Das antike Werk Taktika - dessen Originaltitel nicht einheitlich überliefert wurde - entstand um 100 n. Chr. und wurde von seinem Autor - Ailianos - dem römischen Kaiser Trajan gewidmet. Zweck des Buchs war es, Trajan und seinen Zeitgenossen die Taktiken aus hellenistischer Zeit näherzubringen bzw. das alte Wissen für die römische Kriegsführung der damaligen Gegenwart nutzbar zu machen.
Zu Beginn der Ausführungen werden die neun unterschiedlichen Waffengattungen wie Hopliten, Peltasten, gepanzerte Reiter, Kriegselefanten usw. genannt. Desweiteren erläutert Ailianos ausführlich deren Aufbau, die Befehlsstruktur sowie die möglichen taktischen Manöver. Hierbei geht der Autor mitunter sehr ins Detail; z.B. nennt er den erforderlichen Abstand der einzelnen Hopliten zueinander; an anderer Stelle beschreibt er wiederum, wie weit die Sarissen (Lanzen) der hinteren Reihen einer Phalanx über die vorderste Reihe hinausragen.
So viel Penibilität kann für den Leser ermüdend sein, wobei freilich bei weitem nicht jedem Aspekt die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt wird. Manches, wie etwa die Beschreibung der Bewaffnung, fiel vergleichsweise oberflächlich aus. Grundsätzlich ist das Buch aber zweifellos eine wertvolle Informationsquelle bezüglich des Militärs zur Zeit Alexanders des Großen und der Diadochen.
Ailianos war wohl kein Mann mit großer persönlicher Militär-Erfahrung, jedoch kannte er Frontinus, den Autor der Strategemata (Kriegslisten), in dessen Haus er sogar einige Tage verbracht hatte und der ihm vielleicht auch ein wenig mit Rat zur Seite stand. Für sein Werk dürfte Ailianos auf jeden Fall eine Vielzahl an heute zum Teil unbekannten hellenistischen Quellen herangezogen haben.
Die vorliegenden zweisprachige Übersetzung von Kai Brodersen fußt auf einer Überlieferung im Codex Laurentianus LV 4 aus dem 10. Jh. n. Chr.
Der Ausgabe des Marix Verlags wurde ein ausführliches Vorwort spendiert, das als Ersatz für die nicht vorhandenen Endnoten/Anmerkungen gedacht ist. Ein Konzept, das hier meiner Ansicht nach weitestgehend funktioniert.
Fazit: Die Taktika des Ailianos ist ein staubtrockenes, aber informatives Werk. An der Übersetzung gibt es nichts zu meckern - der griechische Originaltext wurde in ein leicht verständliches, modernes Deutsch übertragen. Der Kaufpreis für das 160-seitige Buch im Hardcover-Einband beträgt 15 Euro.
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Weiterführende Informationen:
Weitere interessante Themen:
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- Buch: Mit Schild und Schwert für Attika! Hopliten und ihre Rekrutierung im Athen des 5. Jahrhunderts vor Christus
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Die Taktika sind deutlich unterhaltsamer, wenn man einen Berliner Turnverein hat, um die Sarissenformationen auszuprobieren (und man danach auf die eigene Historikerzunft schimpfen kann, die nur herumrede, anstatt Behauptungen auch mal experimentell zu überprüfen). :)
AntwortenLöschenEs heißt nicht umsonst: Probieren geht über Studieren ;)
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