Alle paar Wochen schaue ich auf Heribert Illigs Seite Fanzomzeit.de vorbei. Nicht, dass mich die von ihm und seinen Kollegen gesponnene Theorie vom "erfundenen Mittelalter" zu Begeisterungsstürmen hinreißen würde. Nein, die Nebenprodukte der Fantomzeit-Forschung sind es vielmehr, die ich mitunter nicht uninteressant finde. So stieß ich diesmal auf folgenden Beitrag: Klick mich
Darin erwähnt man unter anderem einen mehrere Monate zurückliegenden Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers (eigentlich sind es mindestens zwei: 1, 2), in dem davon berichtet wird, dass die Stadt Köln den Wikipedia-Eintrag zur heiß umfehdeten Archäologischen Zone von einer Werbeagentur umschreiben bzw. schönen ließ. Etwas, das freilich kein Einzelfall ist. (Ein zusätzliches Ärgernis stellt für mich der Umstand dar, dass besagte Agentur ausgerechnet von Graz aus ihr Unwesen treibt. Das wirkt sich auf den Ruf von Graz als Stadt der Universitäten und Wissenschaft sicher nicht positiv aus!)
Man könnte natürlich sagen, wie es auch kritische Geister in Köln taten, dass hier jemand offensichtlich das "Wikipedia-Prinzip" nicht verstanden hat. Dem halte ich entgegen, dass Stadt und Agentur dieses "Prinzip" bestens verstanden haben, als sie sich daran machten, die öffentliche Meinung über Wikipedia in ihrem Sinne zu beeinflussen. Lobbygruppen, egal ob nun offen oder verdeckt agierend, sind in diesem Online-Lexikon ja längst fest etabliert (Klick mich); die Liste der bisher aufgeflogenen Manipulationen, und dabei handelt es sich freilich nur um die Spitze des Eisberges, fällt schließlich alles andere als kurz aus (einfach mal nach "Wikipedia" + "Manipulation" googeln).
Sei es wie es sei, der Beitrag auf Fanzomzeit.de ist auch ansonsten recht interessant, da die Befunde der Kölner Grabung in vielerlei Hinsicht kritisch und mitunter auch pointiert analysiert werden (die Fantomzeit-Theorie wird dabei glücklicherweise nahezu völlig ausgespart).
Aber auch ansonsten wird das Treiben in Köln mit Skepsis betrachtet. Überspitzt formuliert: Es soll hier ein überteuertes Protzmuseum errichtet werden, um darin in erster Linie für den Durchschnittsbesucher wenig attraktive Keramikscherben und Steine auszustellen. Dass der Projektleiter der ganzen Veranstaltung erst kürzlich gefeuert wurde (keine Angst, er landete weich auf einem Versorgungsposten) rundet das Bild leider nur noch ab.
Aber auch ansonsten wird das Treiben in Köln mit Skepsis betrachtet. Überspitzt formuliert: Es soll hier ein überteuertes Protzmuseum errichtet werden, um darin in erster Linie für den Durchschnittsbesucher wenig attraktive Keramikscherben und Steine auszustellen. Dass der Projektleiter der ganzen Veranstaltung erst kürzlich gefeuert wurde (keine Angst, er landete weich auf einem Versorgungsposten) rundet das Bild leider nur noch ab.
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dass es sich bei den ausstellungsstücken in köln hauptsächlich um "keramimüll" handelt, war mir bisher nicht klar. so ist das geplante museum dann eigentlich weniger ein museum, sondern eher eine art luxuriöses lagerhaus.
AntwortenLöschentypisch, dass man das in den nachrichten und zeitungen (abgesehen vom stadtanzeiger) so nie zu lesen bekommt.
wieso stellt man die wenigen wirklich interessanten funde nicht im römisch-germanischen museum aus, das sich ohnehin in der nähe der ausgrabungsstädte befindet? wieso ein immens teurer neubau, den sich stadt und land doch nur auf pump und zulasten zukünftiger generationen leisten können? fragen über fragen!
C3PO
Theorien zum "Warum" gibt es einige...
Löschenhttp://www.porz-illu.de/?q=search/node/j%C3%BCdisches%20museum
AntwortenLöschenich hab mal eine kleine Artikelsammulung zu dem Thema zusammengestellt, es fing mit "Investoren" an, die angeblich ein jüdisches Museum in Köln errichten wollten, aus Israel. Es gibt die Doktrin, dass in jeder deutschen Großstadt zentral, unausbrennbar solch ein Kasten entstehen muss. Die investoren schrieben einen Wettbewerb aus, entschieden sich für teuerstes, größtes usw. stellten fest, dass sie kein Geld haben ("Investoren") und die Politiker der Stadt (vor allem Grüne und christlich-jüdische) und der LVR Chef (SPD und christlich-jüdisch engagiert) spragen sofort ein und versprachen das "Projekt" wie gewünscht mit Steuergeldern zu realisieren... eine Pharse... leider nur eine von vielen
Anscheinend eine Mischung aus Naivität, Inkompetenz, Kungelei und historisch bedingtem Fremdschäm-Komplex.
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