Der Online-Shop
Seit einigen Jahren sammle ich Replikate historischer Gebrauchsmesser aus der Römerzeit sowie aus dem frühen Mittelalter. Kürzlich kamen mir dann auf der Webseite der-roemer-shop.de zwei günstige römische Küchenmesser unter, die ich meiner Sammlung hinzufügen wollte. Und weil ich gerade dabei war, habe ich auch noch eine hübsche kleine Öllampe in den Warenkorb gelegt.
Doch so einfach war der Einkauf dann leider nicht. Ich hatte bei diesem Shop, der eine interessante Produktpalette aufweist, vor wenigen Jahren ja schon einmal etwas bestellt (damals hieß er noch - in Anlehnung an eine antike Shopping Mall in Rom - "Forum Traiani"; keine Ahnung, warum der Name geändert wurde, eventuell weil er zu hochgestochen bzw. für den Normalkunden zu nichtssagend klang und entsprechend wenig verkaufsfördernd war); siehe meinen Blogbeitrag dazu. Bezahlen konnte man unter anderem mit Amazon Pay. Will heißen, der Bezahlvorgang läuft dabei über das Amazon-Kundenkonto und die dort hinterlegten Bankdaten, auch wenn der Shop wie in diesem Fall eine eigene Website hat. Diese für mich praktischste Bezahloption wird zwar immer noch vom "Römer Shop" angeboten, allerdings scheint sie am Ende des Bestellvorgangs plötzlich nicht mehr auf - und das ist schon etwas ärgerlich, weil man sich in dieser Situation als Kunde automatisch fragt, ob man selbst etwas falsch gemacht hat und deshalb den Bestellvorgang sinnloserweise wiederholt. Auf Nachfrage haben mir die Betreiber dann bestätigt, dass Amazon Pay zurzeit tatsächlich nicht mit ihrem Shop funktioniert. Ok, nur wieso entfernt man das "Amazon-Pay"-Logo dann nicht konsequenterweise vorübergehend von der Website und erspart dem Kunden dadurch ein frustrierendes Erlebnis?
Bestellt bzw. bezahlt habe ich schließlich beim dritten Anlauf per Vorkasse. Den Umstand, dass der "Römer Shop" (bei dem offenbar der im Deutschen übliche Bindestrich irgendwo verlorengegangen ist ^^) seinen Kunden widersprüchliche Informationen präsentiert, findet man allerdings auch an anderer Stelle. Und zwar bei den von mir bestellten Messern. Dort heißt es zuerst im kurzen Produktinformationstext:Klickt man dann allerdings auf "Weitere Arikelinfos", bekommt man plötzlich das genaue Gegenteil zu lesen:
Die wissen offensichtlich auch nicht so recht, was sie wollen 🙄. Aber natürlich kann man das Messer prinzipiell in der Küche verwenden (es gibt hier allerdings ein großes ABER; mehr dazu weiter unten). Dass sich der niedriglegierte Stahl historischer Replikate beim Kontakt mit Lebensmitteln anders verhält als moderner Edelstahl ist zumindest mir völlig klar. Da kann es, selten aber doch, schon einmal passieren, dass z.B. das frisch geschnittene Obst eine leicht metallische Note aufweist. Eventuell ist der Warnhinweis/Disclaimer ja deutschen Gesetzen geschuldet. Doch wie auch immer, die Produktinformation gehört einheitlich formuliert. Das ist wieder so ein 'Detail' und sollte wirklich nicht schwer umsetzbar sein. Und nachdem ich den Händler deshalb kontaktiert habe, hat er die Sache tatsächlich mehr oder weniger mittels einer zusätzlichen Konkretisierung korrigiert.
Beim zweiten Messer, und zwar dem mit geschwungener Klinge, wird das oben beschriebene Durcheinander um ein zusätzliches angereichert. Dort heißt es in der kurzen Produktinformation:
Klickt man dann allerdings auf "Weitere Artikelinfos", steht dort:Ja was denn nun?! Mit oder ohne Dekoration/Verzierung des Knochengriffs? Auf den Bildern des Produkts sind zwar Verzierungen erkennbar, aber das muss aus Kundensicht nicht viel heißen, wenn der Informationstext dem widerspricht. Und um die Verwirrung noch zu erhöhen, heißt es wenige Zeilen darunter:
Auf einmal ist er also doch wieder dekoriert, dieser doofe Messergriff??? In der Realität war er es dann tatsächlich; mehr dazu unten in der Produktrezension.Die Produkte
1. Öllampe 😊
Ein wirklich wunderschönes handgefertigtes Replikat. Der Shop hat eine große Auswahl an solchen Lampen mit verschiedenen Motiven und Bauformen. So eine Öllampe kann man mit allen möglichen Brennstoffen befeuern - etwa mit dem in der Antike gebräuchlichen Olivenöl oder mit dem bei uns relativ kostengünstigen Sonnenblumenöl.
Bei mir werden sie in der kalten Jahreszeit als Ersatz für Duftkerzen verwendet, indem man das Öl mit entsprechenden Duftstoffen anreichert, die in praktisch jeder Drogerie erhältlich sind. Wer sparen möchte, kann natürlich auch altes Frittieröl verwenden und sein Wohnzimmer geruchsmäßig in ein Fast-Food-Restaurant verwandeln.
Eine kleine Warnung zum Schluss: Man sollte etwas unterstellen, da das im Docht aufsteigende Öl in kleinen Mengen außen an der Lampe runterläuft. Außerdem habe ich schon bei ähnlichen Öllampen in der Vergangenheit festgestellt, dass sie sich, eventuell aufgrund der Porosität der Oberfläche (Kapillareffekt?) im Laufe der Zeit mit einem Ölfilm überziehen. Hier ist das nicht anders. Aber das macht eben das authentische Erlebnis aus.
2. Hackmesser/Wiegemesser 😑
Diese Art Küchenmesser ist für die Römerzeit archäologisch belegt (siehe etwa auf dieser hervorragenden Website unter der Rubrik "Hackmesser"). Es eignet sich nicht nur für das Schneiden von Gemüse und Kräutern (wie ein Wiegemesser verwendbar), sondern aufgrund des Gewichts lassen sich damit auch große Fleischbrocken und Knochen gut zerteilen. Und natürlich kann man das Messer auch hernehmen, um im Notfall brandschatzende Barbaren ins Jenseits zu befördern.
Die Schneide hat eine ganz brauchbare Grundschärfe und musste nur wenig mit einem Schleifstein und einem Lederriemen von mir verbessert werden. Die hölzernen Griffschalen scheint man leider mit Aluminium-Nieten befestigt zu haben; diesen Verdacht habe ich nicht nur wegen ihrem speziellen Glanz, sondern vor allem, weil man mit einem spitzen Stahlgegenstand relativ leicht ihre Oberfläche eindrücken kann. Das ist etwas ärgerlich, denn auf der Website wurde dieses Messer ausdrücklich mit dem Label "Historische Authentizität" beworben. Ich habe das in einer E-Mail an die Shop-Betreiber kritisiert und mittlerweile wurde bei der Beschreibung eine Änderung vorgenommen. Der Mangel ist für mich zwar kein Drama, aber ich werde die Nieten trotzdem ausbohren oder rausschlagen und durch Kupfer- oder Messingnieten ersetzen, zwecks Authentizitätssteigerung.
Auch die dunklen 'Schlackenanhaftungen' auf der Oberfläche der Klinge werde ich mittels Winkelschleifer, Feile und Schleifklötzchen deutlich reduzieren. Mir ist das vorhandene Erscheinungsbild dann doch zu zwanghaft 'rustikal'. Wenn man das Messer wirklich fürs Kochen verwenden möchte, dann muss das ohnehin weg, anderenfalls läuft einem von der Klinge, abhängig vom Schnittgut, mit etwas Pech eine braun-metallene Sauce in das Essen ^^. Ich halte an dieser Stelle aber auch ausdrücklich fest: Aufgrund des günstigen Preises des Messers habe ich kein Problem damit, hier ein bisschen nacharbeiten zu müssen. Völlig anders sieht die Sache beim zweiten Messer aus...
3. Messer mit gekrümmter Klinge 😒
Küchenmesser mit diesen geschwungenen Klingen waren bei uns im keltisch-römischen Bereich sehr weit verbreitet. Während die damaligen Messer natürlich alltagstauglich gewesen sind, so ist es dieses Replikat nicht. Die Klingenoberfläche wurde wie schon beim oben besprochenen Messer nicht geschliffen; OK, geschenkt. Das wäre ich bereit selber zu korrigieren. Viel ärgerlicher ist aber, dass die Klinge gar keine richtige Schneide besitzt, sondern eher das, was man bei Schaukampfwaffen als "Schlagkannte" bezeichnet! Mit dem Ding kann man gar nichts schneiden, höchstens aufgrund des recht ordentlichen Gewichts ein Schnitzel flach klopfen...
Wenn nun der "Römer Shop" das Messer als reines Deko-Objekt vertreiben würde, ok. Allerdings schreibt man in der Produktinfo, dass es sich um ein Gebrauchsmesser für den "echten Einsatz" handelt. Das ist unübersehbar kompletter Unsinn. Was man hier stattdessen erhält ist ein Klingenrohling mit Griff dran. Dafür hätten die Alten Römer den verantwortlichen Schmied in die Arena zum 'Spielen' mit den Löwen geschickt. ^^
Hier müsste über fast die gesamte Klingenlänge auf einer Breite von mindestens einem Zentimeter Material abgetragen werden, um der Klinge eine vernünftige Geometrie zu geben. Und anschließend sollte natürlich eine neue Härtung der Klinge erfolgen, weil man mit dem Schleifen die ursprüngliche Härte in den Randzonen des Stahls abgetragen hätte. Kurz gesagt, die Fehlerbehebung benötigt jede Menge Zeit und Aufwand. Dazu hatte ich hier keine Lust. Das Messer ging daher zurück zum "Römer Shop". Dort meinte man, dass der Mangel überraschend sei, weil bisher habe man mit diesem Produkt keine Probleme gehabt. Was eine ziemlich fragwürdige Behauptung ist, wenn man bedenkt, dass auf der eigenen Website von Kunden genau das kritisiert wird, was auch mir negativ aufgefallen ist (leider sind mir diese Rezensionen beim Bestellen entgangen). Immerhin: Die Reklamation ging recht unkompliziert vonstatten.
Fazit
Grundsätzlich muss man sagen, dass das Angebot an brauchbaren Händlern mit Römer-Living-History-Bedarf im deutschen Sprachraum sehr überschaubar ist. Trotz der oben genannten Kritikpunkte ist deshalb der "Römer Shop" einen Abstecher wert. Geschichtlich Interessierte finden dort viele schöne Dinge - entweder für sich selbst oder als Geschenk für andere Menschen. Gerade handgefertigte Replikate, wie z.B. historische Gläser, Keramikgeschirr usw. machen richtig etwas her (teilweise kenne ich die renommierten Hersteller, auch wenn diese aus nachvollziehbaren Gründen nicht namentlich genannt werden).
Man muss trotzdem genauer hinschauen - siehe etwa das kritisierte Messer mit geschwungener Klinge. Auch ansonsten ist nicht alles Gold was glänzt. Beim Hackmesser muss ja von mir wegen den Nieten und der z.T. ungeschliffenen Klinge nachgebessert werden - so wie vor wenigen Jahren auch schon bei einer Wachsschreibtafel, die ebenfalls beim "Römer Shop" gekauft worden war; doch wie gesagt, das stellt nicht grundsätzlich ein Problem dar, sofern der Aufwand nicht zu groß und der Preis günstig ist.
Die Kommunikation der Shop-Betreiber (automatische E-Mail-Benachrichtigungen bei Bestellung und Reklamation sowie die Reaktion auf Kritik) wirkt professionell und ernsthaft bemüht. Das ist gerade bei solchen Kleinbetrieben im Living-History-Bereich nicht selbstverständlich und deshalb abschließend noch ein Positivpunkt.
Der Hinweis "Nicht für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet" ist dem deutschen Lebensmittelrecht geschuldet. Der Hersteller/Vertreiber müßte den Gegenstand zertifizieren lassen und a) das dauert und b) ist sauteuer. Also Hinweis, dann ist er sicher.
AntwortenLöschenJürgen
Das habe ich vermutet. Sie hätten es freilich genau so wie du hier von Anfang an in den Infotext reinschreiben sollen.
LöschenDie kenne ich. Dort habe ich mir Papyrus und Tinte gekauft. Finde die nicht schlecht, aber oft sind die Waren leider ausverkauft.
AntwortenLöschenW.T.C.