Sonntag, 4. März 2018

Buch: Hellenika

Der attische Schriftsteller, Militär und Gutsherr Xenophon wurde irgendwann zwischen 431 und 426 v. Chr. geboren. Er entstammte einer wohlhabenden Familie und schloss sich gemeinsam mit Platon dem Philosophen Sokrates als Schüler an. Trotz Xenophons Hochachtung für Sokrates - er verfasste über ihn mehrere Schriften - lenkte das Schicksal sein Leben nicht in die vergleichsweise ruhigen Gewässer der Philosophie. Vielmehr geriet er von einer kriegerischen Auseinandersetzung in die nächste. Sein wohl bekanntestes Abenteuer ist die Teilnahme an einem innerpersischen Konflikt; zuerst nur eine Art 'Kriegsberichterstatter', wurde er dabei aufgrund sich überschlagender Ereignisse plötzlich zum Anführer eines 10.000 Mann starken Kontingents griechischer Söldner, das er mit sicherer Hand durch alle nur erdenklichen Gefahren zurück in die Heimat führte. In der sogenannten Anabasis beschreibt Xenophon das dabei Erlebte.
Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht noch bedeutender als dieses Werk sind die Hellenika (Plural!). Sie schließen nahtlos an Thukydides' Schilderungen des Peloponnesischen Kriegs an: Thukydides behandelt den Zeitraum von 431-411 v. Chr., Xenophon wiederum schreibt über die Geschehnisse von 411-362 v. Chr. Beide Werke bilden sozusagen eine Einheit, in der vor allem die damaligen innergriechischen Konflikte geschildert werden (es ist daher unter Umständen nicht verkehrt, Thukydides' Werk zuerst zu lesen). 

Die Hellenika bestehen aus sieben Büchern. In den ersten zwei steht Athen im Mittelpunkt. In den folgenden vier wird Spartas Aufstieg und Sturz beschrieben (Xenophon empfand, obwohl Athener, für die Spartaner eine unübersehbare Zuneigung). Im 7. und letzten Buch behandelt der Autor schwerpunktmäßig die neu entstandene Vorherrschaft Thebens. 
Interessanterweise verfügen die Hellenika über keinen richtigen Abschluss. Vermutlich hatte der Author gehofft, jemand würde sie fortsetzen - so wie er selbst das Werk des Thukydides fortgesetzt hat.

Einige der Werke Xenophons wurden in der Antike sehr geschätzt - besonder von den Römern. Beispielsweise diente der klare, nüchterne Stil Caesar als Vorbild. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung wurden die Hellenika auch in relativ vielen mittelalterlichen Handschriften überliefert. Der Titel "Hellenika" bedeutet übrigens so viel wie "Griechische Geschichte". Allerdings stammt er nicht vom Autor, sondern fand erst in späterer Zeit Verwendung. Wie der Originaltitel gelautet hat, ist unbekannt.

Für die vorliegende einsprachige Ausgabe des Marix Verlags aus dem Jahr 2016 zeichnet Wolfgang Hill verantwortlich. Der in ein zeitgemäßes Deutsch übertragene Text ist sehr übersichtlich in Kapitel und Unterkapitel gegliedert. Außerdem wurden am Seitenrand immer wieder die Jahreszahlen zu den von Xenophon beschriebenen Ereignissen notiert - eine gute Idee! 
Klassische Anmerkungen/Endnoten (wie bei den meisten Reclam-Übersetzungen) sind hier nicht vorhanden, allerdings gibt es im Anhang zusätzliche Erläuterungen zu den einzelnen Büchern der Hellenika. Eine Chronologie, eine Landkarte, ein Register sowie ein Glossar runden diese Ausgabe ab. Der Kaufpreis beträgt 42 Euro.

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