Vergangene Weihnachten habe ich drei Replikate antiker römischer Münzen geschenkt bekommen, die unten gemeinsam mit zwei bereits in meinem Besitz befindlichen Münzen abgebildet sind. Vier davon wurden aus typischem Messing, also einer Kupfer-Zink-Legierung, hergestellt; die fünfte (rechts oben) ist hingegen besonders kupferlastig, was leicht an ihrer rötlicheren Färbung abzulesen ist.
Buntmetallmünzen wie diese (As, Dupondius und Sesterz) waren das Alltagsgeld im antiken Rom, mit denen der kleine Mann z.B. den Bäcker, den Fleischer, den Fischhändler, die Kräuterfrau, den Gastwirt oder die Prostituierte seiner Wahl bezahlte.
Daneben gab es auch noch Münzen aus Silber - in Form des Denar - und aus Gold - in Form des Aureus (Aurum=Gold) bzw. in der Spätantike in Form des Solidus (von dem sich das Wort "Soldat" ableitet, weil dieser in jenen Tagen, als die Inflation im langsam niedergehenden Reich galoppierte, wohl bevorzugt mit Goldmünzen entlohnt wurde, um sich seiner Loyalität zu sichern - siehe auch der Begriff "Sold").
Obere Reihe:
Buntmetallmünzen wie diese (As, Dupondius und Sesterz) waren das Alltagsgeld im antiken Rom, mit denen der kleine Mann z.B. den Bäcker, den Fleischer, den Fischhändler, die Kräuterfrau, den Gastwirt oder die Prostituierte seiner Wahl bezahlte.
Daneben gab es auch noch Münzen aus Silber - in Form des Denar - und aus Gold - in Form des Aureus (Aurum=Gold) bzw. in der Spätantike in Form des Solidus (von dem sich das Wort "Soldat" ableitet, weil dieser in jenen Tagen, als die Inflation im langsam niedergehenden Reich galoppierte, wohl bevorzugt mit Goldmünzen entlohnt wurde, um sich seiner Loyalität zu sichern - siehe auch der Begriff "Sold").
Obere Reihe:
- Dupondius des Kaisers Nero
- As des Kaisers Tiberius für seinen Vorgänger Augustus
- Sestertius (bzw. Sesterz) des Kaisers Vespasian
- Sestertius des Kaisers Vespasian (auch wenn diese mittlere Ausführung kleiner ist als die beiden anderen Sesterzen, so ist der Wert doch gleich; der Dupondius Neros (links oben) scheint zwar fast den gleichen Durchmesser zu haben, doch der Sesterz ist wesentlich dicker und somit schwerer)
- Sestertius des Kaisers Caius/Gaius Caesar (=Caligula)
Besonders interessant ist die Frage, wie es überhaupt um die Kaufkraft dieser Münzen zur Zeit ihrer Prägung (bzw. der Prägung der Originale) in der frühen Kaiserzeit) bestellt war. Zuerst aber etwas zum Umrechnungswert römischer Münzen zueinander:
- 1 Aureus = 25 Denarii
- 1 Denarius = 4 Sestertii
- 1 Sestertius = 2 Dupondii
- 1 Dupondius = 2 Asses (über das As hinaus gab noch kleinwertigere Münzen, die aber keine so große Bedeutung besaßen)
Hier nun ein paar Beispiele für überlieferte Preise von Waren/Dienstleistungen, die man typischerweise mit dem 'Kleingeld' bzw. den oben abgebildeten Buntmetallmünzen bezahlte:
- Zukost zu Brot und Wein für eine Person in Landgasthaus: 2 Asses
- Einfacher Wein pro Hemina (= 0,273 Liter): 1 As
- Sehr hochwertige Weinsorte/Falerner-Wein pro Hemina: 4 Asses
- Bohnen und Erbsen (vermtl. pro Pfund = 327,45 g): 1 Dupondius (=2 Asses)
- Einfacher Liebesdienste durch Prostituierte: 1 - 16 Assees
- Tageslohn eines Arbeiters in Rom: 3 - 4 Sestertii (=12-16 Asses)
Man sieht an diesen Beispielen: Mit meinen fünf Münzen, die ungefähr dem Tageslohn eines Arbeiters entsprachen, könnte man es sich entweder einen Tag lang so richtig gut gehen lassen oder - was eher der Lebensrealität der meisten Römer entsprach - man kam damit gerade über die Runden; Schließlich mussten neben den Nahrungsmitteln auch Miete, Kleidung, Arzneien usw. bezahlt werden. Wenn man dann auch noch Frau und Kinder hatte, wurde es finanziell erst recht eng. Hieraus wird rasch ersichtlich, warum reiche römische Bürger - allen voran der Kaiser und seien Familie - mit ihren Spenden in Form von Getreide, Öl und Geld für den 'kleinen Mann' nicht zu unterschätzende Einkommensquellen waren. Dementsprechend gelang es großzügigen (verschwenderischen) Kaisern wie Nero, sich beim beim kleinen Mann überaus beliebt zu machen.
Das auffällige Kürzel SC, welches man meist auf der Rückseite kaiserzeitlicher Münzen aus unedlen Metallen bis ca. zum Ende des 3. Jahrhunderts findet, steht für SENATUS CONSULTO - das bedeutet "auf Senatsbeschluss [geprägt]" .
In der Realität war dieses Münzprägerecht Teil jener Fassade, welche die Dignitas (Würde) der Senatoren in dem von Augustus errichteten autokratischen System nach außen hin weiter wahren sollte. Will heißen, der Senat hat sich natürlich davor gehütet, die Prägung einer Münze ohne Rücksprache mit dem Kaiser bzw. seinen Beauftragen zu beschließen. So war letztendlich nicht nur das Prägerecht für Edelmetallmünzen in kaiserlicher Hand, sondern de facto auch jenes für Buntmetallmünzen. Vergleichbar ist das mit dem 'Recht' des Senates, die Statthalter einiger Provinzen des Reichs bestimmen zu dürfen, obwohl im Hintergrund auch hier der jeweils herrschende Kaiser den Ton angab. Im Laufe der Kaiserzeit verzichtete man zunehmend auf dieses Theaterspiel. Jene Kaiser, die diesbezüglich quasi ihrer Zeit voraus waren, wie Caligula, Nero und Domitian, haben nicht zuletzt deshalb eine recht schlechte Presse von zeitgenössischen Autoren aus dem Senatsadel erhalten. Was freilich nicht automatisch bedeutet, dass jede der berichteten Untaten dieser Herrscher erfunden sein muss. So ist es durchaus denkbar, dass Caligula - in Anlehnung an die antike Mythologie oder ägyptische Pharaonen - es mit seinen drei Schwestern getrieben hat, die bildlich (im Stil der "drei Grazien") sowie namentlich auf der Rückseite seines Sesterzen sehr schön verewigt wurden (obiges Bild, rechts unten). Übrigens, der kleine Stempel darüber stammt vom Hersteller des Replikats - damit die Münze nicht am Online-Antikenmarkt als Fälschung landet. Wobei dieser natürlich längst voll mit dergleichen ist, weshalb ich persönlich nur davon abraten kann, als Nicht-Experte dort Münzen zu erwerben; vor allem nicht solche, die in einem besonders guten Zustand sind.
Münzen wurden in der Antike gerne für imperiale Propaganda verwendet, besonders bei den Römern. Schon zur Zeit der Republik gab es entsprechende Tendenzen - in der Kaiserzeit hat man es allerdings auf die Spitze getrieben.
Ein gutes Beispiel dafür sind die recht bekannten IUDAEA-CAPTA-Münzen des Kaisers Vespasian (Bild oben). Es gibt davon unterschiedliche Ausführungen, die Grundaussage ist aber fast immer folgende: Ein siegreicher Soldat steht neben einer trauernden Frau (manchmal auch ein gefesselter Mann); der Soldat symbolisiert dabei das siegreiche Rom / den Kaiser (auf einigen Münzen wurde stattdessen ein Feldzeichen bzw. ein Tropaion/Siegeszeichen verwendet), die Frau plus Palme wiederum stellen sinngemäß die von Vespasian und seinem Sohn Titus unterworfene/zurückeroberte Provinz Judäa bzw. deren Hauptstadt Jerusalem dar (interessant ist übrigens diese moderne Adaption des IUDAEA-CAPTA-Themas auf israelischen Gedenkprägungen).
Ähnliche Münzen gab es auch im Zusammenhang mit anderen Gebietserweiterungen des Römischen Reichs. Der Text lautete dann beispielsweise "GERMANIA CAPTA" (Domitian) oder "PARTHIA CAPTA" (Trajan). Dabei nahm man es mit der Wahrheit nicht immer so genau. Beispielsweise wurde Germanien nie unterworfen, lediglich kleinste Teile davon. Und im Fall von Parthien konnte man die eroberten Teilgebieten dieses alten römischen Erzfeindes nur sehr kurz halten; die Münze verkündete voreilig einen großen Endsieg, der dann nie eintrat. Aber das alles wusste der Ottonormalrömer, der mit diesem Geld im Wirtshaus seinen Eintopf bezahlte, in der Regel nicht.
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Weiterführende Informationen:
Weitere interessante Themen:
Wie viel kostet so eine Replikat-Münze?
AntwortenLöschen:-)
LG Julian
Weiß ich nicht exakt, es war wie gesagt ein Geschenk. Aber pro Stück musst du bei einer guten Qualität wie hier mit ungefähr 8-10 Euro rechnen.
LöschenDanke, das ist ja noch recht moderat! LG Julian
LöschenHiltibold, ich schließe mich deiner Warnung vor dem Kauf von vermeintlichen Originalmünzen an. Das Ausmaß der gehandelten Fälschungen im Netz ist enorm. Grundsätzlich kann ich aus meiner beruflichen Erfahrung mit dem Thema sagen, dass vor allem in der Kategorie der seltenen, also wertvollen Münzen, die Fälschungen deutlich über 50 % ausmachen. Viele dieser Münzen sind so gut gemacht, dass selbst Experten sie nicht auf den ersten Blick richtig identifizieren können. Mir ist ein Fall bekannt, der schon ein paar Jahre zurückliegt, da wurden in einer privaten Sammlung von 204 antiken griechischen und römischen Silbermünzen bei genauerer Untersuchung 119 Fälschungen entdeckt. Der Besitzer wollte das Ergebnis verheimlichen und seine gesamte Sammlung still und leise abstoßen.
AntwortenLöschenRobert