Der antike Autor Titus Livius schildert in den Büchern 21 bis 30 seines Geschichtswerkes Ab urbe condita den berühmten 2. Punischen Krieg (218 - 201 v. Chr.) zwischen Rom und Karthago. Das vorliegende 30. Buch umfasst den Zeitraum von 203 - 201 v. Chr. Zentrales Thema sind hier die von Scipio (Africanus) ins karthagische Kernland getragenen Kamphandlungen: Dazu zählen unter anderem die Auseinandersetzungen mit dem numidischen Herrscher Syphax (ein Verbündeter Karthagos), die Rückberufung Hannibals aus Italien nach Nordafrika (um dort die Heimat zu verteidigen), die berühmte Entscheidungsschlacht bei Zama zwischen Scipio und Hanibal sowie der Friedensschluss zwischen Rom und Karthago.
Karthago zögerte in den letzten Kriegsjahren eigentlich die unvermeidliche Niederlage nur noch hinaus, wie aus dem letzten Teil von Livius' Beschreibung des 2. Punischen Krieges hervorgeht. Mit Roms italischem Rekrutierungspotential konnte man einfach nicht mithalten. Deutlich wird dies bei der Schlacht von Zama, wo Hannibal mit seiner hastig zusammengewürfelten und unterschiedlichst bewaffneten Söldnerarmee gegen den ethnisch relativ homogenen Block Scipios mittlerweile klar im Nachteil war. Neben Karthagern gehörten der Truppe Hannibals Makedonen, Gallier, Ligurer, Mauren, Balearen, Bruttier und sogar einige abtrünnige Latiner aus Italien an; das Sprachwirrwarr war enorm, wie Livius berichtet. Unterschiedlich waren auch die Beweggründe der einzelnen Volksgruppen, für Karthago zu kämpfen: Hoffnung auf Beute, Land und politischen Einfluss einerseits, aber auch Zwang (besonders bei den Bruttiern) andererseits. Und doch, mit etwas Glück hätte Hannibal die Schlacht von Zama vielleicht gewinnen können, denn Livius attestiert ihm, eine sehr kluge Schlachtaufstellung gewählt zu haben. Schlussendlich scheiterte er wohl vor allem am fehlenden inneren Zusammenhalt seiner 'Multikulti'-Truppe, wie zumindest die Überlieferung nahelegt.
Am Ende des Buchs wird das Zustandekommen des weitestgehend von Rom diktierten Friedensvertrages geschildert. Und Livius gibt auch gleich einen vagen Ausblick auf das 31. Buch, in dem der bereits am Horizont heraufziehende Krieg gegen Makedonien im Zentrum der Betrachtungen stehen wird.
Die Übersetzung stammt von Ursula Blank-Sangmeister. Der lateinischen Text wurde von ihr in ein modernes, allgemein verständliches Deutsch übertragen. Positiv hervorzuheben sind auch die unzähligen erklärenden Endnoten, ein Verzeichnis der enthaltenen Eigennamen und eine nützliche Inhaltsübersicht, in der die wichtigsten Ereignisse des geschilderten letzten Kriegsabschnitts chronologisch bzw. nach Kapiteln geordnet zu finden sind.
Randbemerkung: Endlich ist jetzt Livius' Schilderung des 2. Punischen Kriegs bei Reclam vollständig erhältlich! Die Veröffentlichung der zehn dünnen Bücher (Ab urbe condita 21-30) hat sich nämlich von 1999 (!) bis in dieses Jahr wie ein Strudelteig in die Länge gezogen.
Freilich, ich möchte mir lieber nicht ausmalen, wie lange der Verlag benötigt, um den Rest dieses bedeutenden Geschichtswerks zu veröffentlichen ...
Weiterführende Informationen:
Karthago zögerte in den letzten Kriegsjahren eigentlich die unvermeidliche Niederlage nur noch hinaus, wie aus dem letzten Teil von Livius' Beschreibung des 2. Punischen Krieges hervorgeht. Mit Roms italischem Rekrutierungspotential konnte man einfach nicht mithalten. Deutlich wird dies bei der Schlacht von Zama, wo Hannibal mit seiner hastig zusammengewürfelten und unterschiedlichst bewaffneten Söldnerarmee gegen den ethnisch relativ homogenen Block Scipios mittlerweile klar im Nachteil war. Neben Karthagern gehörten der Truppe Hannibals Makedonen, Gallier, Ligurer, Mauren, Balearen, Bruttier und sogar einige abtrünnige Latiner aus Italien an; das Sprachwirrwarr war enorm, wie Livius berichtet. Unterschiedlich waren auch die Beweggründe der einzelnen Volksgruppen, für Karthago zu kämpfen: Hoffnung auf Beute, Land und politischen Einfluss einerseits, aber auch Zwang (besonders bei den Bruttiern) andererseits. Und doch, mit etwas Glück hätte Hannibal die Schlacht von Zama vielleicht gewinnen können, denn Livius attestiert ihm, eine sehr kluge Schlachtaufstellung gewählt zu haben. Schlussendlich scheiterte er wohl vor allem am fehlenden inneren Zusammenhalt seiner 'Multikulti'-Truppe, wie zumindest die Überlieferung nahelegt.
Am Ende des Buchs wird das Zustandekommen des weitestgehend von Rom diktierten Friedensvertrages geschildert. Und Livius gibt auch gleich einen vagen Ausblick auf das 31. Buch, in dem der bereits am Horizont heraufziehende Krieg gegen Makedonien im Zentrum der Betrachtungen stehen wird.
Die Übersetzung stammt von Ursula Blank-Sangmeister. Der lateinischen Text wurde von ihr in ein modernes, allgemein verständliches Deutsch übertragen. Positiv hervorzuheben sind auch die unzähligen erklärenden Endnoten, ein Verzeichnis der enthaltenen Eigennamen und eine nützliche Inhaltsübersicht, in der die wichtigsten Ereignisse des geschilderten letzten Kriegsabschnitts chronologisch bzw. nach Kapiteln geordnet zu finden sind.
Randbemerkung: Endlich ist jetzt Livius' Schilderung des 2. Punischen Kriegs bei Reclam vollständig erhältlich! Die Veröffentlichung der zehn dünnen Bücher (Ab urbe condita 21-30) hat sich nämlich von 1999 (!) bis in dieses Jahr wie ein Strudelteig in die Länge gezogen.
Freilich, ich möchte mir lieber nicht ausmalen, wie lange der Verlag benötigt, um den Rest dieses bedeutenden Geschichtswerks zu veröffentlichen ...
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So ganz begreife ich nicht, wieso es dem großen Verlag Reclam nicht gelingt, zumindest ein Heft pro Jahr herauszubringen. Mir dauert das auch alles viel zu lange, weshalb ich die Liviusausgabe von Marix gekauft habe, die vollständig und relativ günstig ist, aber, und das ist der große Nachteil, leider auch schon ziemlich alt ist. Zum Nachschlagen ausreichend, aber länger Abschnitte zu Lesen macht weniger Spaß. Anmerkungen fehlen natürlich auch.
AntwortenLöschenLG,
Erwin
Ja, die älteren Übersetzungen von Marix sind bloß eingescannte Übersetzungen aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, über die man eine OCR-Software hat laufen lassen. Darin finden sich Fehler und sprachlich sind die überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Die in den letzten paar Jahren veröffentlichten Übersetzungen, für die z.B. Kai Brodersen zuständig war, sind allerdings echte Neuübersetzungen und sehr gut. Livius ist leider nicht darunter.
LöschenImmerhin ist Reclam so rechtzeitig fertig geworden, dass ich Livius noch lesen kann, bevor ich mich an die Grafic Novel "In Search oh Hannibal" (Text: Nikolas "Lindybeige" Lloyd) mache. Der Band erscheint voraussichtlich im Dezember und ich freue mich schon sehr darauf.
AntwortenLöschenLindybeige wirbt ja schon seit geraumer Zeit immer wieder in Videos dafür. Ich werde da auch zugreifen, sobald das Buch erscheint und habe auch hohe Erwartungen, nachdem was bisher davon zu sehen war.
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