Dienstag, 8. Juni 2021

📖 Buch: Der römische Legionär - Kleidung, Ausrüstung und Waffen in der Zeit von Augustus und Domitian

Der Archäologe Boris Burandt hat es sich im vorliegenden Buch zur Aufgabe gemacht, die Ausstattung römischer Legionäre der frühen Kaiserzeit darzustellen. Wobei diese Epoche von ihm in drei Abschnitte unterteilt wurde:

1. Augustus (eigentlich spätausgusteisch) und Tiberius
2. Caligula, Claudius und Nero
3. Galba, Otho, Vitellius, Vespasian, Titus, Domitian

Diese Hauptkapitel gliedern sich wiederum jeweils in Unterkapital, in denen die einzelnen Ausrüstungsgegenstände und ihre typischen, sich mitunter wandelnden Charakteristika besprochen werden. Z.B. die Tunika, der Mantel, das Halstuch, die Schuhe, das Schwert, der Militärgürtel, der Schutzpanzer usw.

Der Autor geht mal mehr, mal weniger tief in die Details hinein. Etwa wenn er im ersten Kapitel das Aussehen der Soldaten-Tunika beschreibt und sich dabei recht ausfĂĽhrlich mit deren wahrscheinlicher Farbgebung beschäftigt (rot ist fĂĽr diese Zeit wohl ein Klischee), gleichzeitig aber nicht Näheres ĂĽber die Webart/Webdichte verrät (ein Detail, das in solchen BĂĽchern leider fast immer vernachlässigt wird - zum Verdruss von Reenactors bzw. Living-History-Darstellern). 
Eine - wie ich finde - recht steile These ist es, wenn von Boris Burandt behauptet wird, Schurwollkleidung sei verschmutzungsresistenter und belastbarer als Leinenkleidung. Das widerspricht komplett meinen praktischen Erfahrungen aus dem Living-History-Alltag. Es ist übrigens kein Zufall, dass man bei der von mir eigentlich wenig geschätzten Mittelalterbaustelle Campus Galli inflationär auf Gewand-Rekonstruktionen aus Leinen setzt. Dieses Material ist auch laut Aussagen der Projektbetreiber robuster und leichter zu reinigen als Schurwollkleidung (kein Wunder, lässt sich z.B. Leinen doch auch vergleichsweise schwer mit natürlichen Pigmenten färben bzw. verliert die Färbung schneller wieder als Schurwolltextilien).

Das Buch enthält keine Fotos, aber etliche Zeichnungen von einzelnen Ausrüstungsgegenständen sowie einige Komplettrekonstruktionen von Legionärsausstattungen, die repräsentativ für den jeweils behandelten Zeitabschnitt stehen. Diese Zeichnungen wirken freilich alle etwas krakelig und reichen bei weitem nicht an die Illustrationen in den vergleichbaren Publikationen des Verlags Zeughaus heran (siehe etwa "Das Heer des Varus"). Obschon sie also das Auge nur mäßig erfreuen, so erfüllen sie doch weitestgehend ihren Zweck.

Fazit: Das Buch ist ĂĽbersichtlich gegliedert und gibt meiner Ansicht nach einen ganz passablen Ăśberblick zum Aussehen typischer Legionärsausstattungen im 1. Jahrhundert nach Christus. Der Schreibstil des Autors ist allgemein verständlich. 
Gerade fĂĽr die augusteische Zeit gibt es jedoch spezielle Literatur, die wesentlich tiefer in die Materie vordringt; etwa "Die Legionen des Augustus" von Marcus Junkelmann. Die Informationsmenge dort wird freilich manch Leser ĂĽberfordern. Deshalb ist eine Publikation wie die vorliegende gerade fĂĽr Einsteiger in die Thematik wahrscheinlich besser geeignet.

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1 Kommentar:

  1. Bei Leinen kommt es, wie bei jedem textilen Gewebe, sehr auf die Webart, Fadendicke und die Webdichte an. Ein leichtes Leinen fĂĽr Unterbekleidung ist natĂĽrlich nicht so stark wie ein schwereres Leinen fĂĽr zB den Einsatz bei der Arbeit.
    Ich kann die Pauschalaussage vom Autor des Buchs deshalb auch nicht nachvollziehen.

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