Sonntag, 17. April 2016

Interview: Wurde das legendäre Kelten-Oppidum Noreia entdeckt?



Noreia war eine bedeutende keltische Siedlung im Ostalpenraum, die in den Schriften mehrerer antiker Autoren Erwähnung findet. Ihren relativ hohen Bekanntheitsgrad verdankt sie nicht zuletzt einer in unmittelbarer Nähe ausgetragenen Schlacht, in der das Heer des römischen Konsuls Gnaeus Papirius Carbo von umherstreifenden Kimbern, Teutonen und Ambronen vernichtend geschlagen wurde. Bei diesem Gefecht im Jahr 113 v. Chr. dürften mehr Römer zu Tode gekommen sein als in der Varusschlacht 122 Jahre später.
Aus nicht völlig geklärten Gründen verschwand Noreia bereits zur Zeitenwende von der Bildfläche. Und obwohl in der Vergangenheit immer wieder einige Leute behaupteten, sie wüssten wo Noreia liegt, scheint nun eine Gruppe von Bürgerforschern im Grenzgebiet zwischen der (Ober-)Steiermark und Kärnten zum ersten Mal auf konkrete Spuren der verschollenen Keltensiedlung(en!) gestoßen zu sein. Darüber sprach ich mit Josef Stockinger von der ARGE Noreia.



Sehr geehrter Herr Stockinger, auf Ihrer Internetseite schreiben Sie, dass die Suche nach der keltischen Stadt Noreia vor Jahrzehnten einen Forscher buchstäblich um den Verstand gebracht hat. Empfanden Sie sein Schicksal ein wenig abschreckend oder eher als Herausforderung?
Ich sah das mehr als Ermutigung, da der Altösterreicher Walther Schmidt, der bis dato Einzige war, der den betreffenden Teilabschnitt der Tabula Peutingeriana erstmals richtig interpretieren konnte und damit seine Richtigkeit bestätigte. Der später vorsätzliche begangene Grabungsbetrug, bei dem er eine hoch- bis spätmittelalterliche Bergbausiedlung zu Noreia machte, ist für mich die Verzweiflungstat eines final Erfolglosen.

Wie lange beschäftigt Sie Noreia schon und was hat Sie dazu bewogen, die Suche nach dieser scheinbar vom Erdboden verschluckten Keltensiedlung aufzunehmen?
Ins 12. Jahr geht das Projekt nun. Motivation war unter anderem die Einzigartigkeit dieses bedeutendsten Rätsels aus der antiken Welt des Ostalpenraumes.

Welche Anknüpfungspunkte gab es für Ihre Forschungsarbeit - oder anders formuliert, was waren Ihre wichtigsten Quellen? Stützten Sie sich hauptsächlich auf antike Autoren oder lieferte auch die neuere Literatur nützliche Hinweise?
Vor allem die fragmentierten Texte des Griechen Strabon und der Block "Königreich"-Sagen des 18. Jahrhunderts bieten eine Vielzahl von konkreten Hinweisen. Im Abgleich mit noch immer vorhandenen Geländemerkmalen bei umfangreiche Begehungen konnte ich dann das Hauptgefechtsfeld von 113 v. Chr., Noreia 1, Bergbaugebiete, Flusshafen etc. lokalisieren. 

Sie sprachen von Noreia 1. Es gibt im Fundgebiet aber auch ein Noreia 2 sowie ein Noreia beim steirischen Pöllau und ein noch deutlich größeres Noreia im Kärntner Görtschitztal. Können Sie dieses Begriffswirrwarr aufdröseln bzw. erläutern, um was es sich bei diesen Entdeckungen jeweils handelt? Und was hat es mit diesem "Königreich" auf sich (siehe nachfolgende Karte)?
Mit "Königreich" bezeichnen die Einheimischen ein  weitläufiges, von der Antike bis in die frühe Neuzeit genutztes Bergbaugebiet. Es bildete zusammen mit dem Bergbaugebiet rund um Hüttenberg/Knappenberg die Grundlage für den außergewöhnlichen Reichtum der norischen Kelten.
Noreia bei Pöllau (Auf der Karte mit dem Zusatz "A" versehen) ist ein von mir so bezeichnetes keltisches Oppidum.  Auch das viel größere, aus mehreren Teilanlagen bestehende keltische Oppidum im Görtschitztal hat von mir die Bezeichnung "Noreia" erhalten (mit dem Zusatz "B"); Florus erwähnt, dass sich diese "südlichen Anlagen" bereits in römischer Hand befänden. Für die römischen Geschichtsschreiber war der 100 km² große Kernbereich mit den beiden Zentren (Noreia A + B) offenbar einfach nur "Noreia".
Die "Schlacht von Noreia" im Jahr 113 v. Chr. am heutigen Lindfeld (Neumarkt) bezieht sich auf das steirische Noreia A bei Pöllau. Ausgangspunkt für den Aufmarsch der Legionen war die enge Durchlassstelle in der heutige Einödklamm. Außerdem soll Cäsar bei der in der Nähe befindlichen Thermalquelle "Wildbad Einöd"  zwei Tage wegen seines Bandscheibenleidens verbracht haben. 
Noreia 1 ist eine römische Straßenstation bei Wildbad Einöd; auch Noreia 2 ist eine römische Straßenstation und liegt bei Katsch a.d. Mur (beide Straßenstationen finden sich auf der Tabula Peutingeriana - ihr Namen soll an das keltische Noreia erinnern)
Nähere Details können wir im Moment noch nicht nennen, da sonst ein europaweiter Raubgräberansturm ausgelöst würde.

Karte des weiträumigen Fundgebiets mit den beiden als Noreia A und Noreia B bezeichneten Oppida. In Unkenntnis der genauen Verhältnisse dürften römische Geschichtsschreiber das gesamte Gebiet unter dem Begriff "Noreia" zusammengefasst haben. Welche der beiden entdeckten Siedlungen von den dort lebenden Kelten aber tatsächlich Noreia genannt wurde ist bis dato noch nicht geklärt. | Zum Vergrößern auf die Karte klicken

Welche Beweise oder Indizien lassen es für Sie und Ihre Mitstreiter so sicher erscheinen, das keltische Noreia tatsächlich gefunden zu haben? 
Vielfältige spezifische Funde - gemacht vor allem von Einheimischen und Sondengehern in den letzten Jahrzehnten; Massive antike Stein- und Erdwerke von Festungs- und Siedlungsanlagen sowie großflächige Bergbautätigkeiten aus dieser Epoche im gesamten Gebiet des Neumarkter Hochtales und im Großraum Hüttenberg/Knappenberg.


Vor Ort gefundene Skulptur
© noreia-norici.at | Zum Vergrößern auf das Foto klicken
Eines der unzähligen auffälligen Erdwerke
© noreia-norici.at | Zum Vergrößern auf das Foto klicken 
Trockenmauer einer der Anlagen
© noreia-norici.at | Zum Vergrößern auf das Foto klicken
Kürzlich fotografierte Schneemerkmale, die auf weitere ausgedehnte Mauerreste hindeuten könnten
© noreia-norici.at | Zum Vergrößern auf das Foto klicken

Sogar in der Wikipedia wird mittlerweile auf Ihre Entdeckungen hingewiesen und seitens der Uni Klagenfurt möchte man sich an der wissenschaftlichen Erforschung beteiligen. Darf man dies als Zeichen dafür interpretieren, dass die von Ihnen erbrachten Befunde von den meisten Wissenschaftlern akzeptiert werden oder gibt es auch Gegenwind? Wie bewerten Sie Ihre bisherige Zusammenarbeit mit den Archäologen und Behörden?
Bis jetzt kann ich noch keine Akzeptanz von Seiten der Etablierten erkennen. Sie machen das was sie schon seit dem 16. Jahrhundert tun. Abschreiben, nacherzählen und Landkarten zirkeln heißt nach wie vor ihre Devise. Von Westslowenien bis zum steirischen Erzberg erstrecken sich ihre erstaunlichen Theorien. Allen gemein ist das völlige Fehlen jeglicher Ortskenntnis, sodass es ihnen unmöglich war und ist Zusammenhänge konkret zu erkennen. Von den z.B. für die Obersteiermark zuständigen Landtagsabgeordneten von SP und VP (mit besten Kontakten) wurde und wird das Projekt Noreia bis heute vorsätzlich ignoriert oder offen hintertrieben.

Meine Anfragen bei den zuständigen Stellen bestätigen Ihre Erfahrungen insofern, dass die Begeisterung für das Thema eher schaumgebremst war. Sowohl das Bundesdenkmalamt wie auch das Joanneum bzw. Archäologiemuseum Schloss Eggenberg reagierten mit Zurückhaltung. Man müsse sich vor voreiligen Schlüssen in Acht nehmen und noch abwarten, was zukünftige Untersuchungen ergeben, meinte man sinngemäß.
Jedes andere Verhalten seitens dieser Leute hätte uns wirklich überrascht.

Archäologische Grabungen sind nicht billig. Wie finanzieren Sie Ihre Forschungsarbeit?
Vor allem aus eigener Tasche und minimalen Spenden von Privatpersonen.

Eine letzte Frage: Wie sieht die Zukunft Ihrer Noreia-Forschung aus, abseits der Bestrebungen auch einen Reenactment-Subverein zu initiieren? 
Bezeichnend für die Obersteiermark ist, dass es zum Reenactment-Aufruf bis jetzt keinen einzige Rückmeldung gab, so werden wir dieses Vorhaben im Kärntner Görtschitztal in Angriff nehmen. Vor kurzer Zeit gab es dort auch die Gründung einer Bürgerplattform mit dem Namen "Tal der Könige GesbR", bestehend aus der Initiative "Zukunft Görtschitztal" und "ARGE Noreia-Noricum".

Abschließend möchte ich mich im Namen unserer Bürgerplattform für die Möglichkeit der Stellungnahme bei Hiltibold bedanken. 
Ich habe dafür zu danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer spannenden Forschungsarbeit. Sollte sich bei den bevorstehenden Untersuchungen Neues ergeben, werde ich die Leser dieses Blogs natürlich gerne entsprechend informieren. Wer das Projekt mit einer Spende unterstützen möchte, der kann dies unter nachfolgender Bankverbindung machen:

Konto: Plattform Tal der Könige GesbR
IBAN: AT 39 3934 0000 0010 4786
BIC: RZKTAT2K340

Projekt-Homepage: noreia-norici.at

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26 Kommentare:

  1. Die Massivität der Anlagen ist bemerkenswert! Wieso das österreichische Denkmalamt hier die Hände im Hosensack lässt und darauf wartet bis Raubgräber alles abgegrast und umgegraben haben will mir nicht ganz einleuchten. Den privaten Entdeckern kann man jedenfalls nur gratulieren!
    Tobi

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    1. Ressourcenknappheit einerseits, Futterneid andererseits. So war es schon vor zwanzig Jahren und so wird es auch heute noch sein. Intern längst verplante Mittel werden zugunsten von Außenstehenden nur ungern zusammengestrichen. Die privaten Noreia-Forscher tun sicher gut daran, Universitäten als Partner zu gewinnen, denn das BDA ist zu unflexibel und verkrustet. Als Archäologe hatte ich oft genug mit diesem Apparat zu kämpfen.

      Mein Kompliment, Richard, verglichen mit den bisherigen Pressemeldungen geht aus deinem Artikel klar hervor, wo genau die entdeckten Strukturen liegen und um was es sich dabei nach Meinung der privaten Forscher im Einzelnen handelt. Das habe ich bisher immer schmerzlich vermisst.

      LG
      Thomas

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    2. Dankeschön, das Entwirren und Veranschaulichen der verschiedenen Fundorte - vor allem mittels Karte - war mir in der Tat sehr wichtig (ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte). Einfach zu schreiben "im Kärntner Görtschitztal wurde Noreia entdeckt", wird der Komplexität des Themas und den Mühen der involvierten Bürgerforscher überhaupt nicht gerecht. Nur wer die Größe des betroffenen Gebietes realisiert wird auch verstehen wie bedeutend die gemachten Entdeckungen sind.

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    3. Was nicht erwähnt wird ist, dass bereits 2012 detaillierte Fundmeldungen (frühzeitliche Höhensiedlungen am Feichterkogel/Königreich betreffend) von Mitgliedern des Historischen Arbeitskreises Neumarkter Hochtal (HISTAK) beim BDA eingereicht wurden.
      Mitglieder des Vereins und des Vorgängervereins beschäftigen sich bereits seit den 70er Jahren mit dieser Thematik.Zurzeit laufen Forschungsarbeiten unter Federführung des Joanneums ,genehmigt vom BDA mit Unterstützung der Gemeinden
      Neumarkt und Mühlen,der Tourismusverantwortlichen und der Landespolitik.
      https://www.facebook.com/HistAKNeumarkt1/?ref=bookmarks
      www.histak.at

      LG,HISTAK Neumarkter-Hochtal!

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    4. Dieser Arbeitskreis war mir bisher nicht bekannt, danke für den Hinweis.

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  2. Es stellt sich die Frage: Haben die die beiden als eisenzeitlich betrachteten Anlagen parallel bzw. gleichzeitig existiert? Falls ja, dann sollten die einheimischen Kelten die Bezeichnung "Noreia" nur für eine von ihnen verwendet haben haben. Falls aber nein, dann ist eine Verlagerung der Siedlung, bei Beibehaltung des Namens, denkbar. Das kann innerhalb weniger Jahre geschehen sein, sodass sich eine chronologische Differenzierung der beiden Anlagen als äußerst schwierig erweisen dürfte. Um eine spannende Entdeckung handelt es sich aber so oder so.

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    1. Zum jetzigen Zeitpunkt sicher eine berechtigte Frage. Genau deshalb ist aber auch eine möglichst umfangreiche Erforschung so überaus wichtig. Vorerst muss man die anstehenden Untersuchungen von Prof. Karl Strobel (Uni Klagenfurt) abwarten.

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    2. Lesen Sie bitte das Buch 'NOREIA - der militärwissenschaftliche Ansatz zur Lokalisierung des norischen Stammeszentrums', da ist eine sinnvolle Erklärung und nachvollziehbare Aufarbeitung fachspezifisch integriert! Danke.

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  3. Ich habe nie verstanden, wieso in der Latènezeit im Ostalpentaum alles so kleinstrukturiert hätte sein sollen, ohne mehrere größere Städte. Diese Sichtweise wird sich nun wohl ändern müssen. Da man es hier mit einem Bodendenkmal zu tun hat, das es, unabhängig ob es sich wirklich um Noreia handelt oder nicht, alleine aufgrund seiner Ausdehnung locker mit Carnuntum aufnehmen kann, finde ich die Trägheit des Denkmalamtes sehr merkwürdig. Natürlich muss man weitere Untersuchungen abwarten, aber wieso führt man diese nicht selbst durch und lädt die Arbeit stattdessen auf ein Grüppchen Hobbyforscher ab? Mir fehlen die Worte...

    Gero

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  4. Ich finde, man sollte das Thema nicht einzig und alleine am Namen Noreia festmachen, da wird es immer Zweifler unter den Forschern geben. Alleine der Umstand, dass hier weiträumige Wallanlagen existieren, rechtfertigt schon die profesionelle Erforschung durch Archäologen.

    Faszinierend ist, wie sich das Denkmalamt neuerdings aus der Affäre ziehen möchte: Sie erklären heute im "Kurier" nämlich, dass man ja eigentlich für Grabungen ist, das Geld dafür soll aber das Land Kärnten beisteuern, das aber nicht so recht zahlen will und "abwartet" Auf was?!

    http://kurier.at/chronik/oesterreich/die-jagd-nach-der-koenigsstadt-noreia/193.377.719

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    1. Mir ist diese Erklärung des BDA bekannt. Und ja, das klingt alles höchst vage. Doch immerhin scheint man sich bezüglich der Erteilung einer Grabungsgenehmigung nicht querlegen zu wollen.

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    2. Nach Rückfrage hat man mir zwischenzeitlich erklärt, dass das BDA zwar graben möchte, allerdings nur an einem steinzeitlichen Platz. Direkte Verbindung mit den Wallanlagen ("Noreia"), um deren Erforschung es primär geht, besteht nicht.

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  5. Interessantes Interview , Noreia wäre wirklich eine Entdeckung ersten Ranges..... bin gespannt, wie sich das weiterentwickeln wird. O.W.

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  6. Für die Unbeweglichkeit und Ignoranz des BDAs kann ich auch zwei lustige Beispiele beisteuern:

    1) Vor ca 10 Jahren habe ich das BDA per E-Mail auf dunkle Erdverfärbungen im Bereich einer Baugrube aufmerksam gemacht, ungefähr 10 an der Zahl. Es hat sich dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Gräber gehandelt. Die Antwort auf meinen Hinweis kam prompt: Ich solle da ja nichts angreifen. Nun, das BDA hat dort auch nie etwas angegriffen und heute steht an der gemeldeten Stelle eine Lagerhalle für Baumaschienen und Paletten.

    2) Ein Arbeitskollege fand auf seinem relativ kleinen Waldgrundstück bei Holzarbeiten eine auffällige Steinlegung. Auch er informierte das BDA noch am selben Tag per E-Mail und meinte darin so nebenbei, dass an einigen Stellen schon die Erde etwas weggemacht hat. Ein paar Tage später erhielt er einen hektischen Anruf von der Behörde, und eine Dame meinte, er solle ja nicht selbst anfangen zu graben, man würde bald wieder mit ihm Kontakt aufnehmen und einen Termin für eine Begehung durch einen Archäologen vereinbaren. Die Zeit verging, niemand rief an. Mein Kollege fragte per E-Mail nach, erhielt aber keine Antwort. Nach einem halben Jahr beseitigte er rund um die Steinlegung Laub und die oberste lockere Schicht des Waldbodens vorsichtig mit bloßen Händen, machte Fotos und schickte sie einem gemeinsamen Freund, der damals als Archäologe im Ausland tätig war. Der leitete sie an das BDA mit einigen Anmerkungen weiter und siehe da, plötzlich kam Bewegung in die Sache. Nach weiteren zehnt Tagen schaute jemand vom BDA vorbei und sah sich die Steinlegung an. Der Mensch war zwar nicht unfreundlich, meinte aber, eigentlich hätte mein Kollege ja nicht selbst Hand anlegen dürfen. Meiner Ansicht nach eine ziemlich freche Aussage, nachdem die Behörde so lange geschlafen hat.

    Beste Grüße
    Norbert

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    1. Diese Aussage war nicht nur frech, sondern auch juristischer Unsinn. Denn laut § 9 des Denkmalschutzgesetzes wird ein Bodenfund, wie du ihn beschrieben hast, ab dem Zeitpunkt der Fundmeldung automatisch für maximal sechs Wochen unter Schutz gestellt. Wird innerhalb dieser Zeitspanne von der Behörde kein Bescheid erteilt, in dem sie eine dauerhafte Unterschutzstellung festhält, dann handelt es sich um kein Bodendenkmal und der Grundstückseigentümer kann damit machen was er möchte.
      Wenn dieser BDA-Archäologe das Gesetz nicht kennt, dann sollte man ihn zu einer Nachschulung schicken ^^

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  7. Es gab da einen Militärhistoriker, der Noreia vor ein paar Jahren auch in der Nähe von Hüttenberg verortet hat, sich aber nicht für das Görtschitztal aussprach. Soweit ich weiß, konnte er aber nicht mit annähernd solchen großen Anlagen aufwarten, wie sie von der Arge Noreia dokumentiert worden sind.

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    1. Reinhard Stradner ist sein Name. Im PDF-Verzeichnis dieses Blogs findet sich ein Link zu seiner Arbeit.

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    2. Lesen Sie bitte das Buch 'NOREIA - der militärwissenschaftliche Ansatz zur Lokalisierung des norischen Stammeszentrums', da ist eine sinnvolle Erklärung und nachvollziehbare Aufarbeitung militärspezifisch integriert! Dabei geht es rein um die Lokalisierung von NOREIA (siehr auch Chronologie). Danke. RS

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  8. Da ich mich persönlich ebenfalls seit langem mit der Ur- und Frühgeschichte dieser Region befasse, möchte ich zur Noreia Diskussion folgendes beitragen:
    1) Dass sich Noreia „ irgendwo“ zischen dem Hüttenberger Raum und Neumarkt befinden könnte, ist weder neu noch eine Sensation. Dazu gibt es Fundmeldungen, Berichte und Meinungen seit dem 19.(!) Jahrhundert.
    2) Die von den Hobbyforschen entdeckte Siedlung ist offenbar eine steinzeitlich Siedlung – mir fehlt der Konnex zu Noreia …?! die Entdeckung an sich ist aber bemerkenswert!!
    3) Die Auswertung von „ Streufunden“ , die irgendwann, von irgendjemanden, irgendwo in der Region gemacht wurden , halte ich- weil nicht nachvollziehbar- für wissenschaftliche problematisch bis unverwertbar.
    4) De Facto gibt es aus der ganzen Region relativ wenig dokumentierte latene- zeitliche Funde....Stellt sich natürlich auch die Frage warum.
    5) Die LIDAR Daten zeigen ein dichtes Siedlung- und Bergbaugeschehen vom Raum Hüttenberg bis weit in die niederen Tauern und ins Murtal - irgendwo dazwischen oder vielleichte auch das ganze könnte Noreia ( als Region) gewesen sein.
    6) Es ist bisher aber noch keine Datierung der möglichen Siedlungsplätze erfolgt, und diese könnten somit Steinzeitlich bis Neuzeitlich sein. Auch wurden die LIDAR daten meines Wissens noch in keinem Zusammenhang mit sonstigen wissenschaftlichen Daten gestellt.
    7) Es wurden im Raum Neumarkt schon mehrmals archäologische und wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt ( und sind derzeit im Gange), die viele interessante Dinge zu Tage förderten die bisher viel zu wenig Beachtung finden ( eine der größten hallstadtzeitlichen Siedlungen im Südostalpenraum , riesiges Hügelgräberfeld, unzählige Römische und Mittelalterliche Befunde) Das Interesse mancher Leute scheint immer zu schwinden wenn der „ Sensationsfund“ aus der Latene - Zeit ausbleibt.
    Die frühgeschichtliche Aufarbeitung der gesamten Region ist sicherlich wissenschaftlich interessant. Bei der Größe der Region kann man sich aber vorstellen, dass das eine gewisse Problematik aufwirft. Was soll das BDA machen? Eine Fläche von 100m² oder noch größer unter Denkmalschutz stellen? Oder an jedem undatierten Erd- oder Mauerwerk eine Feststellungsgrabung initiieren?! Die Arbeit der Hobbyfoscher ist wichtig und richtig, zielführend kann sie aber nur gemeinsam mit der Wissenschaft sein. Den arrivierten Wissenschaftlern und den Behörden kann man sicher eine gewisse Trägheit und manchmal „ Betriebsblindheit“ vorwerfen. Die Hobbyforscher andererseits ziehen oft zu voreilig Schlüsse und sind enttäuscht, wenn nicht jeder Fund gleich die erwartete Sensation ist.
    Abschließend möchte ich feststellen, dass die wissenschaftliche Aufarbeitung der mehr als interessanten steinzeitlichen Siedlung im Görtschitztal sicherlich erstrebenswert ist. Vielleicht kommen im Zuge dessen auch latene -zeitliche Funde zu Tage – es wäre wünschenswert und würde bestimmt auch mehr Licht ins Dunkel bringen. Die Noreia- Frage ist meiner Meinung nach damit noch lange nicht geklärt.
    Beste Grüße
    Paul

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    1. Beispielsweise die Terrassierungen erinnern mich ein wenig an ähnliche Anlagen aus der Jungsteinzeit, die der Archäologe Heinirch Kusch für die Oststeiermark beschreibt. Was freilich andererseits keine Siedlungskontinuität bis in die Latènezeit ausschließt.
      Ob ein "relativer" Mangel an (gemeldeten!) latènezeitlichen Funden eine hohe Aussagekraft bezüglich der Noreia-Theorie besitzt ist insofern eine problematische Frage, weil sich die Gegend schon seit Jahren bei Sondengängern großer Beliebtheit zu erfreuen scheint. Konkret bedeutet das, Funde aus der Latènezeit würden abgeräumt (gemeldet wird in Österreich aufgrund der inadäquaten Gesetzeslage kaum etwas), während z.B. steinzeitliche Objekte liegenbleiben. Daraus ergäbe sich ein arg verzerrtes Bild der Siedlungsgeschichte.
      Wie auch immer, man darf trotzdem gespannt sein, was weitere Untersuchungen durch Fachwissenschaftler ergeben werden (solange überhaupt untersucht wird).

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    2. An den Autor Hr. Paul: Ich schließe aus Ihrem Vornamen, dass Sie Dr. Paul Gleirscher sind ? Wenn nicht, dann bitte um Entschuldigung für meinen Annahme. Folgende kurze Bemerkungen meinerseits:
      zu 1) Die obige Lokalisierung ist keine Sensation, sensationell ist aber, dass sie die Wissenschaft seit Jahrzehnten nicht sehr interessiert. Jedes "Abstellkammerl" eines griechischen Tempels wird genau untersucht, aber was vor unserer Haustür liegt, bleibt eher unbeachtet.
      zu 2) Es wird nirgends behauptet, dass die entdeckte steinzeitliche Siedlung mit Noreia zusammenhängt (dafür ist sie um Tausende von Jahren zu alt). Sie ist sozusagen ein erfreuliches "Nebenprodukt" unserer Suche nach Noreia.
      zu 7) Selbstverständlich ist die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft (sei es Universität, Bundesdenkmalamt, Landesmuseum) und den Grundeigentümern notwendig, sinnvoll und erwünscht !
      Selbstverständlich kann man nicht 100 km2 umgraben, aber wir haben einige "Hotspots" definiert, an denen die ersten Suchgrabungen gemacht werden sollen.
      Das Görtschitztal und seine Bewohner sollen davon profitieren:
      Wann, wenn nicht jetzt !
      Gottfried Wernig, Plattform Tal der Könige GesbR.

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    3. --- verschoben ---

      Sehr geehrte Herr Wernig,

      Vorab: Nein, ich bin nicht Paul Gleischer. Ich bin wie Sie ein interessierter Hobbyforscher - die Namensgleichheit rein zufällig.

      ad 1) ….. damit geben ich Ihnen Recht.

      ad 2 ) ….. das kann schon sein, dass Sie das nirgends behaupten. Dem „ Durchschnitts – Krone Leser “ dürften aber die geschichtlichen und zeitlichen Hintergründe nicht ganz so präsent sein…. Außerdem lässt sich für mich auch herauslesen, dass weder BDA noch Uni Klagenfurt primär an der „Entdeckung“ Noreias interessiert sind , sondern an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Steinzeitsiedlung. Das würde- anders als in den Medien dargestellt -eher „ Noreia“ zum „ Nebenprodukt machen. ……korrigieren sie mich, falls ich das falsch verstanden habe.
      ad 7)…. Wie gesagt finde ich die Entdeckung der steinzeitlichen Siedlung mehr als interessant. Das alleine verdient eine detaillierte Aufarbeitung UND sollte ein Impuls hinsichtlich einer touristischen Umsetzung für das Görtschitztal sein. Ich sehe - bis jetzt- nur keinen Zusammenhang mit „Noreia“ ….. Aber vielleicht werden ja Ihrerseits demnächst mehr Hintergründe und Informationen publiziert….

      Beste Grüße
      Paul

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    4. --- verschoben ---

      Sehr geehrter Herr Paul,
      auf Grund des Vornamens und Ihrer fundierten fachlichen Argumentation dachte ich an Dr. Paul Gleirscher, den ich als Wissenschafter sehr schätze.
      Wir sind sehr dankbar, dass Herr Hannes Wallner das Thema Noreia in der Krone medial bestens begleitet. Dadurch konnte dieses Thema einem großen Personenkreis nahegebracht werden. Wir hoffen, dass dadurch potente Sponsoren aufmerksam und angeregt werden, uns zu unterstützen
      (Motto: Ein Luxusauto, eine Jacht oder einen Brillanten kann sich bald jemand leisten, aber die Suche nach Noreia zu unterstützen, das ist Exklusivität pur !).
      Der Blog von Hiltibold ist uns eine wertvolle Hilfe, da er es versteht, gut lesbare und verständliche Artikel mit entsprechendem wissenschaftlichen Tiefgang zu schreiben.
      Zusammenfassend: Die zusammenhängenden Gebiete des Neumarkter Hochtales und des Görtschitztales sind das Gebiet "Noreia", worin 2 oppida liegen.
      Meine Entdeckung der Steinzeitsiedlung ist sozusagen ein Extra-Bonus (Computerspieler würden sagen, ein "Extra-Leben"), die zwar die weit zurückliegende Besiedelung der Region, aber nicht die Existenz von Noreia beweist.
      Gottfried Wernig, Plattform Tal der Könige GesbR.

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  9. Meine Herren!
    Sie irren sich alle und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.
    Studieren Sie des bisherige europäische Wissen über keltische Oppida / Latenezeitliche Großsiedlungen , vielleicht kommen Sie dann der Klärung dieses Rätsels ein wenig näher !

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  10. Sehr geehrte(r) Schlehdorn,
    können Sie bitte Ihre orakelartige Aussage ein bisschen präzisieren ?
    Meine letzte Lektüre betraf die Bücher "Keltenstädte aus der Luft" und
    "Der Heidengraben bei Grabenstätten". Was ich für mich aus diesen beiden Werken herausgelesen habe: Man soll sich keltischen Zentralanlagen nicht als kleinräumig/eng/begrenzt/kleinstrukturiert vorstellen, sondern als riesige/den gewohnten Rahmen sprengende/angeberisch große, furchteinflößende und mächtige Anlagen......
    Gottfried Wernig, Tal der Könige GesbR.

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