Freitag, 20. Februar 2015

Krimskrams am Freitag: Krieg spielen und Spaß dabei haben -- Vertrauensvolle Agenten -- Ein teurer Spaß


Krieg spielen und Spaß dabei haben?

Ist Schlachten-Reenactment problematisch, weil es angeblich den Krieg glorifiziert und die historische Realität in unzumutbarer Weise verzerrt? Leider gibt es folgenden Text zu diesem Thema nur mehr im Suchmaschinen-Cache von Google - und wer weiß, wie lange noch. Klick mich

Die Reenactmen-Szene kann sich wohl darauf einstellen, dass man ihr mit weltanschaulich motivierter Kritik zukünftig immer häufiger auf die Pelle rücken wird. Journalisten sind zunehmend bereit, Reenactment auf Zuruf einiger weniger Historiker als Hort dummer oder gar böser Gesinnung zu verdächtigen. Der oben verlinkte Text enthält ein Sammelsurium an entsprechenden "Codewörtern" und Formulierungen, die bestimmte Assoziationen hervorrufen sollen. So wird beispielsweise - ohne eine konkrete Quelle anzugeben - behauptet: "In den USA gehören die Reenactors zum überwiegenden Teil dem konservativen Lager an."   So what?
Dieser "Kritikpunk" sagt herzlich wenig über die Qualität des us-amerikanischen Reenactments aus, aber einiges über die persönlichen gesellschaftspolitischen Abneigungen bzw. Vorlieben des Kritikers ^^

Das in einigen Medien kritisierte Nachstellen der Völkerschlacht von Leipzig war sicher nur ein vorläufiger Höhepunkt. Wenn man nicht aufpasst, findet sich die Szene über kurz oder lang in einer aufgezwungenen Diskussion wieder, in der Schlachten-Reenactment mehr oder weniger auf eine Stufe mit sogenannten "Killerspielen" gestellt wird. Einfach deshalb, weil in beiden Fällen die Akteure am spielerischen Nachstellen eins Kampfes Vergnügen empfinden - wie übrigens auch die Zuseher. Und das scheint in den Augen einer meinungsmächtigen Minderheit nicht mehr ganz opportun zu sein. Männer sollten ihre überschüssiger Energie vermutlich lieber beim Golfen abbauen oder ihre spärliche Freizeit mit einem Nähkurs totschlagen...
Doch Moment mal - lernt man Nähen und manch andere handwerkliche Fähigkeit nicht gerade als Reenactor bzw. Living-History-Darsteller? Ja, macht das Anfertigen der Ausrüstung, vor allem aber die Recherche, nicht gefühlte 80-90 Prozent der für dieses Hobby aufgewendeten Zeit aus?Möglicherweise handelt es sich demnach doch nicht um eine primär gewaltzentrierte Freizeitbeschäftigung für Machos, wie manch außenstehender Schlauberger insinuiert ^^
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Vertrauensvolle Agenten?

Vor Weihnachten wurde bei mir seitens der Firma Trust Agents angefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit einem Händler eine Marketing-Kooperation einzugehen. Das hatte ich nicht. Dieses Blog ist schließlich in keiner Weise kommerziell.
Nachdem ich also dem Ansinnen nach einer solchen Kooperation eine Absage erteilt hatte, bot man mir plötzlich an, über mich bzw. das Blog in einem "themenrelevanten Portal" einen Bericht zu platzieren - kostenlos.
Nun bohrte ich allerdings nach und wollte das Warum bzw. den Nutzen für meine Gesprächspartner ergründen. Cui bono, wie Cicero es formuliert hat. Mir war freilich rasch klar, dass es hier um Suchmaschienenmanipulation bzw. -"optimierung" geht. Schlussendlich hieß es, man würde sich nach Weihnachten nochmals bei mir melden. Hat man aber nicht, weil ich wohl zu neugierig war und jegliche Begeisterung für diese Idee vermissen ließ :)
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Kaufen oder nicht kaufen?

Die Kleidung nach Quellen des frühen Mittelalters. Textilien und Mode von Karl dem Großen bis Heinrich III - lautet der Titel eines Buches von Mechthild Müller aus dem Jahr 2002. An sich würde hier exakt ein Zeitraum behandelt, der mich besonders interessiert.
ABER das Buch kostet nicht gerade wohlfeile 170 Euro...  Da überlegt man es sich zweimal (besser dreimal!), ob der Inhalt eine solche Investition tatsächlich wert ist.
Dass sich bei Amazon keine Rezension findet, wundert mich bei diesem haarsträubenden Preis nicht besonders. Allerdings erschwert das meine Kaufentscheidung. Kennt möglicherweise einer der Leser das Buch?


14 Kommentare:

  1. Ja, Richard, ich kenne das Buch, es liegt bei uns in der Arch. festgeschraubt.
    Schreibe mich mal am Wochenende diesbezüglich an, wenn Du magst.

    Bez. Völkerschlacht gab es auch vom Geschichtsredakteur des MDR-Radios diesbezügliche Meinungsbekundungen, s. h.
    http://meinfigaro.de/sendung/Voelkerschlacht

    Dein Isí

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    1. Danke für den Hinweis! Die Kommentare unter dieser Meinungsbekundung triefen ja teilweise vor moralischer Überlegenheit. Wobei ich der Analyse zustimme, dass Reenactment auch so etwas wie das Spielen von "Räuber und Gendarm" beinhaltet. Genau dafür sollte sich allerdings niemand schämen oder rechtfertigen müssen. Schon gar nicht vor einer hyperventilierenden Minderheit.

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  2. Diese pseudopazifistischen Kritiker werden sich die Frage gefallen lassen müssen, ob sie nicht auch gelegentlich einen Krimi, Horror- oder Actionfilm konsumieren, um ihr Blut ein wenig in Wallung zu bringen!?
    Ein schönes Wochenende wünscht Schorsch!

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    1. Ja, eine gehörige Portion Verlogenheit ist bei etlichen Kritikern sicher mit ihm Spiel.

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  3. Was die Kritker betraf und das teilweise solche Veranstaltungen wie Leipzig als Kriegsverherlichend abgetan werden hatte ich ja auch schon in meinem Blog geschrieben >> http://geschichte-u-reenactment-blog.blogspot.de/2013/10/darf-man-schlachten-nachstellen.html
    Du hattest ja auch darauf geantwortet.Aber scheinbar ist das heute modern hinter jedem Hobby und ins besondere wenn es ausgefallen ist etwas zu vermuten wo es nichts zu vermuten gibt.Aber es wird leider auch immer wieder vorschnell geurteilt ohne sich mal Gedanken zu machen was es mit dem Hobby auf sich hat.
    Wünsch dir noch ein schönes WE LG Ingo

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    1. Leider gibt es immer einige Leute, die ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen zum Maß aller Dinge machen wollen :(
      Schönes Wochendende!

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  4. Interessant ist, dass Kategorien wie "konservativ" und "rechts" einen so negativen Klang bekommen haben, dass sich jeder davon distanzieren muss. In 100 Jahren ein klarer Fall für Historikerdebatten!

    Chris

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    1. Möglicherweise lässt sich eine Erklärung weitaus früher und einfacher finden ;)

      http://tinyurl.com/p5wnemt

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    2. Treffer versenkt!

      Chris

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  5. Ach ja, die Leipzig Debatte fand ich damals schon überflüssig, aber die Qualitätsjournalisten hatten noch gar nicht mitbekommen dass die großen napoleonischen Schlachten seit Jahren regelmäßig aufgeführt werden.
    Vor allem: Wüssten die moralinsauren Kommentatoren mit welchem Aufwand gerade in unseren östlichen und westlichen Nachbarländern WK2- Reenactment betrieben wird, bekämen sie wohl Schnappatmung.

    Da ich selbst als Legionärs-Reenactor unterwegs bin finde ich übrigens interessant wie sehr sich die Publikumsmeinung von diesen Kommentaren unterscheidet. Bei den Römerfesten in Xanten, Haltern, Aalen oder in Frankreich und Belgien rennen uns die Leute die Bude ein und sind vor allem von den Legionsvorführungen begeistert.
    Bei einem Auftritt tauchte einmal ein Punker mit rot-gelb-grün-blauen Haaren auf, sogar der war ganz begeistert und wollte unbedingt mal einen Helm aufsetzen. Auch auf vorsichtige Nachfrage hin fand er unseren Auftritt nicht militaristisch sondern sehr lehrreich.

    Rainer

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    1. Das antike Rom scheint nach wie vor die Aura höherer Bildung zu umwabern - unabhängig davon, ob in zivilem oder militärischem Kontext. Das dürfte für die entsprechende Living-History-Darstellung von Vorteil sein.

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  6. Zumindest gibt es von dem Buch eine Inhaltsverzeichnis im Netz:
    http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a21_1/apache_media/CXTPG3KHKS5BHTIYVNSVGJFY7DKX5X.pdf
    Ich hatte es auch noch nicht in den Fingern. (RGA-Bände sind einfach oft recht teuer.) Wenn Du Mitglied bei einer Bibliothek bist, schau doch mal, ob Du es Dir per Fernleihe holen kannst. Das machen viele Bibliotheken (bei uns zumindest) kostenlos oder gegen eine für sie kostendeckende Gebühr. Bei Gefallen kann man es sich dann das Buch zulegen- oder sich die relevanten 10 Seiten kopieren, wegen denen man oft so ein Buch haben will.

    D

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    1. Ich werde mir das Buch tatsächlich per Fernleihe kommen lassen, denn mir haben schon zwei Leser erklärt, dass es zwar eine schöne Quellensammlung beinhaltet, die daraus gezogenen Schlüsse aber zum Teil bereits bei Erscheinen im Jahr 2002 nicht mehr "state of the art" waren. Da Zahlen sich 170 Euro nicht aus.

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  7. Zum Buch: Ich hab das zu Hause stehen, hab es von einem Freund bekommen.
    Und ja die Quellensammlung ist gut, jedoch die Rückschlüsse daraus leite ich auch anderst ab.

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