Schloss Eggenberg in Graz (Stmk.) | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Ich war nach ein paar Jahren Pause wieder einmal im Grazer ArchĂ€ologiemuseum Schloss Eggenberg (Joanneum). Das Museum liegt neben dem gleichnamigen Schloss bzw. am Rand des dazugehörenden Parks. Und diese Randlage ist durchaus nicht nachteilig, denn von auĂen macht der Bau wenig her; vielmehr handelt es sich um einen typisch modernen Flachdach-Betonbau, der den herzlichen Charme eines U-Boot-Bunkers aus dem zweiten Weltkrieg versprĂŒht.
ArchÀologiemueum Schloss Eggenberg | Quelle: Google Maps |
Doch von dieser - im wahrsten Sinne des Wortes - 'ĂuĂerlichkeit' abgesehen ist das Museum unterm Strich durchaus gelungen. Und zwar dort, wo es aus Besuchersicht am meisten darauf ankommt: Im Inneren. Trotz 'Kellerlage' gelangt aufgrund von groĂen LichtschĂ€chten ausreichend Tageslicht in die (meisten) RĂ€umlichkeiten. Auch ist genĂŒgend FreiflĂ€che vorhanden, sodass insgesamt das Ambiente als angenehm bezeichnet werden kann.
Im Museum | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Grund meines Besuchs im ArchĂ€ologiemuseum war die aktuell laufende Sonderausstellung "Die Römer auf dem Schöckl". Auf diesem Schöckl - dem 1445 m hohen 'Hausberg' von Graz - tummeln sich nicht nur jeden Sommer etliche Wanderer. Vielmehr trieb sich dort oben schon Johannes Keppler herum, der im Jahr 1601 vom Gipfel aus astronomische Beobachtungen durchfĂŒhrte. 1931 startete dann der Grazer Ingenieur Friedrich Schmiedl auf dem Berg die erste Postrakete der Welt und beförderte damit rund 100 Briefe ins benachbarte Tal. Ein Transportkonzept, das sich offenbar nicht durchgesetzt hat.
Schwerpunkt der Ausstellung sind freilich die in ihrem Titel genannten Römer bzw. deren Hinterlassenschaften, die archĂ€ologische Surveys und Grabungen ĂŒber die vergangenen Jahre hinweg ans Tageslicht geholt haben.
Schwerpunkt der Ausstellung sind freilich die in ihrem Titel genannten Römer bzw. deren Hinterlassenschaften, die archĂ€ologische Surveys und Grabungen ĂŒber die vergangenen Jahre hinweg ans Tageslicht geholt haben.
Der Berg Schöckl auf einem Plakat vor den EingÀngen zum Ausstellungsraum | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Da im Zuge der archĂ€ologischen MaĂnahmen auf dem Schöckl neben den Mauerresten eines Heiligtums vor allem Kleinfunde gemacht wurden - darunter viele MĂŒnzen - passt das Fundmaterial der Ausstellung in einen nicht allzu groĂen Raum.
Ausstellungsraum | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Schaukasten mit Fragmenten des Heiligtums | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Schaukasten mit auf dem Schöckl gefundenen RömermĂŒnzen | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Das ca. 10 x 11 Meter groĂe KultgebĂ€ude sowie ein Weiheplatz im Vorbereich einer Doline sollen vor allem von Frauen frequentiert worden sein. Zumindest schlieĂt man das aus den gefundenen Votivgaben. Interessanterweise heiĂt die Ausstellung aber nicht 'Die Römerinnen auf dem Schöckl'. Oder 'Die Römer und Römerinnen auf dem Schöckl'. Nein, hier greift man auf das gute alte generische Maskulinum zurĂŒck, wĂ€hrend man hinsichtlich der AusgrĂ€ber 'gendert' und von "ArchĂ€ologinnen und ArchĂ€ologen" schreibt. Lustig. Inkonsequent. Unlogisch.
Der Schöckl galt im Volksglauben auch als Treffpunkt von Hexen; sogar Hexenprozesse wurden deshalb gegen Frauen und MĂ€nner initiiert. Den Begriff "Schecklhex" bzw. "die schaut aus wie eine Schecklhex" (fĂŒr eine schlampig gekleidete oder schlecht frisierte Person) kenne ich noch von meiner Oma.
Hier stellt sich mir aber auch die Frage: HĂ€ngt diese mittelalterliche bzw. frĂŒhneuzeitliche Vorstellung von Hexen auf dem Schöckl eventuell mit dem frauenlastigen Kultbetrieb in der Römerzeit zusammen? Ist da eine Erinnerung in der lokalen Bevölkerung wach geblieben, die sich zum Hexen-Mythos weiterentwickelt hat? Und hielten sich heidnische Praktiken, die auf die Römer- oder sogar Keltenzeit zurĂŒckgehen, rund um den Schöckl womöglich lĂ€nger als man bisher weiĂ?
Ist es auĂerdem sinnvoll, ein Heiligtum mitten ins Nirgendwo zu pflanzen? Denn eine gröĂere Siedlung gab es in unmittelbarer NĂ€he zum Schöckl in römischer Zeit nicht (die nĂ€chstgelegene Stadt, Flavia Solva, liegt in ca 60 Kilometer Entfernung). Oder wurde eine solche bisher einfach noch nicht entdeckt?
Hier stellt sich mir aber auch die Frage: HĂ€ngt diese mittelalterliche bzw. frĂŒhneuzeitliche Vorstellung von Hexen auf dem Schöckl eventuell mit dem frauenlastigen Kultbetrieb in der Römerzeit zusammen? Ist da eine Erinnerung in der lokalen Bevölkerung wach geblieben, die sich zum Hexen-Mythos weiterentwickelt hat? Und hielten sich heidnische Praktiken, die auf die Römer- oder sogar Keltenzeit zurĂŒckgehen, rund um den Schöckl womöglich lĂ€nger als man bisher weiĂ?
Ist es auĂerdem sinnvoll, ein Heiligtum mitten ins Nirgendwo zu pflanzen? Denn eine gröĂere Siedlung gab es in unmittelbarer NĂ€he zum Schöckl in römischer Zeit nicht (die nĂ€chstgelegene Stadt, Flavia Solva, liegt in ca 60 Kilometer Entfernung). Oder wurde eine solche bisher einfach noch nicht entdeckt?
Der Schöckl wirft also manch Frage auf, die Antworten der Forschung fallen jedoch mitunter recht kurios aus. So heiĂt es etwa in einem Info-Text zur Ausstellung:
Im Römischen Reich wurde ausgiebiger Fernhandel betrieben. Eine MĂŒnze aus der Provinz Syria, die in der Provinz Noricum auftaucht, lĂ€sst nicht "weitreichende Aussagen zur Herkunft der Opfernden zu". Man vergleiche dazu nur einmal die Situation im heutigen Ăsterreich: Viele Menschen bezahlen mit Euro-MĂŒnzen, die in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Irland oder sonstwo in der EU geprĂ€gt wurden. Handel und Tourismus haben sie ins Land gebracht.
Jener, der einst die MĂŒnze als Opfer auf dem Schöckl zurĂŒckgelassen hat, kann auf allen möglichen Wegen an sie gekommen sein. Eventuell war es Wechselgeld. Dass er sie selbst vom anderen Ende des Reichs in die norische Pampa mitgebracht hat ist das unwahrscheinlichste Szenario. Bei solch unausgegorenen Behauptungen braucht sich die ArchĂ€ologie nicht zu wundern, wenn sie als Wissenschaft nur eingeschrĂ€nkt fĂŒr voll genommen werden kann ...
Die [auf dem Schöckl entdeckten] MĂŒnzen lassen zudem auch weitreichende Aussagen zur Herkunft der Opfernden zu. So legten einige MĂŒnzen durchaus lange Wege zurĂŒck, bevor sie auf dem Ostgipfel niedergelegt wurden, wie etwa eine silberne Tetradrachme belegt, die 215/17 n. Chr. in Emesa, dem heutigen Homs in Syrien, geprĂ€gt wurde und vielleicht als ErinnerungsstĂŒck in der Tasche eines Soldaten den Schöckl erreichte.
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Im Römischen Reich wurde ausgiebiger Fernhandel betrieben. Eine MĂŒnze aus der Provinz Syria, die in der Provinz Noricum auftaucht, lĂ€sst nicht "weitreichende Aussagen zur Herkunft der Opfernden zu". Man vergleiche dazu nur einmal die Situation im heutigen Ăsterreich: Viele Menschen bezahlen mit Euro-MĂŒnzen, die in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Irland oder sonstwo in der EU geprĂ€gt wurden. Handel und Tourismus haben sie ins Land gebracht.
Jener, der einst die MĂŒnze als Opfer auf dem Schöckl zurĂŒckgelassen hat, kann auf allen möglichen Wegen an sie gekommen sein. Eventuell war es Wechselgeld. Dass er sie selbst vom anderen Ende des Reichs in die norische Pampa mitgebracht hat ist das unwahrscheinlichste Szenario. Bei solch unausgegorenen Behauptungen braucht sich die ArchĂ€ologie nicht zu wundern, wenn sie als Wissenschaft nur eingeschrĂ€nkt fĂŒr voll genommen werden kann ...
Nachdem ich mir die Sonderausstellung angesehen hatte (das dauerte nicht allzu lange, weil die Texte an den WĂ€nden kannte ich zum Teil schon aus Info-PDFs), bin ich durchs Museum geschlendert und habe einen Blick auf die anderen Exponate geworfen. Dabei traf ich einen alten Bekannten wieder: Den "gefĂ€hrlichen Tonkrug" đ.
Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch habe ich diesmal allerdings ein zusĂ€tzliches Foto von dem dazugehörenden Infotext gemacht, sodass ich nun genau darĂŒber Auskunft geben kann, was es mit diesem sehr verdĂ€chtigen Objekt auf sich hat (siehe Bildunterschrift).
Ich könnte mich ĂŒbrigens dafĂŒr ohrfeigen. dass ich ein kariertes Hemd an hatte. Die auffĂ€llige Spiegelung davon in den Vitrinen hat ungefĂ€hr ein Viertel des Bildmaterials komplett verhunzt. Auch beim Foto unten erkennt man es ein wenig. Auf dem relativ kleinen Kamerabildschirm vor Ort ist mir das hingegen nicht aufgefallen, sonst hĂ€tte ich mich beim fotografieren intelligenter hingestellt...
Kanne mit Augenmotiv (Keramik, Zypern, ca 900 - 600 v. Chr.) | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Bei der obigen Kanne handelt es sich nicht um das einzige politisch unkorrekte AusstellungsstĂŒck. So wird etwa der Fundort des nachfolgenden Objekts mit "Zigeunerloch" angegeben. WĂ€re hier nicht eine Umbenennung in z.B. 'RotationseuropĂ€erloch' ĂŒberfĂ€llig? đ
GeweihsproĂ mit geometrischer Verzierung (Zigeunerloch bei Gratkorn, 10800-8000 v. Chr.) | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Bronzebecken mit aufgenietetem Kranz (Strettweg, Hallstattzeit, 7. Jh. v. Chr.) | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Römischer Silberbecher von GrĂŒnau (Wagenrennen-Motiv, hergestellt in Italien im 1. Jh. v. Chr.) | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Hallstattzeitliche / keltische Helme aus Bronze | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Sogenannter "Mars Latobius" (Kultbild aus Kalksandstein, Frauenberg bei Leibnitz, 1. HĂ€lfte 2. Jh. n. Chr.) | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Keramikobjekte wie das folgende habe ich mir besonders genau angesehen. DemnĂ€chst drehe ich nĂ€mlich wieder entlang jenes Ackers meine Jogging-Runden, unter dem ich ein römisches Landgut vermute; dort wurden von mir ja schon mehrere Scherben aufgelesen (siehe hier und hier). Da das Bundesdenkmalamt meine Kontaktaufnahme diesbezĂŒglich ignoriert hat, also der gesetzlich vorgeschriebenen Auskunftspflicht als zustĂ€ndige Behörde nicht nachgekommen ist, können mir diese unnĂŒtzen KostgĂ€nger des Steuerzahlers den Buckel runterrutschen; ich mache eben alleine weiter und werde im Blog gegebenenfalls ĂŒber Lesefunde berichten. |
Koch-/Bratplatte (Keramik, BÀrnbach, spÀte Urnenfelderzeit, 11. - 9. Jh.) und eine Glutschaufel | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Sehr schöne Darstellung des stratigraphischen Profils einer archÀologischen Grabung | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com
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Beim Betrachten der Objekte in den SchaukĂ€sten ist mir eine Sache ĂŒberaus ungut aufgefallen: Die Infotexte waren aufgrund der ungeschickten Art ihrer Anbringung oft kaum zu entziffern. Es sei den man platzierte sich direkt ĂŒber ihnen oder beschattet sie mit den HĂ€nden. Siehe den nachfolgenden Vergleich zwischen der Art Infotext wie er im Schauraum der Sonderausstellung verwendet wurde (oben) und der Art wie sie im Museum leider allgemein ĂŒblich ist (unten). Der auftretende Schlagschatten im letzteren Fall ist eine ziemliche Katastrophe.
Guter und gar nicht guter Infotext in den Vitrinen des ArchÀologiemuseums Schloss Eggenberg | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com |
Und weil ich gerade die Infotexte in den Vitrinen bemĂ€ngle: Beim folgenden Beispiel hat sich ein Fehler eingeschlichen. Wobei das Problem weniger der Fehler an sich ist, so etwas kann schlieĂlich schon einmal passieren; vielmehr ist es unverstĂ€ndlich, dass seit Jahren keine Korrektur vorgenommen wird. Denn es fĂ€llt wohl selbst vollkommen Ahnungslosen auf, dass hier etwas falsch sein muss. Der Begriff "Ringgriffmesser" spricht schlieĂlich in ausreichendem MaĂ fĂŒr sich ...
AbschlieĂend aus gegebenem Anlass eine Anmerkung zur allgemeinen Gesichtsmaskenpflicht in Museen
Als ich, aus dem angenehm tempertierten Lapidarium des ArchĂ€ologiemuseums kommend, die TĂŒr zu den AusstellungsrĂ€ume öffnete, war es, als ob ich gegen eine Wand aus Hitze lief. So Ă€hnlich mĂŒssen sich auch die ĂŒberraschten Einwohner Pompejis gefĂŒhlt haben, Sekundenbruchteile bevor sie von einem der pyroklastischen Ströme des Vesuvs geröstet und dahingerafft wurden ...
Als ich, aus dem angenehm tempertierten Lapidarium des ArchĂ€ologiemuseums kommend, die TĂŒr zu den AusstellungsrĂ€ume öffnete, war es, als ob ich gegen eine Wand aus Hitze lief. So Ă€hnlich mĂŒssen sich auch die ĂŒberraschten Einwohner Pompejis gefĂŒhlt haben, Sekundenbruchteile bevor sie von einem der pyroklastischen Ströme des Vesuvs geröstet und dahingerafft wurden ...
Mir war sofort klar, dass ich es mit der vorgeschriebenen Gesichtsmaske in den ĂŒbereifrig beheizten RĂ€umlichkeiten nicht lange aushalten werde. Und so war es dann auch, bereits nach ca fĂŒnf Minuten wurde mir mulmig, von den beschlagenen BrillenglĂ€sern, die mir die Sicht vermiesten, ganz zu schweigen. Ich wusste, dass ich Gefahr lief, frĂŒher oder spĂ€ter aus den Patschen zu kippen, wenn ich nichts unternehmen wĂŒrde. Verstohlen blickte ich mich deshalb um und schob die Maske dezent unter die Nase. Ohnehin befanden sich auĂer mir nie mehr als vielleicht vier weitere Personen gleichzeitig im Museum - lange war ich sogar ganz alleine. Wie mir spĂ€ter auĂerdem auffiel, behalfen sich andere Besucher in der gleichen Weise wie ich ...
Es ist logisch nicht nachvollziehbar, warum man sich zwar in Restaurants ohne Maske aufhalten darf (bleiben die bösen Aerosole an der Grenze zum Nachbartisch etwa stehen?), aber nicht auch in Museen.
Wenn schon Maskenpflicht im Museum, warum dann nicht erst ab einer bestimmten Anzahl an Besuchern und bei FĂŒhrungen? Bei meinem Besuch war der politisch verordnete Gesichtsvorhang jedenfalls absolut ĂŒberflĂŒssig. Der Bau war schlieĂlich so gut wie leer.
Die gleichen politischen Kompetenz-Attrappen, die sich obigen Holler ausgedacht haben, haben auch folgendes zu verantworten: Ein Freund berichtete mir kĂŒrzlich, dass die Mitglieder seiner Blasmusikkapelle bei Proben mit Maske zu ihren SitzplĂ€tzen gehen mĂŒssen. Dort angekommen dĂŒrfen sie diese abnehmen und in ihre Instrumente blasen bzw. spucken, woraufhin der ganze Raum mit Aerosolen geflutet wird (ich weiĂ wovon ich rede, ich bin selbst Trompeter; beim Reinpusten geht manch Spucke auch neben dem MundstĂŒck vorbei).
In Schilda hÀtte man zweifellos eine wahre Freude an solch hirnlosen Alibi-Regelungen gehabt.
Es ist logisch nicht nachvollziehbar, warum man sich zwar in Restaurants ohne Maske aufhalten darf (bleiben die bösen Aerosole an der Grenze zum Nachbartisch etwa stehen?), aber nicht auch in Museen.
Wenn schon Maskenpflicht im Museum, warum dann nicht erst ab einer bestimmten Anzahl an Besuchern und bei FĂŒhrungen? Bei meinem Besuch war der politisch verordnete Gesichtsvorhang jedenfalls absolut ĂŒberflĂŒssig. Der Bau war schlieĂlich so gut wie leer.
Die gleichen politischen Kompetenz-Attrappen, die sich obigen Holler ausgedacht haben, haben auch folgendes zu verantworten: Ein Freund berichtete mir kĂŒrzlich, dass die Mitglieder seiner Blasmusikkapelle bei Proben mit Maske zu ihren SitzplĂ€tzen gehen mĂŒssen. Dort angekommen dĂŒrfen sie diese abnehmen und in ihre Instrumente blasen bzw. spucken, woraufhin der ganze Raum mit Aerosolen geflutet wird (ich weiĂ wovon ich rede, ich bin selbst Trompeter; beim Reinpusten geht manch Spucke auch neben dem MundstĂŒck vorbei).
In Schilda hÀtte man zweifellos eine wahre Freude an solch hirnlosen Alibi-Regelungen gehabt.
Fazit
Das war jetzt ein teilweise kritisch konnotierter Erlebnisbericht, doch insgesamt gefÀllt mir das ArchÀologiemuseum Schloss Eggenberg durchaus. So darf man etwa (ohne Blitz) alles fotografieren, was manch anderes Museum Àrgerlicherweise verbietet. Wer (in der Nach-Corona-Zeit) einmal in Graz ist, der macht gewiss keinen Fehler, sich das Museum samt Schloss und Park anzusehen. Besonders die keltischen Exponate - dazu zÀhlen der Kultwagen von Strettweg, zwei Glockenpanzer und etliche Helme - sind herausragend; siehe dazu auch die nachfolgenden Links mit Bildern
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WeiterfĂŒhrende Informationen:
- Mehr Fotos inklusive Kontextinformationen von meinen Museumsbesuchen in Eggenberg findet man auf Flickr (in hoher Auflösung und unter CC-Lizenz frei verwendbar) sowie bei Pinterest
- Tag der offenen TĂŒr im ArchĂ€ologiemuseum von Schloss Eggenberg
- EindrĂŒcke aus dem ArchĂ€ologiemuseum Schloss Eggenberg
- Die SchĂ€tze im MĂŒnzkabinett Schloss Eggenberg
- Video von den archÀologischen Grabungen auf dem Schöckl im Sommer 2020
- Gastbeitrag von Raimund Karl: ArchĂ€ologische Wissenschaft, Denkmalpflege oder G’schichtldruckerei? Reaktion auf ein Interview mit Harald Meller
- Buch-Empfehlung: Die Kelten in Bayern - ArchÀologie und Geschichte
- RÀtselhaftes Pompeji: Brach der Vesuv tatsÀchlich am 24. August 79 n. Chr. aus?
Hallo Hilti ! Vermeiden sie im Museum bei den Beschilderungen der Exponate den Begriff "Kelten" eigentlich immer noch? Ich habe mich darĂŒber nĂ€mlich gewundert, als ich 2013 dort war. Da hat es immer nur "Latene" und "Hallstatt" geheiĂen. LG Flo
AntwortenLöschenNein, den Begriff "Kelten" verwendet man immer noch nicht. Vielleicht ist er den Verantwortlichen zu 'umstritten'? Als alleinige Angabe wĂ€re er auch zu schwammig, als zusĂ€tzliche wĂŒrde es aber sinnvoll sein. Der Durchschnittsbesucher könnte damit nĂ€mlich wesentlich mehr anfangen als bloĂ mit abstraktem Fachchinesisch ĂĄ la "spĂ€te LatĂšnezeit". Immerhin lĂ€sst man die Buchstabensuppe (A,B,C, ...) bei den einzelnen Epochenabschnitten weg und verwendet stattdessen Jahreszahlen.
LöschenIn der herbstlichen Ăbergangszeit ist es schwierig, die richtige Raumtemperatur zu erwischen. Aber ich gebe dir recht, Gesichtsmaskenpflicht fĂŒr halbleere Museen ist grenzintelligent. Hier wĂŒrde es Sinn machen, bei den MaĂnahmen zu differenzieren. Dass das nicht gemacht wird ist auch die Schuld der Betreiber, weil sie der Politik keinen gemeinsamen Widerstand geleistet und auf die wahren VerhĂ€ltnisse hingewiesen haben. Wenigstens habe ich davon nichts mitbekommen. Die sitzen halt alle Arsch an Arsch im selben Boot, deshalb will keiner aus der Reihe tanzen, sondern den anderen "peers" in der gemeinsamen sozialen Gruppe möglichst gefallen. Die Zeche dĂŒrfen bei notorisch klammen Museen in öffentlicher Hand die Steuerzahler blechen, weil dem Besucheraufkommen wird die Maskenpflicht sicher nicht guttun.
AntwortenLöschenDer Museumsbesuch ist sowieso purer Luxus, im Gegensatz zum wöchentlichen Lebensmitteleinkauf. Solange ich nicht frei Atmen darf, gehe ich deshalb in kein Museum. Wenn die Betreiber keine Eier in der Hose haben, sich gemeinsam gegen ĂŒberzogene Auflagen zu wehren, dann sollen sie sehen, wo sie bleiben.
LöschenIn diesem Museum war ich noch nie, obwohl ich eigentlich nur 60 Kilometer entfernt wohne. Das ist auf jeden Fall etwas fĂŒr mich - nach Covid und MAskentragepflicht :-)
AntwortenLöschenSchöner Bericht!
Dass mittelalterliche Hexensagen auf Ăberbleibseln von antiken Glaubenspraktiken fuĂen, vermute ich schon lĂ€nger. Wenn man sich z.B. in den Quellen ansieht, wie weit ins Mittelalter hinein Missionare es auch in Westeuropa mit heidnischen BrĂ€uchen zu tun gehabt haben, dann ist es naheliegend, das vieles davon stark in sehr alten Traditionen verwurzelt gewesen ist.
AntwortenLöschenGrĂŒĂe in die Steiermark, Guntram
Man kann sich ein Ă€rztliches Attest ausstellen lassen, dann muss man keine Maske tragen, wenn einem darunter leicht schlecht wird. Das wĂ€re fĂŒr dich vielleicht eine Ăberlegung wert?
AntwortenLöschenLiebe GrĂŒĂe,
Martina
Das stimmt, allerdings zahlt sich das bei mir nicht aus, weil ich mich normalerweise nur sehr selten in Umgebungen mit Maskenpflicht bewege. Und wenn, dann immer nur sehr kurz (z.B. beim Einkaufen).
LöschenHm, darf man im Museum nicht auch einen Gesichtsschirm tragen statt Maske? WÀre ja auch ein "Mund und Nasenschutz".
LöschenGuinevere
Möglicherweise ginge das. Ich besitze allerdings nur einen, der mit eigenem 'Brillengestell' daherkommt. Den hÀtte ich nicht gleichzeitig mit meiner Brille tragen können.
LöschenIn einer anderen Situation könnte ich auf die Brille verzichten, aber im Museum und beim Fotografieren benötige ich einen maximal scharfen Blick. ;)
Das verstehe ich.
Löschen:-)
Guinevere
Ich schÀtze, das ArchÀologiemuseum wollte, dass die Beschriftung besonders schick aussieht. Dass das auf Kosten der FunktionalitÀt geht, hÀtte man doch mit entsprechenden Tests herausfinden können, oder?
AntwortenLöschenAuĂerdem sind KĂ€rtchen beim Auswechseln von AusstellungsstĂŒcken flexibler und bestimmt auch gĂŒnstiger.
Schade, dass ich die Grabung auf dem Schöckl verpasst habe, hier von Rabnitz aus ist es ja nur ein Katzensprung dorthin.
AntwortenLöschenFalls du wegen etwaigen Keramikfunden wieder UnterstĂŒtzung benötigst, dann melde dich ruhig bei mir :-)
Robert
Das BDA hat keine Auskunftpflicht zu Funden, schon gar nicht bezĂŒglich solchen, denen kein Denkmalcharakter zukommt. Wundre Dich also nicht, wenn Du zu Fundmeldungen keine Kommentare bekommst. Das BDA ist nur fĂŒr bedeutende Denkmale zustĂ€ndig.
AntwortenLöschenNa ja, ich wollte vom BDA ja keine Beratung a la "Kunst und Krempel. Die Scherben habe ich nur am Rande erwĂ€hnt, geschickt habe ich ihnen aber eine Luftbildaufnahme mit Bewuchsmerkmalen, die sich genau dort befinden, wo auch die Scherben herumgekugelt sind. Diese Koinzidenz hĂ€tte meiner Ansicht nach schon als Indiz fĂŒr einen potentiellen "Denkmalcharakter" reichen mĂŒssen.
Löschenseit wann weiĂ man von dem römischen tempel auf dem schöckl offiziell? weil ich erinnere mich, dass uns schon in der volksschule ende der 80er Jahre eine lehrerin erzĂ€hlt hat, dass jemand den sie kannte am gipfel irgend etwas römisches gefunden hat. es wundert mich deshalb, dass man erst jetzt dort untesuchungen vorgenommen hat und nicht schon viel frĂŒher.
AntwortenLöschendie ausstellung werde ich mir anschauen, aber erst im nĂ€chsten frĂŒhjahr, hoffentlich ist dann die gesichtsschutzpflicht weg. so eine maske lĂ€nger als 10 minuten am stĂŒck aufzuhaben tut mir auch spĂŒrbar nicht gut! vielleicht hĂ€tte man aber die ausstellung von haus aus verschieben sollen. die archĂ€ologischen funde wĂ€ren ja nicht schlecht geworden.
-punzi-
Die römischen AktivitÀten auf dem Schöckl sind anhand von Funden mindestens seit den 1970ern der modernen Forschung bekannt.
LöschenIm FrĂŒhjahr die Ausstellung zu besuchen wĂ€re zu spĂ€t, sie lĂ€uft nur noch bis 31. Oktober 2020. Deshalb bin auch ich jetzt hingegangen, trotz verpflichtender Maske.
Den Schöckl kannte ich bisher nur als Teststrecke fĂŒr die Mercedes G-Klasse.
AntwortenLöschenDie Römer hatten wohl ein Faible fĂŒr besondere Orte ;)
In NRW gibt es Matronentempel an abgelegenen Orten ohne gröĂere Siedlungen in der NĂ€he.
Rainer B.