Donnerstag, 3. März 2016

Krimskrams: Viele neue Bücher im Monat März (Von den Gracchen bis Sulla, Der Aufstieg Roms, Gilgamesch, Satyricon usw.)



Auch für den Monat März habe ich mir wieder ein wenig Lesestoff besorgt. Das eine oder andere dieser Bücher wird beizeiten hier im Blog ausführlich besprochen - vorerst aber ein paar Ersteindrücke, die manch Leser eventuell schon einmal neugierig machen.


1. Der Aufstieg Roms - Vom Pyrrhoskrieg bis zum Fall von Karthago (von Herbert Heftner; 496 Seiten, Verlag Friedrich Pustet): 
Thema diese Buchs - das ich zum jetzigen Zeitpunkt beinahe zu Ende gelesen habe - ist die Mittlere Römische Republik (280-146 v. Chr.), in der sich Rom nach und nach von einer Lokalmacht zu einem Imperium entwickelt. Der ursprünglich eher defensiv angelegte Imperialismus der Tiberstadt (= Kriege und Eroberungen vor allem zum eigenen Schutz) zeigt aufgrund steigender aristokratischer Ruhmsucht einen immer aggressiveren Charakter, dem ein Mittelmeer-Staat nach dem anderen zum Opfer fällt.
Wer das Römische Reich wirklich verstehen möchte, kommt am Studium dieses einschneidenden Zeitabschnitts kaum vorbei, in dem die Großmacht Karthago in drei Kriegen vernichtet wurde und die einst dominierende griechisch-hellenistische Welt auf den Status von bevormundeten Provinzen und Klientelstaaten herabsank. Die entsprechenden Schilderungen des Autors sind einerseits ausführlich, andererseits aber doch recht kurzweilig.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen, denn etwas Besseres ist mir zu diesem Thema bisher noch nicht untergekommen.

2. Von den Gracchen bis Sulla: Die römische Republik am Scheideweg (von Herbert Heftner; 304 Seiten; Verlag Friedrich Pustet):
Im Nachfolgewerk des oben kurz besprochenen Buchs widmet der Autor sein Augenmerk der ersten Hälfte der Späten Römischen Republik (133-78 v. Chr), in der aufgrund vieler mutwillig kreierter Präzedenzfälle die Grundlagen für den Untergang der alten republikanischen Ordnung geschaffen wurden. Einen Diktator Caesar hätte es nie gegeben, wenn nicht rücksichtslose Karrieristen wie Marius, Sulla und Co. das Feld dafür bereitet hätten.
Ich habe in das Buch bereits einige stichprobenartige Blicke geworfen; wie es scheint, unterscheidet es sich qualitativ nicht vom äußerst gelungenen Vorgängerwerk. 
Schade nur, dass die Reihe bisher nicht durch einen weiteren Teil vervollständigt wurde, in dem sich der Autor der zweite Hälfte der Späten Republik hätte widmen können. Andererseits wurde speziell über die Zeit Caesars ja ohnehin bereits ungemein viel geschrieben.

3. Historien (von Tacitus / Helmuth Vretska; 816 Seiten; Reclam Verlag):
Für ein Reclam-Büchlein außerordentlich dick geraten ist die Übersetzung von Tacitus' Historien. Der berühmte antike Geschichtsschreiber schildert hier die Zeit von Kaiser Galba - dem direkten Nachfolger Neros - bis zur Herrschaft Domitians - einem weiteren Unsympathling auf dem Kaiserthron. 
Die Übersetzung aus dem Jahr 1986 ist zwar nicht mehr ganz neu, aber trotzdem gut leserlich und verfügt über viele erklärende Endnoten.
Zeitlich vor den Historien sind übrigens die Annalen angesiedelt, in denen Tacitus die Geschichte Roms vom Tod des Augustus bis zur Regentschaft Neros schildert. In diesem Fall empfehle ich jedoch nicht die ebenfalls bei Reclam erschienene Ausgabe (Klick mich), sondern die eine Spur teurere Übersetzung von Artemis & Winkler (Klick mich). Inhaltlich ist sie mindestens gleichwertig, verfügt aber zusätzlich über einen langlebigen Hardcover-Einband.

4. Nero (von Sueton / Marion Giebel; 151 Seiten; Reclam Verlag):
Suetons etwas reißerische bzw. 'boulevardeske' Lebensbeschreibung Neros ist möglicherweise hauptverantwortlich für den extrem schlechten Ruf, den dieser Kaiser bis in unsere Zeit hinein genießt. Kaum eine Grauslichkeit, derer sich der letzte Vertreter des julisch-claudischen Geschlechts auf dem Kaiserthron schuldig gemacht haben soll, wird ausgelassen.
Der Name Marion Giebel steht für eine zeitgemäße, angenehm zu lesende Übersetzung.

5. Epistulae ad Atticum / Briefe an Atticus (von Cicero / Dietmar Schmitz; 279 Seiten; Reclam Verlag):
Hierbei handelt es sich um die Übersetzung einer Sammlung von Briefen, die der römische Staatsmann Marcus Tullius Cicero in den unruhigen Jahren der untergehenden Römischen Republik an seinen guten Freund Titus Pomponius Atticus schrieb. Zeitlich erstreckt sich die Korrespondenz vom Juli 65 v. Chr. (ca. zwei Jahre bevor Cicero Konsul wurde) bis zum 15. Juni 44. v. Chr, (drei Monate nach der Ermordung Caesars). 
Wie bereits in dem hier besprochenen Buch Briefe an den Bruder Quintus erhält man einen interessanten Einblick in Ciceros Gedankenwelt und die römischen Machtspiele jener Tage. Darüber hinaus kann der aufmerksame Leser aber auch manch Detail aus dem damaligen Lebensalltag erfahren. Die vorliegende deutsche Übersetzung ist meiner Ansicht nach sehr gut gelungen.

6. Tatenbericht / Res gestae (von Augustus / Marion Giebel; 87 Seiten; Reclam Verlag):
In diesem Text zieht Augustus, der erste römische Kaiser, am Ende seines Lebens Bilanz und listet dabei die Wohltaten auf, die er dem römischen Volk zukommen ließ. Das Ergebnis ist eine Selbstbeweihräucherungsorgie, wie man sie sich schlimmer kaum vorstellen kann. Nichtsdestotrotz handelt es sich um eine überaus wichtige und informative Quelle der augusteischen Epoche.
Interessanterweise ist diese Reclam-Übersetzung nicht direkt bei Amazon erhältlich, sondern lediglich über Marketplace-Händler. Schon öfters ist mir aufgefallen, dass nicht das gesamte Reclam-Sortiment von Amazon vertrieben wird.

7. Satyricon (von Petronius / Harry C Schnur; 261 Seiten; Reclam Verlag):
Kaum ein Buch, das über den Alltag der Alten Römer berichtet, kommt ohne Verweis auf den Schelmenroman Satyricon aus - besonders das darin enthaltene Gastmahl des Trimalchio hat es modernen Historikern und Philologen aufgrund der detaillierten Schilderungen angetan.
Die vorliegende Übersetzung stammt aus dem Jahr 1968 und entspricht daher nicht mehr ganz dem modernen Geschmack. Das aus heutiger Sicht eher ätzend klingende Gelehrtendeutsch des 19. Jahrhunderts hallt hier noch etwas nach.

8. Das Gilgamesch-Epos (von Wolfgang Röllig; 173 Seiten; Reclam Verlag):
In dieser relativ neuen Übersetzung, der aus dem 3. vorchristlichen Jahrtausend stammenden babylonischen Texte, geht es um den Helden Gilgamesch und seine Taten. Einige Elemente finden sich übrigens im später entstandenen Alten Testament wieder - so etwa die Schilderung der Sintflut.
Da das Werk stellenweise nur recht lückenhaft überliefert wurde, ist das Lesen nicht immer ein Genuss. Ich bin schon gespannt, ob ich es in einem Rutsch schaffen werde...

9. Caesar (von Sueton /  Dietmar Schmitz; 191 Seiten; Reclam Verlag): 
Hierbei handelt es sich um eine weitere, phasenweise ins Reißerische abgleitende Herrscherbiografie aus der Feder des antiken 'Boulevard-Historikers' Sueton. So berichtet er beispielsweise davon, dass Caesar seine Tunika nicht nur schlampig gürtete, sondern auch ein Verhältnis mit König Nikomedes IV. von Bithynien gehabt haben soll ^^. Neben diesen eher kurios anmutenden Informationen listet Sueton freilich auch eine Unzahl an "seriöseren" Details aus dem Leben Caesars auf.
Die deutsche Übersetzung ist bekömmlich, wobei es aber nicht schadet, gelegentlich auf der gegenüberliegenden Seite den lateinischen Originaltext unter die Lupe zu nehmen.

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Eine Anmerkung zum Schluss: Es ist schon ärgerlich, da bastle ich einerseits für meine Reclam-Bücher extra Kunststoffumschlägeum die überempfindlichen Billigeinbände zu schützen, andererseits kommt es in letzer Zeit immer häufiger vor, dass die Bücher bereits bei der Lieferung üble Knicke bzw. Eselsohren aufweisen...


2 Kommentare:

  1. Heftners Buch über "Den Aufstieg Roms" habe ich vor ein paar Jahren gelesen und fand es auch sehr gelungen. Dass es eine Fortsetzung gibt, wusste ich aber nicht, daher danke für die Info!!

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