Montag, 22. Juni 2015

Ein antiker "Tankwagen" für Wein

In Mary Beards Buch Pompeji - Leben in einer römischen Stadt stieß ich vor einiger Zeit auf eine relativ schräge Abbildung, die mir als Vorlage für obige Grafik diente.
Zu sehen ist hier ein riesiger, auf einem Fuhrwerk befestigter Weinschlauch, dessen Inhalt gerade in eine Amphore gefüllt wird (die Schirrung sowie die beiden Zugtiere habe ich weggelassen). Passenderweise befindet sich die mittlerweile stark verblasste Darstellung auf der Wand einer pompejanischen Weinschenke in der sogenannten Via di Mercurio. Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass dies eine beliebte Methode war, um vor allem den preiswerten Landwein der näheren Umgebung an die unzähligen Wirtshäuser (tabernae) der Stadt auszuliefern. Für Importe aus entfernteren Gegenden oder edle Weine (Falerner, Caecuber, Setiner, Mamertinus, Lesbier) eignen sich diese Weinschläuche hingegen kaum; hierfür wurden stattdessen Amphoren oder Fässer aus Holz (vor allem in den Nordprovinzen) verwendet
Da Wein in der Antike zu den Grundnahrungsmitteln zählte, waren solche "Tankwagen" bestimmt kein seltener Anblick. Der männliche Durchschnittsrömer "verkonsumierte" wahrscheinlich bis zu 1 Liter pro Tag. Frauen war hingegen - weil man Ihnen einen Hang zur Maßlosigkeit nachsagte - bereits in republikanischer Zeit der Genuss von Wein verboten. Allerdings darf bezweifelt werden, dass diesem Gesetz übermäßig große Beachtung geschenkt wurde; schon gar nicht in der späten Republik und der Kaiserzeit, als sich die strengen Sitten der Vorväter immer mehr lockerten.

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Weiterführende Literatur / Quellen:

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1 Kommentar:

  1. Ein bemerkenswertes Gefährt! Interessant wäre, wie viele gegerbte Tierhäute man dafür vernäht hat und wie dicht der Schlauch geblieben ist, weil der Druck dürfte bei dieser Füllmenge auf die einzelnen Nähte doch ziemlich groß gewesen sein.
    Grisu

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