Welt.de berichtet ausführlich von einem Ende Jänner erscheinenden Buch, das recht interessant zu sein versprich; der Titel lautet: "Wurde Amerika in der Antike entdeckt?" Der Buchautor geht darin der Frage nach, ob vor den Wikingern nicht bereits die Phönizier und Kelten den amerikanischen Kontinent besucht haben könnten. Nicht, dass er der Erste ist, der diese These aufstellt, aber er scheint sich dem Thema sehr ausführlich gewidmet zu haben. Hier geht es zum Artikel: Klick mich
Ich fand die Behauptung, die Rahsegler der Antike hätten gar nicht gegen den Wind kreuzen können, und wären somit nicht imstande gewesen den Atlantik zu überqueren, schon immer etwas seltsam. Das was wir über das Rigg damaliger Seefahrzeuge wissen, beruht ja in erster Linie auf zeitgenössischen Darstellungen. Und bei Neptun, wenn Landratten Schiffe darstellen, dann schleichen sich häufig gravierende Fehler ein! Selbst die großartigen Marinemaler des 17. Jahrhunderts, haben sich in der Hinsicht manch einen Schnitzer erlaubt. Segel wurden z.B. oft viel zu bauchig dargestellt.
Es ist also durchaus denkbar, dass antike Schiffe die Fähigkeit besaßen gegen den Wind zu kreuzen. Man brauchte dazu nicht unbedingt Stagsegel, oder Lateinersegel wie sie die Karavellen des Kolumbus besaßen. Und man darf nicht vergessen, auch die Wikinger gelangten mit einer vergleichsweise primitiven Besegelung, und aufgrund günstiger Meeresströmungen, nach Amerika und wieder zurück. Warum also sollte das rund 1000 Jahre früher nicht auch schon möglich gewesen sein?
Der Artikel ist typische Sensationsmache. Dass eine Atlantiküberfahrt zumindest für die Phönizier (und einige andere antike Seefahrer) technisch möglich gewesen wäre, ist nicht unplausibel und wird eigentlich in der aktuellen Forschung auch nicht mehr bestritten. Was allerdings die Kelten damit zu tun haben, bleibt schleierhaft (ich nehme an, dass der Artikel aus guten Gründen nicht weiter darauf eingeht). Der Platz an Bord ist beschränkt, da nimmt man kaum aus Vergnügen noch ein paar Kelten mit. Zudem ist "keltische" DNA bei einem Indianerstamm als Beweis schlicht Unsinn, da hätten zwei irische Einwanderer im 19 Jh. wohl genügt. Bleibt eine These, die weder so neu noch so sensationell ist, wie der Artikel gerne glauben machen will. Aber Erkenntnisse, die weder neu noch sensationell sind, verkaufen sich eben schlecht...
AntwortenLöschenKlarerweise ist da auch Sensationsmache dabei.
LöschenDie Kelten-DNA soll wohl etwas mit den iberischen Kelten zu tun haben, mit denen die Phönizier/Karthager sich vermischt hatten. Wobei mich diese DNA-Sache sowieso weniger interessiert, sondern eher die konkrete technische Umsetzung der Besegelung. Demnach werde ich mir das Buch vielleicht kaufen... mal sehen.