Donnerstag, 7. November 2024

🗞️ Was in der alten Zeitung steht: Die unfreiwillige Ironie in einem bösen Wochenblatt (1932) -- Das UFO/UAP von Hildburghausen (1847)

Die unfreiwillige Ironie in einem bösen Wochenblatt

Eigentlich hatte ich im Online-Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek nach Hinweisen zu historischen UFO-Erscheinungen gesucht. Gestolpert bin ich dabei jedoch auch über das österreichische NS-Wochenblatt Der eiserne Besen. Unten zu sehen ist das Titelblatt der Ausgabe vom 30. April 1932.


Mir ist hier nun folgendes Detail ins Auge gesprungen ...


Die nationalsozialistischen Redakteure haben demnach ihre antijüdische Agitation ausgerechnet in einer "Judengasse" verlegt! Ob den Lesern die hier innewohnende Ironie aufgefallen ist? Der Sachverhalt wirkt ja fast wie Teil eines Satireprojekts. ^^

Zusatzbemerkungen: Den Begriff "Nazi" sollte man - gerade im geschichtswissenschaftlich seriösen Kontext - meiner Meinung nach verräumen und möglichst konsequent durch die damals offizielle Bezeichnung "Nationalsozialisten" ersetzen.  Man darf nämlich auch "niemals vergessen", dass es sich im Kern um eine - wie der Name korrekt vermittelt - sozialistische Ideologie gehandelt hat; will heißen, um den Sozialismus herum hat sich das politische Programm aufgebaut, nicht etwa um die heute in den Mittelpunkt gerückte antijüdische Gesinnung, die lediglich ein Teilaspekt war. Es ist in diesem Kontext wohl kein Zufall, dass laut einer Historiker-Kommission nach dem 2. Weltkrieg in Österreich besonders viele der ehemaligen NSDAP-Mitglieder politisch bei der SPÖ untergeschlüpft sein sollen (die sich, und auch das ist kaum zufällig, erst zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der UdSSR bzw. der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken urplötzlich als "sozialdemokratisch" bezeichnet hat, hingegen von 1945 bis 1991 als "sozialistisch"; der Verdacht, dass man sich so an die Siegermacht UdSSR ranschleimen wollte, will mir hier naheliegend erscheinen). Das Wort "Nazi" verschleiert den "Sozialismus" im Nationalsozialismus, was, wie ich stark vermute, einigen politischen Akteuren (siehe SPÖ) durchaus nicht ungelegen kam und kommt. "Nazi" war, meiner Beobachtung nach, tendenziell eine Fremdbezeichnung für Anhänger des Nationalsozialismus; will heißen, "Nazi" wurde gerne von politischen Gegnern wie den Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten usw. verwendet. Wobei der Begriff ursprünglich schon auch bei Nationalsozialisten selbst vorkam - siehe Joseph Goebbels Buch "Der Nazi-Sozi" aus dem Jahr 1927. Ich kann nicht sagen warum, aber später scheint der Begriff von den Nationalsozialisten selbst nicht (oder kaum noch) verwendet worden zu sein (vielleicht weil er zu lange vom politischen Gegner in abwertender Form gebraucht wurde). Jeder kann das leicht überprüfen, indem er einfach in das Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek geht und die damals staatlich zensierten Zeitungen, die während der nationalsozialistischen Diktatur erschienen sind, nach dem Wort "Nazi" durchsucht. Man wird praktisch nicht fündig werden, außer in Oppositionsblättern, die im Ausland gedruckt wurden. Die Verwendung des Begriffs Nazi könnte demnach (von der Reichspressekammer?) untersagt worden sein.
Übrigens: Auch den Begriff "antisemitisch" lehne ich aufgrund seiner Unschärfe ab; es gibt kein jüdisches Monopol auf den Semitismus. Denn nicht nur Juden zählen zu den Semiten, sondern z.B. auch Araber und sogar das berüchtigte historische Volk der Hyksos, das den Pharaonen so viele Schwierigkeiten bereitet hat. Im Übrigen sehen sehr viele der heutigen Juden aufgrund starker genetischer Vermischungen in etwa so semitisch bzw. orientalisch-nahöstlich aus wie Siegfried der Drachentöter. "Antijüdisch" ist daher passender, auch wenn es sich vielleicht nicht so schlau anhört. 


Das UFO/UAP von Hildburghausen

Den in der Populärkultur überstrapazierten und auch etwas verbrannten Begriff UFO (Unidentified Flying Object) haben Forscher seit einigen Jahren mehr oder weniger in Pension geschickt bzw. teilweise durch UAP (Unidentified Aerial Phenomenon) ersetzt. Der Begriff ist sozusagen allumfassend, da mit ihm nicht nur scheinbar oder tatsächlich feste "Objekte" angesprochen werden, sondern z.B. auch Lichterscheinungen. Wobei natürlich hinter einer Lichterscheinung auch ein festes Objekt stehen kann, was aber oft für den Beobachter nicht klar erkennbar ist. 
Wie schon weiter oben geschrieben, habe ich spaßeshalber das Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek nach historischen Meldungen über solche Himmelserscheinungen durchsucht, die man heute als UFO/UAP deuten könnte. Ich wurde dabei mehrfach fündig. Hier eines der Beispiele (weitere werden zukünftig noch folgen). Im Juli des Jahres 1847 - weniger als ein Jahr bevor in vielen Teilen Europa die Fetzen flogen - berichtet die Brünner Zeitung der k.k. priv. mähr. Lehenbank über folgendes Ereignis aus der thüringischen Stadt Hildburghausen:


Am 19. Juni bemerkte man in Hildburghausen eine merkwürdige Erscheinung am Himmel. Derselbe war mit Wolken bedeckt, die ihren Zug von Norden nach Süden nahmen. Hoch im Norden, etwas östlich, stand gegen Mittag halb 12 Uhr eine helle runde Scheibe, 2 1/2 bis 3 Fuß im Durchmesser. Um diese Scheibe drehten sich die sie umgebenden Wolken kreisförmig von der Rechten zur Linken ungefähr 2 Minuten lang, dann vergrößerte sich die Scheibe immer mehr, verlor dann ihre runde Gestalt und zerteilte sich. Dabei waren die Wolken ziemlich hoch, ihr Zug langsam, und man vernahm weder ein Tosen noch Brausen in der Luft.

Was mag das wohl gewesen sein? Und was hat es mit der Größenangabe der Scheibe auf sich? Ist hier von der scheinbaren Größe die Rede - die man vom Boden aus wahrnahm - oder von der tatsächlichen? Ersteres dürfte zutreffen, denn wenn die Erscheinung, wie es geschrieben steht, hoch am Himmel stand, hätte man ein Objekt von maximal 3 Fuß Durchmesser kaum erkennen können. In der Realität wird diese ominöse Scheibe demnach deutlich größer gewesen sein.

In Zeitungsarchiven können erstaunlich viele solcher Beschreibungen gefunden werden. Man muss nur nach Begriffen wie "Himmelserscheinung", "Erscheinung am Himmel" usw. suchen. Einiges davon lässt sich leicht 'natürlich' erklären, anderes, wie eben die Scheibe von Hildburghausen, bereitet hingegen Schwierigkeiten. Zumindest mir. Aber vielleicht hat ja jemand unter den Lesern eine Idee, was dieses Phänomen gewesen sein könnte?


13 Kommentare:

  1. Interessant, dass es sich bei diesen Phänomenen auffällig oft um Scheiben, Kugeln und Zylinder handelt. Hier ein Fall aus Luxemburg zur ungefähr gleichen Zeit wie in Hildburghausen:

    https://ufoscriptorium.blogspot.com/2024/10/biedermeier-ufo-in-luxemburg.html

    Liebe Grüße,
    F. Robert Kramer

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    1. Um diese Zeit scheinen sich solche Meldungen - meiner Beobachtung nach - zu häufen.
      Wobei Meldungen über solche Himmelserscheinungen bis in die Antike zurückreichen. Z.B. Livius schreibt mehrfach von fliegenden Objekten, die wie Rundschilde (=Scheibe mit Kuppel) aussahen.

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  2. Auch der Begriff "Holocaust" ist interessant, weil nicht sehr wissenschaftlich, erst Jahrzehnte nach dem Kriegsende in den USA kreiirt bzw gepusht und außerdem unter Juden selbst ursprünglich umstritten.

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  3. Klasser Hinweis, diese österreichische Onlinebibliothek ist eine nützliche Quelle. Auch sehr gut technisch umgesetzt.

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  4. klasse fund! darf ich den, unter quellenhinweis, auf meinen blog übernehmen?
    dank & gruß
    w. raab
    https://ufoscriptorium.blogspot.com/search?q=hildburghausen

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  5. hallo und vielen dank! ich war so frei:
    https://ufoscriptorium.blogspot.com/2024/11/ufo-uber-hildburghausen-juli-1847.html
    wünsche rasche gesundung und eine schöne woche!

    r. raab

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    1. „Daylight Disc“ - diese Klassifizierung kannte ich nicht.
      Da habe ich wieder etwas dazugelernt :)

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    2. die ufologie ist ein weites feld! 👍
      sollte ich wieder was zum thema auf Deinem blog finden, frage ich wieder dezent an, wenn ich darf! 👍👽

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    3. Natürlich! Einige solche Zeitungsmeldungen habe ich noch auf Lager. Muss sie nur noch in Reinschrift bringen.

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    4. klasse, da freue ich mich! ich bin für online-suche völlig unbrauchbar, ich kann nur mit büchern arbeiten. meine historischen fälle sind alle aus büchern. am meisten freut man sich natürlich, wenn man fälle findet, wo man sie nicht erwartet hat! da ich gerne biographien und "historisches" lese, ist immer wieder etwas dabei ... 👍👽

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