Mittwoch, 26. Februar 2014

Buch: Pompeius - Der Feldherr Roms

Plinius der Ältere überliefert folgende Weiheinschrift, die einst auf einem Heiligtum der römischen Göttin Minerva prangte:

Der Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus, der einen dreißigjährigen Krieg beendigt, 12.183.000 Menschen zersprengt, in die Flucht geschlagen, getötet, unterworfen, 846 Schiffe versenkt oder genommen, 1538 Städte und Kastelle zur Übergabe gezwungen und die Länder vom Mäotischen See bis zum Roten Meer unterworfen hat, bringt der Minerva seinen schuldigen Dank dar.

Diese beeindruckenden Aufzählung macht begreiflich, warum der spätrepublikanische Feldherr Gnaeus Pompeius den Beinamen Magnus ("der Große")  mit Recht trug.
Während des Krieges gegen die schwimmende Nation der Piraten und Mithridates von Pontos legte er mit seinem Heer eine Strecke zurück, die in der griechisch-römischen Antike wohl nur von Alexander dem Großen übertroffen wurde. Darüber hinaus sollte Pompeius' kluge Verwaltung der eroberten Gebiete noch beispielgebend für die heraufdämmernde römische Kaiserzeit sein. Die Tragik dieses Mannes ist es jedoch gewesen, dass er nicht dermaßen skrupellos wie sein späterer Gegner Caesar war. Theodor Mommsen warf ihm dann auch allen Ernstes vor, nicht rechtzeitig nach der absoluten Macht gegriffen zu haben, als sich ihm die Gelegenheit dazu bot. Nun, Pompeius beging hier den aus meiner Sicht moralisch absolut verzeihlichen Fehler, die römische Verfassung nicht völlig zu ignorieren. Er strebte keine Zerschlagung der Republik an, wie es Caesar und Augustus später kaltlächelnd taten, sondern begnügte sich mit der auf seinen Leistungen beruhenden Sonderstellung innerhalb der dehnbaren Grenzen des politischen Systems.
Andererseits war Pompeius auch gewiss kein Kind von Traurigkeit. Dass man ihm beispielsweise zu Beginn seiner militärischen Karriere den wenig schmeichelhaften Beinamen "adulescens carnifex" ("der junge Schlächter") verpasste, dürfte kein Zufall gewesen sein. In späteren Jahren zeichnete er sich jedoch immer wieder durch Mäßigung und Milde aus. Als man ihm beispielsweise den Leichnam des besiegten Mithridates vor die Füße legte, ordnete er eine ehrenvolle Bestattung in der Königsgruft an. Die bei seinem anschließenden Triumphzug mitgeführten feindlichen Feldherren ließ er nicht - wie es üblich war (und von Caesar mit Vercingetorix gemacht wurde) - erdrosseln, sondern schenkte ihnen das Leben.
Pompeius selbst starb jedoch einen elenden Tod in den Händen ägyptischer Verräter, nachdem seine größtenteils hastig ausgehobene Armee bei Pharsalos gegen Caesars Gallien-Veteranen eine schwere Niederlage erlitten hatte. Dieser Ausgang war jedoch nicht vorprogrammiert, sondern beruhte bei genauerer Betrachtung auf einer Verkettung unglücklicher Umstände. Und wer weiß, welchen Verlauf die Geschichte genommen hätte, wenn den Römern die prägende Herrschaft des mehr oder weniger schwachsinnigen julisch-claudischen Kaiserhauses erspart geblieben wäre...

Doch "Was-wäre-wenn"-Spielchen wird man in diesem Buch kaum antreffen. Vielmehr widmet sich der Autor Karl Christ der historischen Faktenlage - und zwar in einem angenehm zu lesenden Schreibstil. Genau das war auch einer der Gründe, warum ich zu dieser speziellen Biographie griff und nicht etwa zu jener von Matthias Gelzer. Zwar soll letztere eine höhere Informationsdichte besitzen, da sie jedoch in den 1940er-Jahren verfasst wurde, hatte ich arge Bedenken, ob mir der Stil zusagen würde.
Völlig anspruchslos ist allerdings auch Christs Werk nicht. Jemand der sich mit dem Abgesang der Römischen Republik und ihren morsch gewordenen Institutionen noch nicht genauer beschäftigt hat, dürfte Schwierigkeiten dabei haben, die nicht gerade unkomplizierten Zusammenhänge gänzlich zu begreifen.

Fazit: Pompeius - Der Feldherr Roms (C.H. Beck) ist ein gelungenes, flüssig geschriebenes Buch. Dass man nicht der Versuchung erlag, diese Biografie zu einer umfassenden Abhandlung über die politische Lage der späten Republik aufzublasen, ist aus meiner Sicht nur zu begrüßen. Ich vergebe 5 von 5 möglichen Punkten.

Inhalt:

Vorwort
Der Zerfall der römischen Republik
Der Vater
Unter Sulla
Feldherr des Senats
Konsul des Jahres 70 v. Chr.
Der Seeräuberkrieg (67/66 v. Chr.)
Der Krieg gegen Mithridates und die Neuordnung des Ostens
Pompeius in Syrien und Iudaea
Die Rückkehr - Innenpolitische Probleme
Das erste Triumvirat (60 v. Chr)
Zwischen Caesar und dem Senat
Der Ausbruch des Bürgerkrieges
Die Kämpfe in Italien und auf der Balkanhalbinsel
Wirkung
Persönlichkeit, Familie und Imperium
Zeittafel
Bibliographie
Abbildungsnachweis
Stammtafel
Register


4 Kommentare:

  1. Hallo Hiltibold,
    hast du eigentlich auch Karl Christs Sulla-Biographie gelesen? Ich überlege mir die zu kaufen, bin mir aber nicht sich, da die Rezensionen bei Amazon doch sehr gespalten sind.

    Grüßle,
    Maria

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    1. Die Biografie von Sulla werde ich mir wahrscheinlich auch noch zulegen, aber sie auch bald zu lesen bzw. zu rezensieren kommt aus Zeitmangel leider nicht in Frage. Vielleicht im Herbst...

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  2. Das klingt nach einem sehr soliden Geschichtsbuch - landet definitiv auf der Wunschliste, danke für die Rezension!

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    1. Ja, absolut solide und gelungen. Und inhaltlich wird es den meisten Lesern sicher ausreichen, auch wenn nicht jedes Detail genannt wird.

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