Mittwoch, 11. November 2015

Der ungnädige Marix-Fresser bei Amazon -- Reenactment-Event in Meßkirch --

Der ungnädige Marix-Fresser bei Amazon

Das Verhältnis von negativen zu positiven Bewertungen dieses Amazon-Rezensenten ist meiner Ansicht nach bemerkenswert: Klick mich

Vor allem auf den Marix-Verlag wird da kräftig hingehauen. Zugegeben, deren Neuauflagen historischer Werke waren in der Vergangenheit teilweise "zum Krenreiben" - wie es hierzulande so schön heißt. Jedoch nahm man sich die entsprechende Kritik allem Anschein nach zu Herzen, denn in den letzten Jahren dürfte die Praxis weitestgehend aufgegeben worden sein, Uralt-Übersetzungen aus dem 19. Jh. 1:1 zu recyceln und im Zuge des Einscannens auch noch etliche Fehler zu produzieren. 
Stattdessen wird entweder vollkommen neu übersetzt oder man überarbeitet ältere Texte sorgfältig, sodass sie für heutige Leser keine sprachliche Zumutung mehr darstellen; als Positiv-Beispiele seien hier Die Gotengeschichte von Jordanes (2012) sowie Das Römische Eigenheim von Faventinus (2015) genannt - die ich beide selbst gelesen habe und bei denen es nichts Nennenswertes zu beanstanden gab. Die Gotengeschichte wurde überdies geradezu vorbildlich mit unzähligen informativen Fußnoten versehen.

Zurück zum kritischen Amazon-Rezensenten: Das Konto dieses Herren wurde wohl erst im März 2015 eröffnet (zumindest tat sich davor rein gar nichts) und trotzdem schaffte er es bis dato 52 meist negative Rezensionen zu produzieren - fast ausschließlich zu Büchern. Eine beachtliche Leistung, die ein gerüttelt Maß an Freizeit voraussetzt - anderenfalls wäre es ihm kaum möglich gewesen, innerhalb von neun Monaten dermaßen viel zu lesen. Interessanterweise handelt es sich dabei jedoch um keine bestätigten Käufe.
Hier wird doch wohl nicht ein Philosophiestudenten im 22 Semester am Werk sein, der in irgend einer Uni-Bibliothek beschäftigt ist und die Zeit totschlägt, indem er eine ätzende Buchbesprechung nach der anderen verfasst? 
Faszinierend ist weiters die scheinbare Merkbefreiung des Rezensenten, da er trotz zig negativer Erfahrungen immer und immer wieder Bücher des von ihm mit Sarkasmus und Schmähungen überschütteten Marix-Verlags kauft/liest...  Oder steckt hier vielleicht mehr dahinter?


Reenactment-Event in Meßkirch

Kürzlich fand in Meßkirch ein aufwändiges Römer-Reenactment statt. Wie üblich war die Ausstattung der beteiligten Darsteller erstklassig! ;) Klick mich

Interessanterweise ist der Bettler der Martinssage in Meßkirch eine Bettlerin... Wo soll das enden? Vielleicht bei Passionsspiele, in denen ein weiblicher Jebus am elektrischen Stuhl seinen Geist aufgibt?
Nun, zumindest dürfte jetzt klar sein, warum Herr Geurten mit seinem ahistorischen Zirkus ausgerechnet in diesem speziellen Ort Aufnahme fand :)


14 Kommentare:

  1. Passionsspiele, inszeniert vom Campus Galli, das wäre doch was! In den Hauptrollen u.a. Bert Geurten als missverstandener Jesus und Andreas Sturm als Kaiaphas, fanatischer Hoher Priester der Authentizität.

    Bei der Eigenwahrnehmung der CG-Truppe käme bestimmt irgend etwas in der Art dabei raus. ;-)

    Grüßle,
    Maria

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    1. Und wen darf ich spielen? Den Legionär, der Geurten,.. pardon, der Jesus (verbal) geißelt? ;)

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    2. Hallo Hiltibold,

      zunächst einmal möchte ich dir zu deinem Blog gratulieren. Dein Blog ist für mich nicht wegzudenken und eine eigentlich profunde Institution geworden.

      Warum sollte aber nicht auch einmal eine Bettlerin zu St. Martin auftreten dürfen. Wo ist da die Verbindung zum Gampus Galli?

      Den Umstand aus einem Bettler hier aktuell eine Bettlerin gemacht zu haben, sehe ich nicht als Untergang von St. Martin.
      Und wenn selbst die römisch katholische Kirche mittlerweile weibliche Ministranten aufweist, sollte der Blick hier nicht zu hart ausfallen.
      So ist doch St. Martin in Meßkirch nicht als eine authentische Vorstellung zu sehen, sowie die Bürger und Bürgerinnen von Meßkirch nicht ausschließlich als empfänglich für Campus Galli gesehen werden sollten.

      Mit freundlichen Grüßen

      Ute

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    3. Ach Leute, solange auf dem Campus ein Drechsler mit Rastalocken, ein selbsternannter Mönch mit dem Reichsapfel der Reichskleinodien, das Phantasiekostüm der Ausbilderin nicht zu vergessen, sowie andere etwas missglückte Kostüme zu sehen sind,kommt es doch auf einen weiblichen Bettler nicht an. Liegt wahrscheinlich an der Meßkirchner Luft. War es nicht früher so, dass in einer Gauklertruppe JEDER jede Rolle spielte? (Ironie) Ich warte eigentlich nur noch auf den Elefanten - der Fachmann dafür ist ja schon da. Bis dahin muss er eben die Schweine mit Katzenfutter (für jeden sichtbar - Packung aus dem Supermarkt ) füttern. Da hat sogar mein 7jähriger Enkel gelacht...
      Campus Galli - die unendliche Geschichte - Stoff für die nächsten 40 oder sind es schon 90 Jahre? Obwohl Hiltibold als Legionär - hat was ;-)
      Ardere

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    4. @Ute:
      Den Umstand aus einem Bettler hier aktuell eine Bettlerin gemacht zu haben, sehe ich nicht als Untergang von St. Martin.

      Ja eh, solange Martin, der Hauptfigur, keine "Geschlechtsumwandlung" widerfährt. Es war meinerseits übrigens auch eher scherzhaft gemeint; sozusagen ein billiger Vorwand, um ein bisschen über den Campus Galli zu lästern ;)
      Und danke fürs Lob!

      @Ardere:
      Katzenfutter - also Fleisch - für die Schweine? Demzufolge leben die Viecher ja besser als die Menschen des Frühmittelalters :D

      Obwohl Hiltibold als Legionär - hat was ;-)

      Meine römische Ausstattung ist ja leider rein zivil, allerdings könnte ich im Notfall mit meiner Ritter-Tunika den Pontius Pilatus spielen ;)

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    5. @ Hiltibold: Sie schreiben: "Ja eh, solange Martin, der Hauptfigur, keine "Geschlechtsumwandlung" widerfährt."
      Ist in Meßkirch an vergangenen Martinstagen auch schon geschehen!

      Leser

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    6. --- verschoben ---

      In der Vergangenheit war Lena Fischer Martin-Darstellerin:
      http://www.suedkurier.de/storage/pic/xmlios_import/region/linzgau-zollern-alb/messkirch/7693222_1_VC5149IC.jpg?version=1374883709

      Leser

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    7. Nun gut, so etwas ist dann natürlich schon äußerst grenzwertig. Wobei die Frau hier zumindest noch in die Rolle eines Mannes schlüpft. Somit bleibt die Legende zumindest der Form halber aufrecht.
      Es bleibt ein schaler Beigeschmack nach Gender-Gedöns.

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    8. Egal, fortan wird es keine Martinsumzüge mehr, sondern "Laternenfeste" geben: http://www.merkur.de/bayern/lichterfest-statt-martins-umzug-4436950.html

      Leser

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    9. In Wiens Kindergärten wurde sogar der heilige Nikolaus ausgemustert. Vermutlich um die Eltern der buddhistischen und jüdischen Kinder nicht vor den Kopf zu stoßen.

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    10. --- verschoben ---

      Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum den heiligen Martin ein Mädchen spielen muss. Ist es für das Selbstwergefühl junger Frauen heute dermaßen wichtig, sich demonstrativ in bestimmte klar männlich definierte Domänen zu zwängen?

      Laternenfeste, Nikolaus und ähnlich altes Brauchtum langsam aber sicher in Schulen und Kindergärten abzuschaffen, nur weil das ein paar intoleranten Eltern gegen den Strich geht, oder weil die Verantwortlichen sich einbilden in vorauseilendem Gehorsam handeln zu müssen, kommt mMn einer kulturellen Selbstaufgabe gleich. Wenn unsere Gesellschaft die immateriellen Kulturgüter schon dermaßen mit Verachtung straft, dann muss in letzter Konsequenz auch die Frage gestellt werden, wozu wir einen Denkmalschutz unterhalten.

      Liebe Grüße,

      Britta

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    11. Dass immer mehr Frauen als St. Martin auftreten hat einen ganz banalen Grund:
      Es gibt kaum noch Männer die reiten können, und die die es können sind sich zu fein für eine Kostümierung.

      Rainer B.

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    12. @ Rainer B. Zum Teil richtig, aber wenn man ernsthaft bemüht wäre, fände sich auch in Meßkirch ein junger Mann, der sich verkleidet auf ein Pferd setzt. Es würde dabei bestimmt nicht schaden, ein paar Euro mehr in die Kleidung zu investieren, weil das was unsere Darsteller des hl. Martin tragen müssen, sieht aus wie für eine Kinderfasnacht gemacht. Das wäre mir auch peinlich.

      Grüßle,
      Maria

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  2. Die Kritik des Rezensenten scheint mir auch überzogen zu sein. Eventuell hegt er einen persönlichen Groll.
    Amazon möchte aber angeblich verstärkt gegen unseriöse Rezensionen vorgehen, war vor ein paar Wochen in Medien nachzulesen.

    Liebe Grüße,

    Britta

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