Freitag, 4. Oktober 2024

🎧 Hörbares: Mode in der Steinzeit -- Religionen sind erst im Mittelalter entstanden (?!?) -- Harald Mellers steile These vom Krieg -- Die Ureinwohner auf Rapa Nui -- usw.


 Von wegen Lendenschurz – Mode in der Steinzeit | Spieldauer 7 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Karin Grömer kennt sich mit alten Klamotten aus. Von der habe ich schon viel Nützliches gelesen. Siehe auch die PDF-Rubrik des Blogs (einfach im Browser die Seite nach ihrem Namen durchsuchen). "Kleidung dient ja auch heute noch als nonverbales Kommunikationsmittel. Das heißt, man teilt einander Botschaften mit, mit dem was man an hat [...]. " Genau. Z.B. Frauen, die immer noch diese langen gefütterten Wintermäntel aus Polyester mit quergesteppten, speckrollenartigen Wülsten tragen, signalisieren, dass es ihnen nichts ausmacht, dadurch fettleibig und unattraktiv auszusehen. Selbiges gilt für Männer, die ihre Storchenbeine zusätzlich mit besonders enganliegenden Hosen betonen...

 Historikerin Dorothea Weltecke: Religionen sind erst im Mittelalter entstanden | Spieldauer 19 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Kompletter Unsinn. Quasi Clickbait (Buybait). Da wird lustlos an der Definition des Begriffs Religion herumgedeutelt, nur um eine reißerische Überschrift produzieren zu können. Haben die Autorin und der Verlag C.H. Beck das dermaßen nötig? 

 Warum Krieg nicht unser Schicksal ist | Spieldauer 8 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Noch mehr Käse. Harald Meller behauptet hier bzw. in seinem neuen Buch, dass der Krieg eine Erfindung der Jungsteinzeit gewesen wäre, also eng an die Sesshaftwerdung des Menschen geknüpft sei. Der gute Mann sollte einmal im Rahmen eines ethnografischen Vergleichs nach Nordamerika blicken; dort haben sich die als Jäger und Sammler umherziehenden Indianerstämme immer und immer wieder gegenseitig wegen Gier nach Land abgemurkst; ganze Stämme wurden dabei ausgelöscht. Was kein Wunder ist, denn nicht nur gutes Ackerland ist begehrenswert, sondern auch jene Landstriche, in denen Wildtierherden bevorzugt grasen. Es gibt nun keine harten Fakten, die ausschließen würden, dass die Nomaden der Alt- und Mittelsteinzeit in ihrem Wesen komplett anders gewesen wären; die Quellenlage ist völlig unzureichend, um Aussagen zu treffen wie sie Harald Meller tätigt.
Nach dem, was man in dieser Sendung hört, riecht Herrn Mellers Argumentation in meinen Augen stark nach Rosinenpickerei, um dann darauf aufbauend ein festgelegtes Narrativ basteln zu können (das gilt auch für die erwähnten Schimpansen/Bonobos). Eine weltanschauliche Motivation kann dabei nicht ausgeschlossen werden. 
Dieses unausgegorene "vor der Jungsteinzeit war alles besser"-Gerede, das seit einigen Jahren in den Kreisen der Ur- und Frühgeschichtler an Popularität gewinnt, beginnt mich zu nerven. Die betreiben schlussendlich reine Kaffeesudleserei (Kaffeesatzleserei, für die Leser aus Deutschland 😉).

 Eleonore von Aquitanien | Spieldauer 44 Minuten | DF | Stream & Info

 Osteoanthropologin Bettina Jungklaus: „Ich lese in Knochen und hole Geschichten wieder hervor“ | Spieldauer 35 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Archäologie: Mallorca ist schon länger besiedelt als gedacht | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info 

 Doch kein selbstverschuldeter Kollaps: Schicksal der Ureinwohner auf Rapa Nui | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download



3 Kommentare:

  1. Seit seinem Buch über die Himmelsscheibe steht fest, dass Harald Meller eine gut geölte Phantasie hat. Aber wahrscheinlich braucht man die als Archäologe auch.

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  2. Vielleicht sollte Herr Meller mal einen Ausflug nach Leipzig machen. Von dort (oder war es aus dem MPI in Jena..?) stammt die Info, dass sich nur das genetische Erbe von Neandertaler-Frauen bis heute erhalten habe. Die N.-Männer seien genetisch nicht nachweisbar.
    Was mir nach demselben Muster von Indogermanen bis IS klingt.

    Und so richtig jungsteinzeitlich scheinen mir die Massengemordeten Nomaden von vor 10.000 Jahren im heutigen Kenia auch nicht zu sein.

    Andererseits hatte H.M. in einer Radiosendung die interessante Beobachtung mitgeteilt, dass sich in Gräberfunden Phasen mit relativer materieller Gleichverteilung und Phasen mit sehr großer Ungleichverteilung zugunsten von Kriegereliten abwechseln.
    Soetwas hätte ich gerne genetisch und kulturell näher beleuchtet, aber das kümmert ja mal wieder keinen...

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    1. Es gibt da die seeeehr umstrittene Theorie, dass die Neandertaler Homo-sapiens-Fresser waren und deshalb vom Homo sapiens ausgelöscht wurden. Eventuell hat man, wenn das auch nur halbwegs stimmen sollte, einige der Neandertalerfrauen als Kriegsbeute behalten, um sich mit ihnen zu vergnügen... Das könnte erklären, warum heute nur die Neandertalerfrauen genetisch nachweisbar sind.
      Vielleicht war aber auch nur die Paarung Neandertaler-Frau und Homo-sapiens-Mann fortpflanzungsfähig, nicht aber umgekehrt? Ich bilde mir ein, irgendetwas in der Art mal gelesen zu haben. Kann mich aber auch täuschen...

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