Sonntag, 4. November 2018

🗺️ Einem römischen Landgut bei Graz auf der Spur?



Ich bilde mir ein, in der Nähe von Graz die Überreste eines römischen Landguts gefunden zu haben. Die Indizien dafür möchte ich hier kurz aufzählen. Feedback dazu ist durchaus willkommen.

1. Ca. 700 Meter südlich eines stattlichen römerzeitlichen Grabhügels fand ich vor ein paar Jahren am Rand eines Ackers zufällig zwei verdächtige Ziegelbruchstücke, die ein befreundeter Archäologe damals als "möglicherweise römisch" einordnete.

2. enteckte ich kürzlich auf einer Luftaufnahme auffällige Strukturen/Bewuchsmerkmale, die direkt neben dem Acker erkennbar sind, auf dem ich die Ziegelbruchstücke fand.


3. Wurde ausgerechnet an exakt dieser Stelle offenbar in früherer Zeit kein Ackerbau betrieben, wie eine alte Karte zeigt (sog. Franziszeischer Kataster von 1820-1841). Stattdessen befand sich dort ein kleines Stück Wald, das inselartig von Viehweiden/Äckern umgeben war. Was meiner Ansicht nach darauf hindeuten könnte, dass im Boden verborgenes Mauerwerk das Pflügen mit den lange Zeit üblichen, aber vergleichsweise schwachen Pferdegespannen zu sehr behinderte.
Man beachte auch den Weg, der östlich des kleinen Waldstückes an einem großen Waldgebiet entlangläuft. Dieser Weg dürfte relativ alt sein, denn er führt direkt bei mehreren Hügelgräbern vorbei.


4. Einen Hinweis, dass sich am betreffenden Platz ungewöhnlich viel Steinmaterial im Boden befindet, könnte ein Laserscan liefern. Oberhalb des betreffenden Feldes sind 'Haufen' zu sehen, bei denen es sich um von Bauern im Laufe der Zeit aufgeklaubte und beiseite geräumte (Römer-)Steine handeln könnte. Bei den angrenzenden Feldern kommt dergleichen nämlich nicht vor.
Freilich, es könnte sich hier z.B. auch so verhalten, dass zum Zeitpunkt der Laserscans an der betreffenden Stelle in Kunststoff eingeschweißten Heuballen lagen. Genau deshalb ist es wichtig, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen.


5. habe ich in der Gegend schon Anfang der 1990er als Kind meinen ersten Sondengänger in freier Wildbahn gesehen (und für jemanden vom Entminungsdienst des Bundesheers gehalten 😄). Die tummeln sich nun aber bekanntlich gerne dort, wo es Interessantes im Boden zu finden gibt (weshalb mein vorsichtiges Vorgehen, genauere Details zum Standort hier vorerst zu verschweigen, wahrscheinlich nicht mehr viel bringt ...).


Geplant ist nun, die betreffende Gegend gemeinsam mit zwei Freunden ein wenig in Augenschein zu nehmen. Einer davon ist zufällig Archäologe. Der dritte im Bunde ist eigentlich eine Sie, hat ein Biologiestudium absolviert und betätigt sich hobbymäßig nicht nur als Living-History-Darstellerin, sondern auch als 'Kräuterhexe'. Im Gegensatz zu mir kennt sie sich sehr gut mit Kräutern/Kulturpflanzen aus. Deshalb ist es ihre Aufgabe, vor Ort auch nach entsprechenden botanischen Hinweisen für eine einstige Besiedelung Ausschau zu halten - sie hat in diesem Bereich schon einige Erfahrungen gesammelt, besonders hinsichtlich mittelalterlicher Ruinen und Wüstungen. Die Jahreszeit ist, trotz mildem Wetter, dafür zwar nicht optimal, aber wir wiederholen das vielleicht im kommenden Sommer.

Sollte ich mit meiner Vermutung richtig liegen, dann wäre das natürlich schön. Wenn aber nicht, muss ich es mir halt abschminken, als legitimer Nachfolger von Howard Carter in die Geschichte einzugehen 😉

Update: Weil man nachgefragt hat: Leider wurde nichts aus der Begehung - schlechtes Wetter! 

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3 Kommentare:

  1. Die Bewuchsmerkmale mit dem apsisartigen Halbkreis sehen meiner Meinung nach schon sehr verdächtig nach Römerbau aus. Viel Glück bei der Feldbegehung!

    Karl0

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  2. Zum Bild 5: Schaut mir mehr nach Klaubsteinhaufen und weniger nach Heuballen aus. Auf jeden Fall verdächtig. Würde ich mir in Anbetracht der anderen Hinweise unbedingt näher ansehen und bin schon gespannt, ob ihr dort etwas entdeckt.

    LG,
    Erwin

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