Als leicht verspätetes Weihnachtsgeschenk habe ich vor ein paar Wochen von jemandem wieder einmal einige Replikate antiker römischer Münzen bekommen. Hergestellt wurden sie von HR Replikate in Hohentengen am Hochrhein (BW). Die Qualität der bei diesem Handwerker erhältlichen historischen Replikate (Münzen, Ringe, Gürtelschnallen/Gürtel, Fibeln, Essbesteck usw.) ist meiner Erfahrung nach sehr gut. Gerade was antike Münzreplikate betrifft ist ja unglaublich viel Schrott auf dem Markt unterwegs. Oft sind diese Münzen aus Zinn gegossen und werden anschließend mit einer künstlichen Patina überzogen. Völlig unbrauchbar, das Zeug - besonders für den Einsatz im Living-History-Bereich. Auch Pädagogen, die solche Münzen z.B. im Geschichtsunterricht verwenden wollen, kann ich nur abraten. Look & Feel passen einfach nicht. Hingegen bei den hier vorgestellten Münzen gibt es dieses Problem nicht. Es handelt sich vielmehr um sehr hochwertige Abgüsse von Originalen, unter Verwendung der historisch korrekten Materialien (Messing, Kupfer, Silber). Wahrscheinlich weil diese Kopien so gut sind, versieht sie der Hersteller mit einem kleinen Stempel, sodass sie nicht allzu leicht auf eBay an Laien als Originale verhökert werden können. Apropos "verhökert": Der Preis bei den hier vorgestellten Replikaten bewegt sich je zwischen 8 und 10 Euro. Ich halte das für ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis; vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um Einzelanfertigungen handelt. Entsprechend lange dauert aber auch die Fertigstellung; mit ungefähr zwei bis drei Wochen muss man schon rechnen. Das warten lohnt sich allerdings, denn authentischer geht es kaum, außer man kauft sich Originale, die allerdings wesentlich mehr kosten würden - besonders solche Münzen wie jene, von denen meine Abgüsse erstellt wurden. Besitzen diese doch - wie man indirekt an den Kopien erkennen kann - kaum Abnutzungsspuren und dürften somit bald nach ihrer Prägung unter die Erde gelangt sein. Darüber hinaus war das Bodenmilieu offenbar günstig, denn ansonsten korrodieren Buntmetallmünzen sehr gerne bis zur Unkenntlichkeit zusammen (jedem Archäologen mit Metallsucher-Allergie, der den Erdboden beharrlich als erstklassigen Aufbewahrungsort für archäologische Objekte bezeichnet darf man daher getrost fachliche Inkompetenz oder das Münchhausensyndrom attestieren).
Diese vier Münzen repräsentieren ungefähr den Tageslohn eines einfachen, aber relativ gut verdienenden Arbeiters. Wir bewegen uns bei dieser Einschätzung zeitlich zwischen dem späten 1. Jh. v. Chr. und dem 1. Jahrhundert n. Chr. Da nicht nur heute, sondern schon im Antiken Rom inkompetente Politiker mit ihren Entscheidungen die Inflation haben massiv ausufern lassen, ist es um die Wertigkeit dieser Münztypen im fortschreitenden 2. Jh., vor allem aber ab dem 3. Jh., mitunter deutlich schlechter bestellt.
Das Wertverhältnis der Münzen zueinander ist folgendermaßen: 4 Asses entsprechen einem Sestertius (Sesterz); vier Sestertii entsprechen einem Denarius (Denar). As und Sestertius waren - neben dem Dupondius, dem Semis und dem Quadrans - quasi die Alltagsmünzen der meisten Römer. Der silberne Denarius wurde hingegen eher für größere Anschaffungen verwendet, wenn man nämlich nicht Unmengen an großen (=schweren) Münzen herumschleppen wollte. Und der goldene Aureus, der 25 Denarii entsprach, wird erst recht nur in den wenigsten römischen Geldbörsen zu finden gewesen sein. Es war sozusagen das Geld, mit dem vor allem die aristokratische Oberschicht und Großhändler Finanztransaktionen abwickelten.
⚠ Wie immer gilt bei mir für die Abbildungen: Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle (https://HILTIBOLD.Blogspot.com) wird gebeten.
NERO (37 - 68 n. Chr.)
Der unübersehbar am Essen zu viel Gefallen findende Nero war keine ästhetisch angenehme Erscheinung. Überdies dürfte er einen gewaltigen Dachschaden gehabt haben (oder wie wir hier in Österreich sagen: einen Poscher). So soll er seinen Bruder wie auch seine Mutter Agrippina abgemurkst haben; und auch wenn man besonders Aggripina wohl keine Träne nachweinen muss, so zeigt Neros Biographie doch überdeutlich seinen Hang zum Schlechten. Interessanterweise ließ sich dieser Mensch - anders als seine vier kaiserlichen Vorgänger - aber kaum idealisiert darstellen und wurde damit für einige Zeit zum Trendsetter. Trotz seines eigenen Erscheinungsbilds ist Nero unter Numismatikern besonders für die Schönheit der von ihm in Umlauf gebrachten Sesterzen bekannt. Die nachfolgenden beiden Münzen bezeugen das.
TIBERIUS (42 v. Chr. - 37 n. Chr.)
Tiberius, Adoptivsohn des Augustus, zog sich mit zunehmendem Alter immer mehr aus Rom zurück und überließ das politische Alltagsgeschäft anderen, charakterlich mitunter leider wenig geeigneten Personen. Das führte zu Schauprozessen und etlichen hingerichteten Römern, vor allem aus der Oberschicht. Von antiken Geschichtsschreibern, die genau dieser Oberschicht entstammten, wurde er dafür kritisiert und vielleicht ein wenig zu Unrecht in tendenziell düsteren Farben portraitiert. Allerdings hinterließ Tiberius nach seinem Tod ein bestens durchorganisiertes Staatswesen und prall gefüllte Schatzkammern, in denen sich auch jede Menge Asses wie das unten abgebildete befunden haben.
POMPEIUS (106 - 48 v. Chr.)
Gnaeus Pompeius Magnus soll sich seinen Beinamen "der Große" eigenmächtig selbst gegeben haben. Oder er wurde ihm vom Diktator Sulla verliehen, dem Pompeius im Bürgerkrieg helfend zur Seite sprang - so genau wissen wir das nicht mehr. Allerdings war Pompeius zweifellos einer der größten Feldherren der Antike. Und hätte er ein klein wenig mehr Glück und Skrupellosigkeit besessen, dann wäre aus Caesars Alleinherrschaft, die die Zeit des Kaiserreichs einläutete, wahrscheinlich nichts geworden. Doch so kam es nicht und stattdessen starb Pompeius einen elenden Tod als Flüchtling an der Küste Ägyptens. Seine Söhne setzten den Kampf um die alte Römische Republik noch einige Jahre fort; einer von Ihnen, Sextus Pompeius, ließ Denarii wie diesen im Andenken an seinen Vater prägen. Man beachte die beiden Kultgegenstände neben dem Porträtkopf. Sie wurden von den Mitgliedern des äußerst prestigeträchtigen Priester-Kollegiums der Auguren verwendet, dem sowohl der alte wie auch der junge Pompeius angehörten. Der Krummstab - lituus genannt - wurde viel später von den christlichen Bischöfen als Symbol ihres Amtes übernommen.
Abschließend noch drei interessante Videos in denen es um den antiken Herstellungsprozess des Münzprägens, die verschiedenen Arten kaiserzeitlicher Münzen und um das Erkennen von modernen Fälschungen geht.
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Weitere interessante Themen:
Das ist ein super Tip, lieber Hilti. Ich habe mir den angeschaut, der hat viele klasse Sachen im Angebot. Nur die Shop Seite ist ein bisschen verwirrend.
AntwortenLöschenDas stimmt, der Shop könnte besser aufgebaut sein. Die alte Website hat mir mehr gefallen.
LöschenTolle Geschenksidee.
AntwortenLöschenPompeius ist ja richtig aufgestylt, mit dieser Haarwelle vorne. Sonst kenne ich die Römer aus Cäsars Zeit immer nur mit diesen kurzen, nach vorne gebürsteten Haaren
Lg
Zibis
Einige Forscher meinen, mit dieser Frisur hätte er Alexander den Großen imitiert. Ob Pompeius tatsächlich immer so herumgelaufen ist oder ob sich das auf öffentliche Darstellungen von ihm beschränkt hat ist dabei nicht völlig klar. Ich halte es aber für wahrscheinlich, dass ersters der Fall ist, denn als Politiker will man schließlich vom Wähler wiedererkannt werden.
LöschenI'm 1 Jahrhundert haben die Römer ihre schönsten Münzen geprägt, danach ist es nur noch bergab gegangen. An hellenistische Münzen sind sie aber selbst im 1. Jh. nicht rangekommen
AntwortenLöschenDidi