Dienstag, 10. Dezember 2019

📖 Buch: Die Septuaginta in deutscher Sprache

Was ist die Septuaginta?

Das Alte Testament entstand ab dem 8. Jh. v. Chr. über einen Zeitraum von ca. 500 Jahren. Weil im Laufe der Zeit Griechisch gegenüber Hebräisch und Aramäisch im Judentum immer mehr an Bedeutung gewann (siehe die Eroberungen Alexanders des Großen und die hellenistischen Reiche), wurden vom 3. Jh. v. Chr. an viele religiöse Schriften des Judentums ins Griechische übersetzt - darunter nach und nach auch der Inhalt des Alten Testament (damals besaß kaum eine jüdisch Gemeinde alle "Bücher" der Bibel, sondern nur jeweils eine Auswahl). Die Bezeichnung "Septuaginta" für die griechische Ausgabe des Alten Testaments bedeutet "siebzig" und beruht auf der legendenhaften Überlieferung, wonach 72 Übersetzer die fünf Mosebücher, welche den Kern des Alten Testaments darstellen, in 72 Tagen übersetzt hätten (warum man 72 zu 70 vereinfacht hat, weiß ich nicht).
Die Septuaginta enthält freilich nicht nur Übersetzungen hebräischer Texte, sondern auch solche, die von vornherein ausschließlich in griechischer Sprache verfasst worden sind. Außerdem wurden in einigen Fällen hebräische Texte beim Übersetzen durch zusätzliche Passagen erweitert. Das bedeutet, die hebräische Bibel bzw. das hebräische Alte Testament ist kürzer als die Septuaginta. Die lateinische Ausgabe der Bibel - die sogenannte "Vulgata" - beruht u.a. auf der Septuaginta.

Die Septuaginta enthält den Pentateuch (Die fünf Bücher Mose), Geschichtsbücher und Erzählwerke (Das Buch Josua, Die Bücher der Chronik, Das Buch Esther usw.), Psalmen und Oden (Die Psalmen Salomons usw.), Weisheitsbücher (Das Buch Hiob usw.) und Prophetische Bücher (Das Zwölfprophetenbuch, Habakuk 😄 usw.).


Über diese Ausgabe:

Die Septuaginta wurde nicht einheitlich überliefert - und ich muss gestehen, welche Varianten in dieser Ausgabe genau berücksichtigt wurden, habe ich nicht so ganz verstanden bzw. kann ich hier nicht adäquat wiedergeben (ich bin halt kein Theologe). Nur so viel: Es handelt sich um eine 'textkritische' Ausgabe. D.h., man versucht sich dem Ursprungstext bzw. älteren Versionen - so gut es geht - zu nähern. Z.B. sind mir diesbezüglich Besonderheiten beim berühmten 23. (22.) Psalm - "Der Herr ist mein Hirte" - aufgefallen (seit Jahrhunderten beliebt im soldatischen Umfeld). Die Formulierungen weichen an einigen Stellen von dem ab, was ich bisher aus gängigen Ausgaben des Alten Testaments kannte.
Die vorliegende Übersetzung ist einsprachig (deutsch). Die einzelnen "Kapitel" verfügen über gesonderte Einleitungen, die - wie auch zahlreiche ausführliche Fußnoten - Laien das Textverständnis sehr erleichtern. Die 1536 Seiten sind hauchdünn, wie man das von religiösen Wälzern ja gewöhnt ist. Der fadengeheftete Festeinband wirkt aber robust und ist mit schönem blauem Leder (?) überzogen. Interessanterweise scheinen die Bücher eine Seriennummer zu besitzen, die auf dem hinteren Buchdeckel in Goldschrift eingeprägt wurde.


Fazit:

Diese gelungene Ausgabe der Septuaginta ist auch für 'Ungläubige' wie mich ein wertvolles Nachschlagewerk. Denn von den religösen Botschaften abgesehen, enthält das Werk auch viele Bezüge zur tatsächlichen Geschichte des Judentums und der Antike. Zu nennen wäre hier etwa die Erzählung über David gegen Goliath, in der archäologisch nachgewiesene Migrationsbewegungen und damit verbunden kriegerische Ereignisse nachhallen (wobei übrigens Goliat gar nicht so außerordentlich groß (riesig) war, wie man anhand der angegebenen antiken Maße leicht nachrechnen kann).


Hinweis: 

Es gibt vom selben Verlag auch ausführliche Kommentarbände zur Septuaginta. Allerdings scheint davon bisher nur der erste Band erschienen zu sein.

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2 Kommentare:

  1. Ich benutze die ebenfalls textkritische Jerusalemer Bibel, die ist auch nicht schlecht.

    Der Wanderschmied

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  2. "Die 1536 Seiten sind hauchdünn, wie man das von religiösen Wälzern ja gewöhnt ist."

    Weil du das gerade erwähnst, lieber Hiltibold: Als ich mir vor einigen Jahren eine Bibel gekauft habe und sie zuhause meiner Freundin präsentierte, meinte die als erstes: "Sind bei der die Seiten auch so dünn?"
    Anscheinend ist das wirklich etwas, dass man speziell mit Bibeln in Verbindung bringt :-)
    Grüße vom Bodensee
    Florian

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