Montag, 6. Mai 2019

🏺 Über archäologische Hinterlassenschaften gestolpert

Ich habe es mir angewöhnt, bei meinen sportlichen Outdoor-Aktivitäten immer die Natur und besonders den vom Pflug aufgewühlten Ackerboden im Auge zu behalten, um eventuell Interessantes zu erspähen. So auch kürzlich, als ich in einem Bereich unterwegs war, in dem ich schon länger aufgrund von Luftaufnahmen die Überreste eines kleinen römischen Landgutes vermute. Dort entdeckte ich nun zum wiederholten Mal einige interessante Objekte, von denen zumindest das erste römisch zu sein scheint. Wer dazu eine konträre Meinung hat bzw. mehr zu wissen meint, der ist herzlich eingeladen, einen Kommentar abzugeben.

Alle meine Funde - bisher ohnehin nur ein paar kleine Keramikscherben, Ziegelstücke und Brandlehm - werden mit GPS eingemessen, mit einer Fundnummer versehen, auf einer Karte eingetragen (um die Fundstreuung im Laufe der Zeit sichtbar zu machen), vorsichtig gewaschen, fotografiert, eingetütet und in eine Schachtel gepackt.

Die von verschiedenen Seiten fotografierte Scherbe eines römischen (?) Keramikgefäßes. Die Länge beträgt rund 2,5 cm. Von welcher Magerung des Tons (oder Engobe?) stammen wohl diese Flecken an der glatten Innenseite (mittleres Bild)?

Die Länge dieser aus zwei Teilen bestehenden Scherbe beträgt ca. 6 cm. Auf der einen Seite (mittleres Bild) lässt sich eine leichte Wölbung erfühlen. Allerdings ergäbe diese Wölbung ein Gefäß von ziemlich großem Durchmesser, wofür mir die Wandstärke dann doch zu dünn erscheint (kann mich aber auch täuschen). Vielleicht handelt es sich daher um einen Ziegel. Diese wurden hergestellt, indem man den Ton in einen rechteckigen Holzrahmen drückte. Der Überschuss wurde in mit einem Brett abgestrichen - was Spuren wie die zu erkennenden Linien hinterlassen kann, die wiederum jenen ähneln, die beim Töpfern entstehen. Doch wie gesagt, ich fische hier mit meinen Vermutungen ein wenig im Trüben und wäre deshalb für weitere Vorschläge sehr dankbar. 
Übrigens, die beiden zusammenpassenden Stücke habe ich am Ackerrand in einem Abstand von gut 20 Metern gefunden - der Pflug leistet hier offensichtlich ganze Arbeit. Weshalb es auch unsinnig ist, wenn solche massiv gestörten Flächen in Österreich nicht per se für die Laienforschung bis zu einer bestimmten Tiefe freigegeben werden, wie es beispielsweise der Archäologe Raimund Karl in seinem Interview mit mir vorgeschlagen hat. 
Ein Stück von einem Ziegel; die Länge beträgt ca. 15 cm. Hinsichtlich der Zeitstellung fällt mir hier nicht viel ein. Nur allzu jung wird das Stück aufgrund der Form und etlicher Einschlüsse größerer Steinchen und verkohlter organischer Beimengungen nicht sein. Bei modernen Ziegeln ist die verarbeitete 'Rohmasse' wesentlich homogener. 
Nützlich für eine genauere Untersuchung von Keramik - aber auch allerlei anderer Dinge - kann so ein Taschenmikroskop mit integrierter Beleuchtung sein. Z.B. bei Amazon kann man dergleichen in verschiedenen Ausführungen für wenige Euro kaufen. Sogar diverse Mikroskop-Aufsätze für Smartphone-Kameras gibt es, mit denen Fotos gemacht werden können.

Fazit: Man sieht anhand der obigen Beispiele, dass es nie schadet, die Augen ein wenig offen zu halten. Über Zeugnisse der Vergangenheit stolpert man leichter als man denkt - und plötzlich ist man dadurch in der Lage, der Geschichte eines Ortes einen bisher unbekannten Aspekt hinzuzufügen.
Natürlich ließe sich - im konkreten Fall - noch mehr entdecken, wenn man kreuz und quer über den Acker laufen würde, anstatt sich nur an seinem Rand zu bewegen wie ich es gemacht habe. Allerdings wäre der Bauer kaum begeistert, wenn jemand seine Pflanzen niedertrampeln würde. 

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