Mittwoch, 19. März 2014

Videos: Eine archäologische Grabung in der Mainzer Johanniskirche und das Problem mit der mangelhaften Öffentlichkeitsarbeit

Auf dem Portal des SWR finden sich drei kleine Videos, in denen die bisherigen Ergebnisse einer archäologischen Ausgrabung in der Mainzer Johanniskirche dargelegt werden: Klick mich

Mein Senf dazu: Forschung muss dem Steuerzahler immer wieder aufs Neue erklärt und in gewisser Weise auch schmackhaft gemacht werden. Dem Archäologen fällt dies prinzipiell leichter als dem Historiker, da letzterer außer seinen Texten selten etwas Greifbares bzw. Anschauliches vorzuweisen hat. Das Auge "isst" schließlich mit, auch bei der Wissensvermittlung!
Dokumentarische Kurzfilme sollten zumindest bei umfangreicheren Grabungen immer gedreht und der Bevölkerung bzw. den Medien unbürokratisch zugänglich gemacht werden; am besten auf einem eigenen Youtube-Kanal. Das ist mit der heutigen Technik sowohl vom Zeit- wie auch vom Geldaufwand längst kein Problem mehr. Bloß immer bei "Sensationsfunden" eine Pressekonferenz einzuberufen, ansonsten aber den Habitus einer Geheimwissenschaft zu pflegen und überteuerte Jahrbücher zu veröffentlichen, die in Relation zu den potentiell Interessierten kaum jemand liest, ist der falsche Weg. Man braucht sich bei dieser ewig gestrigen Öffentlichkeitsarbeit jedenfalls nicht zu wundern, wenn Mittel und Stellen in ganz Europa Jahr für Jahr zusammengestrichen werden.
Und weil ich gerade so schön in Fahrt bin ;) - eine etwas weniger gespreizte Sprache, siehe den unzweifelhaft bemühten Herrn im Video, wäre sicher auch nicht nachteilig, wenn es darum geht ein möglichst breites Publikum anzusprechen. 

(Danke für den Video-Hinweis!)


6 Kommentare:

  1. Nicht jedem ist's gegeben, frei zu reden ;-)

    Vor allem sollte man in diesem Fall nicht versuchen, lediglich 100 Prozent Zitierfähiges von sich zu geben. Die Suche nach den perfekten Worten mündet anderenfalls in einem ziemlich zähen Sprachfluss, wie man an diesem Beispiel gut sieht

    Dein Kaiser

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    1. "Die Suche nach den perfekten Worten [...] ziemlich zähen Sprachfluss..."

      Wenn kaiserliche Hoheit gestatten:
      Bei universitären Stubenhockern ist das ein häufig zu beobachtendes Phänomen! ;)

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    2. wie wahr, der wunsch sich möglichst gewählt auszudrücken, treibt schon seltsame blüten. langatmige sprechweise, künstlich wirkende pausen, eischübe wie "ähm, äh" usw.
      wenn wissenschaft rhetorisch so vermittelt wird, schläft die eine hälfte der zuhörer ein, die andere ergreift panisch die flucht.
      chris

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    3. Dieses Abwiegen jedes einzelnen Wortes auf einer Goldwaage kann für den Zuhörer in der Tat anstrengend sein. Auch ich schätze deshalb jemanden der redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist weitaus mehr. Aber wir sollten in diesem speziellen Fall auch nicht zu streng sein ;)

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  2. eine zeitgemäße Öffentlichkeitsarbeit wäre sehr wünschenswert! Aber da hapert es an allen Ecken, wenn ich mir die die ausgestellten Stücke im Wiener Naturhistorischen Museum anschaue, verstehe ich warum viele mit dem "alten Gerümpel" das da rum liegt, nichts anfangen können.... Beschriftung, Beleuchtung, Darstellung da fehlt es einfach an allem... oder der Umgang mit Flavia Solva, auch so ein schönes Beispiel wie man das Interesse an unserer Vergangenheit abwürgen kann.... das Römermuseum in Wien ist ja auch so ein herausragendes negatives Beispiel.... aber hauptsache ne große Spielecke für Kinder... Römermuseum in Enns zeigt wie es sein kann! hell, freundlich, umfangreich, viele ausgestellte Stücke inkl. Beschriftung etc...Auch der Archäologiepark Carnuntum ist für mich ein gutes Beispiel wie man Interesse wecken kann! Danke für deinen Blog Hiltibold!! Lg Peter

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    1. Servus,
      etliche Museumsbetreiber würden wahrscheinlich auf diese Kritik antworten: Kein Geld.
      In manchen Fällen trifft das auch sicher zu. Oft sind die Gründe meiner Einschätzung nach allerdings auch einfach nur eine falsche Prioritätensetzung und Ideenlosigkeit.
      Es ist sehr bedauerlich, wie einem der Museumsbesuch auf diese Weise vergällt wird. Und wenn dann auch noch das Fotografieren verboten ist (selbst ohne Blitzlicht), dann ist zumindest bei mir der Ofen endgültig aus; so ein Museum würde ich grundsätzlich nicht besuchen. Da kaufe ich mir mit dem für Anreise und Eintritt ersparten Geld lieber ein schönes Fach- oder Sachbuch.

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