Donnerstag, 23. April 2015

Krimskrams: The Last Kingdom bei Youtube - "Teaser" oder Abschreckung?

The Last Kingdom bei Youtube - "Teaser" oder Abschreckung?


Vor einigen Monaten habe ich hier davon berichtet, dass die BBC Bernard Cornwells erfolgreichen Wikinger- bzw. Angelsachsen-Roman "The Last Kingdom" verfilmt. Obwohl bereits im Herbst 2014 mit den Dreharbeiten begonnen wurde, fand sich im Netz lange Zeit kein einziges Foto davon. Als ich dann trotzdem kürzlich über etwas stolperte, das von dieser im späten 9. Jh. angesiedelten Mini-Serie stammen soll, hätte mich beinahe der Schlag getroffen: Klick mich
Wie sich allerdings bald herausstellte, handelt es sich hier wohl um einen Darsteller von Game of Thrones...

Während ich mich noch von dem "Schock", den mir dieses Bild bereitetet hat, erholte, stieß ich unverhofft auf nachfolgenden "Teaser", der erst seit wenigen Tagen bei Youtube zu finden ist und wohl tatsächlich einige kurze Ausschnitte von "The Last Kingdom" beinhaltet: Klick mich

Betrachte ich darin beispielsweise jene kurz auftauchenden Schilde mit gerader Oberkannte (siehe obigen Screenshot), dann schwant mir Übles! Uhtred, der Held von Cornwells Romanreihe, würde diesen ahistorischen Unsinn als Ziegenschiss, Teufelsdreck oder etwas in der Art bezeichnen ;)
Freilich, schlimmer gehts immer. Möglicherweise ist es den Produzenten ja gelungen, in die ursprüngliche Romanhandlung eine dieser obligatorischen Quoten-Amazonen einzubauen. Auch ein aufgeklärter Weiser aus dem Morgenland, der den ungewaschenen Nordwesteuropäern ein wenig Bildung bringt (in bewusster Umkehrung der gegenwärtigen Verhältnisse?), wäre denkbar. Man erinnere sich nur an Morgan Freemans Auftritt in Robin Hood; der gute Mann besaß sogar ein zerlegbares Fernglas - im 12. Jahrhundert ^^

"Spaß" beiseite; was haben sich die Filmemacher nur dabei gedacht, als sie diese Krieger mit Schilden ausstatteten, die erst im Hochmittelalter in Mode kamen? War die historische Realität wieder einmal zu fade?
Auch das Wenige, das von der Kleidung in diesem Video zu sehen ist, wirkt nicht unbedingt verheißungsvoll für eine Serie, die mit dem Argument beworben wird, sie wäre einerseits spannend wie Game of Thrones, sei aber andererseits kein "Fantasy", sondern beruhe auf historischen Tatsachen. Nun, dazu gehört - so sollte man zumindest meinen - besonders die Ausstattung. Wer hier leichtfertig und im großen Stil schlampt, schafft es niemals, den individuellen Geist einer Zeit glaubwürdig zu vermitteln.

Interessant finde ich übrigens, dass bei einem der Hauptdarsteller (Bild) der Nasenschutz des Helms weitestgehend weggelassen wurde - vermutlich zwecks besserer Erkennbarkeit des Gesichts. Lustigerweise stehen bereits Autoren bzw. Illustratoren mittelalterlicher Handschriften im Verdacht, sich gelegentlich dieses Kniffs bedient zu haben.
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Das Angeber-Latein der Woche

E rivo flumina magna facis.
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(sinngemäß: Aus einer Mücke einen Elefanten machen)
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16 Kommentare:

  1. Ach wat, Mittelalter, das ist doch sowieso eine trübe Brühe, oder? Und was hast Du gegen Amazonen? Die muss eingebaut werden, sonst gibt es mittelalterliche Femenproteste obenohne (also ohne Kopfbedeckung)! Und den Weisen aus dem Morgenland gab es ja wirklich. Nur nicht an jeder Ecke und meistens wirklich nur im Morgenland und da auch nicht an jeder Ecke.

    Also Du weißt Bescheid. Immer nur rumkritteln. Du bist ein richtiger Spaßverderber, oder? Apropos: Hat jetzt mal endlich einer Sigvald Speckseite verfilmt? Immer noch nicht? Ist schon traurig.

    Dein Mitspaßverderber Isí

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    1. Ach wat, Mittelalter, das ist doch sowieso eine trübe Brühe, oder?

      Die dargestellte Zeit wird sicher nicht umsonst als Dark Ages bezeichnet!
      Das muss sich auf die mangelnde Körperhygiene und das ständig verdreckte Erscheinungsbild der damaligen Menschen beziehen ;)


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  2. Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass den Filmfritzen etwas daran liegen könnte, die Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Mehr als Fantasywelten zu erschaffen, übersteigt deren Fähigkeiten und Horizont.

    Schade finde ich auch, dass die Autoren historischer Romane so wenig ein Auge auf die filmische Umsetzung ihrer Werke haben.

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    1. Schade finde ich auch, dass die Autoren historischer Romane so wenig ein Auge auf die filmische Umsetzung ihrer Werke haben.

      Bernard Cornwell schreibt auf seiner Homepage sogar ausdrücklich, dass er sich um die Verfilmung nicht schert, sondern sich lieber der Schreibarbeit widmet. Außerdem hat er ohnehin längst ausgesorgt ;)

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  3. Das Ganze wird wohl noch gedreht:
    http://en.wikipedia.org/wiki/The_Last_Kingdom_(TV-series)
    Wenn die Macher von Downton Abbey da mitmachen, könnte es sogar was Ordentliches werden. Was mich allerdings beunruhigt, ist die Aussage, daß z.T. in Ungarn gedreht wird. Osteuropa ist ja nicht für authentische Ausstattung von historischen Filmen bekannt.

    And now for something entirely different: Wo kriegt man denn diese niedlichen Legokrieger mit Nasalhelm?

    - Exilwikingerin -

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    1. Ich habe mir vor drei Jahren bei der "Lego-Börse" Bricklink.com ein paar Wikingerfiguren bestellt.
      Der Helm wurde allerdings qusi selbst gemacht - mithilfe eines Seitenschneiders und eines Bastelmessers. So sieht er im Original aus: http://acimg.auctivacommerce.com/imgdata/0/1/9/3/9/7/webimg/4938124.jpg

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    2. Sakrileg! Du beschneidest deine Minifigs, da wird mir als Sammler ganz schwindlig!
      Noch dazu einen der alten grauen Helme....
      ;-)

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    3. Da gibt's jetzt nur noch welche mit so doofen Hörnerhelmen :-(

      - Exilwikingerin -

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    4. Ja, ich weiß ;)
      Von der grauen Variante besitze ich allerdings etliche aus meiner Kindheit. Der Vorteil dabei ist, man sieht an den Schnittkanten keinen Farbunterschied - ganz anders, als bei den neueren, die nur (silbern) lackiert sind.

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    5. @ Exilwikingerin
      Man muss unter dem Thema "Castle" suchen, da gibts die Helme:

      http://www.bricklink.com/search.asp?q=castle%20headgear

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  4. Also beim Betrachten des Clips habe ich mir die Frage gestellt, ob die Bezeichnung "Schildwall" nicht ein wenig zu wörtlich genommen wurde ! ^^
    KikZ

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    1. Stimmt, so wie hier gezeigt, nämlich drei Schildreihen übereinander, kommt mir das auch reichlich seltsam vor.
      Die Unzahl an Kapuzenmäntel oder Gugeln ist übrigens auch sehr "fragwürdig".

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  5. Es gibt doch zum Glück noch richtige reenactment Profis!
    Das mit dem spanischen Inquisitionsreenactment hast du perfekt drauf!!
    Glückwunsch!

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    1. "Das mit dem spanischen Inquisitionsreenactment hast du perfekt drauf!!"

      Sprach der anonyme Troll, der bedauerlicherweise zu träge ist, seine versuchte Beleidigung zu begründen.

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    2. Da drf Anonyme weder im Sinne hat zu beleidigen noch träge zu sein, eins vorweg bin selber reenactor, Ich habe schon wg kleinster dummen kinkerlitze, mords diskussionen führen müßen.Dein Veriss von diesem 14 sek teaser, hat aehnliche abstrakte Formen wie diese diskussionen.
      Hat die szene eigentlich allmählich nix besseres zu tun als mit dem erhobenen zeigefinger rum zu laufen.Kurz gesagt diese übertriebene A-Papsterei nervt und nimmt schon wirklich inquisitorische zuege an!
      Man kann bei euch super authentiker reden was man will, ihr habt eh immer recht, und soviel zum thema traegheit:Ich machs wie die tiere wenns zu schmerzhaft wird stell ich mich tot!

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    3. Danke, dass du deine Kritik doch noch erläutert hast.

      Privatleute für mangelnde Authentizität zu kritisieren, ist meine Sache nicht; jeder darf und soll sein Hobby in dem Maße ausleben, wie es ihm zusagt (solange man nicht mehr Authentizität für sich beansprucht, als tatsächlich vorhanden ist).

      Anders verhält es sich bei Projekten mit starker Breitenwirkung, die das Geschichtsbild einer großen Gruppe von Menschen nachhaltig beeinflussen (Filme, Dokus, belebte Freilichtmuseen). Hier ist es durchaus sinnvoll, die leicht vermeidbaren und quasi volksverblödenden Elemente zu benennen. Accessoires - wie die kritisierten Schilde - sind Bedeutungsträger, die den besonderen Geist der dargestellten Zeit wiederspiegeln. Wer hier mutwillig im großen Stil schlampt, der hält dem Seher/Besucher/... ein einzigartiges Erlebnis vor. Kritik daran ist kein Selbstzweck, sondern soll für mehr Sensibilität und Qualität sorgen.

      Übrigens, beachte bitte, was am unteren Ende der Seite
      neben dem Wort A C H T U N G steht.

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