Donnerstag, 22. August 2013

Die Bajuwaren - Von der Völkerwanderung bis Tassilo III., von Wilhelm Störmer

Bei dem im Verlag C.H. Beck erschienen Büchlein, Die Bajuwaren - von der Völkerwanderung bis Tassilo III., handelt es sich um eine unkomplizierte Einführung in die Anfänge der bayerischen Geschichte. 
Auf 130 Seiten beschäftigt sich der Autor Wilhelm Störmer unter anderem  mit der bis heute nicht völlig geklärten bajuwarischen Stammesbildung, dem Siedlungsraum (zu dem große Teile Österreichs gehörten), dem Volksrecht und dem für Bayerns Schicksal so bedeutsamen Adelsgeschlecht der Agilolfinger.
Weiters gewährt der Autor Einblick in die Interpretation von Ortsnamen und erläutert anhand von einigen Beispielen deren Bedeutung für die Frühmittelalterforschung im Gebiet des alten bayerischen Stammesherzogtums. So finden sich beispielsweise etliche Bezeichnungen, die darauf hindeuten, dass die benachbarten Alamannen ein wichtiges Element im frühen bajuwarischen Stammesgemisch darstellten. Grabfunde wiederum belegen,  dass diese Alamannen - sowie andere Germanengruppen - innerhalb der neu gebildeten Gemeinschaft noch einige Zeit ihre Herkunft betonten und an tradierten Sitten festhielten. Möglicherweise lässt sich sogar die bevorzugte Stellung einiger bajuwarischer Adelsgeschlechter von ihrer Herkunft aus dem alamannischen Raum herleiten.

Da die Texte in einer allgemein verständlichen Sprache verfasst wurden, eignen sie sich sowohl für Studienanfänger, wie auch für interessierte Laien. Wer mehr über das hier behandelte Thema erfahren möchte, wird freilich nicht umhinkommen, umfangreichere Werke heranzuziehen. 
Ein Minuspunkt ist für mich der Umstand, dass man der Alltagskultur des bajuwarischen Volks vergleichsweise wenig Augenmerk geschenkt hat. Sollte jemand speziell daran interessiert sein, dann empfehle ich ihm "Die Baiuvaren: Archäologie und Geschichte", von Brigitte Haas-Gebhard.

Fazit: Ein gut geschriebenes Buch, das seinen Zweck - mit kleinen Abstrichen - erfüllt. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 möglichen Punkten.

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort
Zur Einführung
Donauraum und Alpenland im spätrömischen Reich
Die Entstehung des Baiuwaren-Stammes
 * Die Frage nach Herkunft und Ursprung: späte baiuwarische Stammessage
 * Der Donauraum als Operationsbasis barbarischer Verbände
 * Völker und Volkssplitter, die zu baiuwarischer Stammesbildung beigetragen haben
 * Wer waren die Baiuwaren?
 * Die genealogiae - Zeugen eines Integrationsprozesses germanischer Volksgruppen?
Die Baiuwarisierung des Landes zwischen Donau und Alpen
 * Siedlungen und Ortsnamen als Indizien für die Baiuwarisierung des Landes
 * Fortleben romanischer Bevölkerung in Bayern
 * Das bayerische Stammesrecht - die Lex Baiuvariorum
Herzog und Herzogsgeschlecht
 * Die Aussagen der Lex Baiuvariorum über die Zuständigkeit des Herzogs
 * Die Anfänge des Herzogtums und des Herzogsgeschlechts
 * Garibald, der erste und bekannte Baiuwarenherzog
 * Die Nachfolger Herzog Garibalds
 * Agilolfinger als Herzöge und Könige im Langobardenreich
 * Agilolfinger im westlichen Frankenreich
 * Von der heidnischen Religion der Baiuwaren zur irofränkischen Mission des 7. Jh.
Von Herzog Theodo bis zu Herzog Tassilo III. Die letzten hundert Jahre baiuwarisch-agilolfingischer Herrschaft
 * Herzog Theodo und seine Söhne
 * Herzog Odilo
 * Herzog Tassilo III
Die Strukturen des Herzogtums Bayern während des 8. Jahrhunderts
 * Herrschaftsschwerpunkte und Expansionsgebiete der bayerischen Herzöge
 * Von der kriegerischen Herzogsgefolgschaft zur politischen Führungsschicht
 * Landtag und Synoden im 8. Jahrhundert
 * Bistumsorganisation und Herzogskirche. Bistümer, Klöster, Eigenkirchen
 * Zur Wirtschaftsstruktur der Baiuwaren
Schluss: Sprache und Selbstverständnis der Baiuwaren
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