Der ArchĂ€ologe Boris Burandt hat es sich im vorliegenden Buch zur Aufgabe gemacht, die Ausstattung römischer LegionĂ€re der frĂŒhen Kaiserzeit darzustellen. Wobei diese Epoche von ihm in drei Abschnitte unterteilt wurde:
1. Augustus (eigentlich spÀtausgusteisch) und Tiberius
2. Caligula, Claudius und Nero
3. Galba, Otho, Vitellius, Vespasian, Titus, Domitian
Diese Hauptkapitel gliedern sich wiederum jeweils in Unterkapital, in denen die einzelnen AusrĂŒstungsgegenstĂ€nde und ihre typischen, sich mitunter wandelnden Charakteristika besprochen werden. Z.B. die Tunika, der Mantel, das Halstuch, die Schuhe, das Schwert, der MilitĂ€rgĂŒrtel, der Schutzpanzer usw.
Der Autor geht mal mehr, mal weniger tief in die Details hinein. Etwa wenn er im ersten Kapitel das Aussehen der Soldaten-Tunika beschreibt und sich dabei recht ausfĂŒhrlich mit deren wahrscheinlicher Farbgebung beschĂ€ftigt (rot ist fĂŒr diese Zeit wohl ein Klischee), gleichzeitig aber nicht NĂ€heres ĂŒber die Webart/Webdichte verrĂ€t (ein Detail, das in solchen BĂŒchern leider fast immer vernachlĂ€ssigt wird - zum Verdruss von Reenactors bzw. Living-History-Darstellern).
Eine - wie ich finde - recht steile These ist es, wenn von Boris Burandt behauptet wird, Schurwollkleidung sei verschmutzungsresistenter und belastbarer als Leinenkleidung. Das widerspricht komplett meinen praktischen Erfahrungen aus dem Living-History-Alltag. Es ist ĂŒbrigens kein Zufall, dass man bei der von mir eigentlich wenig geschĂ€tzten Mittelalterbaustelle Campus Galli inflationĂ€r auf Gewand-Rekonstruktionen aus Leinen setzt. Dieses Material ist auch laut Aussagen der Projektbetreiber robuster und leichter zu reinigen als Schurwollkleidung (kein Wunder, lĂ€sst sich z.B. Leinen doch auch vergleichsweise schwer mit natĂŒrlichen Pigmenten fĂ€rben bzw. verliert die FĂ€rbung schneller wieder als Schurwolltextilien).
Das Buch enthĂ€lt keine Fotos, aber etliche Zeichnungen von einzelnen AusrĂŒstungsgegenstĂ€nden sowie einige Komplettrekonstruktionen von LegionĂ€rsausstattungen, die reprĂ€sentativ fĂŒr den jeweils behandelten Zeitabschnitt stehen. Diese Zeichnungen wirken freilich alle etwas krakelig und reichen bei weitem nicht an die Illustrationen in den vergleichbaren Publikationen des Verlags Zeughaus heran (siehe etwa "Das Heer des Varus"). Obschon sie also das Auge nur mĂ€Ăig erfreuen, so erfĂŒllen sie doch weitestgehend ihren Zweck.
Fazit: Das Buch ist ĂŒbersichtlich gegliedert und gibt meiner Ansicht nach einen ganz passablen Ăberblick zum Aussehen typischer LegionĂ€rsausstattungen im 1. Jahrhundert nach Christus. Der Schreibstil des Autors ist allgemein verstĂ€ndlich.
Gerade fĂŒr die augusteische Zeit gibt es jedoch spezielle Literatur, die wesentlich tiefer in die Materie vordringt; etwa "Die Legionen des Augustus" von Marcus Junkelmann. Die Informationsmenge dort wird freilich manch Leser ĂŒberfordern. Deshalb ist eine Publikation wie die vorliegende gerade fĂŒr Einsteiger in die Thematik wahrscheinlich besser geeignet.
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Bei Leinen kommt es, wie bei jedem textilen Gewebe, sehr auf die Webart, Fadendicke und die Webdichte an. Ein leichtes Leinen fĂŒr Unterbekleidung ist natĂŒrlich nicht so stark wie ein schwereres Leinen fĂŒr zB den Einsatz bei der Arbeit.
AntwortenLöschenIch kann die Pauschalaussage vom Autor des Buchs deshalb auch nicht nachvollziehen.