Freitag, 7. Dezember 2012

Der schrullige Beschluss einer karolingischen Synode

Als im Jahr 744 in der karolingischen Pfalz von Les Estinnes eine Synode zusammentrat, stand ein überaus wichtiges Thema auf der Tagesordnung: Die Durchführung einer Kirchenreform im Nordwesten des Fränkischen Reichs. 
Umso erstaunlicher ist es, mit was man sich daneben noch befasste: Da wurde beispielsweise der im Angesicht eines niesenden Menschen oft getätigte Ausspruch "Gesundheit!" verdammt und verboten! Die Begründung für dieses Verbot war, dass es sich bei "Gesundheit!" um eine typisch heidnische Formel zur Austreibung des Bösen handle (von dem der Erkrankte besessen sei).

Dieser Beschluss war übrigens kein Einzelfall. Ähnliche Maßnahmen gegen heidnische Überbleibsel in den Volkskulturen, finden sich im Laufe des Mittelalters auch noch bei einigen anderen Synoden. In vielen Fällen allerdings erzielte man keine nachhaltige Wirkung; und dies ist wiederum ein weiterer Beweis dafür, dass die totale Kirchenhörigkeit, die man den Menschen des Mittelalters gerne andichtet, eine Chimäre ist (mich erinnert das irgendwie an Erfahrungsberichte, denen zufolge ausgerechnet im islamischen Iran auf dem Land gerne Selbstgebranntes konsumiert wird...).


Weiterführende Literatur: 
Ketzerei im Mittelalter | Malcolm Lambert | Bechtermünz | Infos bei Amazon
Lexikon des Mittelalters | dtv | Infos bei Amazon

3 Kommentare:

  1. Was Synoden so verbieten, ist erstaunlich!Die Frage ist natürlich immer, ob es eine Wirkung hat.

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    1. Also was mir bisher so an mehr oder weniger wirkungslos verpufften Synoden-Beschlüssen unterkam, würde wahrscheinlich ein dickes Buch füllen ;)

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    2. Das glaube ich gern! Sowas finde ich immer sehr spannend.

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