Die Frage, ob es im antiken Rom Einrichtungen gab, die unseren modernen Krankenhäusern entsprechen, ist leicht zu beantworten: Jain ;)
Aus dem militärischen Bereich kennen wir das valetudinarium. Dabei handelt es sich um ein Lazarett, in welchem der erkrankte Soldat (aegri) gepflegt wurde. Neben dem einfachen Sanitäter (miles medicus) bzw. den für das Verbinden von Wunden zuständigen capsarii (von capsa = zylinderförmiger Verbandskasten) arbeiteten hier - abhängig von der Größe der Einheit - auch unterschiedliche Fachärzte. So z.B. ein Chirurg (medicus chirurgus), ein Internist (medicus clinicus) oder ein Augenarzt (medicus ocularius). Als Oberarzt fungierte der sogenannte medicus ordinarius.
Aus dem Zivilleben sind uns vor dem Ende des 4. Jh. keine klassischen Krankenhäuser bekannt. Der Arzt kam stattdessen bei schwereren Erkrankungen zum Patienten nachhause und führte die Behandlung vor Ort durch. Allerdings scheint im Falle von chirurgischen Eingriffen auch eine zeitweise Unterbringung in der Praxis des Arztes vorgekommen zu sein.
In der Stadt Rom war es außerdem üblich, Asklepios - dem Gott der Heilkunst - in seinem Tempel auf der Tiberinsel Geschenke zu weihen bzw. mittels Gelübdetäfelchen um Beistand zu bitten. Vermutlich ein eher fruchtloses Unterfangen...
Interessanterweise gab es dort auch eine Unterbringung für kranke Sklaven, deren Pflege die Besitzer nicht mehr übernehmen konnten/wollten. Mit dieser Einrichtung wurde von besagten Besitzern wohl ein gewisses Maß an Schindluder getrieben, denn Kaiser Claudius erklärte alle gesundenden Sklaven automatisch für frei.
Auch die Verwalter von Landgütern sollten für erkrankte Sklaven saubere und gut durchlüftete Krankenzimmer bzw. ein Lazarette bereithalten (wie beim Militär valetudinarium genannt), schreibt der Landwirtschaftsautor Columella. "Tod durch Arbeit" war demnach keine akzeptable Option.
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Weiterführende Literatur:
- Alltag im alten Rom - Das Leben in der Stadt | Karl-Wilhelm Weeber | Albatros | 1995/2011 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
- Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts | Anne Johnson | Phillip von Zabern | 1987
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