Marathon, Thermopylen, Salamis, Plataiai - Namen bzw. Orte von vier berühmten antiken Schlachten, die für die kulturelle Entwicklung Europas von großer Bedeutung waren. Doch welche Geschichten, Taten und Schicksale stehen damit in Zusammenhang? Wie war es möglich, dass das Persische Großreich - die erste Supermacht der Menschheitsgeschichte - ausgerechnet im völlig zerstrittenen, provinziellen Griechenland gestoppt wurde?
Im Buch Persisches Feuer - Ein vergessenes Weltreich und der Kampf um Europa (Rowohlt Taschenbuch Verlag) schildert der routinierten Autor Tom Holland die Vorgeschichte, die Hintergründe und den Verlauf der sogenannten Perserkriege. Konzentriert er sich zu Beginn noch auf die Geschichte und den Staat der frühen Perser, so vollzieht er bereits nach 91 (von 463) Seiten einen Totalschwenk und erläutert nun zuerst die Besonderheiten der athenischen sowie der spartanischen Gesellschaft (wer hätte etwa gedacht, dass Spartanerinnen für ihr blondes Haar berühmt waren?), bevor er zur eigentlichen Darstellung des Krieges und seiner politischen Rahmenhandlung übergeht. Wohl aufgrund der einseitigen Quellenlage wird hier vor allem die griechische Sichtweise wiedergegeben, welche kurz umrissen wie folgt aussieht: Nachdem die beiden persischen Großkönigen Dareios I. und Xerxes I. bereits die griechischen Stadtgründungen an der Mittelmeerküste Kleinasiens (=Ionien) unter ihre Oberhoheit gezwungen haben, soll nach einem Überschreiten des Bosporus endlich auch das griechische Mutterland zu einer Satrapie (=Provinz) Persiens gemacht werden. Sehr eindrücklich wird in diesem Zusammenhang geschildert, wie sich die Schlinge um den Hals Griechenlands immer enger zieht, während dort nicht nur die einzelnen Städte unablässig miteinander zanken, sondern auch die einflussreichen Familien innerhalb dieser Städte gegeneinander intrigieren und dabei selbst vor Hochverrat nicht zurückschrecken. Trotzdem schafft es in diesem Durcheinander der schlaue Athener Aufsteiger Themistokles eine Koalition zu schmieden sowie eine großes Flottenbauprogramm einzuleiten. In Folge wird er zum Retter Griechenlands, wenn nicht sogar des gesamten europäischen Abendlandes. Und doch treiben ihn die Athenern an seinem Lebensabend mittels Scherbengericht in ein unrühmliches Exil, in dem er sich aus Verbitterung mit den einstigen Todfeinden - den Persern - einlässt.
Ein interessante Randnotiz: Wer den Film 300 gesehen hat, dürfte in diesem Buch manch Detail wiedererkennen - allerdings ergänzt um viele interessante historische Zusatzinformationen: Als etwa einige persische Gesandte von den Spartanern kurzerhand in einen Brunnen geworfen wurden, nachdem sie als Unterwerfungsgeste für ihren Großkönig "Erde und Wasser" gefordert hatten, rief man ihnen angeblich noch höhnisch hinterher, im Brunnen finden sie die Erde und das Wasser, wegen derer sie von so weit gekommen sind. Doch nicht nur die Spartaner missachteten die diplomatischen Gepflogenheiten, vielmehr wurden ungefähr zur gleichen Zeit auch die Mitglieder einer zweite persischen Gesandtschaft in Athen umgebracht. Die Athener versuchten ihre Tat freilich durch eine formelle Gerichtsverhandlung in ein Mäntelchen der Legalität zu kleiden...
Und wer sich fragt, welcher wilde Affe die Produzenten von 300 gebissen hat, als sie den persischen Großkönig Xerxes als Riesen in Szene setzten (ich wäre damals am liebsten schreiend aus dem Kinosaal gelaufen), erhalten hier ebenfalls einen Hinweis auf die vermutlichen Hintergründe dieser haarsträubenden Darstellung. Bei den Persern (und nicht nur bei ihnen) war es nämlich üblich, den eigenen Herrscher übergroß darzustellen - so auch auf einem bekannten Relief, das einen riesenhaften König beim Inspizieren von Kriegsgefangenen zeigt. Sehr wahrscheinlich war dies den Filmemachern - oder dem Comic-Buchautor, auf dessen Geschichte der Film eigentlich beruhte - bekannt, und man zog daraus eigene bzw. höchst phantasievolle Schlüsse.
Und wer sich fragt, welcher wilde Affe die Produzenten von 300 gebissen hat, als sie den persischen Großkönig Xerxes als Riesen in Szene setzten (ich wäre damals am liebsten schreiend aus dem Kinosaal gelaufen), erhalten hier ebenfalls einen Hinweis auf die vermutlichen Hintergründe dieser haarsträubenden Darstellung. Bei den Persern (und nicht nur bei ihnen) war es nämlich üblich, den eigenen Herrscher übergroß darzustellen - so auch auf einem bekannten Relief, das einen riesenhaften König beim Inspizieren von Kriegsgefangenen zeigt. Sehr wahrscheinlich war dies den Filmemachern - oder dem Comic-Buchautor, auf dessen Geschichte der Film eigentlich beruhte - bekannt, und man zog daraus eigene bzw. höchst phantasievolle Schlüsse.
Fazit: Persisches Feuer ist ein informatives und zumeist sehr flüssig geschriebenes Buch. Trotzdem war ich versucht einen Stern abzuziehen, da man die Perser durchaus stärker in den Fokus der Betrachtungen hätte rücken können; der Titel suggeriert das auch fälschlicherweise.
Wen dieser Mangel allerdings nicht übermäßig stört, der bekommt hier vermutlich die packendste Darstellung der legendären Perserkriege geboten, die es zurzeit auf dem Büchermarkt gibt. Überdies ist der Preis für die Taschenbuchausgabe mit knapp 13 Euro sehr günstig.
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