Dienstag, 14. Mai 2024

⚕️ Eine bemerkenswerte Vorhersage: War die Existenz von Viren und Bakterien schon in der Antike bekannt?


Es waren Forscherpioniere wie Robert Koch, Louis Pasteur sowie Dimitri Ivanowski, die im 19. Jahrhundert nicht nur Bakterien und Viren entdeckten, sondern sie auch als Erreger von Krankheiten identifizierten. Unverzichtbar war dabei für diese Wissenschaftler das moderne Mikroskop, welches wahrscheinlich im späten 16. Jahrhundert erfunden wurde. Allerdings war der optische Vergrößerungseffekt, den Linsen hervorrufen können, den Menschen schon lange vorher bekannt. Ist er doch selbst bei Wassertropfen beobachtbar. Freilich, damit virologische bzw. bakteriologische Forschung zu betreiben ist nicht möglich.
Dieser Umstand hielt allerdings schon vor Jahrtausenden Mediziner und Philosophen nicht davon ab, entsprechende wissenschaftliche Thesen aufzustellen, die sich im Nachhinein als erstaunlich zutreffend erwiesen haben. Beispielsweise meinte Aulus Cornelius Celsus um die Zeitenwende, es komme häufig vor "dass Krankheiten in unseren Körper eindringen" (Celsus | De medicina, Prooemium 1-3 | in Celsus und die Antike Wissenschaft | De Gruyter, 2019). Vielleicht noch klarsichtiger hört es sich beim im 1. Jh. v. Chr. lebenden Marcus Terentius Varro an: 

Man muss auch darauf achten, ob es da womöglich ein paar sumpfige Stellen gibt, und zwar deshalb, weil dort manche Tierchen leben, die man mit den Augen nicht verfolgen kann, die aber mit der Luft durch den Mund und die Nase in den Körper gelangen und zu schweren Krankheiten führen...
Varro | Re Rustica 1,12 | in Celsus und die Antike Wissenschaft | De Gruyter, 2019

Etwa Moskitos, die damals schon Malaria übertrugen, waren damit sicher nicht gemeint - konnten sie doch leicht gesehen werden und waren darüber hinaus noch nicht als Krankheitsüberträger identifiziert worden. Auch andere kleine, aber doch noch erkennbare Insekten können wohl ausgeschlossen werden. Nein, Varro beschreibt hier eindeutig die mutmaßliche Existenz von quasi unsichtbaren Erregern, die wir heute als Bakterien und Viren bezeichnen würden. Der Autor wendet sich damit vom Volksglauben ab, Dämonen oder Götter würden die Menschen mit Krankheiten heimsuchen. 

Es ist übrigens durchaus vorstellbar, dass die bereits damals angenommene Existenz solcher nicht mehr mit dem freien Auge erkennbarer "Tierchen" auf Beobachtungen des Linseneffekts beruhte, den, wie oben schon erwähnt, Wassertropfen verursachen. Damit wird man zwar keine Viren und Bakterien gesehen haben, aber doch Lebewesen, deren Anwesenheit einem anderenfalls leicht entgehen können, wie etwa kleinste Wasserflöhe (ich spreche hier aus persönlicher Erfahrung). Hinzu kommt, dass es sowohl schriftliche wie auch archäologische Belege für die Existenz primitiver Linsen aus Edelsteinen, Bergkristall sowie Glas gibt, die bereits in der Antike verwendet wurden. Leider scheint eine technische Weiterentwicklung nicht stattgefunden zu haben. Und falls doch, dann fand das entsprechende Wissen offenbar keine nennenswerte Verbreitung.

An dieser Stelle muss konsequenterweise auch die Frage gestellt werden, ob nicht ebenfalls das u.a. von Leukippos im 5. Jh. v. Chr. postulierte "Atom", als kleinster bzw. nicht weiter teilbarer Bestandteil aller Materie, auf solchen praktischen Erfahrungen beruhte. Schließlich konnte man mittels Linsen erkennen, dass es Strukturen jenseits dessen gab, was das Menschliche Auge normalerweise zu sehen imstande war. Und ja, auch das sogenannte Atom kann natürlich noch weiter zerlegt werden, wie wir heute wissen; hier haben allerdings schlicht und ergreifend moderne Forscher den Begriff vorschnell vergeben; somit ist es nicht die Schuld der antiken Denker 😉. Denen man aber vorwerfen kann, dass sie zu oft lieber theoretisierten, anstatt es mit Empire zu versuchen. Doch wie die beiden obigen Beispiele mit dem Atom und vor allem den Krankheitserregern nahelegen, stand natürlich auch am Beginn vieler Theorien eine ganz banale Beobachtung.

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