Am 16. Oktober 2024 ist auf Netflix die sechsteilige zweite Staffel der Archäologie-Dokureihe "Ancient Apocalypse" gestartet. Geographisch bewegt sich darin der Ideengeber, Sachbuchautor und Präsentator Graham Hancock nahezu ausschließlich auf dem amerikanischen Doppelkontinent (in der ersten Staffel war man hingegen noch global unterwegs).
Dass die Reihe eine zweite Staffel erhalten hat ist auf den sehr großen Erfolg der ersten Staffel zurückzuführen. Und das alles obwohl einige wenige Akteure aus der Archäologie Hancock auf die übelste Weise bis heute diffamieren. Vorgegangen wird dabei mittels selektiver Quellenauswahl, Halbwahrheiten, Andeutungen (Innuendo), dem Kontaktschuld-Schmäh usw. Einer der Hauptakteure der Schmutzkübelkampagne gegen Hancock, ein verhaltensorigineller US-Archäologe namens "Flint Dibble", gibt in seinem "X"-Profil "preferred pronouns" an. Was durchaus beredt ist und man - pars pro toto - als Hinweis betrachten darf, aus welcher politisch-weltanschaulichen Ecke auf Hancock (erfolglos) eingeprügelt wird.
Nun ist es so, dass Graham Hancock aus Anlass des Starts der 2. Staffel von "Ancient Apocalypse" eine Art Promo-Tour macht und in ihrem Rahmen bei angesagten Podcastern wie Lex Friedman und Joe Rogan ausführlich über seine These spricht. In ihr geht es es um einen eiszeitlichen Kulturtransfer von einer verschollenen frühen Hochkultur - die bereits globale Hochseefahrt betrieben haben soll - hin zu steinzeitlichen Jägern und Sammlern. Was schließlich die sogenannte "jungsteinzeitliche Revolution" bzw. die Sesshaftwerdung des Menschen angestoßen haben soll.
Wie schon mehrfach hier gesagt: Mich überzeugt Hancock damit nicht wirklich, allerdings sind Teilaspekte seiner These - wie die postulierte Hochseefahrt - durchaus von einigem Interesse.
➽ Graham Hancocks "Ancient Apocalypse" | Spieldauer je 40 Minuten | Netflix | Stream & Info
Eine handwerklich sehr gut gemachte Netflix-Dokureihe. Mir persönlich ist zwar die audiovisuelle Verpackung zu groß geraten, aber die meisten Leute wird das nicht stören. Auch wenn man von Hancocks These nicht recht überzeugt ist, so lohnt sich das Ansehen meiner Meinung nach allemal. Ich habe mir innerhalb von zwei Tagen alle Folgen mit großem Vergnügen und viel Popcorn reingezogen.
➽ Lex Fridman Podcast: Graham Hancock: Lost Civilization of the Ice Age & Ancient Human History | Spieldauer 153 Minuten | Lex Friedman | Stream & Info
Hancock, den die erwähnten Archäo-Dreckschleudern neben Rassismus und Sexismus auch Antisemitismus andichten wollen, um ihn so aus dem Äther zu kicken, wird hier von Lex Friedman - der jüdischstämmig ist - in Schutz genommen. Friedman kritisiert den Missbrauch dieser drei 'Tatbestände' und ihre zunehmend inflationäre Verwendung in den letzten 10 Jahren. Bezeichnenderweise wird Hancocks Friedman-Interview - trotz 1,1 Millionen Youtube-Aufrufe innerhalb von nur drei Tagen - von seinen Gegnern so gut wie völlig ignoriert. Passt ja nicht zum Narrativ.
➽ Joe Rogan Experience: Graham Hancock | Spieldauer 149 Minuten | PowerfulJRE | Stream & Info
1,2 Millionen Aufrufe innerhalb von 2 Tagen alleine auf Youtube. Derweilen plärren Hancocks Feinde in ihrer vergleichsweise kleinen Echokammer. Der oben bereits erwähnte Ungustl Flint Dibble hat sogar vor sechs Monaten bei Rogan mit Hancock diskutiert, jedoch, wie sich im Nachhinein herausstellte, wurden von ihm die Seher/Hörer mittels Halbwahrheiten hinter die Fichte geführt. Hancock und Rogan sprechen das hier gleich in den ersten 10 Minuten des Interviews an. Ich empfehle dazu auch einen etwas ausführlicheren "X"-Thread des eigentlich Hancock-kritischen Archäologen Paul Hill, der die Niedertracht und intellektuelle Insuffizienz seines Berufskollegen Dibble dort hervorragend in ihre Einzelteile zerlegt: Klick mich. Auch Hancock selbst hat kürzlich dazu ein Video veröffentlicht. Den Namen Flint Dibble muss man sich in diesem Zusammenhang unbedingt merken. Denn das, was an Negativem über Hancock gelegentlich in die Berichterstattung der Journaille sowie von Archäologie-Magazinen/Bloggern durchsickert, geht zu erheblichen Teilen auf das boshafte Geschreibsel und das Intrigieren dieses unübersehbar mental nicht ganz koscheren Akteurs zurück (hierzu noch einmal der ausdrückliche Hinweis auf den oben verlinkten "X"-Thread). PS: Die Kommentare unter dem Rogan-Interview sind durchaus auch lesenswert.
➽ Kämpfen wie im Mittelalter | Spieldauer 3 Minuten | HR | Stream & Info
"Vollkontaktkampf in historischer Rüstung". Geh bitte, die träumen wohl ... ^^
➽ Der Schatz im Wald - Paulinzella | Spieldauer 45 Minuten | Alpha | Stream & Info
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Sie haben auch versucht, ihn in die Nähe von Prä-Astronautik und Aliens zu rücken, obwohl seine Theorie damit überhaupt nichts zu tun hat. Es muss diese Jagdgesellschaft ganz schwer wurmen, dass all die Anpatzversuche keinen nachhaltigen Erfolg gehabt haben und ihr Hassobjekt heute populärer denn je ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihnen der unterstützende Auftritt von Keanu Reeves in Ancient Apocalypse ganz besonders den Blutdruck nach oben getrieben hat. 😆😆😆
AntwortenLöschenIch habe mir diesen Fall jetzt einmal anhand der von dir zur Verfügung gestellten Links etwas näher angesehen. Als Geschichtswissenschaftlerin erstaunt mich dabei die Aggressivität, mit der auf die Ideen von Graham Hancock reagiert wird. Wie du selber geschrieben hast, muss man Hancocks Ideen nicht teilen, aber dass erwachsene Menschen, noch dazu Akademiker, wegen so einer vergleichsweisen Trivialität komplett aus der Rolle fallen, finde ich ganz furchtbar. Wir sind nicht nur Forscher, sondern auch Wissensvermittler. Wer aber so in der Öffentlichkeit auftritt wie diese Personen, der vergrämt sehr viele Menschen.
AntwortenLöschenVor wenigen Tagen habe ich einen Artikel gelesen, in dem berichtet worden ist, dass die Impfbereitschaft in Europa deutlich zurückgegangen ist. Das ist ein Ergebnis der Art und Weise wie von Wissenschaftlern während der Covid-Pandemie mit dem Thema umgegangen wurde. Verächtlichmachung Andersdenkender und der Versuch sie mundtot zu machen, anstatt den Diskurs zu suchen. Dieses Schema wird jetzt bei Graham Hancock und seinen Ideen wiederholt. Das ist ein ganz schlechter Stil und eine noch viel schlechtere Strategie. Hier wird das Vertrauen in die Wissenschaft nicht so sehr von Hancock beschädigt, der sehr behutsam formuliert, sondern von seinen Gegnern in der Wissenschaft selbst. Einfach nur traurig.
Als Archäologe sollte man über solchen Dingen stehen. Ich habe mich in meiner aktiven Zeit selbst von Fragen nach Alienartefakten nicht aus der Ruhe bringen lassen.
AntwortenLöschenÜberreaktionen fallen nur auf einen selbst zurück und bringen langfristig in didaktischer Hinsicht nichts.
Hancock das Label eines heimlichen Rassisten aufzudrücken hat die Funktion, ihn als Feind zu markieren. Leider gibt es unter den Kollegen zu viele, die dann in einer Art Herdentrieb vollkommen unreflektiert auf den Zug aufspringen. Ein allzu menschliches Verhalten, aber kein schönes.
ROBERT
Sehr guter Tipp, lieber Hilti! Ich bin bei Folge drei und positiv überrascht.
AntwortenLöschenC3PO