Sonntag, 1. Dezember 2024

📽️ Videos: Sondengeherei vs. Archäologie -- Aus den Werkstätten der Bronzezeit -- Ein stummer Zeuge der Varusschlacht -- Unwissenschaftliche Wissenschaftler


 Oktavian Bartoszewsk: Sondengänger Fluch und Segen | Spieldauer 53 Minuten | Hanger18b | Stream & Info 
Ich kann nur empfehlen, sich nicht vom etwas zähen Einstieg irritieren zu lassen und das Video mit dem jungen Augustus (😁) bis zum Ende anzusehen. Hier werden nämliche einige bemerkenswerte Fälle von Blöd- und Gemeinheiten seitens der  obrigkeitsstaatlichen Archäologie aufgelistet. Vor allem die sicher nicht jedem bekannten Widersprüchlichkeiten zur Himmelsscheibe von Nebra bzw. den Fundumständen sind interessant. Und der Fall von mutmaßlichen Funden zur Lechfeldschlacht lässt einen nicht minder erstaunt zurück... 

 Unwissenschaftliche Wissenschaftler: Joe Rogan Experience #2231 - Jimmy Corsetti & Dan Richards | Spieldauer 190 Minuten |  PowerfulJRE | Stream & Info
Die Sendung ist quasi ein Statement gegen das blinde Vertrauen in vermeintliche Autoritäten, besonders in solche aus dem Bereich der Geschichtswissenschaften bzw. der Archäologie. Was ja durchaus eine gesunde Grundhaltung ist, egal ob man sich den Ansichten der drei Herren in jedem Punkt anschließen möchte oder nicht.


 Aus den Werkstätten der Bronzezeit | Spieldauer 4 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info 


 Ein stummer Zeuge der Varusschlacht | Spieldauer 6 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info 



Freitag, 29. November 2024

🥣 Hiltibold kocht: Altrömische "Globi" (Mohnknödel) nach einem Rezept von Cato dem Älteren

Römische Globi / Mohnknödel | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: https://hiltibold.blogspot.com

Die Advent- und Weihnachtszeit ist immer auch die große Zeit der Süßspeisen. Da liegt es nahe - thematisch passend zum Blog - sich ein entsprechendes Gericht aus der Antike genauer anzusehen. Dabei bin ich wieder einmal bei Cato dem Älteren gelandet, der im 2. Jahrhundert vor Christus in seinem Buch "De agri cultura" ("Über die Landwirtschaft") das einfache und relativ kostengünstige Gericht "globi" beschreibt. Der Name bedeutet ungefähr "Kugeln" (vergl. "Globus"), ist also nicht sehr aussagekräftig; in einigen Übersetzungen ist auch von "Bällchen" oder sogar "Krapfen" die Rede. Letzteres ist allerdings irreführend. Schlussendlich handelt es sich bei diesem Gericht um eine sehr alte Variante der auch heute noch beliebten Mohnknödel (und anders als "Globuli" bestehen die globi nicht zu 99,999 Prozent aus Zucker 😉).

Für ca. acht Stück von Catos globi benütigt man die nachfolgenden Zutaten. Wobei die von mir verwendeten Angaben und Anweisungen nicht direkt aus der antiken Originalquelle stammen (diese ist wie so oft wenig präzise), sondern aus Marcus Junkelmanns Kochbuch "Römische Naschkatzen" (siehe auch weiter unten das rosa Kästchen). 
  • 200g Weizen- oder Dinkelgrieß
  • 300g Frischkäse oder Ricotta 
  • Olivenöl
  • Flüssiger Honig
  • Mohn

Hier nun Catos Rezept: Links die Texte aus der "De agri cultura"-Ausgabe des Verlags Reclam. Rechts die Variante aus Marcus Junkelmanns Kochbuch "Römische Naschkatzen", inklusive ergänzender Hinweise des Autors.

De agri cultura 
(Verlag Reclam)

Originaltext: 
Globos sic facito: Caseum cum alica ad eundem modum misceto. Inde, quantos voles facere, facito. In aenum caldum unguen indito. Singulos aut binos coquito versatoque crebro duabus rudibus. Coctos eximito. Eos melle unguito, papaver infriato. Ita ponito.

Übersetzung des Originaltextes: 
Krapfen mache wie folgt: Vermenge Käse mit Spelzgraupen auf gleiche Weise (wie bei einer Placenta). Daraus forme (Bällchen), wie groß du sie haben willst. Gib Fett in einen warmen Kessel.
Backe (die Bällchen) einzeln oder zu zweien und drehe sie häufig mit zwei Holzlöffeln 24 um. Sind sie gebacken, nimm sie heraus. Besteiche sie mit Honig, bestreue sie mit Mohn. So serviere sie.








Römische Naschkatzen
(Verlag Nünnerich-Asmus)

Übersetzung des Originaltextes:
Globi mache so: Käse mische in der oben beschriebenen Weise mit Weizengrieß. Forme daraus so viele Knödel wie du brauchst. In ein heißes Bronzegefäß gib Fett. Brate darin die globi und wende sie mit zwei Holzspachteln häufig um. Wenn sie fertig sind, bestreiche sie mit Honig, bestreue sie mit Mohn und trage sie auf.

Ergänzende Hinweise:
Wenn der Käse von ausreichend flüssiger Konsistenz ist, braucht man den Grieß nicht einzuweichen. Sollte dies nötig sein, dann nur sehr wenig Wasser verwenden, damit der Teig nicht zu flüssig wird, da sonst die Knödel nicht ihre Form behalten. Den sehr zähen Käse-Grießteig sorgfältig kneten, in Kugeln formen und im heißen Olivenöl unter häufigem Wenden goldbraun braten. Dann in flüssigem Honig, den man am besten heiß gemacht hat, wälzen und mit reichlich Mohn bestreuen. Die globi können warm wie kalt gegessen werden.


Gedanken und Erläuterungen:
  • Bei Reclam bzw. dem verantwortlichen Übersetzer Hartmut Froesch ist von Spelzgraupen die Rede, Marcus Junkelmann schreibt von Weizengrieß (oder Dinkelgrieß). Was liegt hier näher am Original? Nun, der betreffende Begriff lautet im lateinischen Text alica. PONS übersetzt mir das mit Spelzgrütze -brei. Andere Wörterbücher spucken dazu Speltgraupen aus. Die aus Gerste oder Weizen erzeugten Graupen dürfte demnach näher am Original liegen. Außer ich habe hier etwas missverstanden (was mich bei dem Begriffsdurcheinander nicht wundern würde). Ob freilich in geschmacklicher Hinsicht überhaupt ein signifikanter Unterschied zwischen Graupen und Grieß feststellbar wäre, bezweifle ich. Allerdings müsste man das ausprobieren, um zu einem abschließenden Urteil gelangen zu können.
  • Cato schreib von unguen. Das heißt schlicht Fett. Junkelmann geht dabei von Olivenöl (oleum) aus. Das mag im Kontext der Zeit und der Gegend eine naheliegende Annahme sein, allerdings wäre Schmalz (lardum) ebenfalls denkbar, da dieses in der römischen Küche durchaus Verwendung fand. Meiner Erfahrung nach ist Schmalz außerdem in der Lage, gerade Gebackenes geschmacklich ordentlich aufzupeppen (siehe Catos Mostbrötchen). Was im konkreten Fall vielleicht nicht geschadet hätte... doch ich greife dem Fazit vor.
  • Der Käse (caesum) wird nicht näher spezifiziert. Da wir es hier aber mit einer Süßspeise zu tun haben, ist die Verwendung von Frischkäse eine naheliegende Annahme.
  • Wie in der Kochanweisung habe ich die Knödel bzw. globi in einem metallenen Gefäß herausgebraten. Man muss dabei wirklich aufpassen, da Ankleben vorprogrammiert ist; zumindest in der von mir verwendeten Gusseisenpfanne. Ich war daher ständig am Wenden (ein Esslöffel eignet sich dafür besser als die genannten Holzspateln). Möglich, dass es grundsätzlich besser gewesen wäre, die Knödel im Fett schwimmend herauszubacken. Und eventuell wurde das auch so in der Antike gemacht. Obwohl Catos Hinweis mit dem ständigen Umdrehen das eher nicht nahelegt. Denn diese Umdreherei ist nur im Fall von relativ wenig Fett nötig.


Und wie schmecken die römischen Mohnknödel à la Cato?

Drei Personen haben meine globi probiert. Einer davon haben sie ziemlich gut geschmeckt. Bei mir und dem dritten Tester hat der Gaumen hingegen keine Purzelbäume geschlagen. 
Es ist nicht so, dass diese altrömischen Mohnknödel eine Totalkatastrophe gewesen wären, aber so richtig überzeugen konnte sie mich nicht. Der Teig selbst hat eine leicht säuerliche Note, der Honigüberzug hingegen ist naturgemäß sehr süß; für meinen Geschmack schon zu süß. Und der Mohn... war irgendwie fade.
Ich war noch nie ein großer Süßspeisenfreund. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich mich nicht ganz für die globi erwärmen kann. Oder meine Zubereitung der Knödel war an einer oder mehreren Stellen Stelle nicht optimal.

 Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: https://hiltibold.blogspot.com


Mittwoch, 27. November 2024

🎧 Hörbares: Das Kolosseum, ein Bau für Blut, Brot und Spiele -- König Alfred von Wessex -- Herrschaftsarchitektur -- Francisco de Goya -- Martha Washington und Marie Antoinette -- Sprache als Herrschaftsinstrument -- usw.


 Das Kolosseum - Ein Bau für Blut, Brot und Spiele | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Die First Lady und die Königin - (1/3) - Martha Washington und Marie Antoinette | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Die First Lady und die Königin - (2/3) - Martha Washington und Marie Antoinette | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Die First Lady und die Königin - (3/3) - Martha Washington und Marie Antoinette | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Erasmus von Rotterdam: Der Fürst der Humanisten | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Karl der Große Britanniens: König Alfred von Wessex | Spieldauer 16 Minuten | xx | Stream & Info | Direkter Download
Wer Bernard Cornwells "Uhtred"-Romane gelesen hat, kennt ihn 😉

 Als General Sherman 1864 Atlanta niederbrennen ließ | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download
Die langläufige Bezeichnung Amerikanischer Bürgerkrieg ist eigentlich komplett falsch (habe sie leider auch gelegentlich verwendet). Denn in einem Bürgerkrieg kämpfen mindestens zwei Gruppierungen mit Waffengewalt um die Vorherrschaft im Staat. Im Fall der USA ging es aber um die Unabhängigkeit der Südstaaten von den USA. Die Bezeichnung Zweiter Unabhängigkeitskrieg oder Sezessionskrieg wäre daher zutreffend.

 Der Brunnen - Errungenschaft der Zivilisation | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Francisco de Goya - Hofmaler und Sozialkritiker | Spieldauer 24 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Herrschaftsarchitektur – Bauformen der Macht im postdemokratischen Zeitalter | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download

 Sprache als Herrschaftsinstrument – das Beispiel DDR | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download


Donnerstag, 21. November 2024

📖 Buch-Rezension: Luftbildarchäologie

Zitat: Das vorliegende Buch [...] soll einerseits Archäologen ermöglichen, sich mit relevanten Methoden und Techniken vertraut zu machen, andererseits soll es Wissenschaftler aus den Natur-, darunter insbesondere den Geo- und Ingenieurswissenschaften, mit notwendigem archäologischem Fachwissen ausstatten. Es soll im Studium und in der Forschung als Lehrmaterial mit praxisbezogenen Beispielen dienen, gleichzeitig soll es auch interessierten Laien eine völlig neue und spannende Perspektive der Archäologie eröffnen. Hierbei wurde insbesondere Wert auf eine Auswahl eindrucksvoller und qualitativ hochwertiger Luftbilder von vielfältigen archäologischen Objekten und Monumenten gelegt

Ist das gelungen? Aus meiner Sicht - also aus der eines zwar nicht historischen, aber doch eines archäologischen Laien - lautet die klare Antwort: Ja.
Es handelte sich bei "Luftbildarchäologie - Archäologische Spurensuche aus der Luft" um quasi den ersten von zwei Teilen zu diesem Thema. Das zweite, ein Jahr später erschienene Buch habe ich bereits vor einigen Wochen besprochen. Während darin vor allem ausgewählte Bilder aus der Luftbildarchäologie präsentiert wurden, liegt im vorliegenden ersten Teil der Schwerpunkt bei den Methoden, Hintergründen, Anwendungsgebieten und verschiedensten technischen Aspekten dieser Teildisziplin der Archäologie; auch auf die Forschungsgeschichte wird ein wenig eingegangen. 
Die drei Autoren, Baoquan Song, Klaus Leidorf und Eckhard Heller sind allesamt erfahrene Fachleute mit einer viele Jahre umfassenden Berufserfahrung in diesem Bereich. Ihre Ausführungen sind nicht nur aspektreich, sondern auch allgemein verständlich formuliert und mit vielen nützlichen Fotos und Grafiken unterlegt.

Wer sich etwas näher mit dem weiten Feld der Archäologie beschäftigt, wird Bewuchs- und Bodenmerkmale als die typischsten Beispiele kennen, die uns die Luftbildarchäologie liefert. Hierbei hat man es vor allem mit verfüllten Gräben sowie unterirdisch noch vorhandenen Mauerresten zu tun, die sich oberirdisch indirekt abzeichnen. Entweder durch eine von der Umgebung abweichende Bodenfärbung (besonders bei gepflügtem Äckern und im Rahmen von Bauarbeiten) oder in Form von Pflanzen, die einen höheren bzw. niedrigeren Wuchs haben als üblich, da ihre Wurzeln im Fall von verfüllten Gräben besseren Zugang zu Nährstoffen und Wasser haben, während Mauerreste sich diesbezüglich als hinderlich erweisen. Daneben gibt es allerdings noch wesentlich mehr Merkmale, die auf im Boden verborgene Strukturen hindeuten können. Und zwar Schatten-, Schnee-, Reif-, Feucht- und Flutmerkmale. Letztere drei Erscheinungsformen waren mir unbekannt. Gerade sie setzen freilich auch ein besonders gutes Timing bei der Beobachtung aus der Luft voraus. Unterschiedliche Jahres- und Tageszeiten spielen hier grundsätzlich eine wichtige Rolle. Wie im Buch geschildert wird, müssen verdächtige Gebiete deshalb oft jahrelang beflogen werden, um eventuell eines Tages etwas zu entdecken. Das hört sich aufwendig an, und das ist es auch, aber diese Methode aus dem Werkzeugkasten der Archäologie ist immer noch wesentlich billiger als ein Survey am Boden. Schließlich besitzen die Suchgebiete oft eine Fläche von zig Quadratkilometern. So gesehen kann die Luftbildarchäologie sogar helfen, Geld zu sparen.
Ein ebenfalls interessanter Aspekt, der mir bisher nicht bewusst war, ist der Umstand, dass man im Rahmen der Luftbildarchäologie sogar einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von längst vergangenen Gesellschaften leisten kann, die überhaupt keine baulichen Strukturen hinterlassen haben. Weder ober- noch unterirdisch. So ist es beispielsweise möglich, potentiell gut geeignete Lagerplätze von Jägern und Sammlern der Altsteinzeit ausfindig zu machen. Später können diese Orte von Archäologen am Boden näher unter die Lupe genommen werden, um etwa nach Pfeilspitzen und ähnlichen Artefakte im gepflügten Acker Ausschau zu halten. 

Blick ins Buch. Und ja, bei uns hängt schon die Weihnachtsdeko 😀 | (C) Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Verlag Herder

Fazit: Ein wirklich schön gestaltetes, hochinteressantes, großformatiges Buch, in dem das Themengebiet der Luftbildarchäologie in erschöpfender und anschaulicher Weise behandelt wird. Einzig das Thema "Drohnen" kommt hier vielleicht etwas zu kurz, was daran liegen könnte, dass es 2018, als das Buch erschienen ist, noch kein ganz so großes Thema war wie heute.

—————–

Weiterführende Informationen: 




Sonntag, 17. November 2024

Das Blog pausiert notgedrungen für ein paar Tage...

... weil ich es irgendwie beim Sportmachen geschafft habe, mir glechzeitig einen Rückenmuskel zu zerren und mein Handgelenk zu verstauchen. Im Sitzen schreiben und mit der Maus klicken kann ich so nicht, sondern nur am Rücken liegen und an die Decke schauen. Sozusagen unter Aufbietung meiner allerletzten Kräfte konnte ich gerade noch diesen vorerst letzten Blogbeitrag verfassen 😉.

Am 21. November geht es hier dann wieder weiter.

Mittwoch, 13. November 2024

📽️ Videos: The Late Roman Army -- Mit dieser tödlichen Waffe eroberte das Römische Reich die Schweiz -- Corpus Vasorum Antiquorum -- Tauchfahrt in die Antike -- usw.


 The Late Roman Army - Reforms, Strategy and Class System of the 4th Century | Spieldauer 22 Minuten | Imperium Romanum | Stream & Info 



 Corpus Vasorum Antiquorum | Spieldauer 9 Minuten | BADW | Stream & Info

 Römische Geschichte: Mit dieser tödlichen Waffe eroberte das Römische Reich die Schweiz / Teil 1 | Spieldauer 36 Minuten | SRF | Stream & Info | Direkter Download

 Römische Geschichte: Neue Erkenntnisse über die Eroberung der Schweizer Alpen/ Teil 2 | Spieldauer 36 Minuten | SRF | Stream & Info | Direkter Download

 Die Akte Nero - Auf den Spuren einer antiken Verschwörung | Spieldauer 44 Minuten | ZDF | Stream & Info 
Ich habe diesen Schmarrn hier schon einmal kommentiert. Und das ist eigentlich nur ein Bruchteil von dem, was bei dieser Doku verbockt wurde, die nach dem ORF nun auch das ZDF sendet.

 Tauchfahrt in die Antike | Spieldauer 43 Minuten | 3Sat/ZDF | Stream & Info 

 Notre-Dame, die Jahrhundertbaustelle (1/3) - Dem Himmel entgegen | Spieldauer 52 Minuten | arte | Stream & Info
Die beiden anderen Teile der Doku sind unter dem Video verlinkt.

 5000 Jahre alt: Archäologen entdecken gut erhaltene Gräber | Spieldauer 3 Minuten | RBB | Stream & Info 

 Neue Erkenntnisse: Bronzezeit begann im Erzgebirge früher als angenommen | Spieldauer 3 Minuten | RBB | Stream & Info 

 Hinter den archäologischen Kulissen: Die kulinarische Welt von Pompeji | Spieldauer 30 Minuten | arte | Stream & Info

 Römisches Atlantis: Die versunkene Stadt Baiae | Spieldauer 53 Minuten | RBB | Stream & Info 


Sonntag, 10. November 2024

🎧 Hörbares: Sounddesign bei frühen Hochkulturen? -- Wissenschaft im Kartell -- Archäologie, die unter der Haut forscht -- 65 Jahre Asterix -- Gladiatoren im Film -- usw.


 Gibt es Beispiele für "Sounddesign" in der Architektur früher Hochkulturen? | Spieldauer 5 Minuten | SWR | Stream & Info | Direkter Download

 Die letzten Rätsel der Maya | Spieldauer 30 Minuten | SWR | Stream & Info | Direkter Download

 Welches war das erste Weltreich? | Spieldauer 5 Minuten | SWR | Stream & Info | Direkter Download

 Uwe Jochum: Wissenschaft im Kartell | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download
Auszug aus dem Infotext zur Sendung:  Die Wissenschaft ist ganz offensichtlich nicht allein der Wahrheit verpflichtet, sondern über vielerlei Netzwerke mit der Politik verknüpft und ihr dienstbar. Der Essay geht der Frage nach, wie es zu dieser Indienstnahme der Wissenschaft kam, deren konkrete Gestalt bis heute die eines staatlich administrierten „Kartells“ ist, dessen Hauptakteure die Max-Planck-Gesellschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft sind. Sie entscheiden in Deutschland über Forschungsprojekte und deren Finanzierung.

 Tattoo-Forschung: Archäologie, die unter der Haut forscht | Spieldauer 8 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Schätzing entdeckt das Mittelalter neu | Spieldauer 20 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 65 Jahre Asterix: Wie die Geschichten unser Bild von der Antike geprägt haben | Spieldauer 7 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Geschichte im Film: Gladiatoren – weiterleben oder nicht | Spieldauer 50 Minuten | DF | Stream & Info

 Die Harkortsche Fabrik auf Burg Wetter an der RuhrStart-up 1819 | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download


Donnerstag, 7. November 2024

🗞️ Was in der alten Zeitung steht: Die unfreiwillige Ironie in einem bösen Wochenblatt (1932) -- Das UFO/UAP von Hildburghausen (1847)

Die unfreiwillige Ironie in einem bösen Wochenblatt

Eigentlich hatte ich im Online-Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek nach Hinweisen zu historischen UFO-Erscheinungen gesucht. Gestolpert bin ich dabei jedoch auch über das österreichische NS-Wochenblatt Der eiserne Besen. Unten zu sehen ist das Titelblatt der Ausgabe vom 30. April 1932.


Mir ist hier nun folgendes Detail ins Auge gesprungen ...


Die nationalsozialistischen Redakteure haben demnach ihre antijüdische Agitation ausgerechnet in einer "Judengasse" verlegt! Ob den Lesern die hier innewohnende Ironie aufgefallen ist? Der Sachverhalt wirkt ja fast wie Teil eines Satireprojekts. ^^

Zusatzbemerkungen: Den Begriff "Nazi" sollte man - gerade im geschichtswissenschaftlich seriösen Kontext - meiner Meinung nach verräumen und möglichst konsequent durch die damals offizielle Bezeichnung "Nationalsozialisten" ersetzen.  Man darf nämlich auch "niemals vergessen", dass es sich im Kern um eine - wie der Name korrekt vermittelt - sozialistische Ideologie gehandelt hat; will heißen, um den Sozialismus herum hat sich das politische Programm aufgebaut, nicht etwa um die heute in den Mittelpunkt gerückte antijüdische Gesinnung, die lediglich ein Teilaspekt war. Es ist in diesem Kontext wohl kein Zufall, dass laut einer Historiker-Kommission nach dem 2. Weltkrieg in Österreich besonders viele der ehemaligen NSDAP-Mitglieder politisch bei der SPÖ untergeschlüpft sein sollen (die sich, und auch das ist kaum zufällig, erst zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der UdSSR bzw. der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken urplötzlich als "sozialdemokratisch" bezeichnet hat, hingegen von 1945 bis 1991 als "sozialistisch"; der Verdacht, dass man sich so an die Siegermacht UdSSR ranschleimen wollte, will mir hier naheliegend erscheinen). Das Wort "Nazi" verschleiert den "Sozialismus" im Nationalsozialismus, was, wie ich stark vermute, einigen politischen Akteuren (siehe SPÖ) durchaus nicht ungelegen kam und kommt. "Nazi" war, meiner Beobachtung nach, tendenziell eine Fremdbezeichnung für Anhänger des Nationalsozialismus; will heißen, "Nazi" wurde gerne von politischen Gegnern wie den Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten usw. verwendet. Wobei der Begriff ursprünglich schon auch bei Nationalsozialisten selbst vorkam - siehe Joseph Goebbels Buch "Der Nazi-Sozi" aus dem Jahr 1927. Ich kann nicht sagen warum, aber später scheint der Begriff von den Nationalsozialisten selbst nicht (oder kaum noch) verwendet worden zu sein (vielleicht weil er zu lange vom politischen Gegner in abwertender Form gebraucht wurde). Jeder kann das leicht überprüfen, indem er einfach in das Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek geht und die damals staatlich zensierten Zeitungen, die während der nationalsozialistischen Diktatur erschienen sind, nach dem Wort "Nazi" durchsucht. Man wird praktisch nicht fündig werden, außer in Oppositionsblättern, die im Ausland gedruckt wurden. Die Verwendung des Begriffs Nazi könnte demnach (von der Reichspressekammer?) untersagt worden sein.
Übrigens: Auch den Begriff "antisemitisch" lehne ich aufgrund seiner Unschärfe ab; es gibt kein jüdisches Monopol auf den Semitismus. Denn nicht nur Juden zählen zu den Semiten, sondern z.B. auch Araber und sogar das berüchtigte historische Volk der Hyksos, das den Pharaonen so viele Schwierigkeiten bereitet hat. Im Übrigen sehen sehr viele der heutigen Juden aufgrund starker genetischer Vermischungen in etwa so semitisch bzw. orientalisch-nahöstlich aus wie Siegfried der Drachentöter. "Antijüdisch" ist daher passender, auch wenn es sich vielleicht nicht so schlau anhört. 


Das UFO/UAP von Hildburghausen

Den in der Populärkultur überstrapazierten und auch etwas verbrannten Begriff UFO (Unidentified Flying Object) haben Forscher seit einigen Jahren mehr oder weniger in Pension geschickt bzw. teilweise durch UAP (Unidentified Aerial Phenomenon) ersetzt. Der Begriff ist sozusagen allumfassend, da mit ihm nicht nur scheinbar oder tatsächlich feste "Objekte" angesprochen werden, sondern z.B. auch Lichterscheinungen. Wobei natürlich hinter einer Lichterscheinung auch ein festes Objekt stehen kann, was aber oft für den Beobachter nicht klar erkennbar ist. 
Wie schon weiter oben geschrieben, habe ich spaßeshalber das Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek nach historischen Meldungen über solche Himmelserscheinungen durchsucht, die man heute als UFO/UAP deuten könnte. Ich wurde dabei mehrfach fündig. Hier eines der Beispiele (weitere werden zukünftig noch folgen). Im Juli des Jahres 1847 - weniger als ein Jahr bevor in vielen Teilen Europa die Fetzen flogen - berichtet die Brünner Zeitung der k.k. priv. mähr. Lehenbank über folgendes Ereignis aus der thüringischen Stadt Hildburghausen:


Am 19. Juni bemerkte man in Hildburghausen eine merkwürdige Erscheinung am Himmel. Derselbe war mit Wolken bedeckt, die ihren Zug von Norden nach Süden nahmen. Hoch im Norden, etwas östlich, stand gegen Mittag halb 12 Uhr eine helle runde Scheibe, 2 1/2 bis 3 Fuß im Durchmesser. Um diese Scheibe drehten sich die sie umgebenden Wolken kreisförmig von der Rechten zur Linken ungefähr 2 Minuten lang, dann vergrößerte sich die Scheibe immer mehr, verlor dann ihre runde Gestalt und zerteilte sich. Dabei waren die Wolken ziemlich hoch, ihr Zug langsam, und man vernahm weder ein Tosen noch Brausen in der Luft.

Was mag das wohl gewesen sein? Und was hat es mit der Größenangabe der Scheibe auf sich? Ist hier von der scheinbaren Größe die Rede - die man vom Boden aus wahrnahm - oder von der tatsächlichen? Ersteres dürfte zutreffen, denn wenn die Erscheinung, wie es geschrieben steht, hoch am Himmel stand, hätte man ein Objekt von maximal 3 Fuß Durchmesser kaum erkennen können. In der Realität wird diese ominöse Scheibe demnach deutlich größer gewesen sein.

In Zeitungsarchiven können erstaunlich viele solcher Beschreibungen gefunden werden. Man muss nur nach Begriffen wie "Himmelserscheinung", "Erscheinung am Himmel" usw. suchen. Einiges davon lässt sich leicht 'natürlich' erklären, anderes, wie eben die Scheibe von Hildburghausen, bereitet hingegen Schwierigkeiten. Zumindest mir. Aber vielleicht hat ja jemand unter den Lesern eine Idee, was dieses Phänomen gewesen sein könnte?


Montag, 4. November 2024

🎧 Hörbares: Christentum, Aufklärung und die Zeitgeister der westlichen Welt -- Die Weltkarte des Piri Re'is -- England und die Strategie des „Morale Bombing“ -- Der frühmittelalterliche Schatz von Staffordshire -- usw.


 Audimax: Norbert Bolz – Christentum und Aufklärung. Über die Zeitgeister der westlichen Welt | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download

 Geheimnisvolle Zeitreise: Die Weltkarte des Piri Re'is von 1513 | Spieldauer 15 Minuten | WDR |   Direkter Download

 Der frühmittelalterliche Schatz von Staffordshire: Zeitreise mit dem Metalldetektor | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Stream & Info 

 Aufstieg und Fall des Cola di Rienzo im spätmittelalterlichen Rom | Spieldauer 14 Minuten | WDR | Stream & Info 

 Bier für den ganzen Hof: Der Baubeginn des Hofbräuhauses 1589 | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Schweizer Bauernjungen gewinnen 1499 gegen Ritterheere | Spieldauer 14 Minuten | WDR | Direkter Download

 Das rätselhafte Urvolk der Kanaren | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Warum hat der Tag 2 mal 12 Stunden? | Spieldauer 5 Minuten | SWR | Stream & Info | Direkter Download

 Audimax: Prof. Rainer F. Schmidt – England und die Strategie des „Morale Bombing“ (1940–1945) | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download


Donnerstag, 31. Oktober 2024

Krimskrams: Was haben georgische Pyramiden mit Wahlen zu tun? -- Spannende Journalistenbefragung 2024

Krimskrams: Was haben georgische Pyramiden mit Wahlen zu tun? 

Georgien ist ein wundersames Land. Dort soll - glaubt man ganz aktuell unseren völlig Bias-losen Welterklärern aus Politik und Journalismus - eine privat durchgeführte, nicht verifizierbare Nachwahlbefragung mehr Glaubwürdigkeit besitzen, als das von der zuständigen Kommission offiziell verlautbarte Ergebnis einer Wahl. Gut, die Plausibilität dieser These müssen nun die Behörden vor Ort untersuchen.
Doch es kommt ja noch wesentlich wundersamer: Beim Benutzen von Google Earth ist mir kürzlich folgende Satellitenaufnahme aus Georgien untergekommen, in der die weit bis in die Vorgeschichte zurück besiedelte Gegend nördlich der Gemeinde Khornabuji zu sehen ist.


Potzblitz, dachte ich mir, da wird ja der Osmanagić in der Pfanne verrückt! Ich kann allerdings gleich wieder Entwarnung geben. Dreht man die Ansicht, dann schaut die Sache nämlich ganz anders aus und die "Pyramide" löst sich quasi in Luft auf.


So ähnlich wie hier verhält es sich übrigens auch bei den berühmt-berüchtigten "Bosnischen Pyramiden" in Visoko. Es ist eben alles eine Frage des richtigen Blickwinkels. Der persönliche Wunsch sollte nicht leichtfertig der Vater eines vorschnellen Gedankens sein. Das gilt für Pyramiden gleichermaßen wie für Wahlergebnisse.

—————–

Journalistenbefragung 2024

Auf der Website der TU Dortmund findet man die Ergebnisse einer Befragung von 525 Journalisten. Darin wurde unter anderem die politische Ausrichtung abgefragt.

Es wäre aus meiner Sicht begrüßenswert, wenn solche Umfragen im deutschen Sprachraum auch regelmäßig bei anderen einflussreichen Berufsgruppen durchgeführt werden. In den USA wurde das übrigens beispielsweise 2018 gemacht (man beachte, dass es sich dort um ein archaisches Zwei-Parteien-System handelt, was sich naturgemäß im Ergebnis widerspiegelt). Die Studie basiert auf den Daten von 5116 Personen. Hier der Link zur Quelle (das Balkendiagramm unten wurde aus den dort publizierten Daten generiert).


Wie bereits weiter oben im Fall der Journalismus-Befragung, sprechen die Ergebnisse auch hier für sich selbst und müssen eigentlich nicht kommentiert werden. Jeder wird die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen können; etwa ob Medien sowie die von ihnen zitierten Experten mit Uni-Hintergrund in der Lage sind ein diverses Meinungsspektrum widerzuspiegeln oder ob diese Personen doch eher Teil eines weltanschaulich ziemlich homogenen Kreiswichsvereins sind (in dem dann folgerichtig so etwas produziert wird; Achtung, besonders interessant für Lateiner!).

—————–




Mittwoch, 30. Oktober 2024

📽️ Videos: Gletscherarchäologie -- Ritterspiele an der Burg Belmonte -- Hanseschätze unter einem Dach -- Campus-Galli-Spiel -- Kaiser-Alltag vor 1.000 Jahren -- usw.


 Gletscherarchäologie - Spurensuche in eisigen Höhen | Spieldauer 29 Minuten | BR | Stream & Info 

 Norwegen: Was die Gletscherschmelze freilegt | Spieldauer 5 Minuten | DW | Stream & Info

 Kastiliens Kämpfer - Ritterspiele an der Burg Belmonte | Spieldauer 32 Minuten | arte | Stream & Info 

 Bequeme Betten, bunte Kleider: Kaiser-Alltag vor 1.000 Jahren | Spieldauer 2 Minuten | BR | Stream & Info 

 Historisches Gasthaus lässt Geschichte lebendig werden | Spieldauer 5 Minuten | SWR | Stream & Info

 Vollständig erhaltene keltische Grabkammer bei Riedlingen vorgestellt | Spieldauer 1 Minute | SWR | Stream & Info 

 Von wegen verstaubt - Hanseschätze unter einem Dach | Spieldauer 44 Minuten | ARD | Stream & Info 

 „Hello Nature“: Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum | Spieldauer 2 Minuten | 2 | Stream & Info

 Campus Galli (Huch!) Abläufe inkl. Eindrücke vor Ort in Messkirch | Spieldauer 29 Minuten | SpieleBlog | Stream & Info 
Für die Hardcore-Fans der Mittelalterbaustelle Campus Knalli gibt es nun auch ein Brettspiel. Ich hätte freilich das Spiel völlig anders gestaltet. Statt das Bauen in den Mittelpunkt zu stellen, wäre derjenige Sieger, der dem Steuerzahler am meisten Geld aus dem Kreuz leiern konnte. 😁


Sonntag, 27. Oktober 2024

📖 Buch-Rezension: Faszination Luftbildarchäologie

Die Luftbildarchäologie ist seit vielen Jahrzehnten nicht mehr aus der archäologischen Wissenschaft wegzudenken. Was mit kostspieligen Flugzeug- und Hubschrauberflügen begann (sofern man die nur sporadisch eingesetzten Heißluftballon der Frühzeit ignoriert) wird mittlerweile oft mit sogenannten "Drohnen" bewerkstelligt (wobei diese, weil es sich meist um Quadrocopter mit relativ geringer Reichweite handelt, eher für kleinräumigere Prospektionen eingesetzt werden).
Auch die bildgebenden Techniken haben sich im Laufe der Jahre verändert. Nicht nur die Qualität der Fotos verbesserte sich stark (wir kennen das von unseren Telefonen), sondern daneben hat der zunehmende Einsatz der Laser-Technologie LIDAR (Light Detection and Ranging) es vor allem in den vergangenen Jahren ermöglicht, erstaunliche archäologische Entdeckungen zu machen. Eines der spektakulärsten Beispiele sind die wohl überwiegend als Geoglyphen anzusprechenden Strukturen im Amazonas-Urwald.

Im vorliegenden Buch von Baoquan Song und Klaus Leidorf spielen LIDAR-Aufnahmen keine Rolle; ebenso wenig werden die technischen Aspekte der Luftbildarchäologie behandelt (das wurde schon gesondert in einem 2019 erschienene Buch der beiden Autoren gemacht - in den kommenden Wochen werde ich dieses auch noch besprechen). Stattdessen wird hier eine Vielzahl von kommentierten Fotos präsentiert, die von Leidorf und Song im Laufe von rund 30 Jahren aus dem Flugzeug heraus gemacht wurden. Darin werden die unterschiedlichsten archäologischen Strukturen sichtbar; zum Beispiel ein römischer Burgus und jungsteinzeitliche Langhäuser in Deutschland, eine Höhensiedlung in China, eine frühmittelalterliche Kirche in Ungarn, ein Reihengräberfeld in der Lombardei, die Siedlungsreste einer phönizischen Stadt auf Sardinien usw. 
Der geographische Schwerpunk der vorgestellten Beispiele liegt in Deutschland - ca. ein Drittel der Seiten wird damit gefüllt. 

Mit 27 cm x 33,5 cm ist das Buchformat ausreichend groß, um die schönen Luftbildaufnahmen anständig darstellen zu können. Nur wenige Fotos erscheinen mir eine Spur zu klein geraten. Die Kommentierung der Bilder ist ausreichend. Manchmal hätte ich mir dann allerdings doch etwas umfangreichere Informationen gewünscht; etwa zur zeitlichen Einordnung der fotografierten Strukturen.

Blick ins Buch: Links oben eine römische oder hallstattzeitliche (keltische) Anlage. Links unten das römische Legionslager von Markbreit und die Reste eines ebenfalls römischen Marschlagers. Rechts Reste des römischen Zwei-Legionen-Lagers Vetera castra I. | (C) Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Verlag Herder

Kostenlose Online-Dienste wie Google Maps oder Bing Maps ermöglichen es heute jedem Interessierten, bis zu einem gewissen Grad selbst Luftbildarchäologie zu betreiben. Siehe etwa meine Entdeckung in der südlich von Graz gelegenen Gemeinde Dobl. Das Buch "Faszination Luftbildarchäologie" kann aufgrund der darin enthaltenen repräsentativen Beispiele eine nützliche Hilfe bei der Interpretation solcher Entdeckungen sein. Egal ob man sein Augenmerk auf ein fernes Land legt oder auf die Gegend vor der eigenen Haustüre. Ich würde übrigens letztere Option empfehlen, weil hier die Überprüfung vor Ort und eventuell auch die Kontaktaufnahme mit den zuständigen Archäologen wesentlich leichter ist. Naja, zumindest theoretisch, wie meine Erfahrungen mit dem österreichischen Bundesdenkmalamt (BDA) gezeigt haben. Zwei Jahre für eine Antwort war nicht gerade eine Meisterleistung....

Auch in diesem Buch findet sich wieder einmal ein Hinweis darauf wie schlecht es um die Bodendenkmalpflege bzw. die archäologische Forschung in Deutschland/Bayern bestellt ist. Klaus Leidorf schreibt nämlich, dass aufgrund von Budgetkürzungen nur noch ein Fünftel jener Luftbild-Flugstunden in Bayern finanziert werden können, die noch vor 30 Jahren üblich gewesen sind. U.a. sind deshalb Überwachungen von größeren Baugebieten aus der Luft kaum noch möglich; viele im Boden verborgene Strukturen werden in weiterer Folge unabsichtlich (oder absichtlich) weggebaggert. ☹️
Ein Trauerspiel, aber das darf nicht verwundern, wenn Parteipolitiker über Jahre hinweg das ihnen anvertraute Steuergeld fahrlässig verschleudern, indem sie etwa Unsummen in einen osteuropäischen Kriegsverlierer in spe buttern oder meinen, die Energieversorgung - auf maximal dümmste und Art und Weise - wenden zu müssen
Wie viele der Archäologen, die jetzt unter Kürzungen leiden, haben gegen diesen und ähnlichen Nonsens öffentlich ihre Stimme erhoben? In bester Kenntnis dieser Kreise, die aufgrund des quasi staatlichen Archäologie-Monopols berufsbedingt eng am Parteien- und Obrigkeitsstaat dranklebenden, darf ich konstatieren: So gut wie keiner. Im Gegenteil, gerade die großkopfertsten und einflussreichsten unter ihnen gerieren sich nicht selten als Klatschautomaten für diese Art Politik. Sie sind freilich auch diejenigen, welche aufgrund ihrer fetten Gagen und einer oft damit einhergehenden Verbeamtung die Auswirkungen auf ihr Fach am allerwenigsten persönlich spüren. 

Eine kleine Randbemerkung zum Schluss: Erschienen ist das Buch in der Edition AiD (=Zeitschrift "Archäologie in Deutschland") beim (Ex-)Verlag Theis, der eigentlich schon vor vielen, vielen Jahren Teil der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) geworden ist. Nun wurde mittlerweile aber ihrerseits die WBG übernommen, und zwar vom Verlag Herder...
Das wird wirklich immer komplizierter! Da nämlich die Verlage sich ständig gegenseitig aufkaufen und dann häufig den renommierten Verlagsnamen des Gekauften als "Imprint" (Wortmarke) weiterführen.
Besser wird dadurch für den Leser/Konsumenten aber eher nichts. Beispielsweise sind bei Theiss - meiner Meinung nach - die besten Archäologie-Bücher erschienen, bevor man Teil der WBG und eben jetzt von Herder wurde. Siehe etwa hier, hier und hier. Vom letzten Beispiel abgesehen, sind diese Bücher gebraucht sehr günstig erhältlich und jenen Lesern, die solche Themen interessieren, unbedingt zu empfehlen (alleine schon wegen der tollen Bebilderung).