Vom pseudomittelalterlichen Bauprojekt Campus Galli ist man mittlerweile ja viel Schmarrn gewöhnt. Dass die Möchtegern-Mönche im baden-württembergischen Meßkirch in Sachen Unfähigkeit freilich immer noch kräftig nachlegen können, zeigt ein aktueller Bericht der Tageszeitung Südkurier. Unter der Überschrift "Töpfern wie zur Römerzeit", wird eine Fremdenführerin zitiert, die einer Schulklasse den neu errichteten Töpferofen des Campus Galli wie folgt erklärt:
"Da diese Brenntechnik aus der Römerzeit, dem 9. und 10. Jahrhundert, stammt, war es ein richtiges wissenschaftliches Projekt ..."
Schlimm genug, dass die gute Frau nicht zwischen Wissenschaft und schnöder Museumspädagogik unterscheiden kann. Dass sie dann aber auch noch die Römerzeit ins 9. und 10. Jahrhundert verlegt, ist freilich an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten. Ist ihr nicht aufgefallen, dass sie damit den ebenfalls im 9. Jahrhundert angesiedelten Campus Galli von der Karolingerzeit in die Antike transferiert?
Man möchte gar nicht wissen, mit welchem Unsinn die armen Kinder bei ihrem Besuch sonst noch gefüttert wurden ...
Die mangelnde Kompetenz der Mitarbeiter wurde schon häufig kritisiert. So war etwa der Vorgänger des derzeitigen Töpfers nicht einmal in der Lage, einem Journalisten die typischen Temperaturen seines Feldbrandes zu nennen.
Ganz offensichtlich hat es die Geschäftsleitung des Campus Galli nicht geschafft, seit dem Projektstart vor vier Jahren die Qualität des Personals umfassend zu heben. Lieber verlegt man sich auf lächerliches Namedropping und weist gebetsmühlenartig auf den ominösen wissenschaftlichen Beirat hin, dieses unbekannte Wesen, das irgendwo weitestgehend geräuschlos im Hintergrund schwebt und sich keinen Deut darum schert, wie das mit viel Steuergeld subventionierte Projekt in der Praxis umgesetzt wird. So darf diese Truppe naiver Dilettanten mit Unterstützung eines abgehobenen Ortskaisers und zweier lokaler Käseblätter auch weiterhin ihr Unwesen treiben.
Update: Der inkriminierte Artikel des Südkuriers wurde mittlerweile kommentarlos umbenannt und zusammengestrichen, inklusive der besonders peinlichen, oben zitierten Passage. Welche Schlüsse soll der geneigte Leser aus dieser Nacht-und-Nebel-Aktion ziehen? Für eine saubere Erklärung ist sich die Zeitung offensichtlich zu schade.
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"Unesco steht Kopien zerstörter Bauten in Palmyra kritisch gegenüber" ...
... titelt die österreichische Tageszeitung "der Standard": Klick mich
In der Tat, warum sollte eine nachgebaute Kulisse uneingeschränkten "Welterbe"-Status erhalten? Man muss Obacht geben, dass hier nicht eine Art Büchse der Pandora geöffnet wird.
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"Unterwerfung des Mannes zu der Frau"
Nordbayern.de berichtet von immer mehr Studenten, deren universitäre Eignung stark bezweifelt werden darf: Klick mich
Nun würde ich mich nicht gerade als absoluten Meister der deutschen Rechtschreibung und Grammatik bezeichnen, aber wenn ausgerechnet eine Germanistikstudentin ein Referat abliefert, in dem eine der Überschriften "Unterwerfung des Mannes zu der Frau" lautet, dann darf wohl selbst ich den Kopf schütteln.
Aber he, Hauptsache die Akademikerquote wird gesteigert. Die Welt braucht schließlich noch mehr Bürokräfte mit Bachelor-Abschlüssen und promovierte Archäozoologen, die drittklassigen Mittelalterparks vorstehen.
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- Das potemkinsche Dorf Campus Galli - Ein kritischer Jahresrückblick
- Neros bevorzugte Sündenböcke
- Geisteskrank im Mittelalter
- Sondengehen und Bürgerforschung, Ärgernis oder Chance? - Ein Interview mit dem Archäologen Raimund Karl (Teil 1)
- Buch: Marius - Der verleumdete Retter Roms
Wow, wie doof ist denn das bitteschön? Wo bekommen die nur immer solche Leute her?
AntwortenLöschenDas waren übrigens der Kinder Auentalschule Sauldorf, und es hat entgegen der Darstellung nicht allen gefallen!
Grüßle,
Maria
Das sind oft freiwillige Helfer. Geld für qualifiziertes Personal, das weiß wovon es redet, hat man scheinbar nicht.
LöschenPS: 1 x posten reicht ;)
Vielleicht war es aber auch mal wieder ein typischer Fehler der Presse.
AntwortenLöschenNach einem Interview mit mir hatte plötzlich im Artikel mein Schild einen Wert von 1500€,
Da ist mir leider mit den akribisch recherchierten Artikeln der Journalisten auch schon viel passiert.
Gruß
der Uhl
Oder es war mal wieder ein typischer Streichfehler der Presse.
LöschenBei Mir hat nach einem Interview auch im Artikel plötzlich mein Schild 1500€ gekostet, obwohl wir über die Gesamtausrüstung damals sprachen.
Da habe ich noch mehr schlechte Erfahrung mit den sogenannt akribischen Recherchen der Journalisten.
Grüße
der Uhl
Möglich wäre das natürlich. Allerdings handelt es sich um ein wörtliches Zitat, wie die Anführungszeichen zeigen. Außerdem ist der Südkurier der Medienpartner des Campus Galli; daher sollte man annehmen, dass der Informationsfluss halbwegs funktioniert.
LöschenDer Artikel ist immer noch falsch. Beim Grubenbrand wird nicht "das getöpferte Gut in heiße Asche gelegt", sondern es wird in die Grube gelegt, von brennbarem Material umgeben, und dann wird dieses Material angezündet.
Löschen- Exilwikingerin -
Die karolingische Klosterbaustelle Campus Galli holt auch dieses Jahr wieder Spätantiken-Darsteller zu einer Veranstaltung, anstatt endlich einmal passende Karolinger für sich zu gewinnen. Alleine daran ist für mich abzulesen, mit was für einem geringen Anspruch dieses Projekt betrieben wird. Gero
AntwortenLöschenMan begründet den von dir genannten Punkt damit, dass keine Karolinger-Darsteller in der unmittelbaren Nähe wohnen würden ...
Löschenhttp://www.campus-galli.de/themenwochenende-jagd/
(siehe die Kommentare unter dem Beitrag)
Es wäre freilich interessant zu erfahren, ob der Campus Galli überhaupt je an Karolinger-Darsteller herangetreten ist.
@ Gero Die spätantiken und merowingerzeitlichen Darsteller der Gruppe ASK Alemannen kommen ja bloß deswegen, weil der Töpfer des CG dort Mitglied ist. Der CG muss froh sein, dass überhaupt Darsteller kommen, selbst wenn die zeitlich gar nicht zum Projekt passten.
LöschenGrüßle,
Maria
"Es wäre freilich interessant zu erfahren, ob der Campus Galli überhaupt je an Karolinger-Darsteller herangetreten ist."
LöschenSind sie ganz am Anfang unter noch unter Andreas Sturm.
Aber nachdem sich dann alles so seltsam entwickelte, ohne darauf Einfluß nehmen zu können, haben sich viele wie wir z.B. um seinen guten Ruf nicht zu schaden, vom Projekt distanziert.
Gruß
der Uhl
Ich verstehe nicht, warum sich diese Alamannen-Gruppe für so einen Scheiß hergibt. Sind das solche Rampensäue, dass sie es nötig haben überall aufzutreten, auch wenn sie in Wirklichkeit zeitlich gar nicht dazupassen? Als Wikinger würde ich mich ja auch nicht bei einem Römer-Event in der Saalburg beteiligen!
LöschenUnd was ist denn dass für eine durchschaubare Ausrede, dass keine Karolingerdarsteller in der Nähe wohnen? Viele Darsteller reisen oft hunderte Kilometer weit, wenn die Location und das Drumherum einer Veranstaltung ansprechend und seriös sind. Daran sollte Campus Galli arbeiten, dann klappts vielleicht auch mit ein paar Karolingern!
LG, Philipp aus NRW
Ja, deswegen auch immer wieder die Gruppe "Ghörsturz" mit ihren wenig klangvollen und noch weniger passenden Darbietungen.
AntwortenLöschenLeser
Ein weiterer Grund, den Campus Galli zu meiden.
AntwortenLöschenAber wenn man ehrlich ist, richtig gute Freilichtmuseen gibt es ohnehin nicht sehr viele.
Könnte es sein, daß die besagte Germanistikstudentin da einen englischen Text geklaut und übersetzt hat? Subjection to -> Unterwerfung zu?
AntwortenLöschen- Exilwikingerin -
Hm, möglich wäre es eventuell. Wobei immer noch der im verlinkten Artikel erwähnte Umstand bliebe, dass scheinbar auch die meisten anderen Studenten im Raum den Fehler nicht als solchen erkannten. Merkwürdiger Verein.
LöschenLeider ist es so, daß sich speziell in den Geisteswissenschaften gern Personen tummeln, die eigentlich nicht für die Uni geeignet sind. Das war vor vielen Jahren so, als ich studierte, und nach dem, was ich von heute Studierenden höre, hat es sich nicht geändert. Manche haben keine Lust zu arbeiten, also wird studiert, Mami und Papi bezahlen es ja. Gerade bei den Frauen ist es auch so, daß da eine bestimmte Sorte an der Uni rumhängt, um einen Ehemann zu finden. Dank G8 (Gymnasium in 8 statt früher 9 Jahren) und Abschaffung der Wehrpflicht in D kommen heute mehr Menschen an die Uni, die einfach nicht reif dafür sind. Die Studiengänge sind heute stark verschult, so daß man/frau auch bei schlechter Leistung mitgezogen werden kann, weil man/frau sich nicht das Köpfchen darüber zerbrechen muß, welche Kurse zu belegen sich lohnt, das ist alles vorgeschrieben. Dann hat man/frau natürlich ein Handy, mit dem 10x am Tag mit Mami und Papi telefoniert wird, die dann als sog. Helikopter-Eltern Sohnemann oder Töchterlein auch im volljährigen Alter weiter fernsteuern, vom Einkauf im Supermarkt bis zum Schreiben der Hausarbeiten. So werden Selbständigkeit, Aufmerksamkeit und kritische Auseinandersetzung weder gefordert noch gefördert. Mir tun die Dozenten und die interessierten und fleißigen Studis, die es natürlich auch gibt, manchmal leid.
Löschen- Exilwikingerin -