Montag, 29. Juni 2015

Buch: Marius - Der verleumdete Retter Roms

Gaius Marius (158 - 86 v. Chr.) - Bezwinger des numidischen Königs Jugurtha, Sieger über die Kimbern und Teutonen, Augur, siebenmaliger Konsul, "Vater des Vaterlandes" - war unzweifelhaft eine der herausragendsten Persönlichkeiten der römischen Geschichte. Neben seinen glänzenden militärischen Siegen ist er uns heute vor allem aufgrund der von ihm durchgeführten Heeresreform bekannt: Aus einer "Bauerarmee", die den Ansprüchen des immer weiter ausgreifenden Imperiums kaum noch gerecht werden konnte, formte er ein straff organisiertes Berufsheer mit einheitlicher Ausrüstung, in dem auch die römischen Bürger der untersten Schicht ihren festen Platz fanden. Unwissentlich - und bestimmt unwillentlich - schuf er damit die Grundvoraussetzung für die sogenannte Heeresclientel; soll heißen, die unzähligen in die Armee eingetretenen Mittellosen fühlte sich als Soldaten weniger dem Staat, sondern vielmehr ihrem jeweiligen Feldherren verpflichtet, der sie mit Beute und Landzuweisungen versorgte. Dieses System mündete schlussendlich in eine Reihe von schweren Bürgerkriegen, die das Ende für die alte Römische Republik bedeuteten und der Errichtung einer Monarchie Vorschub leisteten.

Im Buch Marius - Der verleumdete Retter Roms (Verlag AT Edition) schildert der Autor Marcel Labitzke das überlieferte Leben des großen römischen Generals und Politikers. Der Schreibstil ist angenehm, die unzähligen Endnoten sind geradezu vorbildlich; knapp die Hälfte des 539-seitigen Buches beinhaltet Zitate aus den antiken Originalquellen.
Und trotz der unbestreitbaren Pluspunkte habe ich ein wenig mit mir gerungen, als es um die Bewertung ging. Grund hierfür ist der Umstand, dass dieses Buch nicht einfach nur eine Biografie sein möchte, sondern es sich eigentlich auch um eine Art "Apologie" bzw. Verteidigungsschrift handelt, die mich stellenweise an die lobhudlerischen Gerichtsreden eines Cicero erinnert. Marius' Charakter und Handlungen werden meiner Einschätzung nach allzu beschönigend dargestellt; seine innenpolitischen Gegner wiederum malt der Autor meist in den düstersten Farben. Wirklich jede Kritik an Marius, egal ob sie nun von antiken oder modernen Historikern stammt, wird zurückgewiesen. Die Begründungen hierfür wirken zwar häufig, aber bei weitem nicht immer überzeugend (der "Retter Roms" war eben kein zweiter Romulus, sondern hatte natürlich - wie jeder andere Mensch auch - seine Fehler).
Obwohl die Quellen ziemlich einseitig interpretiert werden, verdient das Buch schlussendlich vier Punkte, da es sehr informativ ist und der Autor seine Argumente in einer Form darlegt, die es wohl selbst dem nicht einschlägig Vorgebildeten ermöglicht, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Fazit: Marius - Der verleumdete Retter Roms ist trotz starker "apologetischer" Tendenzen und aufgrund fehlender deutschsprachiger Alternativen beinahe ein Muss für all jene Leser, die sich mit der späten Römischen Republik näher auseinandersetzen wollen. Aufgrund der ausführlichen Endnoten und den zahlreichen Zitaten aus antiken Originalquellen eignet sich das Buch auch gut fürs Studium bzw. wissenschaftliches Arbeiten.
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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort


Prolog: Zeit und Perspektive

I. Der Niemand
Herkunft und Jugend (158/157 v. Chr. - 135 v. Chr.)

II. Der Emporstrebende
Aufstieg durch Leistung (134-119 v. Chr.)
- Kriegsdienst vor Numantia (134-133)
- Marius' cursus homorum (123-113)
- Heirat und Familie (113-110)

III. Der Feldherr
Im Krieg gegen Iugurtha (109-105 v. Chr.)
- Vorgeschichte und Anfangsphase des Iugurthinischen Krieges
- Legat des Metellus (109-108)
- Wahl zum Konsul und Oberbefehlshaber (108)
- Oberbefehlshaber in Numidien (107-105)

IV. Der Retter
Im Kampf gegen Kimbern und Teutonen (104-101 v. Chr.)
- Die Wanderung der nördlichen Stämme
- Oberbefehlshaber und Heeresreform (104-103)
- Die Schlacht bei Aquae Sextiae (102)
- Die Schlacht bei Vercellae (101)

V. Der Staatsmann
In den Niederungen der Innenpolitik (100 v. Chr.)
- Im Wahlkampf (101)
- Das sechste Konsulat (100)

VI. Der Verlässliche
Als unerschütterlicher Fels in politischer wie militärischer Brandung (99-89 v. Chr.)
- Im Hintergrund (99-91)
- Im Bundesgenossenkrieg (90)

VII. Der Unbezwingbare
Im Bürgerkrieg (88-86 v. Chr.)
- Kampf um das Kommando gegen Mithridates (89-88)
- Auf der Flucht (88-87)
- Rückkehr und Tod (87-86)

Epilog: Das historische Fehlurteil

Anhang
- Abbildungen
- Abkürzungen
- Anmerkungen
- Zeittafel
- Quellen
- Literatur
- Personenregister
- Sachregister

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