Dienstag, 11. Juni 2013

Das römische "Amtsblatt"


Da es im antiken Rom so etwas wie Zeitungen nicht gab, wurden Bekanntmachungen, egal ob privater oder amtlicher Natur, gerne auf Hausfassaden gepinselt; in Pompeji haben sich etliche dieser Graffiti erhalten.
Als im Jahr 59 vor Christus Caesar zum ersten Mal Konsul wurde, lenkte er diese Praxis zum Teil in professionellere Bahnen: Er rief, laut Sueton, die acta diurna ins Leben. 
Dabei handelte es sich wahrscheinlich nicht, wie oft fälschlich behauptet wird, um eine Zeitung bzw. ein Amtsblatt im modernen Sinn. Eher ist anzunehmen, dass die neuesten Meldungen und Bekanntmachungen beispielsweise auf eine große, weiß getünchte Tafel geschrieben wurden; also ähnlich den eingangs erwähnten Graffiti.
Da, laut Tacitus, die im Rahmen der acta diurna veröffentlichten Meldungen auch in den Provinzen gelesen wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die Texte von privaten Verlegern abgeschrieben und vervielfältigt wurden. Ob zumindest dies als "Zeitung" durchgeht, sei dahingestellt.
War die acta diurna anfangs wohl noch als weitestgehend neutrales Informationsmedium für die stadtrömische Bevölkerung gedacht (was allerdings nicht ausschließt, dass darüber auch Klatsch und Tratsch verbreitet wurde), so entwickelte sie sich in der Kaiserzeit rasch zu einem Propagandaorgan des jeweils herrschenden Potentaten.

2 Kommentare:

  1. Darüber wusste ich noch nichts. Danke für den Artikel, denn das ist für mich hochspannend, gerade da ich oft über Diktaturen schreibe und immer an alternativen oder instrumentalisierten Medien interessiert bin :)

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