Montag, 20. Oktober 2025

🤮 Denkmalpflege: Wieso die baden-württembergische Stadt Heidenheim an der Brenz bei mir Brechreiz hervorruft

Nachdem ich mir kürzlich bei Amazon einen neuen Chefsessel bestellt habe - freilich ohne ein echter Chef zu sein - ist mir beim angezeigten Versandstatus der Ort Heidenheim an der Brenz ins Auge gesprungen.
 

Irgendwie kam mir der Ortsname bekannt vor. Mir ist aber trotz intensivem Grübeln nicht sofort eingefallen, woher ich ihn kenne. Also habe ich "Heidenheim" schnell bei Google eingegeben und gleich auf den obersten Suchtreffer geklickt - das war Wikipedia (da das Thema für mich zu diesem Zeitpunkt kein großes Gewicht besaß, war die Allwissende Müllhalde als Quelle akzeptabel - ansonsten ist sie das eher nicht). 
 
Doch erst nachdem ich mich fast bis ans Ende des relativ langen Artikels durchgescrollt hatte, wusste ich endlich, woher ich den Ortsnamen kannte. ER stammt nämlich von dort ^^. 

Erst vor ein paar Wochen hatte ich mir ein längeres Youtube-Video über Ihn bzw. den von ihm befehligten Afrikafeldzug angesehen.  Da muss der Ortsname in meinem Kopf hängen geblieben sein.

Nun hätte ich - zufrieden mit dieser Erkenntnis - den Wikipedia-Einrtag über Heidenheim schließen können, um mich wieder wichtigeren Dingen zu widmen. Doch leider, beim Überfliegen des Artikels sind mir gleich mehrere Fotos unter die Augen gekommen, die mich fassungslos machten. Die musste ich mir deshalb noch einmal genauer ansehen.

Das auf dem nachfolgenden Foto zu sehende Türmle (Bürgerturm) ist rund 600 Jahre alt. Doch anstatt das Gebäude und sein hohes Alter zu würdigen, wurde direkt daneben ein architektonisch nicht im geringsten dazupassender, völlig überdimensionierter moderner Bau errichtet, in dessen Schatten das Türmle nun steht. Einsam und verloren.


In Heidenheim war einst im 19. Jahrhundert ein wunderschönes Rathaus errichtet worden. Vom Baustil her vielleicht neoromanisch - oder etwas in der Art. Teilweise erinnert es mich auch an Renaissance-Architektur. Auf jeden Fall aber ist die Sache historisierend und sie erfreut das Auge.


Doch in den frühen 1970ern zog die Stadtverwaltung um; und zwar in dieses - man verzeihe mir die drastische Ausdrucksweise - architektonische Drecksloch. Wer fällt beim Anblick dieses Baus nicht in tiefe Depressionen? Und wie geht es erst den armen Menschen, die dort ihren Arbeitsplatz haben...
 

Man sollte ja nicht zu viel in Dinge hineininterpretieren, aber die Menschheitsgeschichte zeigt uns: Anhand der Architektur kann man den Niedergang von Gesellschaften oft sehr gut ablesen. Der oben beschriebene Fall Heidenheim ist schließlich nicht singulär. Vielmehr handelt es sich um ein einziges Beispiel aus einer nahezu unendlichen Reihe ähnlichen oder noch schlimmeren Fällen. Architektur und Denkmalschutz sind in Deutschland - und auch hier in Österreich - meist nur mehr ein schlechter Witz. Man würdigt die Vergangenheit nicht, aber auch die Zukunft sieht düster aus. Jeder, der nicht ein kompletter Knallkopf ist, sieht ja längst, wohin die Reise geht. 

Zum Schluss fiel mein Blick im Wikipedia-Artikel über Heidenheim auf eine Grafik, in der die Sitzverteilung der einzelnen Parteien im dortigen Gemeinderat dargestellt wird. Und ich dachte mir so: Tja, kein Wunder. "You get what you voted for" - wie es auf Japanisch so schön heißt.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diese klaren Worte! Mittlerweile erfordert dies ja schon fast Mut.

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  2. Die haben das Rathaus absichtlich so abgrundtief hässlich gemacht, damit möglichst wenige Bürger dort hinkommen und die Beamten bei ihrem Schläfchen stören.
    ;-)

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