Dienstag, 13. Januar 2015

Buch: Nero - Kaiser, Künstler Antichrist

Selbst rund 2000 Jahre nach seinem Tod gilt Nero immer noch als Inbegriff des caesarischen Größenwahns. Eine Beurteilung, die nicht völlig fair ist. Der fünfte Kaiser Roms mag zwar nach heutiger Definition ein infantiler Schurke gewesen sein, doch ein brandgefährlicher Irrer, wie etwa sein Vorvorgänger Caligula, war er kaum.
Neros negative Sonderstellung fußt vor allem auf der unter seiner Herrschaft verstärkt einsetzenden Christenverfolgung, die ihm von der christlich geprägten Geschichtsschreibung nie verziehen wurde. Selbiges gilt für senatorische Historiker, deren Unmut sich Nero wegen seiner fortgesetzten Missachtung und Demütigung des Senats zuzog (obwohl er doch bei weitem nicht so viele Senatoren aburteilen ließ, wie sein Adoptivvater Claudius). 
Stephan Elbern interpretiert nun in seinem Buch Nero - Kaiser, Künstler, Antichrist (Verlag Philipp von Zabern) all die mehr oder weniger tendenziösen Überlieferungen dem heutigen Stand der Forschung entsprechend. Er geht hierbei allerdings nicht so weit wie Massimo Fini, der in Nero einen verkannten Menschenfreund zu erkennen glaubt.
Nach einer kurzen Einleitung, in der die Entstehung des römischen Kaisertums beschrieben wird, widmet sich der Autor Neros Aufstieg, Herrschaft, Privatleben und Nachwirkung. Der Schreibstil ist allgemein verständlich und sehr flüssig. Aufgelockert wird der Text durch kleine "Infokästchen" und etliche Bilder, für deren angeblich hohe Qualität sich der Autor sogar im Vorwort bedankt. Damit habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten, denn das verwendete Papier entpuppt sich als recht ungünstig für Fotos. Auch aufgrund des relativ kleinen Buchformats geht manch Detail verloren. Doch sei es drum, dem Lesevergnügen tut dies keinen Abbruch.

Fazit: Zwar darf man sich auf ca 170 Seiten keinen absolut lückenlosen Überblick erwarten, für den Durchschnittsleser wird der Informationsgehalt aber völlig ausreichen. Seine mittlerweile nur mehr 10 Euro Kaufpreis ist dieses gelungene Buch allemal wert.
Ich vergebe 5 von 5 möglichen Punkten  |  ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ 
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Inhalt (gekürzt)

- Vorwort
- Einführung
- Prolog
- Das Kaiserreich ist der Friede - Die Anfänge des Prinzipats
- Machtgier oder Überlebensangst - der aufstieg der Agrippina
Optima mater - ein Muttersöhnchen wird Kaiser
- Zwischen Mutter und Lehrer
- Unreife Ideen oder demokratisches Programm - Neros Innenpolitik
- Wahrung des Imperiums - Die Außenpolitik des Kaisers
- Kulturelle Blüte - Kunst und Literatur unter Nero
- Wer war Nero wirklich? - Privatleben und Persönlichkeit
- Ein Kaiser als Künstler
- Der Brand Roms
- Der Widerstand des alten Roms
- Ein Künstler im Land seiner Träume - Neros Reise nach Griechenland
- Ende mit Schrecken
- Chaos und Neubeginn - Das Vierkaiserjahr
- Der kaiserliche Antichrist - Neros Bild im Wandel der Zeit
- Anhang
- Glossar
- Ausgewählte Literatur
- Anmerkungen
- Abbildungsnachweis

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2 Kommentare:

  1. Ich habe das Buch "Nero" von Francois Robichon gelesen - und es ist zwar schon etwas älter, die Grundaussage scheint sich jedoch mit "Nero - Kaiser, Künstler Antichrist" zu decken.
    Wobei ich das Buch mal wieder lesen sollte, es ist schon länger her.

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    1. (Jetzt jabe ich deinen Kommentar doch glatt vergessen...)

      Der Autor weißt sogar extra auf das Buch von Robichon hin und meint, dass darin ausgewogen über Nero geurteilt wird.

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