Sonntag, 26. November 2017

Videos: Erhält Schülerin aus Mainz Auszeichnung für Geschichtsklitterung? -- Die Pfahlbauten am Bodensee

Erhält Schülerin des Rabanus Maurus Gymnasiums in Mainz Auszeichnung für Geschichtsklitterung? | Spieldauer 3 Minuten | SWR | Stream & Info
Geschichtsforschung erscheint in diesem Beitrag wieder einmal als missbrauchtes Werkzeug, das dem Zweck dient, in der Vergangenheit vermeintliche Beweise für gegenwärtige politische Anliegen zu finden. Das funktioniert beispielsweise, indem negative Aspekte ausgeblendet und stattdessen positive hervorgehoben werden. Man nennt das auch 'selektives Zitieren' oder 'cherry picking'. So bleibt im konkreten Fall - in dem Rom als multikulturelles Paradies dargestellt wird - z.B. der blutige Kleinkrieg zwischen griechischer und jüdischer Reichsbevölkerung unerwähnt, obwohl dieser doch im Laufe der Jahrhunderte auf beiden Seiten hunderttausende (!) Todesopfer forderte. Wohlweislich ausgespart wird ebenfalls, mit welcher Kompromisslosigkeit und Härte der römische Staat gegen politisch gefärbte Religionen vorging - wie etwa in Dakien oder im Fall des keltischen Druidenkults in Gallien und Britannien. Dass die alten Römer vor religiösen Toleranz geradezu überquollen und als Vorbild für die Gegenwart dienen können, ist daher eine ziemlich steile These - die freilich kaum von der naiven, erst 15jährigen Preisträgerin selbst stammt, sondern eher auf dem Mist ihres wohl gesellschaftspolitisch motivierten Lehrers gewachsen ist.
Im Übrigen wurde hier wieder einmal nicht zwischen multireligiös, multiethnisch und multikulturell unterschieden. Diese Begriffe können nicht einfach nach Lust und Laune synonym verwendet werden. Gerade in Bezug auf das Antike Rom galt: Wer dazugehören wollte, der hatte sich zu assimilieren - Stichwort "Romanisierung". Aber für diese in einschlägigen Kreisen eher wenig opportune Erkenntnis, hätte man wahrscheinlich keinen Preis vom deutschen Bundespräsidenten erhalten 😉. 

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Die Pfahlbauten am Bodensee in der Steinzeit | Spieldauer 3 Minuten | Youtube | Stream & Info


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10 Kommentare:

  1. Aufgabe des Lehrers wäre es eigentlich, die Schülerin zu einer differenzierten Denkweise und Argumentation anzuhalten, anstatt mit ihr gemeinsam auf dummen, wissenschaftlich leicht widerlegbaren Klischees herumzureiten.

    Grüßle,
    Maria

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  2. So bringt man jungen Menschen frühzeitig bei, dass eine zwar postfaktische, aber politisch konforme Denke mit staatlichen Preisen und Streicheleinheiten der staatlichen Medien belohnt wird.

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  3. Hier sieht man wieder einmal ein typisches Beispiel für die Talfahrt des deutschen Bildungssystems.

    Dieser Lehrer des Rabanus Maurus Gymnasiums sollte sich schleunigst in die Rente verabschieden, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann. Alleine schon der Umstand, dass er seine Schülerin nicht auf die extreme Inkonsistenz ihrer Argumentation hingewiesen hat, disqualifiziert ihn in beruflicher Hinsicht völlig.

    Gero

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    1. "dass er seine Schülerin nicht auf die extreme Inkonsistenz ihrer Argumentation hingewiesen hat"

      Das würde ein entsprechendes Wissen bei ihm selbst voraussetzen. Bei deutschen Pädagogen längst keine Selbstverständlichkeit.
      LG
      Hagen Stern

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  4. der karolingische gelehrte rabanus maurus würde sich wahrscheinlich im grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, für welche nicht-leistungen dieser tage bereits preise vergeben werden ;o) chris

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  5. Von mir aus kann man sich die Kompromisslosigkeit gegenüber politsch konnotierten "Religionen" gerne auch heute noch zum Vorbild nehmen (man muss verfassungsfeindliche Religioten ja nicht gleich abmurksen - wegsperren reicht völlig). Allerdings wird die Preisträgerin bei ihrem Loblied auf die römische Religionspolitik diesen speziellen Aspekt wohl nicht im Sinn gehabt haben. :-)

    J.Apostata

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  6. Habe in der Schulzeit auch einmal an so einem politischen Wettbewerb teilgenommen. Ich habe exakt das geschrieben, was der Lehrer wollte und wofür ich mich heute schäme. Einer von vielen "Preisen" war daher unvermeidlich; er bestand in weiterer Indoktrinierung durch die Konrad-Adenauer-Stiftung.
    Leser

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    1. Das kenne ich. So ähnlich habe ich es bei meiner Deutsch-Matura auch gemacht, indem ich damals jene Punkte umschiffte, von denen ich wusste, dass der Lehrer eine völlig andere Meinung hat (es ging um das Thema "Globalisierung", die zu kritisieren damals aus Sicht intellektueller Kreise noch als überaus schick galt).

      Stolz bin ich im Nachhinein auch nicht drauf, aber immerhin ist uns diese Art Opportunismus bewusst und peinlich. Viele - besonders im Bildungbereich und Wissenschaftsbetrieb - besitzen hingegen nur noch winzige Restbestände von Schamgefühl und halten Mitläufertum geradezu für eine Form der Courage.

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    2. Krieg ist Frieden. Sklaverei ist Freiheit. Und Opportunismus ist neuerdings Mut. Orwells Neusprech lässt grüßen.

      Der staatsnahe Wissenschaftszirkus hat noch jeden Zeit- bzw. Ungeist mitgemacht. Sie müssen sich einfach selbst in die Tasche lügen, die karriereorientierten Lehrer und Professoren. Anderenfalls könnten sie irgendwann ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr ertragen, fürchte ich.
      LG
      Hagen Stern

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    3. So aufgeweckt wie Hiltibold war ich als Schüler freilich nicht; ich hatte mich vielmehr mangels eigenständiger Meinung dem Lehrer angeschlossen.
      Später war ich selbst Mitglied einer Jury für Schülerarbeiten und habe bei dieser Beschäftigung eine klarere Vorstellung von Qualitätskriterien gewonnen. So zählte bei mir ideologische Mäßigung bei zugleich schlüssiger und abgestützter Darstellung zu den Pluspunkten; mein Mitjuror und Vorgesetzter (ein gelernter Lehrer) hatte hierzu eine diametral andere Vorstellung. Ich hatte mich zwar in einem Fall, wo die Meinungen besonders eklatant auseinander gingen, durchgesetzt, aber der Vorgesetzte hat die Jury dann im nächsten Jahr um weitere Dilettanten vergrößert.
      Leser

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