punkto Ansehen auf einer Stufe mit Prostituierten).
Diebstahl konnte für einen Soldaten, neben einer Prügelstrafe, die unehrenhafte Entlassung nach sich ziehen - inklusive des Verlusts diverser Prämien und Privilegien (bei Angehörigen der Hilfstruppen etwa die Verleihung des Bürgerrechts).
Eine besonders "kreative" Form der Bestrafung war es, einen Delinquent zu zwingen, in der Öffentlichkeit Frauenkleidung zu tragen. Bei welchen Vergehen dies zur Anwendung kam, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Strafversetzungen, Ausgangssperre, Geldstrafen, Degradierung, körperliche Züchtigungen und Strafdienste, nehmen sich jedenfalls im Vergleich dazu geradezu ordinär und "langweilig" aus.

Fazit: Die römische Obrigkeit war natürlich bemüht, die Disziplin der Soldaten mittels Regeln und entsprechenden Strafmaßnahmen aufrecht zu erhalten. Inwieweit dies immer gelang, ist eine ganz andere Frage.


2 Kommentare:

  1. Also unter welchen Bedingungen ein Legionär gezwungen wurde, Frauenkleidung zu tragen, wüsste ich aber auch gern o.O

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    1. Dann sind wir also schon zwei :)
      Aber Vielleicht finde ich wider Erwarten etwas dazu, dann werde ich das hier sicher noch gesondert erwähnen.

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