Dienstag, 28. Mai 2024

🤠 Wer hat das Lasso erfunden? - Ein Beispiel für die ätzende Unzuverlässigkeit der Google-KI.

Wer hat das Lasso erfunden? Und seit wann gibt es diese nützliche Seilschlinge, die aufgrund des "Western"-Genres einem breiten Publikum ein Begriff wurde? Die Suchmaschine Google spuckt auf die entsprechende Frage folgende Antwort aus:


Die deutsche Wikipedia wiederum behauptet das genaue Gegenteil:

Zu seinem Zweck als Rinder- oder Pferde-Fanggerät – meist für Reiter – wurde das Lasso erstmals in Europa und Asien verwendet. Die Spanier brachten es vermutlich nach Amerika. 

In der englischen Wikipedia greift man dann auch noch auf ältere Quellen zurück und verweist auf eine Darstellung des Pharaos Sethos I. aus dem dem 13. Jh. v. Chr. Auch der antike Geschichtsschreiber Herodot wird als Quelle genannt. Laut ihm verwendete der iranische Stamm der Sagartier ebenfalls eine Art Lasso.

Mein jüngstes Interesse an der Geschichte des Lassos hatte übrigens einen ganz einfachen Grund: Mir kam nämlich im antiken Werk "Geschichte des Judäischen Krieges", das Ende des 1. Jahrhunderts vom romanisierten Juden Flavius Josephus verfasst wurde, folgendes unter. 

4. Das Volk der Alanen, ein Skythenstamm, der, wie ich schon früher erwähnte, in der Gegend des Tanais und des Mäotischen Sees wohnte, plante um diese Zeit einen Raubzug nach Medien und noch weiter zu unternehmen und unterhandelte deshalb mit dem König der Hyrkaner; denn dieser ist Herr des Passes, den König Alexander mit eisernen Toren verschlossen hatte. Als der Hyrkanerkönig ihnen den Durchzug gestattete, fielen sie in zahlreichen Horden über die nichtsahnenden Meder her und plünderten das stark bevölkerte, an Nutzvieh aller Art reiche Land völlig aus, ohne daß jemand ihnen Widerstand zu leisten wagte. Der Herrscher des Landes, Pakoros, floh entsetzt in unzugängliche Gebiete und gab ihnen alles preis; nur mit Mühe gelang es ihm, durch Zahlung von hundert Talenten seine Gattin und seine Nebenfrauen, die in Gefangenschaft geraten waren, loszukaufen. Die Alanen setzten ohne Schwierigkeit und ohne auf Widerstand zu stoßen ihren Raubzug fort und drangen, alles verwüstend, bis nach Armenien vor. Tiridates, der dortige König, rückte ihnen entgegen und lieferte ihnen ein Treffen, wäre aber beinahe lebendig gefangen worden. Ein Gegner hatte aus der Ferne eine Schlinge über ihn geworfen und würde ihn fortgeschleppt haben, wenn es dem König nicht gelungen wäre, den Strick noch rechtzeitig mit dem Schwert zu zerhauen und sich auf diese Weise zu retten. Durch den Kampf noch wilder geworden, verheerten die Alanen das ganze Land und kehrten dann mit einer Menge Gefangener und der Beute, die sie in beiden Königreichen zusammengeraubt hatten, wieder in ihr Land zurück.
Flavius Josephus | Geschichte des Judäischen Krieges 7,7,4 | Übers.: Heinrich Clementz | Reclam, 2008

Die Alanen waren ein berühmtes Reitervolk, entsprechend nützlich wird für sie diese Seilschlinge gewesen sein. Dass mir nun aber Google weismachen möchte, die Indianer ("amerikanische Ureinwohner"), wären die Erfinder, kann man nur als kurios bezeichnen. Denn das Pferd, welches den Einsatz eines Lassos überhaupt erst sinnvoll machte, gelangte mit Kolumbus nach Amerika. Also vor rund 500 Jahren, während hingegen Alanen, Ägypter und Sagartier schon wesentlich früher mit Pferd und Lasso unterwegs waren.

Das Problem mit Googles KI - die ja längst auch in die normale Suchmaschinenfunktion integriert wurde - ist, dass sie ein immenses ideologisches Bias aufweist. Der Nutzer wird hier mit dermaßen haarsträubendem Infomüll konfrontiert, dass im Vergleich dazu selbst die ebenfalls nicht ideologiefreie Wikipedia in geradezu gleißend hellem Licht erstrahlt. Bei Google kann man es schlicht nicht lassen, sogenannte "Minderheiten" bei jeder sich bietenden Gelegenheit hochzupumpen und z.B. hinsichtlich ihrer historischen Bedeutung zu überhöhen. Kein Wunder also, dass Indianer schwuppdiwupp zu den Erfindern des Lassos erklärt werden. Und wenn man wissen möchte, welche Hautfarbe die (natürlich hellhäutige) Makedonierin Kleopatra hatte, dann bekommt man das folgende Ergebnis vorgesetzt, dessen zugrundeliegendes Ideologie-Bias sich nicht nur im Text, sondern auch hinsichtlich der Bebilderung manifestiert. Will heißen, Bild- und Wortwahl sind gleichermaßen bewusst manipulativ angelegt. 

Bildzitat | Quelle: Google.de

Macht man sich diese intellektuell hochgradig unseriöse Argumentation zu eigen, dann könnte man auch behaupten, Scipio Africanus oder der in Nordafrika residierende Vandalen-König Geiserich seien möglicherweise Schwarzafrikaner gewesen. Wer, wie die Google-KI (bzw. Ihre Programmierer), aufgrund selektiver Quellenauswahl schlicht jeden relevanten historischen Kontext ignoriert, der kann in der Tat zu solchen Ergebnissen gelangen. Unwissenschaftlicher geht es freilich nicht. Und nicht nur Googles KI operiert auf diesem unterirdischen Level, sondern auch viele Konkurrenzprodukte. Im Angesicht dessen von "künstlicher INTELLIGENZ" zu sprechen, spottet jeder Beschreibung. Vielmehr handelt es sich dabei zu nicht unerheblichen Teilen um einen brachial geführten Ideologie- und Informationskrieg gegen wissenschaftliche Grundsätze und Fakten. Die Akteure sind weltanschaulich ein weitestgehend homogener Block. Man könnte geradezu von einem gesellschaftspolitischen circle jerk sprechen, der "Diversität" nur in Form von äußerlichen Erscheinungsmerkmalen zu schätzen weiß, ansonsten aber auf Konformität setzt. Diese Personen besitzen ganz offensichtlich keinerlei Skrupel, die Macht, welche ihre berufliche Tätigkeit mit sich bringt, bis zum Exzess zu missbrauchen. Die Menschheitsgeschichte ist dabei nur ein Kriegsschauplatz von vielen.



4 Kommentare:

  1. Leider liefert Google schon lange keine guten Suchergebnisse mehr. Es wird auch bei der normalen Suche zu praktisch jedem kontroversiellen Thema nicht mehr streng nach Beliebtheit der Suchergebnisse sortiert, sondern nach ideologischen Vorlieben der Google-Betreiber. Ein gutes Beispiel ist der Klimawandel. Google versteckt sogar die Kritik von Nobelpreisträgern an der Klimahysterie weit hinten in den Suchergebnissen.

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    1. Nicht nur Ideologie, sondern auch finanzielle Eigeninteressen von Google spielen bei der Suchreihung eine Rolle. Hinzu kommt, dass der Algorithmus auch mittels SEO von Seitenbetreibern manipuliert werden kann. KI-Werkzeuge helfen dabei mittlerweile enorm. Diese drei Faktoren ruinieren die Google--Suchfunktion deshalb nach und nach komplett.

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  2. Hier noch was zu google:
    https://www.heise.de/news/Versehentlicher-Blick-hinter-die-Kulisse-Leak-zur-Suche-laut-Google-authentisch-9742017.html?wt_mc=nl.red.ho.ho-nl-newsticker.2024-05-31.link.link

    Jürgen

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    1. Danke, interessante Sache. Eigentlich müssten Suchmaschinenanbieter von Haus aus dazu verpflichtet werden, genau offenzulegen, wie sie die Reihung der Ergebnisse vornehmen. Alles andere als das Kriterium Beliebtheit ist schlicht unlauter und manipulativ.

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