Mittwoch, 21. Mai 2025

📽️ Videos: Sündteure archäologische Ausgrabungen in Österreich gnadenlos auf Bürger abgewälzt -- Alte Pyramiden auf den Azoren entdeckt? -- Das Königsgrab von Seddin -- usw.


Bürgeranwalt: Teure Archäologische Ausgrabungen | Spieldauer 20 Minuten | ORF | Stream & Info 
Nichts ist so dauerhaft wie ein Loch, sagt man in der Archäologie. Für Pfostenlöcher gilt das besonders. Freilich, in diesem vom ORF-"Bürgeranwalt" beackerten Fall wird man nicht nur mit unterirdischen Pfostenlöchern konfrontiert, sondern auch mit oberirdischen Vollpfosten. Herr Markus Simperl aus Leibnitz, der über 100000 Euro für archäologische Maßnahmen blechen soll, versteht deshalb die Welt nicht mehr. Der sogenannte Staat (=privilegierte Privatvereine, die sich "Parteien" nennen und deren Vertreter das Staatsvolk besachwalten, als würde es sich dabei um lauter Dodeln handeln) ist leider nicht primär für die Bürger da, sondern schützt häufig Partikularinteressen auf Kosten dieser Bürger. Denn machen wir uns nichts vor: Archäologie geht der Bevölkerungsmehrheit am Allerwertesten vorbei. Trotzdem soll diese Mehrheit dafür brennen wie ein Luster. Warum? Weil Archäologen zwar eine winzige Minderheit darstellen, aber aufgrund einer besserern Vernetzung größeren Einfluss auf Parteipolitiker haben als die Normalbürger; so war es den Archäologen schon vor langer Zeit möglich, ihr persönliches Interesse rechtsbindend zum Allgemeininteresse zu erklären (siehe dazu auch mein Beitrag über das intellektuell versulzte Bundesdenkmalamt/BDA, welches ja auch im gegenständlichen Fall sein Unwesen treibt). Das alles ist überhaupt nicht gerrecht und schon gar nicht demokratisch, sonder vielmehr obrigkeitsstaatlich und korruptiv. Dabei sollte sich doch gerade die sicher nicht lebensnotwendige Archäologie lieber von jenen finanzieren lassen, die auch ein Interesse daran haben. Ich wäre bereit, entsprechende Abgaben zu leisten. Aber selbstverständlich nur, wenn ich ein zumindest grobes Mitspracherecht dabei habe, was archäologisch beackert wird. Ich bleche sicher nicht für wissenschaftlich überwiegend wertlosen Bullshit wie sie etwa die Archäologie der Moderne darstellt. PS: Am Schluss der Sendung malt man noch düstere Szenarien, wonach beim Zerstören archäologischer Befunde eine Vorstrafe blühen kann. Mehr noch, man droht darüber hinaus den Betroffenen mit der nachhaltigen Vernichtung ihrer finanziellen Existenz. Ja ist das nicht liebenswürdig? Und doch gilt: Wo kein Kläger, da kein Richter. Den Nachweis, dass jemand absichtlich Archäologie weggebaggert hat, muss nämlich die Behörde liefern. Und das wird in den meisten Fällen äußerst schwierig sein - ganz besonders bei bloßen Erdverfärbungen - aka Pfosten- und Grubenlöcher. Denn darin einen archäologischen Befund zu erkennen, kann man von archäologischen Laien in keinem Fall erwarten. Selbiges gilt für Streufunde in Form von kleinen Keramikscherben. All das weiß insgeheim auch das BDA ganz genau.
 
Archäologische Sensation: Alte Pyramiden auf den Azoren entdeckt? (AboraTV)  | Spieldauer 63 Minuten | Abora TV | Stream & Info
Dominique Görlitz, der garantiert für Spannung und hochwertige Informationen.


Das Königsgrab von Seddin und die Herrscher der Zeit - mit Andrea Baer & Frank Stoner | Spieldauer 82 Minuten | Youtube | Stream & Info
Eine sehr sympathische Archäologin. Der Interviewer kommt ursprünglich auch aus demselben Fach - trotz Sandler-Look 😉


Archäologische Ausgrabungen in der Neuen Residenz (Salzburg) | Spieldauer 3 Minuten | ORF | Stream & Info

Startschuss für "Glyptothek Etsdorf" | Spieldauer 2 Minuten | BR | Stream & Info
Was für ein vergeistigter Schmarrn. Wenn man das mit den schönen musealen Räumen vergleicht wie sie vor 100 Jahren und davor errichtet wurden, dann wirkt das geradezu infantil und zum Fremdschämen. Aber Hauptsache der Heini im bunt gestreiften Shirt hat seine Gaudi. Im Übrigen schauen in diesem Modell die "Eichen" wie Pappeln aus ^^


Montag, 19. Mai 2025

🎧 Hörbares: Thor Heyerdahls Aufbruch ins Ungewisse -- Gletscherarchäologen auf der Suche nach "Lötschi" -- Römischer Pferdefriedhof entdeckt -- usw.


Thor Heyerdahl: Aufbruch ins Ungewisse - Die Expedition Ra II | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Stream & Info
Heyerdahl war und ist das große Vorbild des von mir sehr geschätzten Dominique Görlitz, der mit seinen "Abora"-Fahrten in dessen Fußstapfen wandelt. Was Heyerdahl gefehlt hat, war der wissenschaftliche Hintergrund. Görlitz verfügt über diesen und hat daher das nötige Handwerkszeug, um bei der Forschung bezüglich prähistorischer Seefahrt noch weiter in die Tiefe vorzudringen.
 
Sensationsfund: Römischer Pferdefriedhof in Bad Cannstatt entdeckt | Spieldauer 7 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

Gletscherarchäologie: Auf der Suche nach Lötschi | Spieldauer 23 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
 
Schicksalsjahre einer französischen Königin: Marie Antoinette | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Stream & Info
 
Stechen, schlagen, würgen: Luthers Schrift gegen die Bauern 1525 | Spieldauer 15 Minuten | WDR  | Direkter Download
Luther war meines Erachtens vor allem das Werkzeug adeliger Kreise rund um Friedrich von Sachsen, die sich den umfangreichen Landbesitz der katholischen Kirche unter den Nagel reißen wollten. Die ganze sogenannte "Reformation" war keine Graswurzelbewegung, sondern ein von oben gesteuerter Raubzug, dem man mittels Religion den Anschein von Legalität und Moral verpasst hat; sozusagen ein "bellum iustum". Viele Bauern haben das irgendwann bemerkt und wollten nicht mehr als bloße Statisten und willenlose Verfügungsmasse bei diesem politischen Schmierentheater mitspielen, sondern auch ein Stück vom Kuchen abbekommen. 
Ich kann es zwar nicht verlässlich verifizieren, aber gelesen habe ich in geschichtswissenschaftlicher Sekundärliteratur schon mehrfach, dass Leibeigene es tendenziell unter kirchlicher Herrschaft besser gehabt haben sollen als unter jener des weltlichen Adels.

Maria Clementine und "Klosterfrau Melissengeist": Eine Nonne wird zur Gründerin | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

Gipfelstürmer und Geschichtenerzähler: Luis Trenker | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Stream & Info | Direkter Download
Trenker war ein echtes Unikum. Es entbehrt freilich nicht einer gewissen Ironie, wenn ausgerechnet Journalisten aus dem öffentlich-schlechtlichen Biotop über den angeblichen oder tatsächlichen Opportunismus anderer Leute urteilen. Das ist "Projektion" wie aus dem Psychologielehrbuch. Aber es ist halt so verlockend: Man zeigt mit dem Finger auf andere Leute, um von sich selber abzulenken. "Haltet den Dieb!"

Die Astrologin Elsbeth Ebertin soll Hitlers Putsch prophezeit haben | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Stream & Info
🙄 ...


Freitag, 16. Mai 2025

Nein, die Alten Römer haben die Bezeichnung "Palästina" nicht erfunden

 
An den Online-Streitereien zum Themenkomplex Israel-Palästinenser beteilige ich mich nicht. Zwar habe ich dazu eine Meinung, die sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt bzw. verändert hat, aber mein Bedürfnis ist sehr gering, diesbezüglich irgendwelche fruchtlosen Diskussionen oder gar flame-wars zu führen (ist hier jemand alt genug, um diesen Netzkultur-Begriff aus der Frühphase des modernen Internets noch zu kennen?).
Was ich aber immer und immer und immer und immer wieder lese: Der Begriff "Palästina" sei eine reine Erfindung der Römer, die nach der Niederschlagung des jüdischen Bar-Kochba-Aufstands ausgerollt wurde, damit die Juden gar nicht mehr auf die Idee kommen, Judäa sei ihr Land. Das jedoch ist - aus historischer Sicht - ein ziemlicher, aber offenbar nicht auszumerzender Schmarrn. In der Realität leitet sich "Palästina" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Volk der Philister ab, das in der betreffenden Gegend bereits vor der jüdischen Landnahme lebte. Die entsprechenden Vorgänge schlagen sich u.a. in alttestamentarischen Texten nieder. Man denke nur an die Story von David gegen Goliath. Letzterer soll Philister gewesen sein, wobei hier mMn von einer Art religiösen Allegorie auszugehen ist. Will heißen, Goliath steht stellvertretend für das zu diesem Zeitpunk eventuell mächtigere Volk/Heer der Philister, während die Israeliten/Juden die Underdogs gewesen sind. Freilich, diese Darstellung aus jüdischer Sicht kann auch frei erfuden sein, um die Leistungen der Altvorderen nachträglich hochzupumpen.

Nun habe ich kürzlich in einem völlig anderen Zusammenhang in Herodots Geschichtswerk "Historien" nach Informationen zur Tribut- und Abgabenpraxis persischer Großkönige recherchierte. Der griechische Geschichtsschreiber aus Halikarnassos schrieb im 5. Jahrhundert vor Christus folgendes über die einige Jahrzehnte zuvor von Daraios I. eingetriebenen Gelder (ich entschuldige mich gleich vorweg für den katastrophal verschachtelten Endlossatz der deutschen Übersetzung).

Ἀπὸ δὲ Ποσιδηίου πόλιος, τὴν Ἀμφίλοχος ὁ Ἀμφιάρεω οἴκισε ἐπ᾽ οὔροισι τοῖσι Κιλίκων τε καὶ Συρίων, ἀρξάμενος ἀπὸ ταύτης μέχρι Αἰγύπτου, πλὴν μοί- ρης τῆς Ἀραβίων – ταῦτα γὰρ ἦν ἀτελέα –, πεντήκοντα καὶ τριηκόσια τάλαντα φόρος ἦν· ἔστι δὲ ἐν τῷ νομῷ τούτῳ Φοινίκη τε πᾶσα καὶ Συρίη ἡ Παλαιστίνη και λεομένη καὶ Κύπρος νομός πέμπτος οὗτος.

Von der Stadt Posideion an, die Amphilochos, der Sohn des Amphiaraos, an den Grenzen zwischen Kilikern und Syrern gegründet hatte, angefangen von dieser Stadt bis nach Ägypten - außer dem Gebiet der Araber, denn das war abgabenfrei - war die Abgabe dreihundertfünfzig Talente. In diesem Steuerbezirk liegen ganz Phönizien, das sogenannte palästinische Syrien und Zypern; dies war der fünfte Steuerbezirk.

Herodot | Historien, 3. Buch, 91,1 | Hrsg.: Heinz-Günther Nesselrath | Verlag Kröner, 2017

Gemeint sind mit dem palästinischen Syrien grob die Gebiete der modernen Staaten Libanon, Syrien sowie Israel. Man sieht hieran, die Bezeichnung Palästina war offenbar auch schon zu Herodots Zeiten üblich, etliche Jahrhunderte bevor dort auch nur ein einziger römischer Legionär gesehen wurde. Mehr noch, man darf davon ausgehen, dass der Landschaftsname kontinuierlich von vorjüdischer Zeit bis heute in Gebrauch war. Denn es ergäbe keinen Sinn, wenn er sich erst dann im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt hätte, lange nachdem die namensgebenden Philister im 8. Jahrhundert vor Christus ihre politische Eigenständigkeit und bald auch weitestgehend ihre kulturelle Identität verloren hatten.
 
Natürlich, wer besonders kritisch ist, könnte hier z.B. einwenden: Belgien! Der Name dieses modernen Staats ist ein Rückgriff auf eine antike Bezeichnung - nämlich die römische Provinz Gallia Belgica bzw. den Stamm der Belger. Eine halbe Ewigkeit war dieser Begriff nicht in Gebrauch, bevor man ihn im 19. Jahrhundert aus identitätsstiftenden/nationalistischen Gründen exhumiert und neu belebt hat. Allerdings muss man bei solchen Vergleichen immer den Kontext berücksichtigen. Während im Fall Belgiens das Motiv wohlbekannt und nachvollziehbar ist, liegt die Sache beim vorrömischen Palästina völlig anders. Es findet sich aus der damaligen Zeit schlicht kein Motiv dafür. Entsprechend kann man die beiden Fälle zwar vergleichen, aber nicht gleichsetzen.

Mittwoch, 14. Mai 2025

📽️ Video: Das Geheimnis des Pyramidenbaus gelüftet? Joe Rogan und der berühmt-berüchtigte Ägyptologe Zahi Hawass (Me, me, me, my, my, my, I, I, I....)

  Joe Rogan Experience #2321 - Dr. Zahi Hawass  | Spieldauer 118 Minuten | PowerfulJRE | Stream & Info
Eigentlich ist es ja noch nicht wieder Zeit für Videos, aber hier muss ich ausnahmsweise einen kleinen Einschub machen. Denn der eben erst bei Joe Rogan eingeladene Ober-Ägyptologe Zahi Hawass behauptet, er wisse ganz genau wie die großen Pyramiden in Gizeh gebaut wurden - und er könne es auch beweisen. Andere Ägyptologen würden hingegen keinen Schimmer haben 😁. Man kann über diesen eher zwielichtigen Herrn sagen was man will, aber Charisma und Erzählgabe besitzt er (oder wie jemand unter dem Video im Kommentarbereich geschrieben hat: "I like this asshole"). Freilich, dieses Unikum dürfte hinsichtlich des Egos selbst den derzeitigen US-Präsidenten in den Schatten stellen. Hört man Hawass zu, dann entsteht nämlich der Eindruck, er alleine habe das Alte Ägypten in den letzten 50 Jahren ausgegraben... Wie auch immer, unbedingt mal reinschauen, es wird schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt des Gesprächs sehr interessant. Hier werden viele Punkte angesprochen, die gerade in "alternativhistorischen" Kreisen oft von Bedeutung für die Theoriebildung sind.


Sonntag, 11. Mai 2025

📽️ Videos: Historisches Boot erstmalig seit 800 Jahren an Wasseroberfläche -- Die versunkene Stadt Rungholt -- Abzocke mit angeblich wertvollen Büchern -- usw.


Historisches Boot erstmalig seit 800 Jahren an Wasseroberfläche | Spieldauer 3 Minuten | MDR | Stream & Info
Natürlich, eine "kultische Funktion" vermutet der Archäologe. Frei nach dem Motto: Was man nicht erklären kann, sieht man gern als kultisch an. Einfach zugeben, dass man keinen Dunst hat, geht natürlich nicht, Das würde ja der eingenommenen Pose als allwissender Experte widersprechen. Und dann meint er auch noch, wenn man das Ding nach erfolgtem 3D-Scan wieder auf den Grund des Sees versenkt, würde es dort hoffentlich für die Ewigkeit konserviert werden. Er ist sich der totalen Blödsinnigkeit seiner Aussage wohl selbst bewusst, denn er grinst dabei. Dass der Staat Geld locker machen soll, um die Konservierung an Land zu bezahlen, kommt ihm hingegen nicht über die Lippen. Meine Erfahrung mit vielen ähnlich gelagerten Fällen legt hier die Vermutung nahe, dass der Herr Archäologe aufgrund seiner finanziellen Abhängigkeit von eben diesem Staat - und daher aus Eigeninteresse - mit solchen öffentlich dargebrachten Forderungen nicht anecken möchte.

Die Ausstellung Speyer - Caesar und Kleopatra in Speyer | Spieldauer 6 Minuten | ARD/SR | Stream & Info

Mittelalterdorf Adventon: Zurück in die Vergangenheit | Spieldauer 4 Minuten | SWR | Stream & Info
Hmmmmm.... von diesem Ding in Osterburken habe ich durchwachsene Berichte in Erinnerung. Gebaut wird seit 2005, anscheinend mit einem ähnlich rasanten Tempo wie beim Campus Knalli ^^

Archäologin Dr. Ruth Blankenfeldt: Das Freilegen der versunkenen Stadt Rungholt  | Spieldauer 17 Minuten | NDR | Stream & Info 
Interessant. Was ich mich aber auch frage: Wie fad muss einem sein, dass man sich zu so einer Fernsehsendung als Klatsch-Staffage ins Studio setzt? ^^

Abzocke mit angeblich wertvollen Büchern – so funktioniert die Betrugsmasche! | Spieldauer 10 Minuten | ARD | Stream & Info 
Hat die Frau zu Beginn des Videos wirklich Angst um ihre Mutter, die haufenweise Geld für so etwas ausgibt, oder hat die eher Angst, dass am Ende nicht mehr viel zum Erben für sie selbst übrig bleibt? 😁 
Auch spannend, was der Polizeiheini am Schluss behauptet: Es stelle eine Straftat dar, im Ausland spottbillig fertigen zu lassen und dann "überteuert" in Deutschland zu verkaufen. Was für ein Blödsinn. Wenn das stimmen würde, dann müsste beispielsweise der Firma Apple längst der Stecker gezogen werden. Im Zusammenhang mit den Faksimile-Büchern wird der Rechtsverstoß vielmehr darin liegen, dass man den leichtgläubigen Käufern explizit weisgemacht hat, der Krempel würde das Geld nicht nur wert sein, sondern eine tolle Geldanlage darstellen und man den investierten Betrag im Falle eines Weiterverkaufs doppel und dreifach zurückbekommt. Eine Art falsches Gewinnversprechen also.


Nackte Gestalten - Geschichte und Geschichten der Aktskulptur | Spieldauer 53 Minuten | arte | Stream & Info
Ich kann mit Nacktskulpturen nichts anfangen. Ich finde das Zeug irgendwie aufdringlich. Und ich bin sicher nicht prüde, sondern was sexuelle Belange betrifft zienmlich tolerant. Allerdings mag ich es nicht, wenn man mir sein Intemleben ungefragt aufs Auge drückt, weshalb ich auch den ganzen politisch inszenierten Regenbogenschmarrn mittlerweile nur noch zum Speiben finde. Das ist, wie auch längst etliche Nicht-Heteros kritisch anmerken, zu einem Vehikel für Narzissten und Exhibitionisten verkommen, die sich öffentlich in Szene setzen wollen. Der englische Begriff dafür ist "attention whore". Dazu kommen noch die üblichen Tugendsignallisierer, die auf den Zug aufspringen und sich vom Beklatschen dieser Dinge soziale Bonuspunkte in den von ihnen als relevant empfundenen Kreisen erhoffen. Kurz gesagt, hier spielen einige der hässlicheren menschlichen Psychoaspekte eine Rolle, welche die Betreiber dann aber natürlich als Einsatz für das Gute zu rationalisieren versuchen. Doch so ist es ja immer, je niederer bzw. egoistischer die Beweggründe, umso wolkiger rechtfertigt man sich.

Begeistert für alte Musik - Das junge Ensemble "La Bande Baroque" | Spieldauer 5 Minuten | SR | Stream & Info 
Ich tröte auf meiner Trompete auch hauptsächlich alte Musik (Prelude aus dem Te Deum, Feuerwerksmusik, Tochter Zion usw.) Leider besitze ich keine Naturtrompete, um es besonders authentisch klingen zu lassen. Andererseits ist es eh ein Krampf, dafür passende Notenbläter zu bekommen. Meine vielen Blätter für eine B-Trompete mit Ventilen sind ja leider nicht mit Naturtrompeten kompatibel. Wobei aufgrund des eingeschränkten Tonumfangs der Naturtrompete vermutlich nicht einmal viele Stücke existieren, die man damit alleine spielen kann und die sich dann auch vernünftig anhören. Das Instrument ist vermutlich vor allem für merhstimmige Stücke geeignet.


Freitag, 9. Mai 2025

🎧 Hörbares: Großkatzen-Biss-Spuren an Gladiatoren-Skelett -- Harald Meller und die Evolution der Gewalt -- Archäologie des Feuers -- usw.

Erstmals Großkatzen-Biss-Spuren an Gladiatoren-Skelett entdeckt | Spieldauer 5 Minuten | BR | Stream & Info
Gladiatoren haben nicht an Tierkämpfen (venationes) teilgenommen. Gladiatorenkämpfe und Tierkämpfe/Tirehetzen waren zwei unterschiedliche Dinge (siehe Bild). Beim BR sind offenbar wieder einmal die absoluten Oberspezialisten unterwegs...

Eigentlich ist der Mensch friedlich - Harald Meller über "Die Evolution der Gewalt" | Spieldauer 35 Minuten | MDR | Stream & Info | Direkter Download
Harald Meller, "einer der berühmtesten Archäologen". Ja, sozusagen der Howard Carter aus Oberbayern 😁. Spaß beiseite, den guten Herrn Meller kennt man fast ausschließlich wegen der Himmelsscheibe von Nebra, aber die hat nicht er entdeckt, sondern die wurde von zwei Metallsuchern ausgegraben. Er hat das korrodierte Ding lediglich zusammen mit der Polizei einem Schwarzmarkthänderl wieder abgeluchst. Aber eines muss man ihm sehr zugute halten, der Youtube Kanal des archäologischen Landesmuseums, dem er vorsteht, ist erstklassig. Ich verlinke deshalb immer wieder auf entsprechende Videos. Hier leistet Meller ausgezeichnete Öffentlichkeitsarbeit, die Vorbildwirkung haben sollte. Denn die meisten seiner Kollegen lungern nur träge herum und warten, dass die Leute zu ihnen ins Museum kommen. Ich habe sogar den Verdacht, deren audivisuelle Zurückhaltung beruht z.T. auf der Annahme, die Leute würden nicht persönlich kommen und Geld dalassen, wenn man ihnen im Internet zu viel zeigt. Sehr kurzsichtig!

Archäologie des Feuers - Der lange Weg vom Buschbrand zum Ofen  | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

Sonnenkult in der Steinzeit - Was Kreisgrabenanlagen erzählen | Spieldauer 24 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

Sokrates | Spieldauer 55 Minuten | WDR | Direkter Download

Die ältesten Städte der Menschheit waren sozial meist ungleich – Archäologen rätseln: Warum? | Spieldauer 4 Minuten | MDR | Stream & Info

Fund in Stuttgart: Was verraten uns die Pferde aus der Römerzeit? | Spieldauer 7 Minuten | SWR | Stream & Info | Direkter Download
 
"Der Urknall unserer Sprache" von Laura Spinney | Spieldauer 5 Minuten | WDR | Stream & Info | Direkter Download
 
Schrecklich, süß oder schrecklich süß? Das Image der deutschen Sprache  | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download

Die Frankfurter Schule – ein halbes Jahrhundert Kritische Theorie | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download

Prof. Dr. Rainer F. Schmidt – Zur Finanzierung der NSDAP vor 1933  | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download
NS-Gedöns kommt bei mir nur sehr selten vor, denn das überlasse ich gerne den Heerscharen an Geschichtsbloggern, die sich mit diesem Gruselthema, das sich so gut zum virtue signalling eignet,  seit vielen Jahren mit Feuereifer beschäftigen. Aber DAS hier ist schon sehr interessant...
 

Montag, 5. Mai 2025

Wie gut kann die KI lügen? Ein historisch-biografisches Beispiel.


 
Dass KIs lügen ist mir schon früh aufgefallen. Die Dinger saugen sich bei der Beantwortung von Fragen mitunter Zeug aus den Fingern, bei dem selbst Baron Münchhausen vor Scham rot anlaufen würde. So habe ich einmal ChatGPT gefragt, welche konkreten Vergewaltigungsfälle es gibt, bei denen die Frau der Täter ist und der Mann das Opfer (Auslöser für meine Frage war ein berüchtigter BS-Artikel der Bild-Zeitung über eine Polizistin, die sich mittels Drogen und Penispumpe an männlichen Kollegen vergangen haben soll ^^). ChatGPT hat auf meine Frage mit mehreren frei erfunden Fällen geantwortet - wie eine Überprüfung ergab. Meinen Verdacht erregten dabei die Namen der Täter und Opfer, die zu 'generisch' wirkten (Martina G., Julia S., Lara P., Tobias M...)
 
Wenn nun aber KIs über eine solch blühende Fantasie verfügen, wie glaubhaft kann eine wirklich gute KI wie GROK beispielsweise vermeintlich historische Informationen erdichten? So gut vielleicht, dass selbst geschichtlich überdurchschnittlich Gebildete drauf reinfallen würden? Mir kam deshalb die Idee, die KI nach einer fiktiven Biografie zu fragen, für die ich nur wenige Eckpunkte definiert habe. Der Leser mag entscheiden wie gut das Ergebnis gelungen ist:
 
(Ich) 

Schreibe mir die fiktive Biografie eines 1895 in Graz geborenen Mannes, der bis in die 1970er lebte. Eckpunkte sind: Sohn eines Beamten, Gymnasium, Reserveoffizier, Einsatz im 1.WK im Osmanischen Reich (irgendwas mit Spionage soll auch dabei sein) und später eine zivile Karriere. Er nahm auch am 2. WK teil. 
 

(GROK) 

Fiktive Biografie: Franz Josef Huber (1895–1976)

Geburt und Herkunft
Franz Josef Huber wurde am 15. März 1895 in Graz, Steiermark, geboren. Sein Vater, Karl Huber, war ein pflichtbewusster k.k. Finanzbeamter, seine Mutter, Elisabeth (geb. Weber), führte den Haushalt und erzog Franz sowie seine zwei jüngeren Schwestern. Die Familie lebte in einem bescheidenen Mietshaus in der Grazer Altstadt, geprägt von katholischen Werten und Loyalität zur Habsburgermonarchie.

Schulzeit und Jugend
Franz besuchte das Erste Staatsgymnasium in Graz, wo er sich für Geschichte, Literatur und Sprachen begeisterte. Er war ein guter Fechter und wanderte gern in den steirischen Alpen. 1913 legte er die Matura mit Auszeichnung ab und plante, Rechtswissenschaften in Wien zu studieren. Doch die Wehrpflicht und die europäische Krise änderten seine Pläne.

Reserveoffiziersausbildung
1913 meldete sich Franz als Einjährig-Freiwilliger (EF) beim Infanterieregiment Nr. 27 in Graz, das aus Steirern und Slowenen bestand. Die Grundausbildung war streng: Drill, Waffentraining (Mannlicher M1895) und Märsche. Franz finanzierte Uniform und Verpflegung teilweise selbst, was die Familie belastete. Nach sechs Monaten wurde er für die Reserveoffiziersschule in Klagenfurt ausgewählt. Dort lernte er Taktik, Gefechtsführung, Kartenlesen und Grundzüge des Slowenischen, da sein Regiment mehrsprachig war. 1914 wurde er zum Fähnrich der Reserve ernannt.

Erster Weltkrieg
Nach dem Kriegsausbruch 1914 wurde Franz als Leutnant der Reserve aktiviert. Sein Regiment kämpfte 1915 an der Ostfront in den Karpaten, wo er die Grausamkeiten des Krieges erlebte. 1916 wurde er im Rahmen der Allianz mit dem Osmanischen Reich nach Anatolien versetzt, um die osmanische Armee an der Kaukasusfront gegen Russland zu unterstützen. Stationiert in Trabzon, führte er einen Infanteriezug und sicherte Nachschubwege.
Geheim wurde Franz vom k.u.k. Evidenzbureau, dem militärischen Nachrichtendienst, für Spionageaufgaben rekrutiert. Seine Sprachkenntnisse (Deutsch, Slowenisch, Grundkenntnisse in Türkisch) und sein unauffälliges Auftreten machten ihn ideal. Seine Missionen umfassten das Sammeln von Informationen über die Stimmung in der osmanischen Armee. Unter dem Decknamen „Falk“ knüpfte er Kontakte zu lokalen Informanten und nutzte seine Rolle als Zugführer, um geheime Berichte nach Wien zu senden. Diese Tätigkeiten waren riskant; einmal entging er nur knapp der Enttarnung durch osmanische Behörden. 
Die Not der armenischen Bevölkerung, die er in Trabzon miterlebte, verstörte ihn zutiefst, doch als niedriger Offizier hatte er keinen Einfluss. 1918, nach einer leichten Schrapnellverwundung am Bein, wurde er zurückversetzt und im Oktober aus dem Dienst entlassen, als die Monarchie zerfiel.

Nachkriegszeit und Zivilleben
1919 kehrte Franz nach Graz zurück. Der Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie und die wirtschaftliche Not trafen seine Familie hart. Er verzichtete auf ein Jurastudium und trat 1920 in den öffentlichen Dienst ein, zunächst als Verwaltungsbeamter in der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung für Veteranenangelegenheiten. Seine Spionage Vergangenheit behielt er geheim, auch vor seiner Familie.
1923 heiratete er Anna Berger, die Tochter eines Grazer Buchhändlers. Das Paar bekam zwei Kinder: Elisabeth (geb. 1925) und Karl (geb. 1927). Franz war ein fürsorglicher, aber strenger Vater, der Bildung und Disziplin betonte. Seine Kriegserfahrungen machten ihn pazifistisch, und er engagierte sich in einem Veteranenverein für soziale Unterstützung ehemaliger Soldaten.
In den 1930er Jahren stieg Franz zum Leiter der Abteilung für öffentliche Arbeiten in der Landesverwaltung auf. Er leitete Infrastrukturprojekte wie Straßen- und Schulbauten, was ihm Ansehen einbrachte. Politisch blieb er neutral, sympathisierte aber mit der Christlichsozialen Partei. Der Austrofaschismus beunruhigte ihn, doch als Beamter hielt er sich aus Konflikten heraus. Der Anschluss 1938 an das Deutsche Reich traf ihn als österreichischen Patrioten schwer. Er lehnte die NSDAP-Mitgliedschaft ab, behielt aber seine Stelle, da seine Verwaltungserfahrung geschätzt wurde.

Zweiter Weltkrieg
1940, mit 45 Jahren, wurde Franz aufgrund seiner militärischen Erfahrung in die Wehrmacht eingezogen. Als Reserveoffizier erhielt er den Rang eines Hauptmanns und wurde einem Infanterieregiment der 15. Panzerdivision zugeteilt, das im Afrikakorps unter Erwin Rommel diente. 1941–1942 kämpfte er in Nordafrika, hauptsächlich in Libyen, bei Operationen wie der Belagerung von Tobruk. Seine Aufgaben umfassten die Koordination von Nachschublinien und die Führung einer Kompanie. Die Wüstenkriegsführung war brutal, und Franz, gezeichnet vom Ersten Weltkrieg, haderte mit seiner Rolle in einem Krieg, den er ideologisch ablehnte.
Seine Spionageerfahrung nutzte er indirekt, indem er Informationen über britische Stellungen sammelte, die er durch Beobachtungen und Verhöre gefangener Soldaten gewann. Dennoch blieb er vorsichtig und distanziert, um nicht in die NS-Propaganda eingebunden zu werden. 1942 wurde er nach einer Malaria-Erkrankung aus Nordafrika abgezogen und diente bis 1944 in einer Verwaltungsstelle in Wien, wo er Logistik für die Ostfront organisierte. Als die Niederlage Deutschlands absehbar war, hielt er sich bedeckt und entging Repressalien.

Nachkriegszeit und spätes Leben
Nach 1945 kehrte Franz nach Graz zurück. Die Kriege hatten ihn körperlich und seelisch gezeichnet, doch er nahm seine Arbeit in der Landesverwaltung wieder auf, nun in der Zweiten Republik Österreich. Er war an Wiederaufbauprojekten beteiligt und wurde 1955 zum Abteilungsdirektor ernannt. Seine Spionagetätigkeiten blieben geheim, und er sprach selten über seine Kriegsjahre, selbst mit seiner Familie.
Im Ruhestand, ab 1960, widmete sich Franz seiner Leidenschaft für Geschichte und schrieb unveröffentlichte Memoiren über das Leben in der k.u.k. Monarchie. Er pflegte ein ruhiges Leben, reiste mit Anna ins Salzkammergut und engagierte sich in der Pfarrgemeinde. Anna starb 1970, was ihn einsam zurückließ. Seine Kinder und Enkelkinder waren sein Trost.

Tod und Vermächtnis
Franz Josef Huber starb am 12. Oktober 1976 im Alter von 81 Jahren in Graz an Herzversagen. Er hinterließ ein Leben voller Widersprüche: Ein Patriot der alten Monarchie, ein Spion aus Pflicht, ein Soldat in zwei Weltkriegen, der den Krieg hasste, und ein Beamter, der still für den Wiederaufbau arbeitete. Seine Enkel fanden nach seinem Tod seine Memoiren, die Einblicke in eine bewegte Epoche gaben, doch die Details seiner Spionagetätigkeiten nahm er ins Grab.

Auch hier sind die gewählten Namen wieder sehr auffällig: "FRANZ JOSEF  Huber" - erinnert an den Kaiser Franz Josef I. "KARL" war wiederum sein Nachfolger als Kaiser. Und "ELISABETH" - naja, da kommt mir sofort die Frau von Franz Josef in den Sinn, die berühmte Sissi.
Troztdem würde ich diese Biografie auf den ersten Blick für bare Münze nehmen. Z.B. das 27er-Regiment gab es tatsächlich in Graz, und es wurde wirklich an der Russlandfront eingesetzt. Auch viele andere Details halten zumindest einer oberflächlichen Überprüfung stand. Zwar hat mich das sogenannte "Staatsgymnasium" in Graz gleich zu Beginn der Biografie irritiert, weil ich davon noch nie etwas gehört habe, doch musste ich feststellen, dass es dieses heute noch gibt, allerdings unter dem neuen Namen "Akademisches Gymnasium". 
An einigen wenigen Stellen hapert es aber. Denn woher hatte Franz seine Türkischkenntnisse, und wieso hilft ihm beim Einsatz im Osmanischen Reich Slowenisch? Letzteres vielleicht, weil dort u.a. gegen Russland gekämpft wurde und Slowenisch - wie auch Russisch - eine slawische Sprache ist? War das der Gedankengang der KI? Man weiß es nicht. Allerdings gibt es die Möglichkeit, die KI diese Stellen nachschärfen zu lassen, was ich bei diesem Beispiel aber unterlassen habe (wer mag, kann es natürlich selber ausprobieren, indem er der KI seiner Wahl den obigen Text zum Fressen gibt).

Wenn die KI-Technik einmal weit genug entwickelt ist, dann können wir uns ganze historische Romane nach persönlichen Bedürfnissen schreiben lassen. Schlechte Zeiten also für Autoren. Und für viele andere Schreib- und Nachdenkberufe.

Die Ironie, die ich in dieser Entwicklung sehe: Karl Marx hat die Utopie des Kommunismus sowie den Sozialismus u.a. deshalb erdacht, weil er meinte, die in seiner Zeit aufkomende industrielle Revolution würde sehr viele manuelle Jobs überflüssig machen. Und jetzt müssen wir feststellen, dass es die nicht-manuellen Jobs durch die KI-Revolution vermutlich noch radikaler treffen wird. Wer braucht denn z.B. noch unzählige Anwälte, wenn man sich quasi von einer KI vor Gericht vertreten lassen kann, die über zehntausende Fälle in ihrer Datenbank verfügt und diese fast in Echtzeit auswertet bzw. in passende Argumente umwandelt? Wird das aber vielleicht im Gegenzug auch dazu führen, dass irgendwann im Hintergrund de facto KIs Urteile fällen und ein Richter diese nur noch mit seiner Unterschrift bestätigt? Das alles dürfte noch sehr spannend werden, auch abseits fiktiver Biografien!

Freitag, 2. Mai 2025

📽️ Videos: Geheime Kammern in der Cheops-Pyramide -- Experimente zu den Goldauflagen der Himmelsscheibe -- Dem Kommunikationssystem der Römer auf der Spur -- Ein verschollenes Augustiner-Chorherrenstift -- usw.


Geheime Kammern in der Cheops-Pyramide – Neue Enthüllungen! (AboraTV) | Spieldauer 46 Minuten | Abora TV | Stream & Info 



Mit Hammer und Meißel – Experimente zu den Goldauflagen der Himmelsscheibe  | Spieldauer 20 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info
 
 
 

Das Kloster am "Kalten Born" – Die Wiederentdeckung des Augustiner-Chorherrenstifts bei Allstedt | Spieldauer 14 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info 
Dieses Kloster ist übrigens ein Paradebeispiel dafür, dass sich unter "Bauminseln", die inmitten von Wiesen und Feldern liegen, oft massive Mauerreste befinden. Der Bereich lässt sich nämlich nicht pflügen und wurde deshalb nicht urbar gemacht. Wer solche Plätze kennt - und sei es nur anhand von z.B. Google-Maps-Bildern - der sollte sie einmal vor Ort unter die Lupe nehmen (vorausgesetzt, es handelt sich nicht ohnehin schon um ein bekanntes/eingetragenes Bodendenkmal).
 
 
Wie modern war Marthin Luther? | Spieldauer 26 Minuten | ZDF | Stream & Info

Abenteuer Archäologie: Die Erbauer von Stonehenge | Spieldauer 27 Minuten | arte | Stream & Info

Geniale Bauten der Römer: Tarragona | Spieldauer 43 Minuten | phoenix | Stream & Info

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Dienstag, 29. April 2025

🎧 Hörbares: Ein glückliches Leben dank Marc Aurel? -- Rom versenkt Karthagos Flotte -- Auf der Suche nach Rohstoffen vor Jahrtausenden -- usw.


 Der Philosophenkaiser: Ein glückliches Leben dank Marc Aurel? | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

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 Daoguang: chinesischer Kaiser des Untergangs | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

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 Simon Marius - Der fränkische Galilei | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download


Montag, 28. April 2025

Ein Missgeschick

Mir ist in meiner Rezension der Campus-Galli-Chronik kürzlich ein Misgeschick unterlaufen, das ich nicht unter die Decke kehren möchte. Ich habe den Fehler zwar mittlerweile am Ende des entsprechenden Blog-Textes kurz erwähnt, möchte aber auch hier nochmals gesondert darauf hinweisen.

Anstatt die aktuelle 2025er-Chronik zu besprechen, habe ich die 2024er-Chronik besprochen. Durcheinander gebracht habe ich die beiden, weil in den Chroniken üblicherweise immer die Vorjahressaison des Projekts besprochen wird und mein Obrestübchen beim Buchtitel, auf dem 2024 stand, gehörig etwas durcheinander gebracht hat. Denn dabei handelt es sich in Wirklichkeit um das Publikationsjahr. Das heißt konkret, die von mir besprochene 2024er-Chronik behandelt die Saision des Jahres 2023.

Dieser Fehler hat dazu geführt, dass ich ein paar Kleinigkeiten in meiner Rezension umformulieren musste, damit wieder alles stimmig ist. Die inhaltlkiche Kritik an sich bleibt aber bestehen. Außerdem werde ich die Rezension der aktuellen Chronik (2025) nachholen. Vermutlich unmittelbar bevor ich im Juli in die Sommerpause gehe. 
 

Sonntag, 27. April 2025

💸 Wollt ihr das totale Mittelalter?! - Hiltibold rezensiert die Chronik des Campus Galli (2024) in seiner unnachahmlich charmanten und sachlichen Weise 😁


Kürzlich habe ich die die 2024er-Chronik der angeblich superauthentischen Mittelalterbaustelle Campus Galli gelesen, in der die Betreiber einen Blick auf die Vorjahressaison (2023) werfen. Da ich mir bisher fast alle diese Chroniken - plus zwei verschiedene Ausgaben des sogenannten "Baustellen-Führers" - fürs Rezensieren im Blog gekauft habe, darf ich mit Fug und Recht feststellen, dass meine Wenigkeit nicht ganz unerheblich zur Finanzierung dieses ständig vom Pleitegeier umkreisten Vorhabens beigetragen hat. Eigentlich verdiene ich dafür ein Dankeschön 😄

Werfen wir nun einen manchmal überspitzten, aber trotzdem an den Fakten orientierten Blick in das Büchlein, um herauszufinden, was da in der baden-württembergischen Gemeinde Meßkirch auf Steuerzahlerkosten getrieben wird. Ist es Wissenschaft? Tourismus? Oder bloß eine ABM-Maßnahme für am Arbeitsmarkt schwer vermittelbare Spinner, die der Allgemeinheit schamlos auf der Tasche liegen? 
 

Ein Zahlenaklrobat und fragwürdiger Doppelfunktionär

Das fängt ja gut an! Gleich zu Beginn der Chronik wird meiner Ansicht nach gelogen, dass sich die Balken biegen; weil es aber vielleicht nicht de jure eine Lüge ist, sondern als (unqualifizierte) Meinung durchgehen könnte, nennen wir es eine "Unwahrheit" 😉. Der Vorsitzende des Campus-Galli-Freundeskreises - ein CDU-Berufspolitiker mit dem Namen Burger (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Dickmacher aus den USA) - behauptet im Vorwort: 
 
Auch auf dem Campus Galli gibt es Erfreuliches zu berichten. Mit 83000 Besuchern sind die Zahlen wieder auf Vor-Corona-Niveau angestiegen.

Nun ist Wikipedia zwar als seriöse Quelle insgesamt zum Krenreiben, aber beim Campus-Galli-Text scheint sich trotzdem jemand richtig Mühe zu geben (ausgenommen natürlich bei der Rubrik "Kritik" ^^). Sehr übersichtlich sind dort u.a. die Besucherzahlen aufgelistet.

22. Juni bis 03. November 2013              12.225
02. April bis 02. November 2014             36.582
03. April bis 01. November 2015             48.058
01. April bis 01. November 2016             65.755
01. April bis 05. November 2017             79.660
24. März bis 04. November 2018            82.988
02. April bis 03. November 2019             91.661 (direkt vor Corona)
29. Mai bis 01. November 2020              53.800
13. Mai bis 07. November 2021              66.899
01. April bis 06. November 2022             75.511
01. April bis 05. November 2023             81.881

 
81881 Besucher waren es demnach 2023, nicht 83000, wie der Politheini in der Chronik quasi behauptet. Wie kommt dieser Mensch also auf rund 1100 Besucher mehr? Doch selbst wenn 81881 stimmen würde, so besteht der Bullshit auch darin, dass im Jahr 2019 - also unmittelbar bevor es mit der Corona-Panik losging - 91661 Besucher zu verzeichnen gewesen sind. Selbst die von Burger behaupteten 83000 Besucher liegen weit unter diesem für seine Argumentation ausschlaggebenden Wert.
Man hat 2023 deshalb niemals die Vor-Corona-Zahlen erreicht! Stattdessen ist man davon so weit entfernt wie dieser Burger von einer Mensa-Mitgliedschaft (btw, ich lebe in Österreich, deshalb kann er sich seinen 188er bestenfalls an den Hut stecken, falls er einen hat). Ganz davon abgesehen, dass es Burgers eigene intellektuell total verwahrloste Partei war, die maßgeblich für die extrem überschießenden Corona-Maßnahmen verantwortlich gewesen ist. Genau diese Maßnahmen waren es aber, welche den ohnehin finanziell maroden Campus Galli noch weiter in Schieflage brachten. Die Betreiber sahen sich im Angesicht des politisch aufs Auge gedrückten Maßnahmen-Schwachsinns sogar genötigt, vor Gericht zu ziehen - mit Erfolg (kaum zu glauben, so dermaßen durchgeknallt ist es, aber selbst diesem sehr weitläufigen, mitten im Wald gelegenen Freilichtmuseum war ursprünglich wegen angeblicher Ansteckungsgefahr die Tätigkeit untersagt worden). 

Übrigens, der CDU-Burger ist nicht nur Boss des u.a. fürs Geldeinsammeln zuständigen Freundeskreises des Campus Galli, sondern er sitzt auch als Mitglied in der sogenannten LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben. Dabei handelt es sich um ein "Förderprogramm der Europäischen Union und des Landes Baden-Württemberg für den Ländlichen Raum". Auch der Campus Galli wird aus dem entsprechenden Topf finanziell kräftig alimentiert. 
Ja ist das nicht kommod?! Der Herr Burger ist quasi Steuergeldverteiler und Steuergeldempfänger in Personalunion. Böse Zungen könnten hier freilich auf die Idee kommen, dass diese Konstellation ein ziemliches Gschmäckle hat und die beiden Funktionen eigentlich unvereinbar sind, sofern man nicht in einer Bananenrepublik lebt.
  
Doch nehmen wir nun den Burger wieder vom Grill und halten stattdessen in der Chronik nach weiteren Leckerbissen Ausschau.


Irre! - Experimentalarchäologie im real existierenden Vorschriften- und Deppenstaat

Hannes Napierala ist als Geschäftsführer des Campus Galli quasi der Hauptverantwortliche für die finanzielle Dauermisere des Projekts. Seit 11 Jahren steht er dem betriebswirtschaftlichen Saftladen vor, und zwar ohne, dass sich in diesem langen Zeitraum substanziell etwas verbessert hätte. Zur Höchstform läuft dieser Herr anscheinend nur dann auf, wenn er Landes- und Kommunal-Politikern um den Bart geht, damit diese noch mehr Steuergeld in das Projekt pumpen. Dass Napierala selber Grünpolitiker ist, wird dabei in einem grünregierten Bundesland wie Baden-Württemberg sicher kein Nachteil sein. Nennen wir diesen Herrn deshalb von nun an passenderweise Hannes Vampirala, den grünblütigen Geldsauger. Schlimmer als er treibt es wohl niemand (naja, vielleicht von einer Ausnahme abgesehen).

Dass in einem Control-Freak-Staat wie Deutschland, dessen Bevölkerung unter einem Wust an Vorschriften und Gesetzen stöhnt, auch Experimentalarchäologie keinen leichten Stand hat, verwundert nicht. So kommt es beispielsweise beim Campus Galli zur folgenden haarsträubenden Situationen, wie sie Herr Vampirala in einem Text über den von seinen Mitarbeitern verbauten Mittelalter-Mörtel schildert. 

Moderne Bauvorschriften teilen Mörtel in verschiedene Festigkeitsklassen ein, die einer Mindest-Druckfestigkeit entsprechen, die im Labor unter genormten Bedingungen nachgewiesen werden muss. Alle im Handel erhältlichen Mörtel sind entsprechend geprüft und zertifiziert, aber ein für das Frühmittelalter authentischer Kalkmörtel, den wir bei uns auf der Baustelle anmischen, hat keine solche Zertifizierung.
Bei der Planung des Abtshof-Nebengebäudes errechneten die Statiker, dass mit Mörtelklasse 1, d.h. einer Druckfestigkeit von einem Newton pro Quadratmillimeter, eine ausreichende Standsicherheit gegeben sein würde. Das Regierungspräsidium erteilte eine Zulassung unseres Mörtels mit der Auflage, jede Charge des Mörtels auf Druckfestigkeit prüfen zu lassen, d.h. genormte Prüfkörper herzustellen und in der Prüfstelle untersuchen zu lassen. 

Das muss man sich einmal vor Augen führen: Quasi jeden Tag werden die Handwerker beim Campus Galli dazu genötigt, vom frisch gemischten Mörtel Proben zu nehmen und diese dann, wenn sie ausgehärtet sind, einzuschicken oder bei der betreffenden Behörde persönlich abzuliefern. Eine völlig irre Korinthenkackerei! So als ob nicht gelegentliche Stichproben und eine schriftlich abgegebene Garantie - immer das selbe Mischverhältnis bei den einzelnen Mörtel-Bestandteilen zu verwenden - ausreichen würden, um eine halbwegs gleichbleibende Qualität und ausreichend Sicherheit zu garantieren. Zementhersteller müssen ja auch nicht Proben jeder einzelne Charge ans Amt schicken (ich habe nachgefragt)! 

Aber es kommt noch viel besser, der Gipfel des Wahnsinns ist nämlich noch lange nicht erklommen! 

Die Druckfestigkeit muss entsprechend der gesetzlichen Norm nach 28 Tagen getestet werden. Tatsächlich erreichen unsere Proben die erforderlichen Werte momentan aber noch nicht. Dennoch ist die Standsicherheit nicht gefährdet, weil einerseits eine Sicherheitstoleranz eingerechnet ist und andererseits die Mauer erst bei voller Höhe (über ihr Eigengewicht) den vollen Druck auf den Mörtel am Mauerfuß ausübt. Tatsächlich könnte es aber sein, dass Teile der Wände zurückgebaut werden müssen, wenn der Mörtel dauerhaft die Anforderungen nicht erfüllt

Das von Vampirala verwendete Wort "zurückgebaut" ist ein typisch amtsdeutscher Euphemismus für abreißen. Das bedeutet, der Campus Galli müsste ein mühevoll und langwierig errichtetes Gebäude, das sehr viel Steuergeld verschlungen hat, in sicher nicht unerheblichem Umfang wieder zerstören. Nicht zuletzt deshalb, weil der staatliche Politapparat zu borniert ist, um hier Ausnahmeregelungen zu finden. Aus demselben Grund ist Deutschlands so wichtige Autoindustrie beim Thema autonomes (Auto-)Fahren massiv ins Hintertreffen geraten. Mit Tesla oder chinesischen Produzenten können BMW, VW und Mercedes deshalb längst nicht mehr mithalten. Doch ich schweife ab. 

Aus den Beobachtungen ergeben sich weitere Fragen, die wir klären wollen und müssen, wenn es mit dem Bau des Klosters auch langfristig weitergehen soll:
Zunächst geht es darum, wie sich die Festigkeit des Mörtels über die Zeit entwickelt? Erste Messungen zeigen, dass die Festigkeit langsam zunimmt [...].

Für diese Erkenntnis braucht es nicht den Campus Galli, das weiß man in der Bauforschung schon seit Jahrzehnten! Ich habe Bücher aus den 1970ern gelesen, in denen das Thema bereits ausführlich anhand von Material-Analysen und praktischen Versuchen beschrieben wird.

Tatsächlich wurde auch im Mittelalter nicht durchgehend gemauert. Man gab dem Mörtel Zeit zum Abbinden. Wenn man nicht abwartete und zu schnell in die Höhe ging, konnte es passieren, dass sich die Mauer unter ihrem Eigengewicht verformte, wie z.B. beim Ulmer Münster.

Aus diesem Grund hat man etwa bei Kuppelbauten und sonstigen Gewölben Holz- und Eisenanker eingebaut, etwa bei der imposanten karolingischen Pfalzkapelle in Aachen (nun Teil des Aachener Doms). 
Auch im Rahmen des Projekts Campus Galli möchte man eines Tages eine große Kirche bauen (ich sage allerdings voraus, dass es nie so weit kommen wird).  

Bei diesen Gebäuden sind die Mauern mächtiger und höher, sodass deren Eigengewicht mit entsprechend höherem Druck auf den Mörtel einwirkt. Auch ohne dass hierzu bislang Berechnungen vorliegen, ist es wahrscheinlich, dass der Mörtel, mit dem wir aktuell arbeiten, diesen Anforderungen nicht gerecht wird. Da man auch im Frühmittelalter nicht an den Gesetzmäßigkeiten der Physik vorbeikam, müssen die damaligen Handwerker irgendetwas anders gemacht haben und wir müssen entweder noch etwas am Verfahren der Mörtelherstellung oder -verarbeitung verändern oder andere Wege jenseits des Mörtels finden, um die Standsicherheit der Mauer zu gewährleisten, wie z. B. durch hölzerne Hilfskonstruktionen.
Da der Mörtel im Lauf der Jahre immer mehr an Festigkeit gewinnt, werden irgendwann durchaus Werte von 3 oder 4 Newton pro Quadratmillimeter erreicht, wie Mörtelproben von der nahe gelegenen Burgruine Benzenberg (12./13. Jahrhundert) zeigen. 

Wie bereits oben von mir erwähnt: Das funktioniert laut Bauhistorikern auch mit Eisen/Stahl, in Kombination mit Holz. Die außen liegende, sehr massive Holzkonstruktion konnte einfach nach einer ersten Phase bzw. nach dem ausreichenden Abbinden des Mörtels weggesägt werden (man findet entsprechende Spuren an mittelalterlichen Kirchenbauten), während dann die im Mauerwerk verborgenen Eisenanker von geringerem Querschnitt die Last aufnahmen, bis der Mörtel nach etlichen Jahren seine Endfestigkeit erreicht hat. Diese Eisenanker wurden schon in einigen Fällen mit Metallsonden in Mauerwerken detektiert. Man sieht, der Campus Galli muss das Rad nicht neu erfinden. Vampirala und Ko. tun allerdings gerne so, als würden sie vor lauter großen Rätseln stehen. Das ist leider sehr oft reine Wichtigtuerei, um der Öffentlichkeit vorzugaukeln, das Projekt besäße einen bedeutenden wissenschaftlichen Wert.  


Aristoteles für Arme

Auf immerhin sechs Seiten verbreiten sich Hannes Napierala Vampirala und der Campus-Galli Töpfer Martin Rogier über frühmittelalterliches Kirchenzubehör, mit dem Fokus auf einen gedrechselten Hostienbehälter aus Buchsbaumholz. Ja, kann man machen. Ist inhaltlich auch nicht völlig uninteressant. Aber was schreiben diese beiden Herren da in der Einleitung ihres Textes?!

Die Frage, wann unser Kloster fertig ist, hören wir oft mehrfach am Tag. Dabei drängt sich meist die Gegenfrage auf, wann etwas als "fertig" gelten kann. Das betrifft nicht nur das Kloster als Ganzes, bei dem neben dem Neubau ständig repariert und ausgebaut wird, sondern auch einzelne Gebäude:
Die Holzkirche, die als erstes großes Gebäude auf dem Campus Galli ab 2014 entstand, ist ein gutes Beispiel dafür: Das Dach wurde 2016 geschlossen, es folgten im Jahr 2017 die Chorschranken im Innen- raum sowie die Fenster. War die Kirche nun fertig? 2018 folgte der Anbau des Kreuzgangs, 2019 der Glockenturm und 2021 das Eingangsportal. Bis heute gehen die Arbeiten an der Holzkirche weiter! 2023 entstand der Gallus-Schrein. 

Das ist für mich als langjähriger Beobachter des Campus Calli einfach nur noch zum Lachen. Denn die besagte (Mini-)Holzkirche, an der diese Schmalspur-Baumeister nun schon seit geschlagenen 11 Jahren (!) herumfuhrwerken, ist immer als reiner Übergangsbau bzw. als eine Zwischenlösung präsentiert worden. Quasi als relativ kurzfristiger Platzhalter für eine gewaltige Steinkirche, mit deren Plänen und Modellen man schon in der Öffentlichkeit hausieren ging, bevor überhaupt ein ausreichend grenzintelligenter Politschwafler gefunden wurde, der das Wolkenkuckucksheim-Projekt mit massig Steuergeld ermöglicht (übrigens, auch der Arne kann sich - wie schon oben der Parteikollege Burger - den 188er an den Hut, ans Revers oder auch ganz woanders hin...tun). Wie absurd ist es doch, dass man alleine für ein angebliches Provisorium dermaßen lange benötigt! Diese Herrschaften behaupten ja, sie wollen ein karolingisches Großkloster mit rund 50 Gebäuden errichten! Wann soll die Anlage bei diesem Tempo denn fertig sein? In 100 Jahren? Hier wird die Öffentlichkeit aus Marketinggründen mit unrealistischen Superlativen für dumm verkauft!
Noch absurder wirkt das oben zitierte Gesabbel von Vampirala und Rogier, wenn man bedenkt, dass seitens des Campus Galli alle paar Jahre über die Medien und sogar in vergangenen Chronik-Beiträgen immer wieder stolz verkündet wurde, nun sei die Holzkirche aber wirklich fertiggestellt. Ja von wegen, wie diese Herrschaften hier selber einräumen und dabei ungeschickt irgendwo zwischen dem Griechen Aristoteles und dem Meßkircher Martin Heidegger oszillieren, wenn sie ihre eigene Trägheit zu einer tiefgründigen philosophischen Frage über die Natur der Dinge uminterpretieren und schönreden wollen. Was für ein Schmarrn. Get the f*ck outta here!


Und sonst?
 
Die Chronik enthält durchaus auch Beiträge, die nicht unfreiwillig komisch sind. So etwa ein interessanter Text über Kloster-Novizen im Frühmittelalter. Außerdem wurden viele formatfüllende Fotos in das ohnehin nur 96 Seiten dünne Büchlein gepackt. So als ob man zu faul war, mehr Konkretes über das Projekt zu schreiben. Dabei wäre gerade das dringend nötig, denn das Publikationsgebaren des angeblich wissenschaftlich so wichtigen Campus Galli ist unter aller Kajüte. Da kommt - gemessen an der Größe und den investierten Summen - fast überhaupt kein ernstzunehmender Output, sondern vor allem auf Touristen fokussiertes Wohlfühl-Tri-tra-tralala, das man in irgendwelchen banalen Social-Media-Beiträgen rauströtet.
 

Fazit
 
Die 2024er-Chronik des Campus Galli enthält viele hübsche Bilder, einige interessante Beiträge und das übliche Sammelsurium aus Halbwahrheiten, Unwahrheiten und faulen Ausreden. Die Welt ändert sich, aber beim Campus Galli bleibt alles so wie es immer war. Verantwortungsvolle Politiker hätten schon vor Jahren den Stecker ziehen müssen. Stattdessen hat man sich in eine typischen "sunk cost fallacy"-Spirale begeben, aus der auszubrechen man sich nicht traut. 

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Nachträglicher Hinweis: Mir ist hier ein Missgeschick unterlaufen. Ich habe versehentlich die 2024er-Chronik des Campus Galli besprochen, anstatt die aktuelle 2025er. An der inhaltlichen Kritik ändert sich dadurch nichts, ich musste aber einige Neuformulierungen im ersten Drittel des Textes vornehmen, damit wieder alles stimmig ist.

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