Donnerstag, 9. Juni 2022

📖 Comic-Rezension: "Asterix und der Greif" - bääääh

Caesar schickt seinen Haus- und Hofgeographen Globulus mit starkem Truppenaufgebot ins Land der Sarmaten aus, um für Zirkusspiele einen der legendären Greifen zu fangen. Denn genau dort, weit im Osten, soll sich das Tier befinden, behauptet zumindest eine von den Römer gefangene sarmatische Amazone.
Ein Schamane ihres Stammes, dem die anrückenden Römer in einer Vision erschienen, bittet mittels Telepathie seinen Freund Miraculix um Hilfe. Gemeinsam mit Asterix und Obelix macht dieser sich sofort auf den Weg. 


Zum Vergessen (im wahrsten Sinn des Wortes)

Als ich mich an diese Rezension setzte, waren ca. zwei Wochen vergangen, seit ich "Asterix und der Greif" gelesen hatte. Das reichte bereits aus, um erhebliche Teile der Handlung wieder zu vergessen. Kein Wunder, zieht sich diese nach meinem Empfinden doch wie ein Kaugummi dahin - echte Höhepunkte bleiben aus. Immerhin gibt es - typisch für die Asterix-Geschichten - einige witzige Namenskreationen. So etwa im Fall des griechischen Gelehrten Rigoros von Migraene 😄 (möglicherweise handelt es sich hier um eine Anspielung auf den berühmten Geographen Eratosthenes von Kyrene).


Feministische Wunschträume?

Nachdem Asterix und seine beiden Freunde bei den Sarmaten angekommen sind, stellen sie erstaunt fest, dass dort die Frauen in den Krieg ziehen und die Männer für die Hausarbeit zuständig sind. Freilich, das hat wenig mit der historischen Realität zu tun, sondern erinnert eher an feministische Wunschträume oder an eine Spielart des SM-Fetisch. Die Autoren meinen diese totale Geschlechterrollenumkehr jedoch ernst - oder besser gesagt, sie glauben wohl, das sei richtig witzig. Nicht für mich jedenfalls. Wobei das in meinem Fall damit zu tun haben könnte, dass mich die krampfhafte Suche nach Amazonen/weiblichen Kriegerinnen durch stark feministisch beeinflusste Archäologinnen und Archäologaußen schon dermaßen nervt, dass ich nun selbst an so einer harmlosen Fiktion in einem Asterix-Comic keine rechte Freude mehr empfinden kann.


Ǝin Buchstabənsalat

Die Sarmaten werden in dieser Story ein wenig als Vorfahren der Russen/Slawen dargestellt. Abzulesen etwa an Frauennamen wie "Kalaschnikowa". Dazu passend hat man, wenn ein Sarmate etwas sagt, in den Sprechblasen jedes "Ǝ" umgedreht - wohl in Anlehnung an die kyrillische Schrift, deren z.T. umgedrehte Buchstaben ein markantes Kennzeichen sind. Leider fördert hier dieses Buchstabenumdrehen die Leserlichkeit des Textes nicht gerade. Im Gegenteil, ich fand es außerordentlich nervig!


Völlig hirnlos 

Die Story spielt im Winter bzw. in einer schneebedeckten, bitterkalten Landschaft. Trotzdem läuft Obelix mit nacktem Oberkörper durch die Gegend. Auch Asterix und viele anderen der handelnden Personen tragen keine passende Winterkleidung, sondern geben sich wie im Hochsommer. Was für ein hirnloser Blödsinn. Wenn man die bekannten Figuren unbedingt in ihrer üblichen Kleidung zeigen wollte, warum hat man die Handlung dann nicht im Frühjahr spielen lassen? Wer einwendet, dann würde das, was ich gleich im nächsten Punkt beschreibe, nicht funktionieren, dem sei gesagt, dass ja dieser Teil der Story ins vergletscherte Hochgebirge hätte verlegt werden können. Dort, im 'ewige' Eis, wäre gerade das Ende der Geschichte sogar glaubwürdiger gewesen.


Sehr gewitzt (teilweise)

Der Greif, den die Römer suchen, entpuppt sich schlussendlich als ein in einem See tiefgefrorener Dinosaurier (ein Triceratops, wenn ich mich nicht irre). Das finde ich außerordentlich gewitzt, dürften doch tatsächlich etliche Fabelwesen ihren Ursprung in Fossilienfunden haben, deren Existenz die Menschen sich einst nicht recht erklären konnten.
Weniger gewitzt ist, dass der See offenbar jedes Frühjahr auftaut. Wie es dann sein kann, dass das Fossil dermaßen lange nahezu unbeschadet die Zeiten überstand, erschließt sich mir nicht ...


Fazit

Ich fand die Handlung langweilig und vieles darin ist definitiv nur mäßig durchdacht. Wie die vielen sehr guten Bewertungen auf Amazon zustande kommen ist mir schleierhaft. Noch dazu, weil doch die von Kunden am höchsten bewerteten Rezensionen ausgerechnet die kritischen sind. Mich dünkt, das stinkt ...

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