Sonntag, 3. Mai 2015

Antiker Spaß: Die missgestalteten Söhne des Lucius Mallius


Lucius Mallius - er lebte im 3./2. Jahrhunderts v. Chr. - war angeblich der beste römische Maler. Als er eines schönen Tages seinen Freund Servilius Geminus zum Essen bei sich eingeladen hatte, meinte dieser mit Blick auf die Söhne des Hausherren scherzhaft, dass es ihn überrascht, wie ausgerechnet jemand, der so schöne Bilder malt, zwei dermaßen missgestaltete Kinder zeugen konnte.
Mallius antwortete schlagfertig mit einem Wortspiel: "Kein Wunder, malen (pingere) tue ich bei hellem Tageslicht, (er)zeugen (fingere) hingegen in dunkler Nacht! 
:)

Die früheste Überlieferung dieser Anekdote findet sich beim spätantiken Philosophen Macrobius Ambrosius Theodosius bzw. in dessen Werk Saturnalia (2, 2, 10).
Da sich diese Schrift im späten Mittelalter und der Renaissance großer Beliebtheit erfreute, ist es nicht verwunderlich, dass etliche Autoren (z.B. Leonardo da Vinci) die Erzählung von Mallius und seinen Söhnen in zum Teil leicht abgewandelter Form wiederverwendeten. 

Ich frage mich allerdings, ob es sich ursprünglich wirklich um eine wahre Begebenheit handelte oder ob Macrobius hier nicht einfach eine ältere Geschichte umgedichtet hat. Denn vom 500 Jahre früher lebenden Dichter Gaius Lucilius (Griechische Anthologie 11. 215) stammt eine Erzählung, der zufolge ein griechischer Maler namens Eutychus aufgrund mangelnder Fähigkeiten nicht in der Lage war ein Portrait anzufertigen, das dem jeweiligen menschlichen Vorbild tatsächlich ähnelt. Es sei Eutychus ja nicht einmal gelungen, dafür zu sorgen, dass seine 20 Söhne ihm selbst ähnlich sehen. Soll wohl heißen, er war nicht der leibliche Vater dieser Kinderschar :)

Doch ob nun abgekupfert oder nicht, man sieht an diesen Beispielen wieder einmal sehr gut, der antike Mensch besaß einigen Sinn für Humor!


Weiterführende Literatur: 
Karl Wilhelm Weeber | Humor in der Antike | Reclam | 2006 | Meine RezensionInfos bei Amazon


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