Freitag, 6. September 2013

Der Off-Topic-Freitagabend: Internetforen die den Löffel abgeben und das Kauderwelsch bei Google Play



Seit einiger Zeit registriere ich, dass immer mehr traditionsreiche Internetforen, die sich noch vor wenigen Jahren eines großen Zuspruchs erfreuten, unter einem enormen Publikumsschwund leiden. Wo früher ausgiebig kommentiert und diskutiert wurde, herrscht mittlerweile weitestgehend Schweigen im Walde. Andererseits schießen jedoch Blogs wie Pilze aus dem Boden.
Selbst die Kontrolle über das Veröffentlichte zu behalten, anstatt unter der Fuchtel eines Forenbetreibers zu stehen, scheint mir häufig ein Grund dafür zu sein, dass sich immer mehr Nutzer quasi selbstständig machen. Auch entnehme ich Gesprächen, dass viele Menschen danach trachten, das Feedback, welches durch ihre Texte hervorgerufen wird, ein wenig zu kontrollieren (nach dem Motto, "mein Blog, meine Regeln").
Auch die verstärkte Nutzung des Massenphänomens Facebook führt dazu, dass oft gar nicht mehr die Zeit bleibt, sich intensiv in Foren auszutauschen.
Und noch etwas fällt mir auf: Die orthographische Qualität der Kommentare lässt immer häufiger zu wünschen übrig. Der Grund hierfür ist wohl weniger Unkenntnis, sondern vielmehr der Umstand, dass die Texte mittlerweile gerne per Smartphone getippt werden. Entweder fällt dabei die Großschreibung gänzlich unter den Tisch, oder aber die automatische Rechtschreibkorrektur sorgt für seltsame Wortkonstruktionen. Ich spreche hier übrigens auch aus eigener Erfahrung ;) 
Punkto Haptik ist und bleibt eine althergebrachte Tastatur eben das Maß aller Dinge. Das Herumschmieren auf einer winzigen Glasoberfläche, ist beim Tippen nach wie vor kein vollwertiger Ersatz.

Noch etwas Anschauliches zur Qualität mancher Kommentare: Lese ich mir die App-Bewertungen bei Google Play durch, dann weiß ich nicht so recht, ob ich lachen oder weinen soll; hier ein paar Beispiele: 
"Toll 1. woche geht es, danach nicht mehr alta bitte beheben" 
"alles top..nur durch update idt im vollbild modus keine leiste mehr um vor oder zurück zuspulen/oder wieder kleiner machen..."
"dass neue update ist schlecht fand dass alte besser"
"Schwach immer steht bei mir nich abspiel bar oda so auf jeden behindett!"
"Billigster Dreck . der spackt jede minute"
"Scheise des mit dem neuen update wenn man voll bild macht kann mann vorspulen schlecht gemacht"
Anmerkung: Hierbei handelt es sich um Bewertungen der offiziellen Youtube-Applikation für Android - die, nebenbei bemerkt, auch meiner Ansicht nach "Sch... ist - aber mit scharfem S ;)


5 Kommentare:

  1. Hm... es kommt darauf an, wo man sich herumtreibt. Ich bin seit sieben Jahren Forenbetreiberin und würde nicht sagen, dass bei mir mehr Flaute herrscht als noch vor wenigen Jahren. Im Gegenteil.
    Wenn man mit einem Forum den Nerv trifft, dann boomt das recht schön.
    Foren und Blogs sind nun mal grundsätzlich verschieden, auch in Bezug auf die Kommunikation. Vieles, was auf einem Blog funktioniert, käme in meinen Foren mehr als blöd.
    Andererseits hat man in Foren teilweise völlig andere Interaktionsmöglichkeiten, die ein Blog nicht bietet. Das merke ich besonders beim gemeinsamen Weltenbasteln oder beim Rezensieren von Texten - in Blogs kann ich außerdem nicht einzelne Bereiche für die einen Gruppen auf sichtbar, für die anderen auf unsichtbar stellen. In Foren schon.
    Es sind einfach grundverschiedene Medien für grundverschiedene Dinge.
    Und was Generation Facebook angeht: Die, die sich nur mittels Statusupdates, Seelenstripteasebildern etc. in Szene setzen, nerven in Foren sowieso. Solche User hatte ich schon und die haben den Forenbetrieb eher aufgehalten, weil sie rund um die Uhr bespaßt werden wollten, statt sich selbst konstruktiv und tiefgründig einzubringen.

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    1. Ich habe den Eindruck, es hängt sehr viel von der Moderation ab. Es gibt leider Foren, in denen sich im Laufe der Zeit Seilschaften und Klüngel herausbilden; die gebotene Neutralität der Vermittler/Mediatoren leidet darunter zum Teil gewaltig. Die alten Hasen pinseln sich dann gerne gegenseitig den Bauch, während man Neulingen gegenüber die Forenregeln besonders streng auslegt. Ich habe das selbst schon mehrmals mit Erstaunen beobachtet.

      Apropos "Facebookgeneration" und "Statusupdate"
      www.youtube.com/watch?v=BPnP_zlYU44
      ;)

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    2. Solche Foren kenne ich allerdings auch - bleibe dort aber mittlerweile weg. Man spürt dann die Feindschaft, die einem regelrecht entgegenpustet.
      Ich versuche immer, im Gegenteil Neulingen gegenüber besonders mild zu sein.

      Und das Video trifft es auf den Punkt *g*

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  2. Ja, das kann man durchaus beobachten. Blogs sind für mich DIE Informationsquelle für Spezialinteressen. Erst wenn ich da genug gelesen hab, geh ich in Foren und frage da noch mal das nach, was ich nicht verstanden hab.

    Ich persönlich veröffentliche Befunde unserer Arbeit als Reenactor lieber als Blogeintrag als in einem Forum. Gerade was die Spezialausrichtung meines Hobbies angeht, macht das das Wiederfinden - bilde ich mir ein - irgendwie leichter. Dass in einem Forum jeder einen kurzen Beitrag mit "Danke." oder "Super Sache." oder ähnlichem bedenken muss, macht irgendwie die Übersichtlichkeit der Informationsweitergabe schwierig.

    Es sind eben 2 verschiedene Medien. Das eine - das Forum - ist zum persönlichen Austausch da, da spielt einfach viel soziales rein. Da wird auch viel gefragt und individuell aufeinander eingegangen. Das andere - der Blog - kann auch Austausch ermöglichen, gerade über die Kommentarfunktion (wir zB veröffentlichen alles, was nicht Spam ist, ob positiv oder negativ), über die wertvolle Hinweise nicht nur für den Schreiber sondern auch die Lesenden hinzugefügt werden können. Es ist aber definitiv eher sachlich als einseitig orientiertes informatives Statement gemeint.

    Ich könnte nicht leben ohne beides.
    Facebook ist und bleibt für mich eher ein Newsstream, in dem ich Hinweise auf Neuigkeiten aus beidem poste und lese, sachliche Information erwarte ich mir hier nicht.

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    1. Ich muss gestehen, in Foren bewege ich mich kaum noch. Grund: Das was mich speziell interessiert, wurde meist schon von jemandem erfragt und kann per Google gefunden werden (möglicherweise auch mit ein Grund dafür, warum manche Foren unter Publikumsschwund leiden).
      Ansonsten schaue ich lieber in meine Bücher oder schreibe Fachleute/Museen an (mit der Zeit findet man heraus, wer hilfsbereit ist und wer nicht). Denn manch ein im Brustton der Überzeugung gemachter Forenkommentar, selbst wenn er mit einer Quelle belegt wurde, hat sich im Nachhinein leider als Unsinn bzw. Szenemythos entpuppt.
      Trotzdem haben Foren sicher ihre Berechtigung. Es kommt wohl darauf an, was man sich von ihnen erwartet.

      Facebook geht mir persönlich gar nicht ab. Das mag auch daran liegen, dass ich es noch nie benutzt habe ;)
      Punkto News versorgt mich stattdessen mein RSS-Feedreader und das "Tablett".

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