Mittwoch, 15. Juli 2015

Interview: Cairns in Süddeutschland - Verleugnete Steinmonumente?

Gibt es im Süden Deutschlands sogenannte "Cairns" bzw. prähistorische Bauwerke, deren Formen entfernt(!) an jene Stufenpyramiden erinnern, wie man sie von mehreren außereuropäischen Hochkulturen her kennt?
Ich hätte auf eine solche Fragestellung vor noch nicht allzu langer Zeit mit großer Skepsis reagiert. Dann jedoch entspann sich zu diesem Thema in einer von mir abonnierten Archäologie-Mailing-Liste eine engagierte, wochenlange Diskussion, die mich zunehmend an meiner tendenziell ablehnenden Haltung zweifeln ließ.
In nachfolgendem Gespräch habe ich Herrn K. Walter Haug - Kunstlehrer, Bürgerarchäologe und Begründer der deutschen Cairn-Forschung (megalith-pyramiden.de) - zu diesen teils annähernd stufenpyramidenförmigen Objekten befragt, die er gemeinsam mit Gleichgesinnten seit rund 25 Jahren, ohne Unterstützung durch staatliche Stellen, in mühevoller Arbeit erkundet.

(Alle enthaltenen Abbildungen wurden von Herrn Haug freundlicherweise zur Verfügung gestellt.)



Herr Haug, Sie und Ihre Mitstreiter stellen die Behauptung auf, in Süddeutschland gäbe es Cairns bzw. prähistorische Stufenpyramiden. Ist es zulässig, hier beispielsweise Parallelen zu den bekannten ägyptischen Monumenten zu ziehen? Sind auch die von Ihnen entdeckten Bauwerke Ebene für Ebene aus tonnenschweren Steinblöcken errichtet worden? Oder unterscheidet sich die Konstruktionsweise von den altägyptischen Pyramiden grundlegend?

Gute Frage. Als ich mich mit dem Phänomen der „ummauerten Abraumhalden“, wie die Staatsarchäologen in Baden-Wüttemberg die riesigen Bauwerke nennen, auf architektonische Weise auseinander zu setzen begann, stieß ich auf die Forschungen in Frankreich, auf den Cairn von Barnenez und seine Konstruktionsweise.


Dieser wurde aus aufeinander folgenden Mauern, auch Strebemauern genannt, aufgebaut, die quasi zwiebelschalenförmig das Innere, die Grabkammer, umhüllen. Dabei bildet jede Mauer aufsteigend eine Stufe. Das Bauwerk bekommt dadurch durchaus den Charakter einer Stufenpyramide, jedoch in einer sehr rustikalen ageometrischen Form. 
Die Franzosen sind dennoch sehr stolz darauf, damit quasi die Prototypen der Stufenpyramiden zu besitzen, denn auch die Stufenpyramiden und glatten Königspyramiden in Ägypten wurden erstaunlicherweise nach diesem Prinzip gebaut. D. h. im Innern der Pyramide steckt als Kern ein Obelisk, um den sich die Mauern stufenweise absteigend anordnen. Jeder, der sich noch nicht damit beschäftigt hat, denkt, dass jede Stufe plan gebaut und eine auf der anderen aufsitzen würde. Dem ist nicht so.

Das Baumaterial ist auch in Ägypten nicht einheitlich. Man kennt allgemein nur die schön gestalteten Pyramiden von Giseh mit ihren glatt behauenen rechteckigen Quadern aus Kalkstein, die außerordentlich groß und schwer sind. Jedoch gibt es auch auch Ausführungen der 5. Dynastie mit kleineren und groberen Bausteinen. Die Pyramiden des Mittleren Reiches haben generell einen Kern aus luftgetrockneten Nilschlammziegeln, der mit hochwertigen Kalksteinplatten verkleidet wurde. Her in Deutschland wurden Cairns hauptsächlich aus Sandstein aber z. T. ebenfalls aus Kalksteinblöcken errichtet, und zwar im Würzburger Raum. Das sind die beeindruckendsten Exemplare überhaupt. Als wir die zum ersten Mal sahen, traf uns der Kulturschock. Keiner von uns hatte jemals damit gerechnet, dass es Bauwerke dieser Art mit ebenso großen Kalksteinquadern wie in Ägypten hier geben würde. Wer sich auf den Marsberg bei Würzburg-Randersacker begibt, wandelt in einer antiken Ruinenlandschaft. Überall zwischen den langgezogenen Cairns liegen die herabgefallenen rechteckigen Quader und Felsplatten kreuz und quer. Wo der Lehm den Blick auf Bauwerkteile zulässt, erkennt man noch gut erhaltenes Mauerwerk, z. T. sogar in Stufenform. Aus diesen Stufen lassen sich die Quader herauslösen. Die Bauwerke des Marsbergs haben über Jahrhunderte als Steinbruch gedient, wie auch die Pyramiden Ägyptens, von denen hunderte restlos verschwanden oder bis auf die Fundamente abgetragen wurden. Die Steinbrucharbeiter in Würzburg hatten leichtes Spiel. Der Kran musste die z. T. riesigen Felsquader einfach abheben. Dadurch kam die geologische Theorie desQuaderkalksteins auf, von Kalksteinbänken, die durch tektonische Stressfelder 3-dimensional in perfekt rechteckige Quader aufgebrochen wären, eine Fehlinterpretation und Irrlehre, die heute in allen Lehrbüchern steht. Die Natur ist im entropischen Zerfallsprozess nicht ordnend, sondern zerstörend. Doch die meisten Bauwerke bestehen aus Sandstein, d. h. aus Blöcken und Platten handlicher Art, wie sie auch beim Bau der Cairns in der Bretagne oder in Ostfrankreich, in England, Schottland und Irland verwendet wurden, wobei dort das Material auch Granit sein konnte, wie z. B. beim Cairn von Barnenez.


Wie viele dieser von Ihnen als Cairns interpretierte Bauwerke haben Sie bisher untersucht, wann könnten sie errichtet worden sein und welchen Zweck erfüllten Sie ursprünglich?

Ich habe sie ehrlich gesagt noch nicht gezählt, denn es sind so viele. Wenn Sie in einer Cairn-Felsnekropole allein 20 Exemplare vorfinden, dann verlieren sie leicht den Überblick. Wir haben neben vielen Einzelmonumenten und Ensembles fünf große Nekropolen untersucht, Randersacker, Schmie, Durlach, Kleingartach und Lohr am Main, wobei die ersten vier die Cairns ausschließlich innerhalb umgebender Felswände enthielt, in Lohr jedoch war nur der erste, ausgesprochen hohe Hang-Cairn an einen Steinbruch angebunden, die anderen Cairns, aus Stein gemauerte steil aufragende hohe Bauwerke, standen überall im Wald verstreut.


Wir fanden sie auf keiner topografischen Karte eingezeichnet. Ein Tippgeber hatte uns ihre Existenz mitgeteilt. Da der ganze Wald zum einstigen Kloster Mariabuchen gehört, nehmen wir an, dass die Kirche niemals einen Landvermesser oder Archäologen auf das Gelände gelassen hat. Und daneben gibt es viele Vorkommen kleinerer Gruppen von Cairns in Steinbrüchen, immer aus Trockenmauern bestehend, auf ansteigenden Felsterrassen stehend oder zu Ensembles angeordnet. Es gibt eine große Vielfalt. Aber niemals sind es Abraumhalden wir immer behauptet wird, denn sie enthalten oder enthielten Grabkammern, meist in rechteckiger Form. Wenn die Grabkammern abgetragen sind wie z. B. in Lohr oder Kleingartach, dann erkennt man noch das Fundament von Gang und Kammer. Auf dem Marsberg von Randersacker sind die besterhaltensten Ganggräber zu besichtigen, die man z. T. sogar aufrecht gehend betreten kann.


Cairns werden laut C14-Datierung in den Zeitraum von 6000 v. Chr. bis 500 v. Chr. datiert. Wir schätzen, dass unsere in der Eisenzeit ab 800 v. Chr. entstanden, da die umgebenden Felswände mit Spitzmeißeln auf kunstvolle Weise geglättet wurden. Die Amtsarchäologen behaupten, das wäre eine Abbaumethode gewesen, Prof. Stellrecht, Geologe an der Uni Karlsruhe vertrat jedoch schon Anfang der 90er Jahre die Ansicht, dass die Felswände von vorne behauen worden sein müssen. In Ägypten hat fast jeder Pyramidensteinbruch solche Spitzmeißelungen, wobei manche in Nekropolen verwandelt wurden, wie z. B. Gebel El-Silsila. Die Gräber entstanden in waagrechten Felsstollen oder Schachtgräbern. Daneben ist aber der Großteil des Steinbruchs auch dort mit angeblichen Abraumhalden ausgefüllt, von denen der Geologe Klemm sagt, dass sie gemauert seien. Leider wurden sie noch nie untersucht. 
In den Cairn-Kammern, Ganggräber oder Dolmen, wie man sie nennt, wurden immer wieder Skelette entdeckt, manchmal über hundert in einer kleinen Kammer, weshalb man von Sippengräbern ausgeht. 


Sie scheinen sich primär auf die Freilegung des Mauerwerkes zu konzentrieren. Wie sieht es jedoch mit Beifunden bzw. Artefakten aus, die eine annähernd exakte Datierung der Bauwerke ermöglichen würden? Gibt es dokumentierte stratigraphische Untersuchungen? 

Da wir vom Landesamt für Denkmalpflege BW nicht als ehrenamtliche Helfer anerkennt werden, konnten wir bis jetzt keine einzige derartige Untersuchung anstellen. Allgemein ist es jedoch nicht verboten, in Steinbrüchen zu graben, da sie nicht als Bodendenkmäler gelten. Tatsächlich konzentrieren wir uns auf die Mauern und damit auf die Suche nach Portalen in diesen. Wir hoffen das ungestörte Grabinventar eines Ganggrabs zu finden, das dann datiert werden kann. Es gibt Ganggräber, die begehbar sind. Da können wir nicht auf Funde hoffen und welche, die durch Schutt und Geröll am Betreten gehindert sind. Diese scheinen erfolgversprechend. Im allgemeinen sind die Cairn-Felsnekropolen immer wieder als Steinbruch missbraucht worden, d.h. man hat die Bauwerke geplündert und abgetragen. Durch diesen Steinbruchbetrieb kamen sicher Stratigraphien durcheinander. Dann wieder sind die Portale weitgehend verschüttet, so dass nur noch schmale Schlitze herausschauen, durch die man hinein kriechen muss. In einem solchen Fall könnte natürlich das ganze Material bis zum ursprünglichen Laufgrund abgetragen und vermutlich auch etwa gefunden werden. Doch solche Grabungen auf Gemeinde- oder Privatgrund wurden uns bisher verboten. Nur in Sternenfels, Kürnbach und Oberderdingen konnten wir überhaupt arbeiten, allerdings ohne eindeutige Befunde. In den ersten beiden Orten ging es um Grabkammern, die von uns entdeckt oder durch geoelektrische Messung festgestellt wurden. In Kürnbach erhielten wir sofort Grabungsverbot, als wir den Eingang zur Megalithkammer geöffnet hatten. Das Gesetz erlaubt es nicht, das Nicht-Archäologen Grabungen durchführen. In Sternenfels stieß der Bagger zwar bis auf einen Laufgrund aus gestampften Lehm hinab, der zudem unmittelbar vor dem Cairn durch einen Plattenbelag verstärkt ist. Direkt darüber aber waren die Schichten durch Planierraupen gestört, die bei der Beseitigung des Mülls und Renaturierung der bis in die 80er Jahre offenen Mülldeponie eingesetzt wurden. In Oberderdingen gelang es mir zwar einen wunderbar erhaltenen Opferaltar mit glatter und schräg abfallender Tischfläche freizulegen, bei dem sogar die Blutrille noch perfekt erhalten ist, aber bis hinab zum Felsgrund gaben die beseitigten Lehmmasse nichts an Funden her.


Ein sehr seltsamer Umstand, der mich an Hattusa erinnert, die Hauptstadt der Hethiter, die auch weitgehend fundlos war. Doch jetzt konnte Mike Amesbury an der Stufenpyramide von Spielberg, dem Schlössle, wie es landläufig heißt, in einem Maulwurfshügel Scherben eines Terra Sigillata Gefäßes zutage bringen. Außerdem entdeckte er eine zwar hässliche, aber überzeugende Skulptur in der Kruschhälde/Jägersitz von Sulzfeld, roh behauen, nur aus Rumpf und Hals bestehend, wobei dieser Hals wohl auch den Kopf darstellen soll. Das Ganze erinnert an Idole der Kykladen.


Seitens der baden-württembergischen Amtsarchäologie erfahren Sie keine Unterstützung. Vielmehr vertritt man dort die These, bei den entdeckten Strukturen handle es sich um die ummauerten Schutthalden aufgelassener Steinbrüche. Auf welche Untersuchungen bzw. Expertisen stützen sich die verantwortlichen Archäologen dabei? Und welche Argumente können Sie diesen Experten entgegenhalten? Es handelt sich bei Ihren Kritikern doch um Megalith- bzw. Cairn-Experten, oder?

Tja, das wäre wirklich schön, wenn es sich tatsächlich um solche Experten handeln würde. Als ich mich zum ersten mal an das Amt wandte, dachte ich das naiverweise auch. Aber der damalige Landeskonservator hatte offenbar noch nie in seinem Leben das Wort Cairn überhaupt gehört, wie er in einem Telefonat zu erkennen gab. Bei der Untersuchung der Zwerchhälde von Sternenfels fielen mir die Felswände und die Trockenmauern in Cairnbauweise auf und meldete sie den Archäologen. Ich hoffte, diese würden sich informieren, aber das taten sie nicht, offenbar bis heute, denn der Kenntnisstand ist nach wie vor derselbe. Der in Bayern einst für den Marsberg zuständige Dr. Gerlach hat einmal den wunderbaren Satz einer Reporterin gegenüber geprägt: In Bayern gibt es keine Megalith-Kultur also können auch keine Megalith-Monumente gefunden werden. Tja, so simpel ist die Welt in der Vorstellung mancher Fachleute  gestrickt.
Es wird nach wie vor behauptet, die Spitzungen an unseren Felswänden, z. B. in Sternenfels, seien der römischen Abbaumethode geschuldet. 


Im römischen Steinbruch Kriemhildenstuhl bei Bad Dürkheim z. B. sind diese über alle Felsflächen gebreitet.


Dabei hätten die Arbeiter lange Schlitze von oben in den Fels gehauen und durch diese die Quader vom Fels getrennt. Doch können damit keine senkrecht aufragenden Felswände entstehen. Es entsteht nämlich Unterhau, da der Ellbogen ständig mit der Felswand kollidiert und der Arm gezwungen ist, vom Körper schräg weg zu hauen. Eine nach unten zurückweichende Felswand entstünde. Schlitze wurden auch von den Römern nur zur Aufnahme von Sprengkeilen gehauen. Sprengkeile aber hinterlassen nur glatte Sprengflächen an Quadern und Felswänden. Wie Prof. Stellrecht sagte, die Wände wurden von vorne behauen. Tja, wären die Archäologen dabei geblieben, dass es eine römische Methode gewesen sei. Doch je mehr ich sie nervte, desto moderner wurden die Steinbrüche plötzlich. Erst hieß es, auch im frühen Mittelalter seien solche Steinbrüche entstanden, dann war man sich plötzlich einig, das wäre sogar eine Methode der im 19. und frühen 20. Jh. tätigen Steinhauer gewesen. Doch aus der Aktenlage kann man rekonstruieren, dass dabei nur die Westseite des Cairns bis genau zur Gemeindegrenze abgetragen wurde, so weit reichte die Konzession von Oberderdingern Seite. Aus den Cairnbausteinen wurden hauptsächlich Pflastersteine hergestellt.
Am umwerfendsten fand und finde ich immer noch die Idee, unsere Cairns, speziell die Zwerchhälde von Sternenfels, seien ummauerte Abraumhalden. Unsere Ausgrabungen 2011 bis 2013 erbrachten etwas anderes.


Ich kenne keinen Fall in der Menschheitsgeschichte, wo man eine Abraumhalde ummauert hätte. Eine Halde wächst ständig während der Arbeit. Irgendwann ist die Arbeit beendet und die Halde in ganzer Größe aufgeschüttet. Wieso sollte ich jetzt noch die Halde aus Sicherheitsgründen ummauern, wie behauptet wird? Der Bau erfordert ja einiges: Gutes Steinmaterial und den Einsatz von Arbeitern, die bezahlt werden müssen. Ein Steinbruchbesitzer müsste ein kompletter Idiot sein, wenn er dies tun würde, jetzt, wo man den Steinbruch einfach schließen kann. Man muss ja nur noch den Eingang versperren, durch ein Tor, eine Sperre, einen Erdwall. Die Zwerchhälde hat eine Ausdehnung von heute ca. 60 x 80 m, das wären min. 280 m Mauer gewesen, ursprünglich 5 m hoch, wie wir durch die Ausgrabung feststellten. Dazu die Mauern auf dem Hang, was ja nur die Reste der Stufen sind. Unbezahlbar. 


Inzwischen weiß ich, wie Dr. Biel auf diese Idee kam. Er hatte einen Berater, Herr Burrer aus Maulbronn, ehemaliger Steinbruchbesitzer. Burrer bezeichnete in einem Telefongespräch mit mir Dr. Biel als seinen Freund. Tja, Burrer hatte gerade mein Buch gelesen und war wohl doch ins Überlegen gekommen. Er hat eine sehr überzeugende Art, Dinge zu vertreten, das muss man ihm lassen. Wenn er behauptet, die Cairns seien ummauerte Abraumhalden, dann tut er das in einer Tonart, die jede andere Meinung einfach als lächerlich erscheinen lässt. So muss er auch Biel überzeugt haben. Doch jetzt war er offenbar im Zweifel, denn er teilte mir mit, dass in einer von drei angeblichen Abraumhalden, die alle direkt an der Hauptstraße von Maulbronn stehen, zwei Stollen, also Ganggräber sich befänden. 


Und hier findet man auch den Grund, warum Burrer von seiner These so überzeugt war, denn diese Cairns haben z. T. recht gut erhaltene Umfassungsmauern, trocken geschichtet, wie bei Cairns üblich, denn damals kannte man noch keinen Mörtel. Jeder glaubt, diese Mauern dienten allein dem Schutz der Fußgänger und Fahrzeuge, sie könnten mithin nur den Schutt der hinter den Mauern steil aufragenden „Halden“ im Zaum halten. Doch sind die Mauern so niedrig und die Hänge so steil, dass man sich wundert, dass da nicht ständig Abrutschungen zu verzeichnen sind. Ständig müssten losgelöste Steine den Leuten auf den Kopf fallen, denn der Hang ist überhaupt nicht gesichert. Wir erkannten aber Anzeichen für Bauwerksstufen unter dem glatten Hang aus Erosionsschutt. Dies würde die überraschende Stabilität erklären. 
Tja, das ist überhaupt das Grundproblem beim Erkennen von Cairns. Da stehen diesen unförmigen Gebilde, oft riesengroß und lang, und keiner weiß, wie lange schon. Meist ist ein Steinbruch dahinter, also müssen es Schutthalden sein, so das allgemeine Empfinden. Keiner käme auf die Idee, dass die Menschen hier vor langer Zeit ihre Monumente direkt am Ort der Steingewinnung errichteten. Die Transportwege waren kurz. Und wahrscheinlich steckt auch eine Idee dahinter, der Wunsch, dem Erdreich, der Unterwelt, möglichst nahe zu sein, weshalb man ganze Pyramiden versenkte. Ich denke auch, dass die zahlreichen Hohlwege hier im Land absichtlich angelegt wurden und ursprünglich Prozessionswege zu den einst viel zahlreicheren Monumenten waren. Auch hier wollte man das Eindringen in die Unterwelt symbolisieren. Nicht umsonst haben das Wort Halde/Hälde und hohl denselben Ursprung, der vermutlich auf die Göttin der Unterwelt Hel bzw. Holda zurückgeht.  


Das Denkmalamt erklärt einerseits, die von Ihnen und Ihren Kollegen ergrabenen Strukturen seien keine prähistorischen Bodendenkmäler. Andererseits verbietet man Ihnen ausdrücklich, darin entdeckte Gänge und Kammern freizulegen, obwohl es sich dabei - nach amtsarchäologischer Interpretation - angeblich nur um alte Lagerräume und Unterstände der einstigen Steinbrucharbeiter handelt. Deutet diese widersprüchlich anmutende Haltung nicht darauf hin, dass die Verantwortlichen selbst nicht so recht von ihrer eigenen Steinbruch-These überzeugt sind? 

Ich habe auch den Eindruck, man drückt sich um die Wahrheit und redet sich damit heraus, dass Rettungsgrabungen alle Kapazitäten binden würden und man deshalb auf auf eigene Grabungen verzichten müsse. Der Bürger soll´s also übernehmen. Doch die müssen dann den Archäologen bezahlen. Das freut den Steuerzahler natürlich sehr. Wofür finanziert er die üppigen Gehälter der Experten? Ich habe schon viele Beschwerden von Bürgern gehört, dass da die tollste archäologische Entdeckung in Europa von den gesetzlich verpflichteten Archäologen einfach liegen gelassen wird. Immer reden sie sich mit ihren unbewiesenen Behauptungen heraus. Alles nur Vorwand um nicht aktiv werden zu müssen. Wie blamiert stünde man da, wenn nach 25 Jahren totaler Inaktivität sich herausstellen würde, dass der Bürger-Archäologe Haug doch recht hatte? 
Es ist ja andererseits auch verständlich, wenn das Amt sich skeptisch gibt. Pyramiden hier in Zentraleuropa. Da lachen ja die Hühner. Aber kann uns einer auch nur eine vernünftige Erklärung für diese gewaltigen Bauwerke in Steinbrüchen liefern? Und seit die megalithischen Ganggräber zutage getreten sind, gibt es überhaupt keine Ausrede mehr. Die Vergleiche mit bekannten Felsnekropolen der Etrusker sind ja unbestreitbar. Die Banditacci-Nekropole bei Cerveteri hat fast genau dieselbe Länge wir die Cairn-Nekropole auf dem Marsberg bei Würzburg-Randersacker, 1,2 km.


Der Anfang der 90er Jahre für die Region zuständige Dr. Schallmayer erklärte, dass die knappen Mittel nur noch für Rettungsgrabungen drauf gingen und wir besser Kontakt zu Universitäten suchen sollten. Als wir Anfang des neuen Jahrtausends Kontakt hatten, ging dieser jedoch wieder verloren. Wir hörten damals von verschiedener Seite, dass das Amt bei Anrufen Interessierter uns fortlaufend als Spinner hinstellte. Das nennt man doch Obstruktionspolitik, nicht wahr? Als wir die ersten Ganggräber entdeckt hatten, zeigten wir dem neu ins Amt gekommen Dr. Wieland die Monumente. Er prägte den denkwürdigen Satz: „Das will ich nicht glauben.“ Können konnte er es, allein ihm fehlte der Willen. Kein Wunder. Er stand am Anfang seiner Karriere, und wer wendet sich da gegen die offenbar unumstößliche Meinung seines Vorgesetzten. Dabei hatten wir gerade von ihm viel erwartet. Er gab sich uns gegenüber als vielseitig interessierter und belesener Wissenschaftler aus und wir dachten, dass er sich schnell in die Cairn-Materie einarbeiten würde. Aber nein. Seither hören wir immer dieselben lapidaren Stellungnahmen von den „ummauerten Abraumhalden“ und „Bierkellern der Steinbrucharbeiter“ neuerdings auch als „Installationen in neuzeitlichen Steinbrüchen“ variiert. Dabei hat keiner im Amt auch nur eine Minute in Forschungsarbeit investiert, weder in praktische noch theoretische. Da herrscht offenbar völliges Unwissen über die Cairns in anderen Ländern Europas. Das liegt an den national organisierten Archäologien, die sich kaum zur Zusammenarbeit zusammenfinden, und in Deutschland besonders extrem, an den länderhoheitlichen Zuständigkeiten, die es einem Fachmann wie Dr. Ziermann unmöglich macht, Einfluss auf die Zustände hier zu nehmen. Was interessiert einen Archäologen im Süden der Republik was im Norden geschieht?   


Stehen Sie mit Ihrer Meinung, in Süddeutschland hätte man in grauer Vorzeit stufenpyramidenförmige Strukturen von zum Teil immensen Ausmaßen errichtet, quasi alleine da? Oder gibt es Fachleute, etwa außerhalb des baden-württembergischen Denkmalamtes, die aufgrund der von Ihnen vorgelegten Indizien durchaus einen Forschungsbedarf attestieren?

Auf meiner Suche nach Fachliteratur stieß ich auf den Archäologen Dr. Ziermann, Anfang des Jahrtausends am Amt für Kultur und Archäologie in Stade/Niedersachsen beschäftigt. Er hat eine wunderbar aufschlussreiche Arbeit über jungstein- und bronzezeitliche Grabarchitektur verfasst, die mir sehr weiterhalf. Als ich seine Adresse herausgefunden hatte, durch die Einschaltung einer weiteren Archäologin, Frau Dr. Linger aus Hamburg, sandte ich ihm Fotos der Gangportale der Steingrube in Schmie bei Maulbronn. Er stellte sofort Forschungsbedarf fest und teilte mir dies am Telefon mit. Jedoch konnte er schon damals aufgrund einer chronischen Krankheit unsere Cairns nicht besichtigen oder sich weiter engagieren. Gegenüber einem Reporter der BNN stellte dieser Experte für Cairn-Architektur die Forderung auf, dass ein Querschnitt durch eines der Bauwerke Aufschluss über die Bauweise und den inneren Aufbau erbringen sollte, was wir bei der Grabung in Sternenfels auch erfolgreich taten. Er machte aber auch gleich klar, dass er in Baden-Württemberg absolut nichts zu sagen habe. So bleibt die alleinige Verantwortung allein dem LAD BW überlassen.
Dr. Christine Linger, promovierte Archäologin, aber ohne Anstellung, lud mich zu insgesamt drei Vorträgen nach Hamburg ein. Sie ist ebenfalls von unseren Entdeckungen überzeugt. Dr. Storch aus Bayern erzählte uns, dass er als promovierter Archäologe so von seinen Kollegen gemobbt worden sei, dass er nach vier Jahren schon wieder aufhören musste. Er bezeichnet die Archäologen als weltfremd und in Theorien befangen, so dass sie halt eben eine Abraumhalde nicht von einem prähistorischen Bauwerk unterscheiden könnten. Storch war von der Größe der Gebilde echt überrascht. Aber helfen konnte er uns auch nicht, da zu weit entfernt wohnend. 
Tja, so stehen wir also vor dem Problem, wo bekommen wir einen Archäologen her und von was sollen wir ihn bezahlen? Wir versuchen nun über sciencestarter.de ein Crowd-funding für unser Projekt ins Leben zu rufen. Wer also spenden will, sollte in Zukunft mal auf dieser Webseite nachschauen, ob wir dort vertreten sind.


Welche Forschungstätigkeiten planen Sie denn für dieses Jahr noch?

Mike Amesbury, Künstler aus Kalifornien, derzeit Dozent in Mannheim, ist dabei, die Cairns in Süddeutschland als 3D-Rekonstruktionen am Computer wiederherzustellen. Er plant, diese als Buchausgabe im englischsprachigen Raum zu veröffentlichen. Derzeit sind wir mit einem freiberuflichen Archäologen im Gespräch, der uns hoffentlich die Öffnung einer Grabkammer bei Maulbronn ermöglicht. Die muss allerdings von uns finanziert werden, weshalb wir an ein Crowd-Funding denken. Wie gesagt, werden wir wohl dann auf Sciencestarter vertreten sein.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit dieser Crowd-Funding-Initiative. Sind die von Ihnen zutage geförderten Anlagen eigentlich frei zugänglich bzw. können sie besichtigt werden? An wen wendet man sich als Interessierter am besten?

Exkursionen können unter meiner Leitung durchgeführt werden. Ich bin jederzeit unter walha1a[at]aol.de erreichbar.


Vielen Danke, Herr Haug, dass Sie den Lesern dieses Blogs Ihre Forschungsarbeit so ausführlich näher gebracht haben.
Natürlich sind wie immer alle herzlich eingeladen, sich im Kommentarbereich zum Inhalt dieses Beitrages zu äußern und Fragen zu stellen. 


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Update (27. Juli 2016): Ein Video-Interview mit Herrn Haug:


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36 Kommentare:

  1. Verstehe ich richtig, dass die zuständigen Personen der Denkmalpflege Baden-Württemberg, nachdem ihnen die Forschungsarbeit bezüglich dieser "Strukturen" vorgelegt worden war, zu einem ehemaligen Steinbruchbesitzer gingen, diesen nach seiner Meinung fragten und dann hauptsächlich darauf eine ablehnende Gegenthese aufbauten?
    Zu weiteren Aktivitäten konnten sich die Kollegen im Ländle nicht aufraffen? Nicht einmal eine Begehung des Areals war möglich?

    Grüße

    Martin Brands

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    1. Begehungen fanden durchaus statt, die erste durch Dr. Schallmayer, der angesichts des 60 x 80 x 24 m messenden und allseits von Trockenmauern umgebenen Bauwerks meinte, es könne sich um einen Weinberg handeln, wohlgemerkt rundum eingebettet in Felswände, die dem Sonneneinfall und der nötigen Trockenheit nicht gerade förderlich sind. Dann kam er auf die Idee, dass es sich um eine Lagerhaltung von Steinen für spätere Zeiten handeln könne, insgesamt ca. 140.000 Tonnen, wobei gelagerte Steine niemals die schwindelnde Höhe von 24 m erreichen können und normalerweise kaum die 2 m überschreiten. Das Lagergut muss ja hantierbar bleiben. Dann kam Dr. Biel, der nachdem er den Umfang des Bauwerks glaubte erkannt zu haben, es offenbar aussichtlos fand, hier nach datierbarem Fundgut zu suchen. Zur Illustration verwies er darauf, dass er schon einen Spinner kenne, der 1000e von DM auf der Suche nach dem Grab des Atilla verpulvert habe, erfolglos. Den guten Herrn Kugler lernte ich jetzt vor zwei Jahren kennen. Hätte er damals schon an der Zwerchhälde gegraben, wir wären heute viel weiter. Zuletzt kam der junge Dr. Wieland, der damals gerade seine Stelle beim LAD angetreten hatte und sich natürlich nicht mit seinem Chef anlegen wollte, aber die Geschichte kennen Sie ja schon.
      Pschologisch ist das Ganze natürlich hochinteressant: Einerseits hat man mehr als eine Ahnung, dass da gewaltige Bauwerke in unseren Steinbrüchen versteckt sind, andererseits scheut man die Verantwortung und das finanzielle Risiko, also abstreiten, dass es überhaupt einen Handlungsbedarf gäbe. Das ging aber nur, indem man den Entdecker als Spinner hinstellt und ihm damit das Forscherleben mehr als unnötig schwermacht. Wennjetzt die Cairns als solche anerkannt werden, hat sich das Amt bis auf die Knochen blamiert. Also immer weiter sein unschönes Spielchen treiben, auch wenn es dem Ansehen der Archäologie Deutschlands nur noch schadet.

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  2. Das als ummauerte Schutthalden zu bezeichnen scheint mir weit hergeholt zu sein. Wer legt den bitte solche aufwendigen Trockenmauern und Treppen nur zu diesem Zweck an? Gibt es dafür irgendwelche Parallelen auf der Welt, die diese Behauptung belegen?

    Die Archäologen in BW sind für ihren Konservativismus bekannt (um nicht das Wort "reaktionär" zu gebrauchen). Der Mann hätte daher seine Entdeckung besser in einem anderen Bundesland gemacht ;o)

    Gero

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    1. Vielleicht sind es ja tatsächlich ummauerte Abraumhalden. Aber dann soll die Denkmalpflege das beweisen, anstatt bloß eine Behauptung aufzustellen und sich auf nichts als die zweifelhafte Aussage eines Steinbruchbesitzers und die eigene Autorität zu stützen. In meinen Augen ist das Autoritätsmissbrauch und hat mit Wissenschaft, also dem Schaffen von Wissen, nur peripher etwas zu tun. Wenn diese vermeintlichen Abraumhalden allesamt mittelalterlich oder neuzeitlich sind (alleine die hier getroffene Verallgemeinerung ist schon unseriös!), dann sollte es entsprechende Überlieferungen geben. Gibt es die nicht, dann steht das Theoriegebäude des Denkmalamtes auf wackeligen Beinen.
      Grisu

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    2. "Reaktionär" ist ein Euphemismus! Als Archäologiestudent war ich in den 1990ern in Baden-Württemberg an einer Ausgrabung beteiligt. Gemeinsam mit einer lieben Kollegin, sie ist heute meine Frau, sollte ich im Anschluss einen Teil des Grabungsberichtes verfassen. Als uns dann ein Jahr später die in Druck gegangene, vom Grabungsleiter redigierte Endfassung vorlag, staunten wir nicht schlecht: Nahezu alle relevanten Befunde waren entfernt worden. Begründung: zu spekulativ. In Wirklichkeit wollte man einem alten Herren nicht auf die Zehen treten, der bei der Denkmalpflege eine "große Nummer" war. Es ging auch um die Verteilung von Mitteln und Eifersüchteleien zwischen den Provinzialrömern und Urgeschichtlern. Damals ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, in welche berufliche Sackgasse ich mich möglicherweise begeben habe. Der Umstieg aufs Architekturstudium zwei Jahre später ist mir daher nicht schwer gefallen. Meine Frau ist der Archäologie einige Jahre länger treu geblieben, bis auch desillusioniert die Branche wechselte. Ein obrigkeitsgesteuerter, staatlicher Forschungsapparat formt keine kritisch denkenden Wissenschaftler, sondern nötigt zu stromlinienförmigem Konformismus. Es sind sicher nicht immer die Besten, die in diesem System nach oben steigen und Entscheidungsbefugnis erlangen.

      Markus

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    3. Unschöne Erfahrungen mit dem LAD BW haben auch weitere Archäologen gemacht, die meine bzw. unsere Funde besichtigten, aber jetzt nicht mehr im Dienst sind und deshalb offen sprechen konnten.
      Tatsächlich verkündet das LAD seine Weisheiten in der Form des ordre de mufti. Über die Wissenschaftlichkeit solchen Verhaltens kann man sich wirklich nur wundern. Das obrigkeitsstaatliche Denken hat sich am gravierendsten im Landesdenkmalgesetz niedergeschlagen, das ein Privates Forschen im archäologischen Bereich komplett unterbindet. Grundgesetz Paragraf 5 Absatz 3 - Freiheit der Forschung - wurde damit außer Kraft gesetzt.

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  3. Dazu muss man wissen, dass in BW vor ca. 10 Jahren die Denkmalpflege einer anderen Abteilung (ich glaube Bau) untergeordnet wurde und damit faktisch aufgelöst wurde. Geld ist auch keins da. Denkmalämter auch hier in Bayern haben wenig Zeit für Forschung. Es ist besser in der Wissenschaft die These vorzustellen. Gut begründet, mit vielen schönen Plänen, Listen etc. Ein veröffentlichter Aufsatz hilft dabei auch.

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    1. Nach solch einer Chance suchen wir schon lange, nur welche "seriöse" Fachzeitschrift lässt sich darauf ein? Bisher wurde auf keine Anfrage geantwortet.

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  4. In der Forschung kocht jeder sein eigenes Süppchen und Futterneid ist keine Seltenheit. Wenn da jemand von außerhalb kommt, hat er klarerweise ganz schlechte Karten. Die Idee mit dem Crowdfunding ist deshalb sicher eine gute Alternative. Der Erfolg hängt aber auch stark von der Präsentation des Projekts ab. Es gab in diesem Blog vor ein paar Wochen ein schönes Beispiel, bei dem die Forscherin ihr Vorhaben in einem gut gemachten Video erklärt hat. Ich denke, daran sollte man sich orientieren. Der nötige Aufwand dürfte sich letztendlich lohnen.

    Liebe Grüße,
    Britta

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    1. Wir suchen immer noch nach dem richtigen Archäologen und sind für jeden Tip dankbar.

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  5. Was soll mir das Ganze sagen?
    Ist der Kriemhildenstuhl in Bad Dürkheim nun kein römischer Steinbruch?

    Ich habe hier übrigens direkt vor Haustür hunderte von Befunden: Trockenmauern von Wein- und Obstgärten, Unterstände, kleine Tunnel, Aufschüttungen von Steinbrüchen usw. All das ist heute im Wald und es sieht genauso aus wie auf den Bildern des Herrn Haug, ist nur halt nicht aus der Steinzeit!
    Das war zwar nicht mein Studienschwerpunkt - sondern die Römerzeit - aber ich kenne auch alle wesentlichen Bauwerke aus dieser Epoche an der franzöischen Atlantikküste.
    Gleich mal eine Zwischenfrage: Warum sehen steinzeitliche Siedlungsbefunde aus Westfrankreich doch etwas anders aus als hier am Rhein, wenn es doch dieselbe Kultur sein soll?

    Das mit den Lehmziegelkernpyramiden aus den mittleren Reich finde ich auch bemerkenswert!
    Und das ein Kloster hier im Südwesten nie einen Landvermesser oder einen Archäologen auf ihr Gelände gelassen hätte ist schon eine sehr vermessene Behauptung!

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    1. Die unzähligen Trockenmauern in unseren Feldern und Wäldern sind tatsächlich ein brennend heißes Thema. Hat sich schon einmal jemand Gedanken gemacht, wie viele Lkw-Ladungen von Material die Stufung eines Berges mit Trockenmauern mit sich bringt? Es gibt Weinberge, die völlig ohne Stufen auskommen und wo die Reben einfach auf den steilen Hang gesetzt sind. Und keiner weiß, wann diese überall anzutreffenden Hangmauern gebaut wurden, welcher Fürst oder Baron den Auftrag dazu gab. Trockenmauern gehören zu den ältesten Architekturen der Weltgeschichte. Und auch schon die Kelten sollen Weinbau betrieben haben.

      Jedenfalls sind uns keinerlei Veröffentlichungen über archäologische Untersuchungen, die dort stattgefunden hätten, bekannt geworden, und die offizielle topografische Karte des zuständigen Landevermessungsamts 1 : 25.000, also die detaillierteste, die normalerweise jeden keltischen Grabhügel verzeichnet, zeigt keinen einzigen der weit über 20 gezählten gemauerten Hügel im Wald bei Lohr.

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  7. Nach einer Durchsicht im Internet - der Mann hat auch ein Buch über die Externsteine geschreiben und bei einem Artikel der TAZ über dieses Thema auch einen Leserkommentar.
    Externsteine und Kriemhildenstuhl waren das nicht germanischen Heiligtümer? Jedenfalls war das die Forschungsmeinung vor ca 75 Jahren.
    Und noch einen Artikel über Kalenderfälschung - gleich 1900 Jahre sollen nicht stattgefunden haben, auch nicht meine geliebte Römerzeit! Und das Ganze läßt sich aus einer Inschrift hier aus der Gegend (Kürnbach) herleiten.
    Also weg mit allen römischen Inschriften und Münzen, mit Tacitus und Sueton - alles Fälschungen!

    Ich habe immer gesagt: Lehrer haben zuviel Zeit!

    Deerkhemer

    PS. Meine Mutter und mein Stiefvater waren beide Lehrer, allerdings für Naturwissenschaften und beide mit Doktortitel...

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    1. Ich schätze es absolut nicht, wenn man hier versucht jemanden zu beleidigen, der sich die Zeit genommen hat mir ein Interview zu geben.
      Es wäre daher wünschenswert, wenn du dich mit deiner Kritik auf die im obigen Beitrag vorgebrachten Punkte der Cairn-These beschränken würdest, anstatt primär zu versuchen mittels eindeutig zweideutigen Anspielungen ein argumentum ad hominem anzubringen.

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    2. Gut!
      Diese Sandstein-Trockenmauern hier am Rhein sind aus der frühen Neuzeit.

      Ich kann übrigens auch aus jahrelangen Feldebegehungen hier zwischen Mainz und Rheinzabern sagen, das es hier keine Cairns gibt.

      Allerdings habe ich hier zwischen Wachenheim, Seebach, Hardenburg (Kloster Limburg)
      und Leistadt ein riesiges System dieser Mauern, ich kann gerne mal ein paar Bilder senden, weil ich diese aufgelasenen Zeugnisse der Landwirtschaft mal angefangen habe zu dokumentieren.

      Und wenn ich mir den Artikel "Kalenderfälschung" auf ilay.it durchlese, Leugensteine - römische Meilensteine - sind Menhire, aber mit römischen Zahlzeichen, die in der Romanik zu Säulen umgearbeitet wurden!
      Was ist denn die Meinung des Bloginhabers zu so einer Aussage?
      Man kann nach der Lektüre aber festellen, das Herr Haug mit den römischen Ziffern, besonders mit M, L oder IX so seine Probleme hat (nur so zum Nachdenken - LEG VIIII HISP)
      Sind allen römischen Grabsteine mit Zahlen nun keine "römischen" Grabsteine mehr?
      Alles Fälschungen?

      Und das die Landesdenkmalpflege in BW besonders konservativ wäre oder gar reaktionär
      (im Sinne von M-L?) das möchte ich auch nicht so stehenlassen.

      Deerkhemer

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    3. Das Thema Chronologie ist so komplex, dass einige wenige Sätze bei weitem nicht ausreichen. Die Chronologie ist aber ein Problem, das Archäologen nur zu gerne unter den Tisch kehren. Gerade hatte ich wieder eine Diskussion mit einem aus Wuppertal, der ganz unbefangen zugab, dass die C14-Messmethode bei einer Datierung 2000 Jahre v. u. Z. um +/- 1500 abweichen könne und man daher den Kulturkontext kennen müsse, um kalibirieren zu können. Man muss sich vorstellen, dass bei der Einführung der Methode vor über 60 Jahren behauptet wurde, dass diese Methode absolute Datierungen ermöglichen würde. Die größten Abweichungen changierten damals im untersten Jahrhundertbereich. Eine Bandbreite von 3000 Jahren aber ist ein Fiasko ohnegleichen, ein Eingeständnis völligen Versagens der Methode. Deshalb sind die Institute dazu übergegangen, bei Probeneinreichung den Kulturkontext zu verlangen, d. h. z. B. Scherben, die schon chronologisch vordatiert sind, um solche eklatanten Abweichungen auszuschließen. D. h. es wird eingestandenermaßen manipuliert.
      Das Zählrohr wird kalibiriert und damit der Datierungsraum stark eingeeengt. Eine absolute Datierung ist damit überhaupt nicht mehr möglich.
      Wie konnte es nun zu dieser möglichen Abweichung von 3000 Jahren kommen? Lesen Sie zur Kurz-Info:
      http://www.sinossevis.de/upload1/_Antisemitismus_Motiv_der_Chronologiefalschung.pdf und
      http://www.sinossevis.de/upload1/_Causa_Terra___Kalenderfalschung_warum.pdf

      Es sind weit mehr als eine Inschrift, inzwischen mehr als 10 mit Kalenderzählung 3000 statt 1000. Und die römische Reichszeit dürfte im Endeffekt mit der Alexanderzeit identisch sein. Die Epochen haben schon stattgefunden, es gab nur nicht drei römische Zeitalter und drei byzantinische. Man kann diese und alle anderen auf ganz wenige reale Zeitalter reduzieren, wofür auch die architektonischen Zeugnisse vorhanden sind un nicht vergeblich gesucht werden müssen.

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    4. @ Deerkhemer: Was ich vom Thema "Kalenderfälschung" halte - Stichwort "Erfundenes Mittelalter" - habe ich in diesem Blog schon mehrfach erklärt.
      Kritik an Chronologien und Datierungsmethoden ist andererseits nicht nur legitim, sondern durchziehen die gesamte Forschungsgeschichte. Anderenfalls würden wir heute noch glauben, die Erde sei 6 000 Jahre alt.

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    5. Morgen Herr Haug!

      Fangen wir doch von vorne an!
      Wie datieren Sie denn den Steinbruch auf den Krimhildenstuhl?

      Deerkhemer

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    6. Herr Haug: die nächste Frage.

      Ich setze mal fogendes voraus
      Mit der römischen Reichszeit meinen Sie die Kaiserzeit.
      Und mit den drei römischen Zeitaltern meinen Sie:
      Republik, Hohe Kaiserzeit und Spätantike
      Und die drei byzantinischen Epochen sind die frühe, mittlere und späte.

      So, welche bekannten römischen Persönlichkeiten waren denn nun Zeitgenosssen von Alexander dem Großen?
      Wieviele astromische Jahre liegen denn zwischen Alexander dem Großen und sagen wir
      Constantin dem Großen?

      Grüße

      Deerkhemer

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    7. Der erste Ausgräber Dr. Sprater datierte den Kriemhildenstuhl als römisch, obwohl er selbst es merkwürdig fand, dass die Petroglyphen ihn an die nordische Eisenzeit erinnerten. Immerhin hielt er keltische Kulte am Ort zur Zeit der römischen Besatzung für möglich. In der Gesamtschau der hier gefundenen Steinbrüche mit genau denselben spitzgemeißelten Felswänden, ich denke dabei insbesondere an den Pfaffenberg bei Wurmlingen, wo ein großer Cairn nahezu den ganzen Steinbruch ausfüllt, kann der Kriemhildenstuhl nicht origninär römisch gewesen sondern muss schon früher in der Keltenzeit entstanden sein. Die Inschriften mit Angabe von römischen Legionen wurden daher später angebracht. Da Cairns aber schon so viel früher errichtet wurden, die ältesten schon um 6000 v. Chr., stehen wir voll im chronologischen Schlamassel. Cairns bzw. Tumuli in Steinbrüchen kennt man eigentlich nur noch von Etrurien, die aber erst ab 800 v. Chr. entstanden. Ein Teil der französischen Archäologen nennt ihre Cairns auch Tumuli, um die Beziehung zu den etruskischen Grabbauten zu verdeutlichen. Und auch die Cairns von Mortioux nahe St. Soline werden einmal in die keltische Eisenzeit datiert, dann wieder nicht. Der chronologische Streit dort ist im Gange.

      Für detaillierte Infos bezüglich der römischen bzw. byzantinischen Reiche und der Alexanderzeit samt Diadochen müssen Sie sich in die Werke von Anatolij Fomenko einarbeiten (Fiction or Science, Bd. 1 - 7, sind z. T. im Internet aufrufbar), der für alle Repräsentanten einer Epoche die entsprechenden alter egos in anderen genau benennt, bzw. in den Graphiken gegenüber stellt. Bei den Namen handelt es sich also um reine Fiktionen, die tatsächlichen Vertreter des Römischen Reiches waren weit weniger und ihre Namen vielleicht unter den bekannten enthalten, oder auch nicht, wir wissen es nicht. Es spricht vieles dafür, dass das Römische Reich insgesamt etruskisch sprach und griechisch und auch durch Griechenland maßgeblich beeinflusst war. Das lateinische Rom könnte sogar erst mit der Einwanderung gotischer und langobardischer Stämme nach Italien entstanden sein. Die ersten Bibeln waren noch in gotischer und lateinischer Sprache verfasst. Nach dieser Theorie war das lateinische Rom von Beginn an christlich und beanspruchte lediglich das antike griechisch-etruskische Rom. Viel Diskussionsstoff.

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    8. Hallo Deerkheimer,

      das Mauersystem "zwischen Wachenheim, Seebach, Hardenburg (Kloster Limburg)
      und Leistadt" interessiert mich natürlich brennend. Ein Mitforscher kennt ein ebensolches am Neckar bei Mörtelstein. Ich kann Sie ja beide miteinander bekanntmachen. Meine E-Mail-Adresse: walha1a@aol.de.
      Andererseits hat mir jetzt gerade Mike Amesbury Bilder von Cairns seiner pfälzischen Heimat gezeigt, die ich auch vermitteln könnte.

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  8. Hallo!
    Natürlich kann die Denkmalpflege unmöglich all die Plätze überprüfen, die auf der Homepage der privaten Forschergruppe aufgelistet werden. Bei einigen "Cairns" habe ich offen gestanden auch starke Zweifel, dass es sich wirklich um das handelt, was vielleicht etwas vorschnell angenommen wurde. Aber zumindest ein bis zwei vielversprechende Strukturen wären eventuell eine nähere Untersuchung wert. Geoelektrische Messungen und kleine Suchschnitte sollten zur Erhellung beitragen. Ich würde versuchen Kontakt mit einer Universität herzustellen, um so möglicherweise eine Lehrgrabung für Archäologiestudenten zu organisieren.
    LG
    Barbara Streeruwitz

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    1. Natürlich nur zu gerne. Mit Geologen hatten wir schon besten Kontakt, mit den Archäologen hapert es bisher. Da wird auf Foren zu sehr über uns hergezogen, als dass da noch einer unbefangen an uns herantreten würde. Da wird versucht, uns in die Naziecke zu stellen, obwohl unsere Chronologieforschung genau in die andere Richtung geht.

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  9. Sollte man das nötige Geld zusammenbekommen, dann wäre es vielleicht möglich, in einem dieser Gänge eine Stelle zu finden, die sich für eine Beprobung und anschließende TCN-Datierung eignet. Eine halbwegs genaue chronologische Einordnung wenigstens eines Teils der Anlage wäre sicher ein großer Fortschritt. Mit morphologischen und bautechnischen Analysen alleine stößt man bei solchen Bauten rasch an gewisse Grenzen. Will heißen, man kann alles mögliche hineininterpretieren oder verneinen. P.P.M.

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    1. Folgende Stelle fand ich unter Sub Terra Vorau zum Thema Erdställe und TCN-Datierung:
      "Die aus Trockenmauern (Steinen) errichteten Schutzräume unterirdischer Bergsiedlungen, Zugänge und Schächte (derzeit über 300 Stück) stammen größtenteils aus der megalithischen Epoche Europas. Hier hat man die bereits im verwitterten Gestein befindlichen, oberflächennahen Gangpassagen durch niedere und schmale aufgemauerte Steingänge ersetzt um die alten Anlagen wieder verwenden zu können. Die architektonische Bauweise dieser Gänge, wie Tragsteine, Kraggewölbe und bis zu einer Tonne schwere Überlagplatten, die unter Feldern bzw. Wiesen verlaufen und in Berghänge hineinführen, können von ihrer Ausführung her bei vielen Objekten eindeutig dem prähistorischen Zeitraum zugeordnet werden. Durch eine TCN-Datierung die von der Karl-Franzens-Universität Graz und der Purdue Universität (USA) durchgeführt worden ist konnte bei einigen dieser Gänge ein Alter von über 10.400 bis 10.900 Jahren ermittelt werden."
      Wie gesagt bin ich ein Anhänger der kurzen Chronologie. M. E. sind alle Bauwerke, die den Einsatz von steinebrechenden Werkzeugen erfordern, in der Eisenzeit entstanden, also auch die ägyptischen Pyramiden, von denen sogar Herodot sagt, dass zu ihrem Bau Unmengen von Eisenwerkzeugen verwendet wurden. Solche Merkwürdigkeiten, die Pyramiden von Giseh in die Kupfer-Steinzeit zu datieren, negieren die technische Unmöglichkeit und sind der beste Beweis, dass unsere Chronologie ein kompletter Blödsinn ist. Ein Kupfermeißel würde schon verbiegen, wenn man ihn gegen Holz haut. Und mit Obsidianklingen hätten sich die armen Ägypter zu Tode geschuftet. Geflissentlich übersehen werden immer die Sägeschnitte an Blöcken, die beweisen, dass damals schon Steinsägemühlen im Einsatz waren, die mit Draht sägten, sogar parallel mehrere Blöcke gleichzeitig, die sog. Plinius-Maschinen. Das macht die angegebene Bauzeit für die Cheopspyramide von 20 Jahren durchaus realistisch. Kupferdraht hätte zu massivem Materialverlust geführt. Ständig hätte man ihn austauschen müssen und soviel Kupfer überhaupt nicht zur Verfügung gestanden. Handelsbeziehungen zu den Etruskern sind nachweisbar, und deren Eisenerzgruben z.B. auf Elba, legendär.

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  10. Tja, die These von den ummauerten Schutthügeln klingt in der Tat etwas seltsam. Und zumindest eine Ortsbegehung wäre bei dieser Befundlage für einen Landesarchäologen zumutbar.

    Auf der anderen Seite verstehe ich die Reaktion der Landesdenkmalpflege schon auch, denn da kommen fast täglich irgendwelche Leute mit ihren Theorien und Entdeckungen und in 99% der Fälle ist das schlicht Quatsch. Und nach nicht mal 5 Minuten stöbern habe ich auf der Website von Herrn Haug einen Abschnitt gefunden, wo Grimm'sche Etymologie, germanische Jenseitsvorstellungen und "die Kelten" unreflektiert in einen Topf geworfen werden, an einer anderen Stelle wird die gesamte Datierung Altägyptens verworfen unter Verweis auf Illig. Da verstehe ich sehr gut, dass ein gestresster Landesarchäologe das nach kurzem Blick unter "die üblichen Spinner" einordnet. Wer von der Wissenschaft ernst genommen werden will, sollte sich um eine seriösere Aussendarstellung bemühen.

    Dazu kommt, dass nahezu kein archäologisches Amt heutzutage noch die Ressourcen für reine Forschungsgrabungen hat. Insofern wäre hier eine Universität der bessere Ansprechpartner. Aber auch da gilt, dass man nur ernst genommen wird, wenn man sich sachlich fundiert auf den Befund konzentriert und nicht wilde Spekulationen von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter anstellt.

    LG, Julia

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    1. Tja, wenn man einmal die Büchse der Pandorra geöffnet hat, bzw. die Zweifel an der bestehenden Chronologie, auch durch eigene Kalenderfunde, insbeondere aber durch die gravierenden Datierungsprobleme bei den eigenen Entdeckungen - Cairnbau von 6000 bis 500 v. Chr, Tumulibau in Steinbrüchen von 800 bis 300 v.Chr. - geweckt wurden, dann erscheint es einem seriöser, auf diese Widersprüche hinzuweisen, als sie der schönen Fassade wegen unter den Tisch zu kehren. Wissenschaftliche Seriosität zeichnet sich ja nicht durch Unterdrückung von notwendigen Diskussionen aus, sondern durch das analytische Vermögen, solche Probleme zu erkennen und einer Lösung zuzuführen. Leider ist man durch die heutige Uni-Ausbildung derart unter Konformitätsdruck, dass kaum noch einer wagt, seinen kritischen Sachverstand unter Beweis zu stellen.

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    2. Grimm´sche Etymologie und germanische Jenseitsvorstellungen anzuführen, um wiederkehrende Bennungen der hier besprochenen Monumente (Hälden) zu klären, halte ich für legitim. Der Begriff H-l-d, ich verkürze gern auf Konsonanten, um die Austauschbarkeit von Vokalen zu verdeutlichen, könnte sogar dem Völkername Kelten zugrundeliegen. Es war zu Beginn der Sprachforschung (Spaten) üblich, die Chaldäer als Kelten zu bezeichnen. Die hatten eine höchste Gottheit namens Haldi, die vielleicht die patriarchalische Variante der Mutter- und Erdgottheit Holda/Hel darstellt. Archäologen verkneifen sich zwar gerne, solche etymologischen Überlegungen anzustellen, aber nicht jeder. Sogar Dr. Wieland, mein Counterpart im Amt, war dem nicht abgeneigt.
      Tja, heute scheut man sich schon, das Wort Germane in den Mund zu nehmen, assoziert man doch sofort den germanischen Herrenmenschen. Ich als Germanist müsste mich allein deswegen schön schämen. Dabei haben wir einen ungeheuren kulturellen Schatz, den anzurühren kaum einer sich noch traut. Nur weil die Nazis ihre blutigen Finger drauf gelegt haben. Die haben alles missbraucht, was ihnen über den Weg lief, am übelsten aber die Geschichte des christlichen Abendlands samt seiner kaum richtig erforschten Vorgeschichte. Sollen wir uns nicht mehr mit Runen befassen, auch wenn wir an unseren Felswänden solche entdeckt haben? Ich halte die Germanomanie der letzten zwei Jahrhunderte eh für einen Hype, der einem gefälschen Dokument, der Germania des Tacitus, zu verdanken ist. Die europaweit siedelnden Kelten scheinen mir viel logischer als Urheber der kontinental verbreiteten Cairns und Tumuli zu sein. Außerdem gibt es hier ein dichtes Substrat slawischer Ortsnamen, die sich vor allem durch die Endung -ing/ingen auszeichnen, auch bis weit in den Norden, Orte wie z. B. Groningen oder Buckingham. Gerade letzterer erinnert mich an die erste Erwähnung unseres Ortsnamens wesingheim. Visina ist im slow. das Dorf, buckina die Buche. Es gibt sogar Bilinguale, z. B. Birkenfeld und das benachbarte Brötzingen bei Pforzheim, wobei slow. brezje widerum Birke bedeutet. Jöhlingen geht auf jelina die Tanne zurück, Stuttgart auf Sturgard, Stargard, was alte Burg bedeutet, etc. Und dann gibt es noch griechische Quellen aus dem 2. Jh. v. Chr. die erwähnen, dass Skythen rechts des Rheins siedelten, also genau dort, wo man zu dieser Zeit die la-tene-zeitlichen Kelten lokalisiert. Der kurvolineare Stil der La-Tene-Zeit gleicht verblüffend dem tierornamentalen Stil der Skythen. Alles nur Zufall?

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    3. Als Schweizerin habe ich keine Berührungsängste mit Germanen. Aber da ich mich während des Studiums der indogermanischen Sprachen habe ich mich mit Keltisch und Germanisch beschäftigt. Zwischen den Sprachen bestehen keine weiteren Verwandtschaften, die über die Gemeinsamkeiten der allgemeinen Indogermanischen Sprachfamilie hinausgeht. Und auch die materiellen Hinterlassenschaften der beiden Kulturkreise zeigen klare Unterschiede. Insofern sind germanische Jenseitsvorstellungen völlig irrelevant, wenn es um Kelten geht!

      Ach ja, -ingen ist germanisch, da haben die Slawen gar nix damit zu tun. Aber genau das meinte ich: klar kann man Datierungsmethoden und -systeme in Frage stellen. Die sind aber von linguistischen Problemen unberührt, ebenso aufgrund der materiellen Hinterlassenschaften konzipierte Kulturkreise. Wenn dann alles grundsätzlich in Zweifel gezogen oder irgendwie passend hingebogen wird, um zu einer bestimmten Theorie zu passen, hat das mit Wissenschaft gar nichts mehr zu tun. Und entsprechend haben seriöse Wissenschaftler auch Besseres zu tun, als sich vertieft auf Diskussionen um derartige Thesen einzulassen. In diesem Sinne verabschiede ich mich jetzt auch...

      LG, Julia

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    4. Ein seriöser Wissenschaftler sollte versuchen strittige Fragen auszudiskutieren. "Du bist mir zu dumm und außerdem ich habe keine Zeit" riecht sehr nach purer Bequemlichkeit. Dafür wird der staatliche Forschungsapparat nicht mit Milliarden Steuergeld subventioniert und alimentiert. Ich gebe dir aber schon recht, dass es klug wäre, die Frage nach der Herkunft dieser Bauwerke zu priorisieren, anstatt sich in umstrittenen Randthemen wie Chronologien zu verheddern, die Flamewars regelrecht provozieren.
      Die HP der Forschergruppe wird leider auch keinen Preis für Übersichtlichkeit einheimsen. Ich empfehle dringend auf eine moderne Plattform wie Wordpress oder Blogspot umzusteigen. Selbst ein unerfahrener User schafft die Migration innerhalb von wenigen Tagen. Man sollte den Wert einer zeitgemäßen Außendarstellung tunlichst nicht unterschätzen.
      QX

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    5. Die durchschnittlichen Vertreter des offiziellen Geschichtsbetriebes scheuen solche öffentlichen Diskussionen vor allem aufgrund der schlechten Figur, die sie dabei häufig abgeben.
      Grund: Sie kennen die Thesen der Gegenseite nur oberflächlich oder gar nicht und sind dadurch auf deren Argumente schlecht vorbereitet. Die Verfechter alternativer Thesen sind andererseits in der Regel bestens über die Standardmodelle informiert.
      Das sage ich als jemand, der selbst Jahre lang als Grabungstechniker nebenberuflich tätig war und einiges an Lehrgeld bezahlen musste, was solche Diskussionen betrifft. Man sollte seinen Gegner niemals unterschätzen ;-)

      Die Cairns/Schuttthalden von Haug und Kollegen würde ich mir gerne einmal persönlich ansehen. Am liebsten im Spätherbst oder Winter, wenn die Vegetationsdecke ausgedünnt ist.

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  11. Ein spannendes Thema, über das genauer nachzudenken sich lohnen dürfte!
    Danke für das Interview!

    Der Spartaner

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  12. die idee mit den 2000 jahren find ich pers. nicht schlüssig, weil es wegen mir (mangels kenntnis) abbildungen mit "komischer" schreibweise gibt .. sowie genügend abbildungen mit richtiger schreibweise. insofern ist die theorie einfach nicht schlüssig und wäre nur so beweisbar, wenn es es NUR diese schreibweise geben würde, was aber nicht der fall ist. jetzt zu unterstellen alle (eigentlich) korrekt dargestellten inschriften sind fälschungen führt die theorie ad absordum ( da auch die falschen darstellungen fälschungen sein könnten)

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  13. Ich würde die "große Skepsis" weiter beibehalten. Unzweifelhaft, so wird insbesondere in Haugs Beitrag über die "Kaiserberge" in Schwaben deutlich, stehen hier die "Studien" des Semir Osmanagich Pate. Dieser sieht in einem natürlichen Berg in Bosnien eine riesige Pyramide und unternimmt nun schon seit etwa einem Jahrzehnt dort wissenschaftlich fruchtlose Grabungen.
    Auch das hier Gezeigte finde ich nicht überzeugend. Haug selbst räumt ein, dass sich an allen seinen "Cairn-Plätzen" Steinbrüche befunden haben. Für meinen Geschmack gelingt es ihm nicht, darzulegen, welche der gelegentlichen artifiziellen Mauern vorsintflutlich (so ist es bei ihm zu lesen!) und welche neuzeitlich zu datieren sind. Ähnlich unzureichend sind die Begründungen, warum diese Mauern partout nicht in einen Bergbau-Kontext gehören sollen. Wie bei solch spekulativen Forschungen üblich, werden die archivalischen Quellen so gut wie gar nicht berücksichtigt, obwohl sich sicher hier und da Angaben zum Steinabbruch finden würden. Auffällig ist schließlich noch, dass die meisten "Fundorte" von Haug in Weinbaugebieten liegen (z.B. Randersacker), wo schon wegen der Terassierung viele Trockenmauern vorliegen.

    - Ein Hesse

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