Donnerstag, 25. April 2013

Rom und das Schwert, von Simon James - oder: Der übervorteilte Buchkäufer?

Foto: Hiltibold | (C) Verlag Philipp von Zabern
Im Buch Rom und das Schwert (Verlag Philipp von Zabern) beschreibt der Autor Simon James den Einfluss des Militärs auf die Entwicklung des Römischen Reichs.
Er holt vergleichsweise weit aus und beginnt in jenen Tagen, als Rom noch ein kleiner italischer Stadtstaat war, der sich seinen Platz an der Spitze erst mühsam erkämpfen musste.
Das im Buchtitel erwähnte Schwert hat hierbei nicht nur symbolischen Charakter; im Gegenteil, der Autor unterzieht es im Laufe seiner chronologisch geordneten Ausführungen einer näheren Betrachtung; beginnend beim Vorläufer des berühmten Gladius Hispanensis, dem griechischen xiphos, bis hin zur Spatha der Spätantike. 
Auch die restliche Ausrüstung des römischen Soldaten wird nicht außer Acht gelassen. Wobei erwähnt sei, dass das Buch trotz 50 Schwarzweiß-Abbildungen (meist Zeichnungen) eher textlastig ist.
Wer in erster Linie an aussagekräftigen, farbigen Abbildungen interessiert ist, der greife beispielsweise zu den einschlägigen Heften aus dem Zeughaus-Verlag.

Ich konnte dem Buch etliche Details entnehmen, die mir bisher noch nicht bekannt waren. Zwar hatte ich beispielsweise schon davon gehört, dass Senatsversammlungen, in denen über Krieg debattiert wurde, im Tempel der Bellona (=kriegerische Göttin der Kampfeswut) stattfanden. Allerdings war mir völlig neu, dass man dort auch Abgesandte von Nationen empfing, mit denen Rom noch keine Bündnisse eingegangen war bzw. Verträge abgeschlossen hatte. Der Grund: Sie wurden automatisch als (potentielle) Feinde eingestuft...
Dass sich weiters der Begriff gladius, laut Varro, von clades (im Sinne von Gemetzel) ableiten soll, ist ebenso interessant, wie die Tatsache, dass "gladius" im Alten Rom auch so viel wie "gedungener Killer" bedeutete - vergleichbar mit "hired gun" im Wilden Westen.

Mein Fazit: Ein gelungenes Buch, das bezüglich Entstehung und Niedergang der römischen (Militär-)Macht, viel Erhellendes beinhaltet. Da sich der Autor außerdem einer weitestgehend schnörkellosen Sprache bedient, liest es sich auch sehr angenehm.
5 von 5 Punkten

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Danksagung

Einführung
Schwerter und Soldaten

Vorspiel
Schock und Furcht: Der unerwartete Aufstieg Roms

Kapitel 1
Das römische Schwert wird geschmiedet
Die Republik bis 270 v. Chr.

Kapitel 2
Besessen vom Sieg
Die imperiale Republik (270-30 v. Chr.)

Kapitel 3
"Unsere Wehr, unsere Waffen"
Die frühe Kaiserzeit ( 30 v. Chr.-167 n. Chr.)

Kapitel 4
Tödliche Umarmungen
Die mittlere Kaiserzeit (167-269 n. Chr.)

Kapitel 5
Das Imperium der Soldaten
Die Entstehung des spätantiken Staates (269-376 n. Chr.)

Kapitel 6
Die Schwerter Gottes
Untergang und Verwandlung (376-565 n. Chr.)

Epilog
Rom und das Schwert

Anhang
Chronologie
Anmerkungen
Bibliographie
Bildnachweis
Register

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Eine abschließende Bemerkung: 
Die englische Originalausgabe kostet günstige € 19,90, während die deutsche Variante mit € 29,95 zu Buche schlägt. So weit, so schlecht.
Hinzu kommt, dass sich auf dem von Amazon gelieferten Exemplar nebenstehender Aufkleber befand. WTF(!), dachte ich mir -und es verfestigte sich der Eindruck, hier übervorteilt worden zu sein, schließlich bezahlte ich den vollen "Originalpreis".
Wenig überraschend war es, dass mir die Amazon-Hotline nicht weiterhelfen konnte. Stattdessen redete man sich auf die berüchtigte Buchpreisbindung raus und verwies mich an den Verlag. Bei diesem verspürte man aber offensichtlich keine Lust, auf meine E-Mail-Anfrage zu antworten - was freilich einen eher üblen Nachgeschmack hinterlässt...
Wie auch immer, außer im Rahmen der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, scheint dieses im Januar 2013 erschienen Buch tatsächlich bei sämtlichen Händlern knapp 30 Euro zu kosten. Es bleibt somit die Frage, was dieses gelbe Preisschild zu bedeuten hat ....

Update (08. Mai 2013): Spät aber doch, hat sich der Verlag bei mir gemeldet. Dem Vernehmen nach fiel man sozusagen aus allen Wolken, als man von diesem Aufkleber erfuhr. Man kann sich nicht erklären, wie er aufs Buch kam und meinte, es wäre möglicherweise ein Witzbold im Auslieferungslager dafür verantwortlich gewesen.
Nun, vielleicht war das so...

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Rom und das Schwert bei Amazon
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4 Kommentare:

  1. Danke für diesen Tipp! Ich habe mir das Buch notiert und werde es vermutlich auf Englisch lesen.

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  2. Dieses Buch ist mir bei Amazon schon einmal aufgefallen, allerdings waren mir die beiden Rezensionen dort, obwohl positiv und umfangreich, zu wenig aussagekräftig, stattdessen viel nichtssagendes Blabla.
    Aber ich denke, nun werde ich es mir zulegen :-)
    LG,
    Erwin

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    1. Freut mich, dass ich zur Erhellung beitragen konnte ;)

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